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Verbreitung des Christentums. Mehr Erfolg hatten die militärischen Operationen des Chedive im Sudân. Dar Fur [* 2] wurde erobert, aufgenommen und erforscht (Pfund, Purdy, Colston, Gordon, Prout) und die ägyptischen Grenzen [* 3] im S. bis nahe an die Äquatorialseen erweitert. Das Rinnsal des Nils hinauf dehnten seit 1874 die ägyptischen Generalstabsoffiziere ihre Aufnahmen aus (Long, Chippendall, Watson, Linant de Bellefonds, Gessi). R. Gessi und Mason befuhren den Mwutan und stellten sein wahres Flächenverhältnis richtig.
Den erstern begleitete Piaggia. In die Fußstapfen der Ägypter traten seit 1877 zwei ausgezeichnete deutsche Forscher, Schnitzler (Emin Bei) und Junker. Während der erstere die westlich vom obern Nil sich ausdehnenden Landschaften, welche südlich von den durch Schweinfurth explorierten gelegen sind, erforschte und auch am Ostufer des Nils die Territorien der Bari-, Latuka-, Schuli- und Madistämme durchzog, drang der letztere 1880-81 in die Niam-Niamländer und in jene der Monbuttu oder Mangbattu bis an den Uëlle und Bomokandi vor und stellte wie Schweinfurth die Behauptung auf, der Uëlle bilde den Oberlauf des Schari.
Bohndorff kehrte von einer Reise im Dar Fertit glücklich zurück. Casati forschte 1882 in den Niam-Niamländern und wollte von da zum Congo vordringen, während der Holländer J. M. ^[Juan Maria] Schuver (1882) über Fadasi in das Gebiet des Jabus vorgedrungen ist. Die Kriegswirren, welche der »falsche Prophet« (Mahdi) am mittlern Nil und in Kordofan erregt, behindern zum Teil den Gang [* 4] der Forschung. Die Oasengruppe im W. des untern Nils wurde vorwiegend zu archäologischen Zwecken besucht, desgleichen Kyrenaika und die Oase Siwah.
Durch die Erforschung dieses Gebiets zeichneten sich aus: Boutin, Cailliaud, Letorzec, Drovetti, Pananti, Della Cella, Pacifico (1817), Pacheco (1824), Minutoli (1820), Hoskins, Hamilton (1852) und Rohlfs (1869). Die Oasen am Nil erforschte Gerhard Rohlfs (1872-73) an der Spitze einer vom Chedive Ismail Pascha ausgerüsteten Expedition und in Begleitung von Zittel, Jordan und Ascherson. Schweinfurth erforschte Chargeh, Rohlfs und Stecker (1879) das vom O. her früher nicht erreichte Kufra; doch wurde ein Vordringen von Kufra nach Wadaï verhindert. Camperio durchzog 1881 Kyrenaika im Auftrag der Mailänder Kommerziellen Gesellschaft.
Forschungsreisen im nördlichen Afrika.
Das von der Forschung arg vernachlässigte Gebiet von Tripolis wurde das Ausgangsland für Expeditionen, die den Karawanenweg nach dem Innern des Kontinents einschlugen. Tripolis selbst hat der Freiherr v. Maltzan durchzogen und beschrieben. Der Deutsche [* 5] Hornemann war schon 1798 von Kairo [* 6] über Siwah und Audschila nach Mursuk und dem Sudân gezogen, wo er verschollen ist. Nach ihm zogen 1817 Ritchie, Lyon, [* 7] Depon und Belfort [* 8] gegen Fezzan, wo die Expedition nach dem Tod Ritchies sich auflöste.
Glücklicher waren 1822 die Engländer Oudney, Denham, Clapperton, welche nach Bornu und in die Haussastaaten vordrangen und viele Daten über den Sudân gesammelt haben. Major Laing gelangte 1825 von Tripolis über Insalah nach Timbuktu, wurde aber auf der Rückreise ermordet. 1849 rüstete die englische Regierung eine Expedition nach dem Sudân aus, bestehend aus den Forschern Richardson, Overweg und Barth, welche durch Barths Forschungen so hochbedeutend geworden ist.
