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Pückler-Muskau (1837-39), Trémeaux (1847 bis 1848) u. v. afrika Ägypten, [* 2] Nubien, Kordofan und Senaar. Das Terrain am Weißen Fluß, vom See No aufwärts bis über Gondokoro und westlich von dieser Linie, von der Meschra er Rek aus, wurde in den 40er und 50er Jahren von einer Reihe Reisender und Kaufleute, namentlich von Sklavenjägern und Elfenbeinhändlern, in vielen Richtungen durchstreift. Bemerkenswerte Reisen unternahmen hier Ignaz Knoblecher (gest. 1858) seit 1849 und F. Morlang seit 1859, welche als Missionäre am Weißen Fluß arbeiteten;
ferner Brun Rollet 1848-51, Cuny, der 1857 nach Dar Fur [* 3] vordrang;
J. ^[John] Petherick (eine Zeitlang britischer Konsul in Chartum) 1848-63, die Gebrüder Poncet 1860 ff., Giovanni Miani aus Venedig, [* 4] der 1860 bis 2° 30' nördl. Br. kam und 1871-72 eine große Reise bis in das Gebiet der Monbuttu ausführte;
Andrea de Bono 1861, der Marchese Antinori (Ornitholog) 1860-61, Alfred Peney 1860-61, Guillaume Lejean seit 1861, Frau Tinné mit ihrer Tochter Alexine 1862-63, van Pruyssenaere aus Brügge 1863 u. a. Die mit bedeutenden Mitteln ausgerüstete Expedition Theodor v. Heuglins, an welcher Steudner, Theodor Kinzelbach, M. Hansal und der Gärtner Hermann Schubert teilnahmen, und welcher sich in Keren Werner Munzinger anschloß, ging 1861 über Alexandria und Massaua [* 5] bis an die Nordgrenze Abessiniens, wo sie sich trennte;
Heuglin durchreiste mit Steudner und Schubert Abessinien und kam erst im Juli 1862 nach Chartum, von wo die auf geradem Weg vorausgegangenen Munzinger und Kinzelbach bereits vergebliche Versuche gemacht hatten, gegen Wadaï vorzudringen. Da ein direktes Vordringen nach diesem Land unmöglich war, wendeten sich die erstgenannten zugleich mit der Tinnéschen Expedition nilaufwärts über die Station am Rek gegen W. hinaus.
Nachdem das mörderische Klima [* 6] hier Steudner, Schubert, Frau Tinné und mehrere ihrer Begleiterinnen hinweggerafft, kehrten die übrigen Ende 1863 nach Europa [* 7] zurück. War der eigentliche Zweck der Expedition unerreicht geblieben, so haben doch die zu dieser Expedition vereinigten Kräfte eine reiche Ausbeute an wissenschaftlichem Material über die durchforschten Länder vom Roten Meer bis zum Dschur geliefert. Adalbert v. Barnim (Sohn des Prinzen Adalbert von Preußen) [* 8] reiste von 1859 an in Nordostafrika und starb zu Rosères am Bahr el Azrak; die Früchte dieser Reise sind in mehreren trefflichen Werken seines Begleiters Robert Hartmann bearbeitet. Am Blauen Nil weit aufwärts drang 1869 und 1870 der Wiener Ernst Marno vor.
Von Fazogl aus wandte er sich auf vor ihm von keinem Weißen getretenen Pfaden nach S., durchzog zuerst das Dar Bertat und kam bis Fadasi (9° nördl. Br.). Später erforschte er den Bahr es Seraf, einen der Nebenarme des Weißen Nils. Wilhelm v. Harnier aus Eckezell in Hessen [* 9] drang bis Gondokoro vor und kam auf der Büffeljagd ums Leben. Seine »Reise am obern Nil« (Darmst. 1866), nach den hinterlassenen Tagebüchern, ist in Bezug auf Illustrationen das wertvollste Werk über die mittlern Nilländer.
