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Verherrlichung der Siege in Syrien und Mesopotamien einen großen Säulensaal in Theben (Karnak). Amenophis III. (1524-1488), welcher den großen Ammonstempel bei Luksor errichtete, ist in der klingenden Statue von Theben dargestellt, welche von den Griechen die Memnonssäule genannt wurde. Nach Amenophis IV., der die Religion reformieren und den ausschließlichen Sonnenkultus einführen wollte, entstanden langwierige Kämpfe zwischen Prätendenten, denen erst Horemheb ein Ende machte.
Besonders glänzend waren die Regierungen Sethos' I. (1439-1388) und Ramses' II. (1388-28) von der 19. Dynastie, welche von den Griechen unter dem Namen Sesostris vereinigt werden. Ersterer drang bis Syrien und Äthiopien vor. Ramses eroberte Phönikien und den größten Teil Syriens und dehnte auch nach Süden die Grenzen [* 2] des Reichs am weitesten, bis 700 km südlich von Syene, aus. Kein König hat so zahlreiche großartige Bauten (besonders das Ramesseum) unternommen und so viele Denkmäler hinterlassen wie Ramses II. Er begann auch den Bau eines Kanals, der den Nil mit dem Roten Meer verbinden sollte; derselbe blieb aber unvollendet. Bei dem Bau desselben und der Städte Pithom und Ramses mußten die Israeliten Frondienste leisten. Dieser Bedrückung wegen wanderten sie unter Ramses' Nachfolger Menephta (1322-1302) aus Ägypten [* 3] aus.
Ramses III., der reiche Rhampsinit des Herodot, machte sieggekrönte Kriegszüge nach Asien, [* 4] überwand die Anwohner des Roten Meers in Seeschlachten und errichtete stattliche Tempel. [* 5] Seine Nachfolger, elf Könige mit dem Namen Ramses (1244-1091), kamen ganz in Abhängigkeit von der Priesteraristokratie. Jetzt erlosch auch Thebens Glanz. Unterägyptische Dynastien aus Tanis, Bubastis und Sais bestiegen den Thron, [* 6] wodurch Memphis wieder zur ersten Residenz des Reichs erhoben ward.
Die Tochter eines Königs dieser Zeit, Psusennes II., führte Salomo von Israel als Gemahlin heim, und zwischen beiden Königen bestand Freundschaft und friedlicher Verkehr. Psusennes' Nachfolger Sisak (Sesonchis) nahm dagegen den flüchtigen Jerobeam auf, überzog 949 Rehabeam mit Krieg und plünderte Jerusalem, [* 7] worauf sich eine Darstellung auf der äußern Südseite des Tempels von Karnak bezieht. Er hielt aber den Verfall des Reichs nicht auf; Ägypten wurde 730 die Beute des äthiopischen Eroberers Sabako, welcher mit seinen beiden Nachfolgern Sevechos und Tirhaka (Tahraka) bis 672 regierte.
Sabako und Tirhaka suchten der Ausbreitung der assyrischen Macht in Syrien entgegenzutreten. Sabako wurde bei Raphia besiegt; Tirhaka brachte aber 701 dem assyrischen König Sanherib in der Schlacht bei Altaku so große Verluste bei, daß derselbe von der Unterwerfung des Reichs Juda Abstand nehmen mußte. Jedoch 672 fiel der assyrische König Assarhaddon nach völliger Unterjochung Syriens in Ägypten ein und stürzte die Herrschaft der äthiopischen Könige. Ein Versuch Tirhakas, Ägypten wiederzuerobern, mißlang.
Ägypten wurde von den Assyrern unter 20 Statthalter verteilt, von denen Necho, Statthalter von Memphis und Sais, der mächtigste war. Dessen Sohn Psammetich I. (655-610) befreite, während der assyrische König Assurbanipal einen Aufstand in Babylonien bekämpfte, mit Hilfe griechischer Söldner aus Kleinasien von der Fremdherrschaft und machte es wieder unabhängig. Da er den fremden Söldnern Ländereien und Vorrechte verlieh, so wanderte ein großer Teil der Kriegerkaste mißvergnügt nach Äthiopien aus.