Man schlug den Weg von Tripolis über Fezzan nach Bornu ein. Richardson, dann Overweg (1853) starben in der Nähe von Kuka, nur Barth kehrte nach 5½ Jahren über Air oder Asben glücklich nach Tripolis und von da in die Heimat zurück. Barths Reisen haben weite Länderstrecken, neue Reiche und Völker der Welt erschlossen, und sein Reisewerk (Gotha [* 9] 1856-58) ist unstreitig eine der größten Erweiterungen, welche die Geographie Afrikas durch einen einzelnen Forscher erhalten hat.
Weniger glücklich war Vogel aus Leipzig, [* 10] der 1853 als Naturforscher nachgesendet wurde und nach Barths Heimreise seine Forschungen weiter fortsetzte. Er fiel zu Wara in Wadaï ein Opfer des Fanatismus. Die Aufgabe, seinen lange bezweifelten Tod festzustellen, veranlaßte außer der Heuglinschen Expedition auch die Unternehmengen v. Beurmanns und Gerhard Rohlfs'. Moritz v. Beurmann, schon früher durch Reisen in Ägypten, [* 11] Nubien und im nördlichen Abessinien (1860-1861) bekannt, entschloß sich freiwillig zur Reise nach Wadaï. Er landete in Bengasi (1862), aber weder von Audschila noch von Mursuk und Wau aus gelang es ihm, die direkte Route nach Wadaï sich zu öffnen. Er ging demnach über Bilma nach Kuka, besuchte Jakoba und wurde bei seinem Eintritt in das Reich Wadaï in Mao, nordöstlich vom Tsadsee, im Februar 1863 ermordet. An Kühnheit und Ausdauer ihm gleich, hat Gerhard Rohlfs aus Vegesack, früher Mediziner, dann in französische Kriegsdiensten und in Algerien [* 12] mit arabischer Sprache [* 13] und den Sitten des Islam bekannt geworden, 1861 zuerst von Tanger aus das westliche Marokko und die südlichsten Teile dieses Reichs (Wadi Draa, Oase Tafilet) besucht.
Ein Versuch, von Algerien nach Timbuktu vorzudringen, scheiterte (1863); dagegen gelangte er 1864 vom nördlichen Marokko aus, als der erste Europäer, in arabischer Verkleidung über die Schneegebirge des Hohen Atlas [* 14] bis nach Tafilet und Tuat. Da ihm hier ein im Nigergebiet ausgebrochener Krieg die Weiterreise nach Timbuktu unmöglich machte, wendete er sich über Ghadames nach Tripolis kehrte von hier auf kurze Zeit nach Deutschland [* 15] zurück, war aber bereits im Mai 1865 wieder in Ghadames und ging von da über Mursuk auf Wadaï zu. Allein auch ihm wurde der Weg in dieses Land nicht gestattet, er wendete sich nach Kuka und von da südwestlich über den Niger nach Lagos zur Küste; im Juli 1867 kehrte er nach Europa [* 16] zurück.
Rohlfs hatte somit den Kontinent seiner Breite [* 17] nach durchmessen. Dem Italiener Matteucci glückte es 1880-81, von Suakin über Dar Fur, Wadaï, Bornu und Kano zur Nigermündung zu gelangen; doch erlag er den Folgen des Fiebers 1881 zu London. [* 18] Buonfanti durchmaß den Kontinent 1881-83, indem er von Tripolis über Kuka, Kano, Timbuktu nach Lagos reiste. Der Franzose Duveyrier hat seit 1859 die algerische Sahara, Ghadames, Ghat und das Land der Tuareg untersucht, viele Positionen bestimmt und treffliche Detailkarten entworfen. Um den Sultan Omar von Bornu, der die deutschen Reisenden, welche in Kuka weilten, stets freundlich aufgenommen hatte, zu belohnen, beschloß der König von Preußen, [* 19] eine Gesandtschaft mit Geschenken an ihn abzusenden. Betraut mit dieser Mission wurde 1869 Rohlfs, der indessen die Geschenke in Tripolis an Gustav Nachtigal übergab, während er selbst eine Reise durch ¶
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die Kyrenaika und Jupiter Ammons-Oase antrat. Zugleich mit Nachtigal brach Fräul. Alexine Tinné, eine mutige Reisende, nach S. auf, wurde aber schon unfern Mursuk von räuberischen Tuareg ermordet (Juni 1869). Nachtigal aber unternahm unter großen Gefahren eine Reise zu dem Reschadestamm der Tibbu, deren Land (Tu oder Tibesti) er als der erste Europäer erforschte. Halb verschmachtet und beraubt, langte er noch glücklich im Januar 1871 in Kuka an, wo er seine Geschenke dem Sultan übergab.
