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Zwei andre, im Altertum berühmte Gewächse Ägyptens, die Lotus- und Papyrusstaude, finden sich nur noch hier und da im Delta. [* 2] Die wilde Flora Ägyptens unterscheidet sich im ganzen wenig von den Floren der übrigen Küstenländer des Mittelmeers. [* 3] Der innerafrikanischen Flora gehören nur die Sykomoren (Acer pseudoplatanus), der Nabk und die Tamarinde (Tamarix orientalis) an. Wälder fehlen dem Land ganz, daher der Mangel an Bau- und Brennholz. Die Vegetation der Oasen wird hauptsächlich durch die Dattelpalme, Dumpalme (Rucifera thebaica ^[richtig: Nucifera thebaica]), mehrere Gummi liefernde Akazien und den Mannastrauch (Tamarix gallica mannifera) charakterisiert.
Die Tierwelt Ägyptens weist zunächst zahlreiche Fisch- und Amphibienarten auf. Der Nil ist sehr reich an Fischen, namentlich Welsen, Karpfenarten, Aalen u. a., welche meist wohlschmeckend sind, aber wenig geschätzt werden; doch findet ausgiebige Fischerei [* 4] am Mensalehsee statt, wo dieselbe von der Regierung gegen 1½ Mill. Frank jährlich verpachtet wird. Unter den Amphibien ist vor allen das Krokodil zu nennen, das aber jetzt nur noch im südlichern Teil des Landes vorkommt; außerdem die Wüsten- und Nileidechsen und das Chamäleon.
Körperteile der Vögel

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Vögel.Von Vögeln treffen sich hier die Zugvögel der nord- und mitteleuropäischen Länder und die Vögel [* 5] der tropischen Zone, namentlich Aasgeier, Wachteln, Wüstenrebhühner und Kraniche. In größter Menge werden noch jetzt, wie im Altertum, Tauben [* 6] (hauptsächlich ihres Düngers wegen) und Hühner [* 7] gehegt, die auch durch künstliche Ausbrütung gezogen werden. Auffallend ist es, daß der Ibis, der im alten Ägypten [* 8] so häufig vorkam und als heiliger Vogel verehrt wurde, jetzt äußerst selten geworden ist, indem er sich ebenfalls weiter nach S. zurückgezogen hat. In größerer Anzahl beleben die Nil- und Meeresufer Flamingos, Reiher und Pelikane.
Schweine

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Schweine.Größere reißende Tiere trifft man wegen des Mangels an Wäldern in A. nur selten an, doch scheinen auch sie in alter Zeit in größerer Anzahl und weiter herab am Nil vorgekommen zu sein als gegenwärtig; wenigstens sind auf den alten Monumenten öfters Jagden, namentlich Löwenjagden, abgebildet. Nur Leoparden, Hyänen, Füchse, Schakale, wilde Schweine, [* 9] Antilopen und Hasen finden sich jetzt noch häufig vor. Unter den Haustieren sind das einhöckerige Kamel, der Büffel, das Pferd [* 10] und der Esel die wichtigsten.
Rind (wilde Rinder, Ha

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Rind.Von den alten Ägyptern wird das Kamel nur sehr selten in den Hieroglyphen erwähnt und erscheint auch auf Denkmälern nicht oft abgebildet. Bei den benachbarten Völkern, namentlich in Palästina, [* 11] wurde es viel gebraucht, besonders auch zu Handelsreisen nach Ägypten. Jetzt ist es im Delta und in Kairo [* 12] häufiger anzutreffen als in Oberägypten. Das Pferd ist, wie wir aus den alten Urkunden wissen, erst um 1800 v. Chr. in Ägypten eingeführt worden, während der Esel bereits ein Jahrtausend früher auf den ältesten Denkmälern vorkommt. Er ist noch jetzt das gewöhnlichste Last- und Reittier und wird in großer Menge gehalten. Auch der Büffel, welcher am besten in den Sumpfgegenden des Delta gedeiht, ist erst in späterer Zeit in Ägypten eingeführt worden; dagegen mögen das Rind, [* 13] jetzt hauptsächlich zum Feldbau verwandt und in Oberägypten anzutreffen, sowie das Schaf, [* 14] die Ziege, das Schwein, [* 15] der Hund und die Katze [* 16] von alters her im Land einheimisch gewesen sein.
