Charakter eines wirtschaftlich und moralisch gefährlichen Hasardspiels, je weniger die Faktoren, welche Preisänderungen
bewirken können, einer wirtschaftlichen Berechnung sich unterziehen lassen. Für die Zwecke der Agiotage vorzüglich geeignet sind
diejenigen an der Waren- und Effektenbörse gehandelten Gegenstände, deren Preise häufigen Schwankungen unterliegen (Aktien
neugegründeter Unternehmungen, die sogen. »internationalen«
Papiere etc.). Nimmt das Agiotagetreiben einen größern Umfang ein, stützt es sich insbesondere auf zahlreiche
neue Gründungen, so führt es unausbleiblich zu Krisen (s. Handelskrisen).
Der Agioteur, in Paris Coulissier, in London Jobber genannt, d. h. derjenige, welcher sich an der Börse gewerbsmäßig Differenzgeschäften
widmet, hat um so mehr Hoffnung auf Gewinn, je mehr er durch großen Kapitalbesitz in den Stand gesetzt
ist, die Kurse zu beherrschen und die Masse der kleinen Börsenspieler durch wirkliche Käufe und Verkäufe in solche Bewegung
zu setzen, welche den eignen im geheimen betriebenen Absichten am günstigsten ist. Leider läßt sich zwischen der berechtigten
und der schädlichen und sträflichen Spekulation keine scharfe Grenze ziehen. Infolgedessen werden auch
durch gesetzliche Maßregeln zur Bekämpfung der Agiotage nicht die erwarteten Erfolge erzielt. Dieselben können
leicht vom Spieler umgangen werden, dagegen redliche Geschäfte, namentlich solche, welche im Dienste der Arbitrage (s. d.) eine
wohlthätige Preisausgleichung bewirken, allzusehr hemmen (vgl. Börse).
Stadt in der ital. Provinz Catania (Sizilien), südöstlich von Nicosia, unweit des Salso, auf hohem Felsen, mit
Ruinen eines normännischen Kastells, Bergbau und (1881) 13,498 Einw., ist das alte Agyrium und Geburtsort
des Diodorus Siculus.
Name mehrerer Könige von Sparta:
1) Agis I., der sagenhafte Stammvater des Königshauses der Agiaden (Agiden) oder Eurystheniden, angeblich
ein Sohn des Eurysthenes. Auf ihn führt die Tradition die Unterwerfung der Periöken und Heloten zurück.
2) Agis II. (I.), Sohn des Archidamos, Bruder des Agesilaos, regierte 427-397 v. Chr. Nachdem er 427 und 425 die Einfälle der
Peloponnesier in Attika befehligt hatte, führte er den Krieg gegen das mit Athen verbündete Argos. Im ersten
Feldzug ließ er sich zu einem ungünstigen Waffenstillstand verleiten, machte aber diesen Fehler 418 durch seinen Sieg bei
Mantineia wieder gut. Er nahm 415 den flüchtigen Alkibiades auf und besetzte auf seinen Rat 413 Dekeleia in Attika; da er sich
aber durch den Athener in den Hintergrund gedrängt sah, derselbe überdies seine Gemahlin Timäa verführte, so trachtete
er Alkibiades nach dem Leben, worauf derselbe zu den Persern ging. Im J. 405 nahm Agis an der Belagerung von Athen teil. Er starb
397, ihm folgte sein Bruder Agesilaos.
3) Agis III. (II.), Sohn des Archidamos III., wurde 338 v. Chr. König, versuchte, während Alexander d. Gr.
in Asien vordrang, Griechenland von der makedonischen Herrschaft zu befreien, unterlag aber und fiel 330 im Kampf gegen Antipatros.
4) Agis IV. (III.) folgte 244 v. Chr. seinem Vater Eudamidas II. Bei seinem Regierungsantritt war die alte Verfassung
Spartas ihrer völligen Auflösung nahe und der kräftige Geist des Volks geschwunden. Das alte Grundgesetz des Staats, die Gleichheit
aller Bürger, war außer Geltung gesetzt, denn die ursprüngliche Zahl von 9000 Spartiaten war auf 700 zusammengeschmolzen,
von denen höchstens 100 Grund und Boden besaßen und in Prunk und Schwelgerei lebten, während
die übrigen,
durch Armut und Schulden niedergedrückt, in träger Ruhe von der Zukunft Verbesserung ihrer Zustände hofften.
