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Staatliche Einteilung.
I. Einheimische Staaten.
QKilom. | Bewohner | Auf 1 QKil. | |
---|---|---|---|
Ägypten (türkischer Schutzstaat) | 2,900,800 | 16,570,000 | 5.6 |
Tripolis und Barka (Türkei) | 1,033,000 | 1,000,000 | 1.0 |
Marokko | 812,000 | 10,000,000 | 12.3 |
Sahara | 6,180,000 | 2,500,000 | 0.4 |
Sudân und Oberguinea | 3,426,000 | 75,000,000 | 22.0 |
Abessinien | 333,200 | 3,000,000 | 9.0 |
Galla- und Somalländer | 1,897,000 | 15,500,000 | 8.0 |
Äquatorialgebiete | 3,972,000 | 47,000,000 | 12.0 |
Republiken der Boers | 399,329 | 962,578 | 2.4 |
Andre Staaten in Südafrika | 4,700,000 | 24,400,000 | 4.8 |
Madagaskar | 591,900 | 3,500,000 | 6.0 |
Zusammen: | 26,245,229 | 199,432,578 | 7.6 |
II. Kolonien und Besitzungen.
Erworben | Areal QKilom. | Bevölkerung | Jahr | |
---|---|---|---|---|
Großbritannien. | - | - | - | - |
Kapkolonie | 1808-1880 | 628,658 | 1,249,824 | 1881 |
Natal | 1843 | 48,560 | 418,731 | 1883 |
Walfischbai | 1878 | ? | ? | - |
Sierra Leone | 1787 | 2,600 | 60,546 | 1881 |
Gambia | 1588 | 179 | 14,150 | 1881 |
Goldküste | 1872 | 38,850 | 651,000 | 1883 |
Lagos | 1861 | 189 | 87,165 | 1883 |
St. Helena | 1673 | 123 | 5,085 | 1883 |
Ascension | 1815 | 88 | 400 | - |
Tristan da Cunha. | 1815 | 116 | 105 | 1881 |
Mauritius | 1810 | 1,914 | 361,094 | 1883 |
Neu-Amsterdam und St. Paul | - | 73 | - | - |
Seschellen, Amiranten u. a. | 1794 | 742 | 13,391 | 1871 |
Sokotora | 1876 | 3,579 | 10,000 | 1881 |
Zusammen: | - | 725,671 | 2,871,491 | - |
Frankreich. | - | - | - | - |
Algerien | 1830 | 667,065 | 3,310,412 | 1881 |
Senegal | 1637 | 250,000 | 191,608 | 1881 |
Goldküste und Gabun | 1843 | 2800 | 3,000 | - |
Réunion | 1649 | 2,511.6 | 170,458 | 1882 |
Mayotte | 1635-1843 | 366 | 9,907 | 1882 |
Nossi Bé | 1635-1843 | - | 9,009 | 1881 |
Ste.-Marie de Madagascar | 1635-1843 | 293 | 7,287 | 1882 |
Obok | 1881 | 495 | ? | |
Tunis (Schutzstaat) | 1881 | 116,348 | 1,500,000 | |
Zusammen: | - | 1,039,878.6 | 5,201,681 | - |
Portugal. | - | - | - | - |
Madeira | 1419 | 815 | 133,955 | 1882 |
Kapverdische Inseln | 1456 | 3851 | 99,317 | 1879 |
Guinea (Senegambien u. Bissagos, Cacheu, Boloma ^[richtig: Bolama] etc.) | 1447 | 69 | 9,282 | 1873 |
São Thomé, Principe, Ajuda | 1485 | 1116 | 25,537 | 1873-79 |
Angola, Benguela, Mossamedes | 1486 | 809,400 | 2,000,000 | - |
Mosambik, Sofala | 1506 | 991,150 | 350,000 | - |
Zusammen: | - | 1,806,401 | 2,618,091 | - |
Spanien. | - | - | - | - |
Presidios in Marokko | 1580 | 378 | 12,170 | 1883 |
Kanarische Inseln | 1344 | 7272 | 300,874 | 1883 |
Guineainseln etc. | 1778 | 2203 | 31,071 | 1882 |
Zusammen: | - | 9853 | 344,115 | - |
Italien. | - | - | - | - |
Assabbai | 1880 | 632 | 1303 | 1884 |
Kolonien: | - | 3,582,435 | 11,036,681 | - |
Über die Kolonien Deutschlands [* 2] s. Seite 169.