Bevölkerung.
Die Bevölkerung des alten Ägypten betrug nach priesterlichen Angaben unter den Pharaonen gegen 7 Mill., welche in mehr als 18,000 Städten und größern Orten wohnten. Herodot gibt zur Zeit der größten Bevölkerung [* 17] unter Amasis 20,000 Städte an. Nach Diodor wurden unter dem ersten Ptolemäer über 30,000 Orte gezählt und ebensoviel noch zur Zeit jenes Berichterstatters. Josephus zählt zu Neros Zeit 7½ Mill. Einw., wobei er die Bevölkerung von Alexandria, die zu Diodors Zeit allein 300,000 betrug, nicht mitrechnet.
Koptisch - Kopulation
![Bild 60.626: Koptisch - Kopulation [unkorrigiert] Bild 60.626: Koptisch - Kopulation [unkorrigiert]](/meyers/thumb/60/60_0626.jpeg)
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Kopten.Die Gesamtzahl der Einwohner betrug 1877 im heutigen eigentlichen Ägypten 5,517,627 (1883: 6,798,230), in den Dependenzen ca. 10,800,000 Seelen. Den Hauptstamm der Bevölkerung des eigentlichen Ägypten machen 3½ Mill. arabische Fellahs aus, denen sich 300,000 Kopten, [* 18] 600,000 Beduinen, 100,000 Türken, 70,000 Europäer u. a. anschließen. Diese Bevölkerung ist zumal in Unterägypten dicht angesessen, wo auch die großen Städte liegen: Kairo mit (1883) 368,108, Alexandria mit 208,755, Damiette mit 34,036, Tanta mit 38,725, Mansûra mit 26,784, Zagâzig mit 19,046, Rosette mit 16,671, Port Said mit 16,560, Suez mit 10,913 Einw. Die Bevölkerung Ägyptens ist demnach ein Gemisch aus verschiedenen Nationen.
Die Abkömmlinge der alten Ägypter sind die Kopten (s. d.), welche vornehmlich in Oberägypten verbreitet und, obwohl infolge von Vermischung mit andern Völkern verändert, doch noch den alten Abbildern ihrer Vorfahren in den Hauptzügen ähnlich sind. Die koptische Sprache stammt von der altägyptischen, wird aber jetzt nur noch in der Liturgie gebraucht, nur von wenigen verstanden und gar nicht mehr gesprochen. Die Religion der Kopten ist christlicher Monophysitismus.
Ihr kirchliches Oberhaupt ist der Patriarch von Alexandria, der aber in Kairo wohnt, und dessen Jurisdiktion sich auch über A. hinaus nach Nubien und Abessinien erstreckt. Die übrige christliche Bevölkerung Ägyptens besteht aus Armeniern und orthodoxen Griechen, welche ihre eignen Kirchen, Klöster und Gottesdienste haben. Levantiner heißen die Nachkömmlinge syrischer Christen; sie sind, wie die Armenier, sehr zahlreich. Juden, die übrigens bei dem Volk sehr verhaßt sind, gibt es nur wenige.
Endlich ziehen auch viele Zigeuner im Land umher. Verschiedene Missionsgesellschaften, namentlich die amerikanischen Presbyterianer, die Jesuiten und Baseler Krischona-Missionäre, wirken für die Ausbreitung des Christentums. Was die mohammedanische Bevölkerung anlangt, so besteht dieselbe dem bei weitem größten Teil nach aus den Fellahs (Fellachen). Dies ist eine arme, unter harter Arbeit und Abgaben fast erliegende Menschenrasse, ohne Grundbesitz und an die Scholle gefesselt. In etwas besserer Lage befinden sich die Fellahs in den Städten, wo sie Gewerbe und Kleinhandel treiben und öfters zu Wohlhabenheit gelangen.