Bald mehrte sich die griechische Bevölkerung [* 8] im Land, nachdem ihr die Häfen geöffnet worden waren. Necho (610-595) begann von neuem den Bau des Kanals zwischen Nil und Rotem Meer und ließ Afrika [* 9] durch phönikische Seeleute umschiffen. Auch wollte er den Sturz des assyrischen Reichs benutzen, um seine Macht in Syrien auszubreiten. Er landete 609 an der Küste Palästinas, besiegte den König Josias von Juda bei Megiddo, ward aber, weiter ins Innere vordringend, 605 von Nebukadnezar bei Karchemis am Euphrat geschlagen und mußte ganz Syrien räumen.
Sein Enkel Hophra (589-570) unternahm einen Zug nach Palästina, [* 10] um das Reich Juda zu retten, wurde aber ebenfalls besiegt. Als er 571 die ägyptischen Krieger gegen Kyrene schickte und diese geschlagen wurden, empörten sie sich, erhoben Amasis zum König, und dieser besiegte 570 bei Momemphis Hophra, den die Menge erwürgte. König Amasis (570-526) räumte den Griechen die Seestadt Naukratis ein, die bald einer der wichtigsten Handelsplätze wurde. Jetzt öffnete sich endlich Ägypten dem Handelsverkehr, und ungeheure Reichtümer strömten dorthin.
Niemals war der allgemeine Wohlstand in Ägypten größer und die Bevölkerung zahlreicher als gegen das Ende dieser Herrschaft. Die Zahl der Städte stieg unter Amasis auf 20,000. Auch die Kunst blühte wieder, und manche neue Formen kamen auf, wie auch der Stil in den bildlichen Darstellungen ein andrer wurde und namentlich der festgestellte Kanon der Körperproportionen eine wesentliche Änderung erlitt. Aber die Wehrkraft des Reichs erstarkte nicht in gleichem Maß; Amasis versäumte es, der wachsenden persischen Macht rechtzeitig entgegenzutreten. Sein Sohn Psammetich III. (Psammenit) erlag ihr 525 in der Schlacht bei Pelusion. Ägypten wurde persische Provinz.
Ägypten unter der Fremdherrschaft.
Des Kambyses Härte und namentlich die Anfeindung ihrer Religion begründeten den tödlichen Haß der Ägypter gegen die Perser, der sich in stets wiederholten Aufständen entlud. Durch einen solchen gewann das Land 405 seine Unabhängigkeit wieder und stand nun nochmals unter einheimischen Dynastien, bis es 340 zum zweitenmal von den Persern unter Ochos erobert wurde. Im J. 332 vertauschte es die persische Herrschaft mit der Alexanders d. Gr. und blieb bis 305 unter makedonischer Oberhoheit.
Damals nahm der makedonische Statthalter Ptolemäos, des Lagos Sohn, den Königstitel an, und es begann damit die griechische Herrschaft der Ptolemäer (s. d.). Das altägyptische Wesen ging seitdem schnell seinem Verfall entgegen. Vieles von seinem Geistesleben nahm der Hellenismus in sich auf. Alexandria wurde der Mittelpunkt griechischer Gelehrsamkeit, aber auch Hauptsitz eines maßlos gesteigerten Luxus. Unter den Künsten blühte besonders die Baukunst [* 11] fort, und großartige Bauten in Denderah, Theben, Philä etc. zeigen, daß man auch damals noch dem altägyptischen Baustil möglichst treu blieb.
Die Sittenlosigkeit der Herrscherfamilie beschleunigte den Verfall des Staats, und durch Kleopatras Ränke erreichte diese letzte Epoche äußerlicher Unabhängigkeit Ägyptens ihr Ende. Die Schlacht bei Aktion (31 v. Chr.) entschied die Einverleibung Ägyptens in das römische Reich (30 v. Chr.). Augustus behandelte das als »Kornkammer« wichtige Ägypten wie eine Domäne und stellte es unter eine besonders sorgfältige Ausnahmeverwaltung. Noch einige Male während ¶
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der Kaiserzeit versuchten die Ägypter, ihre Unabhängigkeit wiederzuerringen, mußten aber meist hart dafür büßen, besonders als nach Besiegung der Königin Zenobia von Palmyra, die auch Alexandria einige Zeit innegehabt, ein reicher Kaufmann, Firmus, sich zum Herrn des Landes gemacht, von Aurelian aber unterworfen worden war, und wieder, als Diokletian nach Unterdrückung des Usurpators Achilles nur durch grausame Maßregeln die Ägypter beugen und einschüchtern zu können glaubte.