Von dem Gesamtareal Afrikas befindet sich noch weitaus der größte Teil (über 26 Mill. qkm) im Besitz barbarischer oder halbbarbarischer Völker, nur ein verhältnismäßig kleiner Teil (3,6 Mill. qkm) ist in den Besitz europäischer Kulturstaaten übergegangen. Zu dem erstern rechnen wir auch das der Hohen Pforte zu Konstantinopel [* 3] tributäre Ägypten [* 4] mit seinen ihm heute kaum noch angehörenden Provinzen des Südens: Kordofan, Dar Fur, [* 5] den Äquatorialprovinzen u. a., sowie die türkischen Wilajets Tripolis und Barka nebst Fezzan;
der einzige selbständige Staat Nordafrikas ist jetzt nur noch Marokko, [* 6] nachdem Algerien und Tunis in französischen Besitz übergegangen sind.
In der Sahara wohnen nomadisierende Stämme, die es zu einer Staatenbildung nicht bringen konnten. In dem dicht bevölkerten Sudân finden wir aber eine Reihe durch Berber, Neger oder Fulbe gegründeter Despotien von ansehnlichem Umfang; solche sind, von O. nach W. gezählt: Wadaï, Bagirmi, Bornu mit Kanem, Sokoto und Adamáua, Gando, Massina. An sie schließen sich westlich die Reiche Tombo und Mossi, südlich die Negerreiche Aschanti und Dahomé. An der Westküste ist in Liberia [* 7] ein Staat freier Neger durch Nordamerika [* 8] gegründet worden; im O. bildet Abessinien mit Schoa den einzigen christlichen Staat unter den vielen mohammedanischen und heidnischen Reichen. Im Congogebiet sind die Völker auf beiden Ufern des Stroms in zahlreiche kleine Staaten zersplittert; die Beschlüsse der Congokonferenz zu Berlin [* 9] (Dezember 1884 bis Januar 1885) haben hier den Congostaat mit einem ungeheuern Gebiet geschaffen.
Südlich davon nehmen wieder eine Zahl einheimischer Staaten das Innere ein: das Reich des Muata Jamvo und des von diesem abhängigen Cazembe, Kasongos Reich, das Marutse-Mambundareich, das Matabelereich u. a. An der Ostküste und den davorgelegenen Inseln haben die Imame von Maskat das Sultanat Sansibar [* 10] gestiftet. Die Regierung wird in allen diesen Staaten in mehr oder weniger despotischer Weise geführt, so daß in einigen derselben der Herrscher absoluter Herr über Leben und Eigentum seiner Unterthanen ist und diese Herrschaft zuweilen in rücksichtslosester und grausamster Weise geltend macht.
Eine Beschränkung erfährt dieser Despotismus freilich durch gewisse Gewohnheitsrechte, die selbst der eigenwilligste Tyrann nicht zu mißachten wagt. Wie in Nordafrika, so sind auch in dem zentralen Teil und bis hinunter zum Süden die meisten Reiche durch Eroberung entstanden; daher hat sich häufig infolge des Gegensatzes der Eroberer zu den Unterworfenen ein bevorzugter Stand und damit ein Feudalsystem ausgebildet, das sich jedoch nicht immer gleichmäßig über alle Teile eines Landes erstreckt, indem einige durch freiwillige Unterwerfung ihre ursprünglichen Rechte sich erhielten oder auch durch Vertrag einem Mächtigern sich anschlossen.