Ein würdiger Nachfolger Barths, verwandte er die beiden folgenden Jahre zur Erforschung der Landschaften Borgu und Bodele nordöstlich vom Tsadsee und wies nach, daß der Gazellenfluß ein temporärer nordöstlicher Abfluß des Tsad sei. Von Kuka aus erforschte Nachtigal Bagirmi, drang nach Wadaï, das er gleichfalls erforschte, und vollendete nach Durchquerung Dar Furs 1874 die großartige Tour durch den mittlern Sudân bis an den Nil, die vor ihm noch kein Europäer zurückgelegt. Durch das musterhafte Werk, welches Nachtigal über seine Reise veröffentlichte, wurde unsre Kenntnis von Afrika [* 21] ungemein erweitert. Dournaux-Dupéré und Joubert wollten von Algerien nach Timbuktu vordringen, doch ihr Plan misslang. Der Deutsche v. Bary verlor sein Leben in Air auf dem Weg nach den Nigerländern (1877), und Krause war es auch nicht gegönnt, tiefer in das Innere des Ahaggar- oder Hogarlands zu gelangen.
Tunis und Algerien sind das Revier französischer Forscher. Große Verdienste um die Kenntnis dieser Länder erwarben sich Bory de Saint-Vincent, der 1840-44 die Exploration scientifique de l'Algérie leitete, französische Heerführer (Cavaignac, Pélissier, Durrieu, Duboc, Chevarrier, Dubosquet), Berbrugger, Cosson (Botaniker), Marès, Bonnemain, Desor, Escher von der Linth, Wimpffen, Tiraut, Rebatel, de Colomb, dann Colonieu und Bouvin, welche nach Gurara vordrangen, Bu Derba, der unermüdliche Henri Duveyrier, welcher die algerische Sahara so gründlich erforschte (1860), Rohlfs, M. Wagner, Soleillet, der 1874 Insalah besuchte, Largeau (1875), Aucapitaine, Flatters u. v. afrika. Die Idee, die Region der algerischen Schotts unter Wasser zu setzen und so eine Art Binnenmeer in Algerien zu schaffen, ist vielfach ventiliert worden (Roudaire, Stache) und dürfte durch Ferd. v. Lesseps endlich verwirklicht werden. Der Bau einer Saharabahn von Algier oder Tripolis aus liegt noch in weiter Ferne.
In Marokko forschten Lemprière (1789), Olaf Agrel, Ali Bei el Abassi (1803-1805), Röntgen, der Engländer Gray Jackson (1804), Graberg v. Hemsö (1815-23), Cosson, Didier, Keating. Eine große Anzahl von europäischen Gesandtschaften an den Hof [* 22] des Sultans lieferte gleichfalls Material. Vidal, Botteler, Schott (1835), Barth, Berbrugger, Lambert, de Murga (1863), Richardson, Rohlfs, Gattel (1865), Balansa, Beaumier ließen sich die Erforschung Marokkos ernstlich angelegen sein. In neuester Zeit haben Hooker, Maw und Ball (1870), Noll, Grenacher, v. Fritsch, J. ^[Johann Justus] Rein und Koch das Land naturwissenschaftlich erforscht und auch Des Portes, François, Parisot (1877), ferner v. Conring, Décugis, Duro, Leared Materialien im Land gesammelt. Wichtige neue Daten hat uns Lenz geliefert, der 1880 von Marokko über Timbuktu glücklich zum Senegal gelangte; 1883 ist Foucauld quer durch Marokko von SW. nach NO. gereist.