Das Christentum fand schon im 1. Jahrh. unsrer Zeitrechnung in Ägypten Eingang, angeblich durch den Evangelisten Markus, den Stifter des Bistums Alexandria; doch wurde der alte Götterkult nicht sofort verdrängt und z. B. der Isiskult in Philä erst um die Mitte des 6. Jahrh. unter Justinian aufgehoben. In Ägypten kam unter dem Einfluß der Landesnatur das Einsiedler- und Klosterleben durch den heil. Antonius von Theben auf. Auch die christlich-theologische Gelehrsamkeit wurde mit Eifer gepflegt und Alexandria bald ein Hauptschauplatz der über das Verhältnis der göttlichen und menschlichen Natur in Christo sich entspinnenden dogmatischen Kämpfe.
Aber eben in diesen subtilen Streitigkeiten und in der asketischen Übertreibung rieb sich die Kraft [* 13] der sich die rechtgläubige nennenden Partei auf, und es wurde die für ketzerisch erklärte Partei der Monophysiten die überwiegende, welche sich einen eignen Patriarchen wählte, während der vom byzantinischen Hof [* 14] ernannte orthodoxe Patriarch seinen Sitz in Alexandria behielt. Die echt ägyptische (häretische) Kirche nannte sich die koptische (d. h. ägyptische) und verachtete die Orthodoxen als Malchiten oder Kaiserchristen. Durch deren Verfolgungssucht steigerte sich der feindliche Gegensatz zwischen beiden Kirchen so weit, daß die Kopten [* 15] den Mohammedanern zur Eroberung Ägyptens geradezu Vorschub leisteten.
Seit der Teilung des römischen Reichs im J. 395 eine Provinz Ostroms, teilte den Verfall dieses Reichs. Raubzügen von Äthiopien und Arabien aus machtlos preisgegeben, wurde es durch die Perser unter dem Sassaniden Chosroes II. bis an die Südgrenze durchzogen (616). Wenige Jahre nach ihrem erkauften Abzug (641) wurde es von Amru, dem Feldherrn des Kalifen Omar, zu einer Provinz des Reichs der Kalifen gemacht. Mit den Arabern erhielt der Islam bald das Übergewicht über das Christentum.
Jeder Gewaltthat preisgegeben, sank die koptische Bevölkerung in völlige Ohnmacht. Die Statthalter Ägyptens versuchten bald, sich von der Obergewalt der Kalifen zu befreien, so Achmed, mit dem 868 die Dynastie der Tuluniden auf den Thron Ägyptens kam. Nachdem 905 der Kalif von Bagdad sich wieder zum Oberherrn des Landes gemacht, stiftete Abubekr Mohammed, der Ikschide, 935 eine neue Dynastie unabhängiger Herrscher Ägyptens; aber schon 969 eroberte Moez Eddin Allah, der erste fatimidische Kalif, das Land und gründete die Stadt Masr el Kahira (die Siegreiche), das heutige Kairo, [* 16] das er zur Hauptstadt erhob.
Der glanzvollen Herrschaft der Fatimiden in Ägypten wurde 1171 durch den Kurden Saladin ein Ende gemacht, der sich zum Sultan von Ägypten und Syrien aufschwang und als solcher eine neue Dynastie, die der Ejubiden, gründete, unter der das Land sich aus seinem tiefen Verfall etwas hob und namentlich Alexandria eine der blühendsten Städte des Orients wurde, deren Handel sich von Spanien [* 17] bis Indien erstreckte. Die ersten Kalifen hatten das Land an arabische Pflanzer verpachtet, der Ejubide Nedschem Eddin aber verteilte es unter seine aus gekauften Sklaven bestehende Leibwache, die Mamelucken (s. d.), als Lehen, und von diesen wurden die Bewohner des flachen Landes völlig zu Leibeignen herabgedrückt.