Bisweilen besteht die Abhängigkeit nur in einer Verpflichtung zur Heeresfolge, welche allen Freien des Staats obliegt. Sehr weitverbreitet finden wir das wahrscheinlich ursprüngliche, patriarchalische Regiment erblicher Häuptlinge, nicht nur in Stämmen, sogar in Dorfgemeinden, so daß ganze Landstriche am Nil, im Sudân, in Zentralafrika und weiter nach S. ohne größern staatlichen Verband [* 11] leben. Doch hat zuweilen, wie bei den Hottentoten und den Lundavölkern, äußere Gefahr zu größeren Bundesgenossenschaften geführt. Bei den Hottentoten fand man meist Clanverfassung mit Gerichtsversammlungen der Freien, welche auch bei allen wichtigern Angelegenheiten neben dem Häuptling ein entscheidendes Wort zu sprechen haben. So ist Afrika [* 12] zum sehr ¶
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großen Teil in zahlreiche kleine Reiche und Gebiete zersplittert, wodurch seine Besetzung durch Europäer ungemein erleichtert wird. Daher konnte englische, französische, in allerjüngster Zeit auch deutsche Herrschaft sich ohne große Schwierigkeiten an den Küsten ausbreiten und im Innern aus vielen kleinen Bruchteilen ein großer Staat geschaffen werden. Von den afrikanischen Inseln bildet allein Madagaskar [* 14] ein unabhängiges Reich, das in vollkommen despotischer, in neuerer Zeit durch europäische Einflüsse modifizierter Weise regiert wird.
Alle übrigen besitzenswerten großen Inseln sind europäische Kolonien der Portugiesen (Azoren, Madeira, [* 15] Kapverdische Inseln), der Spanier (Kanarische Inseln, Fernando Po), der Engländer (St. Helena, Ascension, Seschellen, Mauritius, Sokotora) und der Franzosen (Mayotte, Nossi Bé, Réunion). Es läßt sich nicht voraussagen, wie weit sich von S. und N. aus europäische Bevölkerung, [* 16] wenigstens europäischer Einfluß im Lauf der Zeit über Afrika ausdehnen wird; das läßt sich aber mit Sicherheit voraussehen: die afrikanischen Völker werden nicht alle dem Schicksal der Indianer Nordamerikas anheimfallen, ein großer Teil des Kontinents wird ihnen als von der Natur angewiesene und unbestrittene Heimat bleiben, von der das Klima [* 17] den Europäer für immer verbannt.
Noch beschränkt sich der europäische Besitz auf dem Kontinent, mit Ausnahme französischer Eroberungen im Mittelmeer und der britischen Kolonien in Südafrika [* 18] (Kapkolonie, Natal), wo auch die aus jenen Kolonien ausgewanderten holländischen Boers die Republiken Transvaal und Oranjefreistaat gegründet haben, fast durchweg auf den Küstenrand, seine Ausdehnung [* 19] nach dem Innern zu ist außerordentlich unbestimmt. Selbst der Besitz der Küsten ist nicht endgültig festgestellt; England, Frankreich, namentlich aber Portugal [* 20] erheben Ansprüche auf Strecken, die sie bisher in ihrem Besitzstand offiziell gar nicht aufführten.
Die Küstenlänge, welche die verschiedenen Staaten faktisch besitzen, beträgt für England 3220 km, für Frankreich (ohne Algerien und Tunis) 750, für Portugal 3360, für Spanien 70 und endlich für Deutschland, [* 21] das erst 1884 hier Besitzungen erwarb, 1260 km (1050 km Damaland und Angra Pequena, [* 22] 170 km Camerun, [* 23] 40 km Sklavenküste). Für diese deutschen Besitzungen lassen sich Areal und Bevölkerung ziffermäßig noch nicht geben. Der Umfang des Kolonialbesitzes andrer Staaten wird aus der eben gegebenen Tabelle (S. 168) ersichtlich.
Entdeckungsgeschichte Afrikas.
(Hierzu die Karte der Forschungsreisen.) [* 12]
Schon die Könige der alten Ägypter haben Züge nach den Negerländern Innerafrikas und nach dem Osthorn des Kontinents unternommen. Einer derselben, Necho, beauftragte 600 v. Chr. phönikische Schiffer, Afrika vom Roten Meer aus zu umsegeln, was ihnen auch gelang. Phöniker hatten übrigens schon in der Zeit von 1100 bis 950 an der Westküste Marokkos von Elmehassen bis zum Draa 300 Kolonien begründet, welche später von eingebornen afrikanischen Stämmen zerstört wurden, so zwar, daß ihre Positionen nicht mehr auffindbar sind.