Besondern Erfolg hatte der englische Reisende Sam. White Baker, der schon 1861 die Zuflüsse des Atbara in Abessinien erforscht hatte und 1862 von Chartum aus bis Gondokoro reiste, wo er mit Speke, dem Entdecker des Ukerewesees (s. unten), zusammentraf. Durch diesen von dem Vorhandensein eines zweiten großen Nilsees unterrichtet, brach er zu dessen Auffindung alsbald auf und entdeckte im März 1864 den gesuchten See, Mwutan (Albert Nyanza), wodurch die alten traditionellen Angaben des Ptolemäos in überraschender Weise bestätigt wurden.
Von großen Hoffnungen geleitet, brach 1866 der Bretone Le [* 10] Saint [* 11] nach den Nilseen auf, erlag aber schon zu Abukuka am Weißen Nil dem Fieber. Mittlerweile war ein italienischer Handwerker, Carlo Piaggia, im SW. des Weißen Nils weiter als jeder andre Europäer abenteuernd vorgedrungen und brachte 1868 die Nachricht zurück, daß westlich von Bakers Mwutan noch ein dritter großer Nilsee liegen solle. Pruyssenaere bereiste Teile des Gebiets zwischen dem Weißen und Blauen Nil, Klunzinger begann seine Forschungen am Roten Meer, Bisson und Wlassich reisten am Atbara.
Georg Schweinfurth, ein kühner und unternehmender, wissenschaftlich hochgebildeter Botaniker, hatte, in Kotschys Fußstapfen tretend, die Erforschung der Nilflora sich zur Lebensaufgabe gestellt. Bereits 1864 hatte er die Landschaften am Roten Meer besucht; 1868 brach er zum zweitenmal nach Afrika [* 12] auf, schloß sich Elfenbeinhändlern an und erforschte, wie vor ihm kein andrer, die Landschaften der Dschur, Dor, der menschenfressenden Niam-Niam und Monbuttu. Er drang bis 3° 35' nördl. Br. vor und fand den Uëlle. Auch in ethnographischer wie zoologischer Beziehung war seine Reise epochemachend; er entdeckte das Zwergvolk der Akka sowie einen neuen anthropoiden Affen [* 13] und kehrte unter großen Gefahren 1871 durch das vor ihm von keinem Europäer betretene Dar Fertit zurück.
Die Bestrebungen der Kirche, durch Missionen im Nilgebiet zu wirken, haben zu wesentlichen Erfolgen nicht geführt, so förderlich sie auch der geographischen Wissenschaft geworden sind. Im J. 1846 beschloß Papst Gregor XVI. eine Mission am obern Nil zur Bekehrung der Neger, zur Verhinderung des Sklavenhandels und zur Seelsorge für die dort zerstreut wohnenden Katholiken. Die Hauptstationen Chartum (1848), Heiligenkreuz (1855), Gondokoro (1851) wurden errichtet; aber Hungersnot im Bariland und Sterblichkeit zwangen zur Verlegung der Mission nach Schellal in Oberägypten.
Pater Morlang in Heiligenkreuz hielt indessen wacker aus, bis 1861 die Dominikaner die Mission übernahmen, von welchen sie später an die Franziskaner übergeben wurde, die namentlich in Kordofan ersprießlich wirkten. Aber als von den 30 in Hellet Kaka stationierten Leuten in kurzer Zeit 14 starben, flüchteten die übrigen aus dieser und andern Stationen nach Chartum; 1862 waren in Gondokoro noch 3 oder 4 Geistliche, 1863 wurde Heiligenkreuz, bald auch Gondokoro aufgegeben.
Namentlich waren es die Sklavenhändler, welche in jeder möglichen Weise den Bestrebungen der Missionäre Hindernisse in den Weg legten. Seitdem haben evangelische Missionsgesellschaften von England und Schweden [* 14] aus Stationen in Alexandria, Kairo, [* 15] Chartum, Matamma eingerichtet. Auch in den nördlichen Grenzländern Abessiniens, bei den Barea und Kunama, haben im Frühjahr 1867 schwedische Missionäre sich niedergelassen. Indessen erscheint das ganze christliche Missionswerk in den Nillandschaften als ein höchst mißliches, während der Mohammedanismus reißend unter den heidnischen Völkerschaften zunimmt. Auch gefährdeten die politischen Intrigen, in welche die Glaubensboten sich häufig einließen, das Werk der ¶
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Verbreitung des Christentums. Mehr Erfolg hatten die militärischen Operationen des Chedive im Sudân. Dar Fur wurde erobert, aufgenommen und erforscht (Pfund, Purdy, Colston, Gordon, Prout) und die ägyptischen Grenzen [* 17] im S. bis nahe an die Äquatorialseen erweitert. Das Rinnsal des Nils hinauf dehnten seit 1874 die ägyptischen Generalstabsoffiziere ihre Aufnahmen aus (Long, Chippendall, Watson, Linant de Bellefonds, Gessi). R. Gessi und Mason befuhren den Mwutan und stellten sein wahres Flächenverhältnis richtig.
