mit dem Schriftsteller Guy de Charnacé und die dritte, Cosima, zuerst mit dem Pianisten Hans v. Bülow, später mit Richard Wagner
vermählt hat. Der zuerst im Feuilleton der »Presse« erschienene Roman »Nélida« von Agoult enthält einige leicht verhüllte
Selbstbekenntnisse über diese Verbindung und die Ursachen des Bruches. Ihre oft sehr scharfsinnigen Beobachtungen
über Deutschland legte sie in verschiedenen Aufsätzen in der »Revue des Deux Mondes« und der »Revue indépendante« (1847) nieder.
Nach der Februarrevolution trat sie als politische Schriftstellerin auf; die hierher gehörigen Werke sind besonders die »Lettres
républicaines« (1848),
in denen sie die Zustände unter der Regierung Ludwig Philipps einer herben Kritik
unterzieht, und die »Histoire de la révolution de 1848« (Par. 1851-53, 3 Bde.;
neueste Aufl. 1880),
welche dagegen die Menschen und die Ereignisse der betreffenden Zeit in das günstigste Licht rückt.
Noch vor der letztern Schrift erschienen ihre »Esquisses morales et politiques« (Par.
1849; deutsch, Berl. 1862), eine Sammlung von Maximen und Aphorismen, die über die verschiedenen Lagen
des Lebens, über die Konflikte der Moral mit den Leidenschaften, über die Tendenzen der Zeit besonnen und bündig räsoniert
und jedenfalls als ihr bestes Werk zu bezeichnen ist.
Ferner veröffentlichte sie: »Trois journées de la vie de Marie Stuart« (Par. 1856);
»Florence et Turin« (Kunst-
und politische Studien, das. 1862);
»Dante et Goethe« (Dialoge, 1866) und »Histoire des commencements de la république aux Pays-Bas,
1581-1625« (1872),
wofür sie einen Preis der Akademie erhielt.
Sie starb in Paris. Aus ihrem Nachlaß erschien ein
erster Band Denkwürdigkeiten unter dem Titel: »Mes souvenirs, 1806-33« (1877), worin sie sehr anmutig die
Geschichte ihrer Jugend (darunter auch eine Begegnung mit Goethe in Frankfurt) erzählt.
Fluß im südwestlichen Frankreich, entspringt am nordwestlichen Hang der Monts de l'Espinouse (Cevennensystem)
und mündet nach 180 km langem, vielgewundenem Lauf in den Tarn (Garonnesystem).
Sein meist in tertiäre
Schichten eingeschnittenes Thal mit dem Hauptort Castres (s. d.) enthält zahlreiche industrielle Etablissements, denen sein
Wasser als Triebkraft dient.
bis 1861 Hauptstadt des brit. Gouvernements der Nordwestprovinzen in Ostindien, eine der berühmtesten Städte Indiens,
liegt in 204 m Meereshöhe nordwestlich von Kalkutta, am rechten Ufer der Dschamna, welche die Eisenbahn
auf einer großartigen Brücke überschreitet. Aus der Ferne ist der Anblick der Stadt, die zur Zeit der mohammedanischen Herrschaft
einen viel größern Umfang als jetzt hatte, wie die Reste der alten Stadtmauern zeigen, während der heißen Jahreszeit
(April und Mai) ähnlich dem einer Wüste mit einer Ruinenstätte, über welche noch der glänzende Dom des Tadsch, einige Minarets
und Teile des Forts emporragen; nirgends in der Umgegend Spuren von Kultur.
In der kühlen Jahreszeit (Dezember bis Februar) bedeckt dann das zarte Grün der Frühlingssaat den Boden. Das Innere
der Stadt macht, auch abgesehen von den monumentalen Prachtbauten, einen angenehmen Eindruck; viele Häuser sind luftig, 3-4
Stockwerke hoch und ungewöhnlich solid gebaut. Die Einwohnerzahl betrug 1881 mit den zum Weichbild gezogenen Anlagen Schahgandsch
(6445 Einw.) und Tadschgandsch (12,570 Einw.) 160,203 (109,036
Hindu, 45,579
Mohammedaner, 4073 Christen).
Der Verkehr in den Straßen ist äußerst lebhaft, der Handel sehr bedeutend und durch die Agrabank gefördert.