Von Karthago [* 24] aus unternahm es um 470 der ältere Hanno, mit einer Flotte die Westküste Afrikas zu beschiffen, und mag wohl bis über Sierra Leone hinaus vorgedrungen sein. Bei den Griechen finden sich autoptische Nachrichten über den Kontinent bei Herodot, der Ägypten bereiste, bei Eratosthenes, Hipparch, vor allen aber bei dem gelehrten alexandrinischen Bibliothekar Klaudios Ptolemäos, welcher weitgereiste Kaufleute ausforschte und das genaueste Bild von Afrika entwarf, welches das Altertum überhaupt besaß. Er stellte die Lehre [* 25] von dem »Mondgebirge« auf und ließ von diesem den Nil herabrinnen, dessen Quellen sich zu den »Nilsümpfen« vereinigten, denen dann der wahre Nil entströmte.
Der Kontinent bog nach Ptolemäos' Ansicht an den Küsten nahe dem Äquator sowohl gegen W. als gegen O. ab, nach letzterer Richtung am Vorgebirge Prason. Ptolemäos' Lehre blieb bis in die jüngste Zeit bestehen, ja Oskar Peschel durfte sagen, die Geographie der Nilquellen habe man bis 1863 nur aus den Ptolemäischen Karten studieren können. Römische [* 26] Heerführer zogen auf Karawanenpfaden durch die Sahara (Älius Gallus, Suetonius Paullinus, Septimius Flaccus, Cornelius Balbus, Julius Maternus), und Kaiser Nero entsandte einige Offiziere, die den Nil aufwärts bis in das Gebiet der Dinka- und Nuërneger vorgedrungen sein mögen.
Das Wissen der Alten von Afrika wurde ein Erbe der Araber, deren große Geographen es ansehnlich erweiterten, so Massûdî in seinem Werk »Die goldenen Wiesen« (947), Ibn Haukal (976), Obeid el Bekri, der 1067 die erste Geographie der Negerländer schrieb, Idrisi, der das arabische Wissen über Afrika auch kartographisch niederlegte, Ibn Chaldun, Ibn al Wardî, Abulfedâ (1273-1332), welcher auf astronomische Positionsbestimmungen besondern Wert legte, Bakui, der die Kaffern beschrieb, Leo Africanus (1492-1526), der große Reisen an die innerafrikanischen Höfe von Timbuktu und Bornu machte, Ibn Batûtâ, welcher nicht nur den Sudân, sondern auch die Küste von Sansibar persönlich bereiste, u. a. m. Einem See (Kuro) sollten nach arabischer Vorstellung mehrere Ströme entspringen, die sämtlich den Namen »Nil« erhielten.
Als Grenzland im Innern Afrikas wird eine Gegend Lamlam genannt. Den Kirchenvätern und Gelehrten des frühen Mittelalters galt Innerafrika als Wüstenei (terra inhabitabilis propter calorem) voller Untiere und menschlicher Mißgestalten (gignens dracones, homines sine auribus, monoculos). Sehr viel trugen zur Erkenntnis der wahren Verhältnisse Afrikas italienische Kaufleute im 13. und 14. Jahrh. bei, welche unter dem Schutz der Fürsten der Barbareskenstaaten ganz Nordafrika durchzogen, sogar bis Timbuktu vordrangen, das Nilthal und Abessinien bereisten und den heimatlichen Kartographen (Marino Sanuto, Giovanni Leardo, Fra Mauro u. a.) unschätzbares autoptisches Material lieferten.
Das Verdienst, die wahre Küstengestalt Afrikas festgestellt zu haben, gebührt den Portugiesen, deren Vorläufer in der Beschaffung atlantischer Räume italienische und normännische Seefahrer gewesen sind. Bereits im 14. Jahrh. hatten die Genuesen Madeira und die den Alten schon bekannten Kanarischen Inseln wieder aufgefunden; im 15. traten dann die Portugiesen ihre große Entdeckerlaufbahn an, angeregt von ihrem Infanten Heinrich dem Seefahrer (1416-60), der rastlos bemüht war, die Schiffahrt seines Landes zu heben, und dadurch der Schöpfer von Portugals Größe wurde. Ihre Expeditionen schritten zuerst schüchtern, dann immer beherzter am Westrand Afrikas nach S. vor. 1434 wurde Kap Bojador von ihnen glücklich umsegelt; 1442 sah Lissabon [* 27] ¶