Ägypten (Staatsverwalt

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Seite 1.214.Ein ganz andres Volk sind die Beduinen (Bedawi), welche sich ihren heimischen Stolz auch auf ägyptischem Boden zu bewahren gewußt haben. In einzelne Stämme (Kabîle genannt) geteilt, stehen sie unter Scheichs, treiben ein Nomadenleben und Viehhandel. Sie sind voll Mut und Freiheitsstolz, mäßig und von guter Leibeskonstitution. Blutrache und Weidestreitigkeiten führen oft zu blutigen Fehden unter ihnen. Sie heiraten nur untereinander und verabscheuen insbesondere die eheliche Verbindung mit Fellahs. Sie bekennen sich zwar zum Islam, aber ohne dessen Speisegesetze zu beobachten. Manche von ihnen leben vereinzelt in Höhlen und Felsenklüften oder nomadisierend, die meisten aber sind ¶
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in Dörfern ansässig in der Nähe des Kulturlands oder auf sandigen Strichen innerhalb desselben. Mit den Beduinen gleicher Abstammung sind die in den Städten seßhaften Araber. Der Osmane ist in Ägypten derselbe wie allenthalben, in stolzem, gravitätischem Genuß der Herrschaft träger Ruhe hingegeben. Die Mamelucken kamen seit dem 13. Jahrh. ursprünglich als Sklaven von den Kaukasusländern herein, bildeten dann die Truppenmacht und nahmen nach und nach als Beis die Zügel der Herrschaft in die Hand, [* 20] bis sie von Mehemed Ali 1811 auf der Citadelle zu Kairo vernichtet wurden. Vorherrschend bei der ganzen Bevölkerung ist die arabische Sprache; die Regierung verkehrt in dieser mit ihren Unterthanen, in französischer Sprache [* 21] mit den Fremden, in türkischer mit der Pforte. Im sogen. ägyptischen Sudân bilden echte afrikanische Neger die Hauptbevölkerung, in Nubien die Berâbra.
Preußen

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Preußen.Staatsverwaltung. Finanzen. Armee.
Ägypten ist ein türkischer Vasallenstaat, dessen Verwaltung auf Grund des von England, Rußland, Preußen [* 22] und Österreich [* 23] abgeschlossenen Vertrags und des großherrlichen Hattischerifs vom stets einem vom Sultan gewählten Gliede der Familie Mehemed Alis auf Lebenszeit gegen einen jährlichen Tribut von 678,397 Pfd. Sterl. garantiert ward. Der tributpflichtige Statthalter, welcher seit 1867 offiziell die Titel »Hoheit« und »Chedive« (Vizekönig) führt, hat 1866 nach jahrelangen Anstrengungen die direkte Erbfolge nach dem Prinzip der Erstgeburt und der Linearsuccession endlich zugestanden erhalten.
Neuerdings ist das Verhältnis zwischen Ägypten und der Pforte durch den Ferman des Großsultans vom geregelt worden. (Weiteres s. unter Geschichte.) Zur obersten Führung der Geschäfte hatte bereits Mehemed Ali eine Art Ministerium gebildet, welches jetzt aus den Ministerien des Innern, des Äußern, des Kriegs, der Finanzen, des Handels, des Unterrichts, des Kultus, der öffentlichen Arbeiten, der Justiz und des Sudân besteht. Seit 1882 von den Engländern okkupiert, harrt Ägypten einer neuen staatlichen Organisation.
Darlehnskassenvereine

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Darlehnskassenvereine.Eingeteilt wird in das eigentliche Ägypten (vom Mittelmeer bis zum Wadi Halfa) als das Hauptland und in die Besitzungen außerhalb des eigentlichen Ägypten als dessen Dependenzen. Diese Besitzungen umfassen die Landschaften Kordofan, Dar Fur, [* 24] die Äquatorialprovinzen u. a., welche man insgesamt als ägyptischen Sudân bezeichnet. Den Namen Nubien, worunter man die Landschaft von den ersten Katarakten bis Chartum verstand, kennt man im Land nicht; Nubien ist heute nur ein geographischer Begriff, namentlich seitdem durch Verlegung der Südgrenze des eigentlichen von Assuân nach Wadi Halfa ein großer Teil des nubischen Gebiets zu Oberägypten gezogen wurde.
