in
Torgau
[* 2] fallen lassen, erneuerte sie aber 1535 und wurde zum
Widerruf genötigt.
Noch größern Anstoß gab er durch das
Augsburger Interim
(s. d.). Anderseits war Agricola ein ausgezeichneter
Prediger, trefflicher Liederdichter, tüchtiger akademischer
Lehrer und fleißiger
Schriftsteller. Er verfaßte eine noch ungedruckte harmonistische
Auslegung der vier Evangelien u. a. Seine Sammlung
von deutschen
Sprichwörtern mit
Erklärung (zuerst in plattdeutscher
Mundart, Magdeb. 1528; dann hochdeutsch 1529) sichert
ihm auch in der deutschen Litteraturgeschichte einen Platz.
5)
JohannFriedrich,
Musiker und Musikschriftsteller, geb. zu Dobitschen bei
Altenburg,
[* 3] studierte in
Leipzig
[* 4] anfangs die
Rechte, machte dann 1738-41 unter
Seb.
Bach gründliche musikalische
Studien, die er in
Berlin
[* 5] bei Quantz fortsetzte,
wurde 1750 infolge des von ihm komponierten
Intermezzo »Il filosofo convinto« zum Hofkomponisten am
PotsdamerTheater,
[* 6] 1759 nach
GraunsTod zum
Direktor der
KapelleFriedrichs II. ernannt und starbMehr denn als
Komponist hat
sich Agricola als tüchtiger Orgelspieler und Musiktheoretiker einen
Namen gemacht.
Sein Hauptwerk ist die Bearbeitung von
Tosis »Osservazioni
sopra il canto fermo« (»Anleitung zur Singekunst«, Berl.
1757). - Seine
GattinEmilia, geborne Molteni (geb. 1722 zu
Modena, gest. 1780 in
Berlin), war eine der beliebtesten
Sängerinnen an der damals vortrefflichen
ItalienischenOper zu
Berlin.
decumátes
(Zehntland),
Landschaft im röm. Germanien,
[* 7] welche sich von der obern
Donau bis nach dem Mittelrhein
hin erstreckte und ein
Dreieck
[* 8] bildete, dessen eine Seite die obere
Donau, die andre der
Ober- und Mittelrhein bis zur
Lahn bildete,
während die dritte durch eine befestigte
Linie bezeichnet war, die sich von der
Donau oberhalb
Regensburg
[* 9] bis an die
Lahn unweit
ihrer Mündung in den
Rhein zog. In ältester Zeit waren diese Gegenden von
Kelten, besonders
Helvetiern, bewohnt und wurden
nach deren
Auswanderung im 1. Jahrh.
v. Chr. von
Sueven eingenommen; doch waren sie nur spärlich bevölkert.
Um eine schnellere und sicherere
Verbindung zwischen
Rätien und den eroberten rheinischen
Provinzen herzustellen, besetzte
Drusus jene
Landschaft, versah sie mit
Straßen und
Kanälen und legte den
Grund zu der erwähnten befestigten
Linie.
Tiberius,
Domitius Ahenobarbus und M. Vincius führten das von
Drusus begonnene Werk fort, und die bildeten
seitdem ein
Vorland des römischen
Reichs, eine Art von Militärgrenzland gegen die noch unbezwungenen
Germanen. Seit der
Regierung
des
KaisersClaudius gerieten zwar die dortigen Ansiedelungen in
Verfall; aber Trajan stellte sie wieder her, und
Hadrian erneuerte
auch den schadhaft gewordenen
Grenzwall, der deshalb
VallumHadriani genannt wurde. Derselbe war 600 km
lang, teilweise doppelt und dreifach und bestand aus
Kastellen und Wachttürmen, welche durch Dammbauten und Fahrstraßen
in
Verbindung gesetzt waren.
Außer römischen Veteranenkolonien wurden gallische Ansiedler nach den verpflanzt, welche einen Pachtzehnten zu zahlen
hatten, nach dem das Land seinen
Namen erhielt. Zahlreiche
Straßen, Wohngebäude,
Villen, Badeanlagen mit
Statuen und Mosaikfußböden zeugen von der frühern
Kultur. Dies währte bis 234
n. Chr., als die
Alemannen ihre
Angriffe auf
dies römische Grenzland begannen.