Den erstern begleitete Piaggia. In die Fußstapfen der Ägypter traten seit 1877 zwei ausgezeichnete deutsche Forscher, Schnitzler (Emin Bei) und Junker. Während der erstere die westlich vom obern Nil sich ausdehnenden Landschaften, welche südlich von den durch Schweinfurth explorierten gelegen sind, erforschte und auch am Ostufer des Nils die Territorien der Bari-, Latuka-, Schuli- und Madistämme durchzog, drang der letztere 1880-81 in die Niam-Niamländer und in jene der Monbuttu oder Mangbattu bis an den Uëlle und Bomokandi vor und stellte wie Schweinfurth die Behauptung auf, der Uëlle bilde den Oberlauf des Schari.
Bohndorff kehrte von einer Reise im Dar Fertit glücklich zurück. Casati forschte 1882 in den Niam-Niamländern und wollte von da zum Congo vordringen, während der Holländer J. M. ^[Juan Maria] Schuver (1882) über Fadasi in das Gebiet des Jabus vorgedrungen ist. Die Kriegswirren, welche der »falsche Prophet« (Mahdi) am mittlern Nil und in Kordofan erregt, behindern zum Teil den Gang [* 18] der Forschung. Die Oasengruppe im W. des untern Nils wurde vorwiegend zu archäologischen Zwecken besucht, desgleichen Kyrenaika und die Oase Siwah.
Durch die Erforschung dieses Gebiets zeichneten sich aus: Boutin, Cailliaud, Letorzec, Drovetti, Pananti, Della Cella, Pacifico (1817), Pacheco (1824), Minutoli (1820), Hoskins, Hamilton (1852) und Rohlfs (1869). Die Oasen am Nil erforschte Gerhard Rohlfs (1872-73) an der Spitze einer vom Chedive Ismail Pascha ausgerüsteten Expedition und in Begleitung von Zittel, Jordan und Ascherson. Schweinfurth erforschte Chargeh, Rohlfs und Stecker (1879) das vom O. her früher nicht erreichte Kufra; doch wurde ein Vordringen von Kufra nach Wadaï verhindert. Camperio durchzog 1881 Kyrenaika im Auftrag der Mailänder Kommerziellen Gesellschaft.
Forschungsreisen im nördlichen Afrika.
Das von der Forschung arg vernachlässigte Gebiet von Tripolis wurde das Ausgangsland für Expeditionen, die den Karawanenweg nach dem Innern des Kontinents einschlugen. Tripolis selbst hat der Freiherr v. Maltzan durchzogen und beschrieben. Der Deutsche [* 19] Hornemann war schon 1798 von Kairo über Siwah und Audschila nach Mursuk und dem Sudân gezogen, wo er verschollen ist. Nach ihm zogen 1817 Ritchie, Lyon, [* 20] Depon und Belfort [* 21] gegen Fezzan, wo die Expedition nach dem Tod Ritchies sich auflöste.
Glücklicher waren 1822 die Engländer Oudney, Denham, Clapperton, welche nach Bornu und in die Haussastaaten vordrangen und viele Daten über den Sudân gesammelt haben. Major Laing gelangte 1825 von Tripolis über Insalah nach Timbuktu, wurde aber auf der Rückreise ermordet. 1849 rüstete die englische Regierung eine Expedition nach dem Sudân aus, bestehend aus den Forschern Richardson, Overweg und Barth, welche durch Barths Forschungen so hochbedeutend geworden ist.
