Charakter eines wirtschaftlich und moralisch gefährlichen Hasardspiels, je weniger die
Faktoren, welche Preisänderungen
bewirken können, einer wirtschaftlichen Berechnung sich unterziehen lassen. Für die
Zwecke der Agiotage vorzüglich geeignet sind
diejenigen an der
Waren- und Effektenbörse gehandelten Gegenstände, deren
Preise häufigen Schwankungen unterliegen
(Aktien
neugegründeter
Unternehmungen, die sogen. »internationalen«
Papiere etc.). Nimmt das Agiotagetreiben einen größern
Umfang ein, stützt es sich insbesondere auf zahlreiche
neue
Gründungen, so führt es unausbleiblich zu
Krisen (s. Handelskrisen).
Der Agioteur, in
Paris
[* 2] Coulissier, in
London
[* 3]
Jobber genannt, d. h. derjenige, welcher sich an der
Börse gewerbsmäßig
Differenzgeschäften
widmet, hat um so mehr
Hoffnung auf
Gewinn, je mehr er durch großen Kapitalbesitz in den
Stand gesetzt
ist, die
Kurse zu beherrschen und die
Masse der kleinen
Börsenspieler durch wirkliche
Käufe und Verkäufe in solche
Bewegung
zu setzen, welche den eignen im geheimen betriebenen Absichten am günstigsten ist. Leider läßt sich zwischen der berechtigten
und der schädlichen und sträflichen
Spekulation keine scharfe
Grenze ziehen. Infolgedessen werden auch
durch gesetzliche Maßregeln zur Bekämpfung der Agiotage nicht die erwarteten Erfolge erzielt. Dieselben können
leicht vom
Spieler umgangen werden, dagegen redliche
Geschäfte, namentlich solche, welche im
Dienste
[* 4] der
Arbitrage (s. d.) eine
wohlthätige Preisausgleichung bewirken, allzusehr hemmen (vgl.
Börse).
1) Agis I., der sagenhafte Stammvater des Königshauses der
Agiaden
(Agiden) oder Eurystheniden, angeblich
ein Sohn des
Eurysthenes. Auf ihn führt die
Tradition die Unterwerfung der
Periöken und
Heloten zurück.
2) Agis II. (I.), Sohn des
Archidamos,
Bruder des
Agesilaos, regierte 427-397
v. Chr. Nachdem er 427 und 425 die Einfälle der
Peloponnesier in
Attika befehligt hatte, führteer denKrieg gegen das mit
Athen
[* 7] verbündete
Argos. Im ersten
Feldzug ließ er sich zu einem ungünstigen
Waffenstillstand verleiten, machte aber diesen Fehler 418 durch seinen
Sieg bei
Mantineia wieder gut. Er nahm 415 den flüchtigen
Alkibiades auf und besetzte auf seinen
Rat 413
Dekeleia in
Attika; da er sich
aber durch den
Athener in den
Hintergrund gedrängt sah, derselbe überdies seine Gemahlin Timäa verführte, so trachtete
er
Alkibiades nach dem
Leben, worauf derselbe zu den Persern ging. Im J. 405 nahm Agis an der Belagerung von
Athen teil. Er starb
397, ihm folgte sein
BruderAgesilaos.
4) Agis IV. (III.) folgte 244
v. Chr. seinem
Vater Eudamidas II. Bei seinem Regierungsantritt war die alteVerfassungSpartas ihrer völligen
Auflösung nahe und der kräftige
Geist des
Volks geschwunden. Das alte
Grundgesetz des
Staats, die
Gleichheit
aller
Bürger, war außer Geltung gesetzt, denn die ursprüngliche Zahl von 9000
Spartiaten war auf 700 zusammengeschmolzen,
von denen höchstens 100
Grund und
Boden besaßen und in Prunk und Schwelgerei lebten, während
die übrigen,
durch
Armut und
Schulden niedergedrückt, in träger
Ruhe von der Zukunft Verbesserung ihrer Zustände hofften.
Das
Heer bestand aus
Periöken und
Heloten, und es war völliges Aussterben der Spartiatenfamilien zu befürchten. Unter solchen
traurigen Umständen faßte der selbst die altspartanische
Sitte und Lebensweise annahm, denPlan einer
Herstellung der Lykurgischen
Staatsverfassung. Von einigen angesehenen Männern, seinem mütterlichen Oheim
Agesilaos und
Lysandros
unterstützt, hatte er dagegen an seinem Mitkönig
Leonidas II., einem durch langen Aufenthalt im
Orient der heimischen
Sitte
ganz entfremdeten Mann, einen heftigen Gegner, der aus
Furcht vor dem
Volk, welches vertrauensvoll auf den jungen
König blickte, zwar nicht offen gegen Agis aufzutreten wagte, aber die patriotischen Absichten desselben insgeheim
zu verdächtigen suchte.