Aber dieselbe übermütige Miliz machte auch der Herrschaft der Ejubiden selbst ein Ende; denn als Nedschems Sohn Moadham mit dem gefangenen König Ludwig IX. von Frankreich einen Vertrag abschloß, ohne die Mamelucken dabei zu Rate zu ziehen, ermordeten ihn diese (1250) und erhoben aus ihrer Mitte Moez Ibegh zum Sultan. Mit diesem begann die Herrschaft der mameluckischen Dynastie oder der Bahariden. Unter ihr versank das Land in den traurigsten Zustand; den ungezügelten Begierden einer wilden Prätorianerschar preisgegeben, wurde es überdies durch die Zwistigkeiten der Mameluckenemire, von denen die Sultane abhängig waren, zerrissen.
Kräftigere Herrscher waren Bibars I. (gest. 1277), welcher der um sich greifenden Anarchie Einhalt that und seine Herrschaft über die südlichen Grenzlande sowie über Syrien und einen Teil Arabiens ausdehnte, und Mohammed I. (gest. 1341), welcher durch Begünstigung des Ackerbaus, Verminderung der Abgaben und Anlegung von Kanälen sich um das Land große Verdienste erwarb. Der Übermut der aus Cirkassiern sich ergänzenden Mamelucken stieg aber immer höher, und 1382 gelang es wieder einem ihrer Obern, Barkok Dhaher, sich zum Sultanat emporzuschwingen.
Mit ihm bestieg die zweite mameluckische Dynastie, die cirkassische oder die der Bordschiten, den Thron. Ihre Geschichte bietet eine ununterbrochene Reihe von Empörungen, Gewaltthaten und Greueln aller Art. Sultan Barsebai eroberte Cypern [* 18] 1426, infolgedessen die dortigen Könige zu ägyptischen Statthaltern erniedrigt wurden. Aber im Innern wurde die Zerrüttung immer größer; die Mamelucken setzten Sultane ein und ab und übten den furchtbarsten Druck aus, bis endlich der Osmanensultan Selim I. 1517 das Land eroberte und in eine türkische Provinz verwandelte.
Als solche wurde es zwar von Paschas regiert, blieb aber doch in einer gewissen Unabhängigkeit. Unter dem Pascha bestanden nämlich 14 Mameluckenbeis fort, an deren Zustimmung die Paschas hinsichtlich ihrer Maßregeln gebunden waren, daher diese bald zu willenlosen Werkzeugen der tyrannischen Willkür jener herabsanken. Die Mameluckenbeis befehligten die Miliz, erhoben die reichen Staatseinkünfte und zahlten nur einen Tribut an den Pascha So stand Ägypten, statt unter einem, unter vielen Tyrannen, die fortwährend einander bekämpften und das Land vollständig ruinierten.
Ägypten sank zu völliger Bedeutungslosigkeit herab. 1763 machte sich Ali Bei von der Pforte fast ganz unabhängig und unterwarf einen Teil von Arabien und Syrien. Er wurde von seinem Schwiegersohn Mohammed Abudhabad gestürzt, der sich 1773 von der Pforte als Pascha von Ägypten bestätigen ließ. Nach ihm teilten die Beis Murad und Ibrahim die Herrschaft unter sich und machten sich von der Pforte fast ganz unabhängig. Unter ihnen landete General Bonaparte mit einem französischen Heer 1798 in Ägypten und schlug die Mamelucken bei den Pyramiden (s. Ägyptische Expedition der Franzosen). Bonapartes Plan, sich Ägyptens, dieses Schlüssels zum Orient, zu bemächtigen, schlug zwar fehl; aber die Augen der europäischen Mächte waren wieder auf Ägypten gelenkt und die Schwäche der Türkei [* 19] bloßgelegt. Die Mamelucken suchten, von den Briten, die Alexandria bis März ¶