Schon zur Zeit des
Kaisers Valerian (253) hatten sie sich desselben großenteils bemächtigt,
und nach Aurelians
Tod (275) fiel es ihnen ganz zu. Dem
KaiserProbus gelang es zwar, sie wieder über die
Rauhe Alb und den
Neckar zurückzutreiben; aber gleich nach seinem
Tod (282) drangen sie aufs neue in das Land ein, um es nicht
wieder zu verlassen.
Fortan bildete die
Landschaft einen Teil Alemanniens, und der römische
Limes transrhenanus, jener
Grenzwall,
der noch von
Probus wiederhergestellt worden war, sank mit den meisten römischen
Kastellen und
Städten in Trümmer (s.
Pfahlgraben).
(griech.
Akragas), eine der größten und herrlichsten
Städte des
Altertums, auf der Südküste
Siziliens.
Durch eine dorische
Kolonie von
Gela aus 582
v. Chr. gegründet, bedeckte Agrigéntum die ganze
Terrasse zwischen den
Flüssen Hypsas (jetzt
Fiume
[* 12] Drago) und
Akragas
(Fiume diSan Biagio) sowie einen beträchtlichen Teil der Flußthäler selbst.
Die
Erzählungen der Alten von dem
Reichtum, dem
Luxus und der
Größe Agrigents würden unglaublich erscheinen, wenn nicht die
wenigen Überreste die Aussagen der
Historiker verbürgten.
Zur glänzendsten Zeit, Ende des 5. Jahrh.
v. Chr., hatte Agrigéntum über 20,000 stimmfähige
Bürger und im ganzen
an 200,000 Einw., beherrschte ein quer durch
Sizilien
[* 13] bis zur
Nordküste bei
Himera sich erstreckendes Gebiet und führte Festungsmauern
von 15 km
Länge und kolossale Prachttempel auf. Die besonders durch
Export von
Wein und
Schwefel und durch
Gewerbe reich gewordenen
Bürger entfernten sich früh von der dorischen Sitteneinfalt; Prachtliebe und Üppigkeit, aber auch
Kunstsinn und
Gastfreundschaft waren Hauptzüge der Agrigentiner.
Die
Verfassung war vorherrschend demokratisch, mit Beibehaltung altdorischer Form. Unter mehreren, die sich von Zeit zu Zeit
zu
Tyrannen aufwarfen, nennt die Geschichte mit Abscheu den
Phalaris
[* 14] (566-534), rühmend aber den
Theron (488-472). Die
Epoche
des
Verfalls der Stadt datiert von der gräßlichen Zerstörung durch die Karthager 406; danach erreichte
Agrigéntum seine vorige
Blüte
[* 15] nie wieder. Zwar als
Timoleon im J. 340
Kolonisten aus Velia herbeiführte, hob es sich von neuem, mußte
aber 314 die
Hegemonie von
Syrakus
[* 16] anerkennen. Zu Anfang der
Punischen Kriegewar in Agrigéntum dieNiederlage der
karthagischen Kriegsvorräte. Im J. 262 wurde es von den
Römern nach siebenmonatlicher Belagerung zum erstenmal erobert,
kam wechselnd in die Macht der Karthager und wieder in die der
Römer,
[* 17] bei welch letztern es seit 210 verblieb. Agrigéntum wurde nun
wieder eine wichtige Stadt und blieb es bis zumUntergang des weströmischen
Reichs. Im J. 827
n. Chr. fiel
es in die
Hände der
Sarazenen, die sich bis 1088 im
Besitz der Stadt behaupteten.
Jetzt liegt an der
Stelle derselben das moderne
Girgenti (s. d.). Die großartigen Tempelruinen der berühmten alten Griechenstadt
erstrecken sich südlich vom heutigen
Ort bis zum
Meer und gewähren, meist dem 5. Jahrh.
v. Chr. angehörend,
ein vollständiges
Bild antiker Tempeleinrichtung. Am besten erhalten sind der sogen.
Tempel
[* 18] der
Concordia, im vollendeten dorischen
Stil, der vollständigste und herrlichste
TempelSiziliens, 40 m lang, 17,5 m breit, mit 13 und 6
Säulen,
[* 19] und der etwas kleinere
Tempel der
Juno Lacinia (wahrscheinlicher des
Poseidon).
[* 20] Der
Tempel des
Jupiter Olympius, der größte, aber
nie vollendete
TempelSiziliens (111 m
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