Agis eröffnete 242 seine reformatorische Thätigkeit mit einem
Gesetz, durch welches die
Schulden erlassen wurden, und diesem
folgte ein andres, wonach die
Spartiaten durch
Aufnahme der tüchtigsten
Periöken und
Fremden auf die Zahl
von 4500 gebracht und unter diese alle Ländereien
Lakoniens zu gleichen Teilen durch das
Los verteilt werden sollten.
Leonidas
und die
Ephoren, welche diesen
Gesetzen opponierten, wurden abgesetzt und verbannt, und der glückliche Fortgang des Unternehmens
schien völlig gesichert, als der
Eigennutz des
Agesilaos, der
Ephoros geworden war, alles verdarb.
Dieser verzögerte nämlich, um seine großen
Güter nicht hergeben zu müssen, die Ausführung der Ackerverteilung, bis Agis
Sparta
verlassen mußte, um die spartanischen Hilfsvölker dem Achäischen
Bund zuzuführen.
Als er, ohne eine nennenswerte That verrichtet
zu haben, in die
Heimat zurückkehrte, hatten sich in der Zwischenzeit die Verhältnisse für ihn sehr
ungünstig gestaltet; denn während seiner
Abwesenheit hatte
Agesilaos seine Absicht, die
Güterverteilung zu hintertreiben,
sowie andre herrschsüchtige
Pläne offener kundgegeben, so daß ein völliger Umschwung in der
Stimmung des in seinen
Hoffnungen
getäuschten
Volks eintrat.
Leonidas kehrte zurück und bemächtigte sich wieder der
Gewalt. Agis suchte in einem
Tempel
[* 10]
Schutz, aber treulose
Freunde lockten ihn aus seinem
Asyl und überlieferten ihn dem
Gericht. Von den
Ephoren zur Rechenschaft über seine
Handlungen
aufgefordert, verteidigte er sich mit
Stolz und
Freimut; dennoch wurde er zum
Tod verurteilt und eilig erdrosselt (241). Dasselbe
Schicksal wurde auch der Großmutter
Archidameia und der
Mutter des Agis, Agesistrata, bereitet. Die tragische
Geschichte des Agis ist von dramatischen Dichtern öfters bearbeitet worden, am ausgezeichnetsten von
Alfieri.
(Ägide), bei
Homer der grauenvolle, grell und unheimlich funkelnde
Schild
[* 11] des
Zeus,
[* 12] das
Symbol seines
Zorns. Er war
ein Werk des
Hephästos,
[* 13] von 100 goldenen
Quasten eingefaßt, in der Mitte mit dem Gorgonenhaupt geschmückt.
Wenn
Zeus die Ägis schüttelte, erbrauste es wie Sturmwind, und
Furcht und
Schrecken ergriff die
Völker. Doch war die Ägis auch
das
Sinnbild des göttlichen
Schutzes, woher noch heute der
Ausdruck »Unter der
Ägide jemandes«, s. v. w. unter seiner Obhut.
Nach jüngerer
Sage war die Ägis, welche
Zeus zuerst im
Kampf gegen die
Titanen gebraucht haben soll, ein
mit züngelnden
Schlangen
[* 14] besetztes
Ziegenfell und zwar die
Haut
[* 15] jener
Ziege (griech. aix), welche den jungen Gott auf
Kreta gesäugt
hatte. Gelegentlich leiht
Zeus die Ägis auch andern
Göttern, z. B.
Apollon,
[* 16]
Ares
[* 17] etc., namentlich aber führt sie
Athene,
[* 18] die Lieblingstochter des
¶
mehr
Göttervaters; ja, in der nachhomerischen Dichtung wie in den bildlichen Darstellungen gehört die Ägis zu den stehenden Abzeichen
der Göttin. Den verschiedenen Vorstellungen entsprechend, findet man die Ägis auf Kunstdenkmälern dargestellt bald als Panzer,
mit Schlangengeflecht und dem Gorgonenhaupt in der Mitte auf der Brust der Göttin, bald als Schild, bald
als ein über Schulter und Arm mantelartig geworfenes Fell. Unverkennbar liegt dem Ganzen die Vorstellung der dunkeln, blitzdurchhellten
Gewitterwolke zu Grunde.