Das Heer bestand aus Periöken und Heloten, und es war völliges Aussterben der Spartiatenfamilien zu befürchten. Unter solchen
traurigen Umständen faßte der selbst die altspartanische Sitte und Lebensweise annahm, den Plan einer
Herstellung der Lykurgischen Staatsverfassung. Von einigen angesehenen Männern, seinem mütterlichen Oheim Agesilaos und Lysandros
unterstützt, hatte er dagegen an seinem Mitkönig Leonidas II., einem durch langen Aufenthalt im Orient der heimischen Sitte
ganz entfremdeten Mann, einen heftigen Gegner, der aus Furcht vor dem Volk, welches vertrauensvoll auf den jungen
König blickte, zwar nicht offen gegen Agis aufzutreten wagte, aber die patriotischen Absichten desselben insgeheim
zu verdächtigen suchte.
Agis eröffnete 242 seine reformatorische Thätigkeit mit einem Gesetz, durch welches die Schulden erlassen wurden, und diesem
folgte ein andres, wonach die Spartiaten durch Aufnahme der tüchtigsten Periöken und Fremden auf die Zahl
von 4500 gebracht und unter diese alle Ländereien Lakoniens zu gleichen Teilen durch das Los verteilt werden sollten. Leonidas
und die Ephoren, welche diesen Gesetzen opponierten, wurden abgesetzt und verbannt, und der glückliche Fortgang des Unternehmens
schien völlig gesichert, als der Eigennutz des Agesilaos, der Ephoros geworden war, alles verdarb.
Dieser verzögerte nämlich, um seine großen Güter nicht hergeben zu müssen, die Ausführung der Ackerverteilung, bis Agis Sparta
verlassen mußte, um die spartanischen Hilfsvölker dem Achäischen Bund zuzuführen. Als er, ohne eine nennenswerte That verrichtet
zu haben, in die Heimat zurückkehrte, hatten sich in der Zwischenzeit die Verhältnisse für ihn sehr
ungünstig gestaltet; denn während seiner Abwesenheit hatte Agesilaos seine Absicht, die Güterverteilung zu hintertreiben,
sowie andre herrschsüchtige Pläne offener kundgegeben, so daß ein völliger Umschwung in der Stimmung des in seinen Hoffnungen
getäuschten Volks eintrat.
Leonidas kehrte zurück und bemächtigte sich wieder der Gewalt. Agis suchte in einem Tempel Schutz, aber treulose
Freunde lockten ihn aus seinem Asyl und überlieferten ihn dem Gericht. Von den Ephoren zur Rechenschaft über seine Handlungen
aufgefordert, verteidigte er sich mit Stolz und Freimut; dennoch wurde er zum Tod verurteilt und eilig erdrosselt (241). Dasselbe
Schicksal wurde auch der Großmutter Archidameia und der Mutter des Agis, Agesistrata, bereitet. Die tragische
Geschichte des Agis ist von dramatischen Dichtern öfters bearbeitet worden, am ausgezeichnetsten von Alfieri.
(Ägide), bei Homer der grauenvolle, grell und unheimlich funkelnde Schild des Zeus, das Symbol seines Zorns. Er war
ein Werk des Hephästos, von 100 goldenen Quasten eingefaßt, in der Mitte mit dem Gorgonenhaupt geschmückt.
Wenn Zeus die Ägis schüttelte, erbrauste es wie Sturmwind, und Furcht und Schrecken ergriff die Völker. Doch war die Ägis auch
das Sinnbild des göttlichen Schutzes, woher noch heute der Ausdruck »Unter der Ägide jemandes«, s. v. w. unter seiner Obhut.
Nach jüngerer Sage war die Ägis, welche Zeus zuerst im Kampf gegen die Titanen gebraucht haben soll, ein
mit züngelnden Schlangen besetztes Ziegenfell und zwar die Haut jener Ziege (griech. aix), welche den jungen Gott auf Kreta gesäugt
hatte. Gelegentlich leiht Zeus die Ägis auch andern Göttern, z. B. Apollon, Ares etc., namentlich aber führt sie
Athene, die Lieblingstochter des
mehr
Göttervaters; ja, in der nachhomerischen Dichtung wie in den bildlichen Darstellungen gehört die Ägis zu den stehenden Abzeichen
der Göttin. Den verschiedenen Vorstellungen entsprechend, findet man die Ägis auf Kunstdenkmälern dargestellt bald als Panzer,
mit Schlangengeflecht und dem Gorgonenhaupt in der Mitte auf der Brust der Göttin, bald als Schild, bald
als ein über Schulter und Arm mantelartig geworfenes Fell. Unverkennbar liegt dem Ganzen die Vorstellung der dunkeln, blitzdurchhellten
Gewitterwolke zu Grunde.
Vgl. Stark (»Berichte der Königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften« 1864);
Bader, Die Ägis bei
Homer (»Jahrbücher für Philologie«, Bd. 117, 1878).