Agra entwickelte sich zur Blüte unter den Mogulkaisern. Unter Sikander Lodi (1488-1517), dem Afghanensultan, wurde es Residenz; 1526 ward
es von Baber eingenommen, der es jedoch den kriegslustigen Afghanen gegenüber nicht behaupten konnte. Erst Akbar (1559)
setzte sich dauernd in seinen Besitz. Seine Nachfolger, die hier bis 1658, dann seit Aurengzib in Dehli residierten, versahen
Agra mit seinen berühmten Prachtbauten, die sämtlich im reinsten maurischen Stil ausgeführt sind.
Die wichtigsten dieser Gebäude sind: der Palast Schah Dschehangirs (1605 bis 1628 nebst der Moti-Moschee im Fort), klein,
aber meisterhaft in der Ausführung aller einzelnen Teile, mit besonders gut erhaltener Eingangshalle;
die Moti Masdschid
(»Perlenmoschee«),
außen von rotem Sandstein, im Innern aus blendend weißem Marmor, reich an Blumenornamenten und Koransprüchen
in bunten Farben, oft mit kostbaren Halbedelsteinen eingelegt;
die Dschama Masdschid, die Hauptmoschee, im NW. der Stadt, sehr
groß;
Rambagh, am linken Flußufer, ein Mausoleum, jetzt im Zustand des Verfalls, mit eigentümlichen Gartenanlagen;
der Tadsch
(Tadschmahal), das Kleinod von am rechten Ufer, 1,5 km östlich vom Fort, das Mausoleum von Schah Dschahan (1628-58) und seiner
Gattin, woran 20,000 Arbeiter 22 Jahre lang unter Oberleitung des in Agra begrabenen Baumeisters Austin von
Bordeaux gearbeitet haben sollen.
Eine große Mauer aus rotem Sandstein umschließt einen rechtwinkeligen Raum von 298 m Länge
und 99 m Breite; die eine Längsseite liegt dicht an der Dschamna. Das Hauptgebäude, von zwei moscheeähnlichen Gebäuden
umgeben, erhebt sich in strahlendem Glanz weißen polierten Marmors auf einer Plattform, zu der eine große
Freitreppe von 18 m emporführt; es bildet ein rechtwinkeliges, gleichseitiges Viereck mit abgestumpften Ecken, das den großen,
weithin sichtbaren Dom trägt, der an seiner weitesten Stelle 18,8 m im Durchmesser hat und 78 m über die Fläche der Terrasse
emporragt; die Kuppel endet in zwei vergoldeten Kugeln mit Halbmond. Im Innern, umschlossen von einem sehr
zart in Marmor ausgeführten Gitterwerk in durchbrochener Arbeit, stehen zwei Kenotaphe, beide wie die Wände reich mit Koransprüchen
und buntfarbigen Ornamenten geschmückt.
Das Licht fällt direkt nur durch die Thür ein, die unbestimmte Beleuchtung läßt die enorme Höhe der
Wölbung noch höher erscheinen. Bei großen religiösen Festen wird das Innere reich beleuchtet und Feuerwerk abgebrannt.
Umgeben ist das Gebäude von einem geräumigen Garten, in welchem sich ein langes, geradliniges Wasserbassin mit zahlreichen
Springbrunnen befindet. Die neuern Regierungsgebäude bieten nichts besonders Bemerkenswertes; zwei christliche Kirchen genügen
dem Bedürfnis. Agra kam an die Ostindische Kompanie 1803 im Krieg mit Scindia; 164 Geschütze und ein Schatz
von 264,000 Pfd. Sterl. fielen den Siegern zur Beute. Das Klima wirkt bei einer mittlern Temperatur von 25,5° C., die nur um
2-3° C. niedriger als im südlichen Indien ist, sehr abspannend, ist aber der Gesundheit nicht so schädlich,
als man erwarten sollte. Wer kann, bringt den Sommer in den nahen Gesundheitsstationen des Himalaja zu. Als Landgerichts- und
Regierungsbezirk (division) umfaßt Agra 26,288 qkm (460 QM.) mit (1881)
4,834,064 Einw., davon ein Zehntel Mohammedaner. Vgl. Agra Cunningham,
mehr
Archaeological survey of India, Bd. 4 (Kalk. 1874); E. Schlagintweit, Indien (Leipz. 1881-82).