Das eigentliche Ägypten (Beled Misr) teilt man herkömmlich in Ober-, Mittel- und Unterägypten, Bezeichnungen, die indes nur eine geographische, keineswegs eine administrative Bedeutung haben. Administrativ zerfällt das Land in Gouvernorate oder Mohafzas und Provinzen oder Mudiriehs. Die Einteilung nach Gouvernoraten besteht nur für die größern Städte, welche in ihrer Verwaltung von der des übrigen Ägypten völlig unabhängig sind; die Einteilung der oberägyptischen, noch mehr der sudânischen Provinzen ist häufigen Schwankungen unterworfen, indem bald mehrere unter einem Generalgouverneur vereinigt und dann wieder getrennt, bald einer Kommission des Ministeriums des Innern untergeordnet werden. Die vom ägyptischen Generalstab angestellten Berechnungen ergaben für Areal und Bevölkerung nachstehende Ziffern:
Gouvernorate und Provinzen | Areal QKilom. | Davon nutzbar u. vermessen | Bevölkerung 1877 |
---|---|---|---|
Gouvernorate (Mohafzas): | |||
Kairo | - | - | 327![]() |
Alexandria bis Siwah | 88![]() |
93 | 165![]() |
Rosette | 123 | 16![]() | |
Damiette | 904 | 32![]() | |
Port Said | 6238 | 3854 | |
Ismailia | 1897 | ||
Suez | 11![]() | ||
El Arisch und Wüste im O. des Suezkanals und des Roten Meers bis El Wisch | 86![]() |
2506 | |
Provinzen (Mudiriehs): | |||
Behera | 10![]() |
1085 | 238![]() |
Gizeh | 24![]() |
873 | 270![]() |
Kaliubieh | 842 | 814 | 205![]() |
Scharkieh | 4368 | 2182 | 414![]() |
Menufieh | 1583 | 1564 | 484![]() |
Gharbieh | 3092 | 5639 | 678![]() |
Dakahlieh | 2061 | 2141 | 531![]() |
Unterägypten: | 223![]() |
14![]() |
3![]() ![]() |
Provinzen (Mudiriehs): | |||
Beni Suef | 50![]() |
920 | 140![]() |
Fayûm | 1233 | 173![]() | |
Minia | 110![]() |
1812 | 338![]() |
Mittelägypten: | 161![]() |
3965 | 653![]() |
Assiut | 128![]() |
1806 | 461![]() |
Ghirga | 15![]() |
1491 | 617![]() |
Kenneh mit Kosseir | 87![]() |
1285 | 310![]() |
Esneh | 404![]() |
657 | 281![]() |
636![]() |
5239 | 1![]() ![]() | |
Stadt Massaua | - | - | 2744 |
" Suakin | - | - | 4600 |
Eigentliches Ägypten: | 1![]() ![]() |
24![]() |
5![]() ![]() |
Hierzu kommen nun die Besitzungen außerhalb des eigentlichen der ägyptische Sudân mit Kordofan, Dar Fur und den Äquatorialprovinzen. Diese umfassen 1,965,560 qkm mit 10,800,000 Einw. und zwar:
QKilom. | Bewohner | |
---|---|---|
Kordofan | 108![]() |
278![]() |
Dar Fur | 451![]() |
4![]() ![]() |
Andre Länder des Sudân und Äquatorialprovinzen | 1![]() ![]() |
6![]() ![]() |
Somit berechnet sich das Areal Ägyptens auf 2,986,900 qkm (54,246 QM.) mit einer Bevölkerung von 16,300,000 Seelen. An der Spitze jeder Provinz steht der Mudir, ihm zur Seite ein Diwan höherer Beamten als Staatskollegium. Unter dem Mudir stehen die Kreisverwalter (Kâschif) und die Kantonverwalter (Nazir el kism), von denen die Ortsvorsteher oder Dorfschulzen (Schêch) ressortieren. Der Mudir verwaltet die Provinz in administrativer, finanzieller und politischer Beziehung und entscheidet auch in allen Rechtssachen, welche nicht in die Kompetenz des religiösen Gerichts, dem ein Kadi vorsteht, fallen. Eine der wichtigsten Obliegenheiten des Mudirs ist die Eintreibung der Steuern. Der Sitz aller Zentralbehörden sowie die gewöhnliche, nur periodisch mit Alexandria wechselnde Residenz des Chedive ist Kairo. Seit 1866 besitzt Ägypten, wiewohl nur nominell, eine Art von Volksvertretung in einer aus 75 Abgeordneten bestehenden Kammer (Madschliß el Nuab), zu welcher die Vertreter in den verschiedenen Distrikten je nach ¶