Man schlug den Weg von Tripolis über Fezzan nach Bornu ein. Richardson, dann Overweg (1853) starben in der Nähe von Kuka, nur Barth kehrte nach 5½ Jahren über Air oder Asben glücklich nach Tripolis und von da in die Heimat zurück. Barths Reisen haben weite Länderstrecken, neue Reiche und Völker der Welt erschlossen, und sein Reisewerk (Gotha [* 22] 1856-58) ist unstreitig eine der größten Erweiterungen, welche die Geographie Afrikas durch einen einzelnen Forscher erhalten hat.
Weniger glücklich war Vogel aus Leipzig, [* 23] der 1853 als Naturforscher nachgesendet wurde und nach Barths Heimreise seine Forschungen weiter fortsetzte. Er fiel zu Wara in Wadaï ein Opfer des Fanatismus. Die Aufgabe, seinen lange bezweifelten Tod festzustellen, veranlaßte außer der Heuglinschen Expedition auch die Unternehmengen v. Beurmanns und Gerhard Rohlfs'. Moritz v. Beurmann, schon früher durch Reisen in Ägypten, Nubien und im nördlichen Abessinien (1860-1861) bekannt, entschloß sich freiwillig zur Reise nach Wadaï. Er landete in Bengasi (1862), aber weder von Audschila noch von Mursuk und Wau aus gelang es ihm, die direkte Route nach Wadaï sich zu öffnen. Er ging demnach über Bilma nach Kuka, besuchte Jakoba und wurde bei seinem Eintritt in das Reich Wadaï in Mao, nordöstlich vom Tsadsee, im Februar 1863 ermordet. An Kühnheit und Ausdauer ihm gleich, hat Gerhard Rohlfs aus Vegesack, früher Mediziner, dann in französische Kriegsdiensten und in Algerien [* 24] mit arabischer Sprache [* 25] und den Sitten des Islam bekannt geworden, 1861 zuerst von Tanger aus das westliche Marokko und die südlichsten Teile dieses Reichs (Wadi Draa, Oase Tafilet) besucht.
Ein Versuch, von Algerien nach Timbuktu vorzudringen, scheiterte (1863); dagegen gelangte er 1864 vom nördlichen Marokko aus, als der erste Europäer, in arabischer Verkleidung über die Schneegebirge des Hohen Atlas [* 26] bis nach Tafilet und Tuat. Da ihm hier ein im Nigergebiet ausgebrochener Krieg die Weiterreise nach Timbuktu unmöglich machte, wendete er sich über Ghadames nach Tripolis kehrte von hier auf kurze Zeit nach Deutschland [* 27] zurück, war aber bereits im Mai 1865 wieder in Ghadames und ging von da über Mursuk auf Wadaï zu. Allein auch ihm wurde der Weg in dieses Land nicht gestattet, er wendete sich nach Kuka und von da südwestlich über den Niger nach Lagos zur Küste; im Juli 1867 kehrte er nach Europa zurück.
Rohlfs hatte somit den Kontinent seiner Breite [* 28] nach durchmessen. Dem Italiener Matteucci glückte es 1880-81, von Suakin über Dar Fur, Wadaï, Bornu und Kano zur Nigermündung zu gelangen; doch erlag er den Folgen des Fiebers 1881 zu London. [* 29] Buonfanti durchmaß den Kontinent 1881-83, indem er von Tripolis über Kuka, Kano, Timbuktu nach Lagos reiste. Der Franzose Duveyrier hat seit 1859 die algerische Sahara, Ghadames, Ghat und das Land der Tuareg untersucht, viele Positionen bestimmt und treffliche Detailkarten entworfen. Um den Sultan Omar von Bornu, der die deutschen Reisenden, welche in Kuka weilten, stets freundlich aufgenommen hatte, zu belohnen, beschloß der König von Preußen, eine Gesandtschaft mit Geschenken an ihn abzusenden. Betraut mit dieser Mission wurde 1869 Rohlfs, der indessen die Geschenke in Tripolis an Gustav Nachtigal übergab, während er selbst eine Reise durch ¶