Vordringen vom Westen.
Von Westen aus wurde zunächst die Lösung des Problems des Niger in Angriff genommen. Houghton, Watt und Winterbottom waren nur wenige Meilen tief in das Binnenland Westafrikas gedrungen. Der Schotte Mungo Park erreichte vom Gambia aus 1795 den Niger in Bambarra und rettete sich, wenn auch krank und ein Bettler, zu den Mandinka zurück, von wo ihn ein Sklavenhändler 1797 zum Gambia geleitete. Noch einmal drang er von da, aufs reichlichste ausgerüstet, durch unwegsames Gebirgsland zum Niger vor; aber von 43 Begleitern brachte er nur 8 krank und entkräftet an den Strom.
Auf einem Boot, welches er selbst gebaut, trat er die verhängnisvolle Stromfahrt an. Nach vergeblichen Versuchen, sich mit den Anwohnern friedlich zu verständigen, begannen die Angriffe der Tuareg von Kabara unterhalb Timbuktu. Zuletzt allein im heldenmütigen Widerstand, fuhr Mungo Park den Strom hinab, um nahe am Ziel bei Bussa ein ruhmvolles, doch nutzloses Ende zu finden. Peddie, Campbell und Cowdrey (1815) erlagen am Senegal dem Klima, [* 23] de Gray und Dochard kamen (1816-21) bis Galam.
Der Franzose Mollien hatte 1818 von Senegambien aus den Versuch gemacht, ins Innere einzudringen; mußte er auch von Timbo aus wieder zurückkehren, so verdankt man ihm doch die Kenntnis der Quellen des Senegal, Gambia und Rio Grande. [* 24] Clapperton drang noch einmal 1826 von S. her von Benin bis Sokoto vor, wo er 1827 starb; nur der treue Diener des Reisenden, Richard Lander, kehrte mit dessen Tagebüchern glücklich nach England zurück. Was keinem von diesen Männern gelungen war, Kunde von Timbuktu, dem letzten Ziel aller dieser Reisen, zurückzubringen, das sollte einem Franzosen, Rene Caillié, gelingen, welcher als ein schutzloser Abenteurer im Bettlergewand 1824-28 ganz Nordwestafrika durchzog, unbemerkt in seiner Verhüllung Timbuktu besuchte und glücklich über Marokko heimkehrte. Er wurde von den Engländern als Aufschneider und Lügner verschrieen, bis die Folgezeit seine Glaubwürdigkeit unwidersprechlich erwies.
Das von Mungo Park vergeblich erstrebte Ziel erreichte Clappertons Diener, der genannte Richard Lander. In Begleitung seines Bruders John drang derselbe von Badagry an der Sklavenküste aus zum Niger nach Bussa vor und verfolgte glücklich den Strom bis zu seiner Mündung; 1832 fuhr er zum zweitenmal im Dampfboot unter Laird den Niger stromaufwärts. Unter Oldfield wurden bis 1834 diese Fahrten zur Erforschung des untern Niger fortgesetzt. 1841-42 wurde eine neue Expedition unter Kapitän Allens Führung ausgesendet; sie sollte am untern Niger eine Ansiedelung freier Neger gründen, aber Sumpffieber wurden Ursache, daß das menschenfreundliche Unternehmen mißlang.
Unter seinen Opfern war R. Lander, und neben ihm ruht, auf Fernando Po, Vogel aus Berlin, [* 25] der als Naturforscher die Expedition begleitete. Sehr viel thaten auch in der Folgezeit für die Erforschung des Nigerlaufs und der angrenzenden Länder Crowther, Beecroft, Gambier, Adlam, Knowles, Bourchie, Girard, Mollinieux u. a. m. Durch die Ergebnisse der Barthschen Reise angeregt, erfolgte später (1854) noch eine englische Expedition unter Baikie nach dem sogen. Tschadda (Binuë), auf welcher ¶