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Astragaleen, Kreuzdorn, Kapernsträucher, Rautengewächse. In der südlichen Sahara sind ganze Striche von Klettengras (Pennisetum distichum) bedeckt, welches auch in den Steppen der nächsten Zone verbreitet ist. Außerdem charakterisieren im S. Sennapflanzen, durch das ganze Gebiet aber stachlige, gummitragende Mimosen die Wüstenflora. Wo der Boden salzig ist, gibt es Salzpflanzen. Wo Bewässerung möglich ist, in den Oasen, da lohnt der Boden reichlich den Fleiß des Menschen.
Die Oasen sind die eigentliche Heimat der fruchtreichen Dattelpalme (Phoenix dactylifera). Durch diese wird in den Oasen, durch die Gummiakazien in den öden Wadis vor allem diese Wüstenzone charakterisiert, in welche sich von S. herein auch baumartige Euphorbien und die riesige, über 6 m hohe Aschur (Asclepias gigantea), letztere bis Mursuk und Nubien, verbreiten. Ebenso ist die Dumpalme ein Eindringling aus dem S., der bis in die Thebais hinaufreicht. Überraschend ist es für den europäischen Forscher, wenn er mitten zwischen diesen Fremdlingen im W. die blaue Kornblume und das Gänseblümchen und im Tibbuland das blaue Gauchheil (Anagallis) neben den Gummi-Mimosen findet.
Sehr verschieden von der kontinentalen Flora gestaltet sich die Vegetation auf den mit der nördlichen Sahara unter gleicher geographischer Breite [* 2] liegenden Kanarischen Inseln; sie haben für den Botaniker ein hohes Interesse, vor allem durch die bedeutende Erhebung über dem Meer und die scharfe Abmarkung verschiedener übereinander liegender Pflanzengürtel (sogen. Regionen), die uns aus einem subtropischen Klima [* 3] bis hinauf zur Grenze des ewigen Schnees führen.
Die Klippen [* 4] am Meer liefern hier wie im übrigen nördlichen Afrika [* 5] die Orseilleflechte zur Ausfuhr. Für den Pflanzengeographen ist die Insel Teneriffa eine der interessantesten Erdstellen, die ihn lehrt, wie auf einer einzelnen Insel mit der größern Einförmigkeit der äußern Lebensbedingungen auch der Grund der Vermannigfaltigung der Arten eines Geschlechts abnimmt, umgekehrt aber durch die Isolierung die Ursache zu eigentümlicher Entwickelung gegeben ist. Die 377 einheimischen Pflanzen, die L. v. Buch und Smith sammelten (nicht weniger als 158 sind sicher importiert), verteilen sich auf 259 Geschlechter, während die 1416 Arten, welche Desfontaines in Algerien [* 6] sammelte, 336 Geschlechtern angehörten. Madeira [* 7] zeigt eine ähnliche Erscheinung in Bezug auf die Menge eingeführter Pflanzen (betreffs der Eigentümlichkeit aber geringere Anzahl der Arten) und auf die Verteilung der Pflanzen.
Der Vegetationsgürtel des
Sudân oder, wie er auch heißt, der
Gürtel
[* 8] tropischer
Vegetation reicht so weit wie der regelmäßige
Sommerregen; am
Nil beginnt derselbe mit den letzten Nilkatarakten oberhalb
Schendy, im Innern mit den
Bergen
[* 9] von
Kordofan und
Anahef, im W. mit der
Grenze
Senegambiens. Im S. reicht die
Grenze vom
Kap
Negro im Innern bis zum
Ngamisee,
am weitesten nach S. aber an der Ostküste, wo ganz
Natal noch tropische
Vegetation besitzt. Die reiche
Entwickelung der Gramineenform,
dann dichter Waldwuchs,
Reichtum an
Schlingpflanzen, namentlich
Winden,
[* 10] unechte Schmarotzergewächse
auf den
Bäumen, neue, zum
Teil schön blühende
Formen von Laubbäumen, neue
Palmen
[* 11] und andre Fruchtbäume und Kulturgewächse
bezeichnen
sie.
Unter den Bäumen treten die echten und unechten schmetterlingsblütigen Gewächse (Cassia, Bauhinia, Tamarindus, Acacia, Mimosa, Dalbergia etc.) in auffallendem Artenreichtum auf. Charakteristisch für Afrika ist die große Zahl der Rubiaceen (an der äquatorialen Westküste 10 Proz.), zu denen auch der von Südabessinien über einen großen Teil des tropischen Afrika verbreitete, auf der untern Stufe der Berge Angolas zum Waldbaum gewordene Kaffeebaum gehört. Ähnlich sind Orangen und Zitronen verwildert.
Außerdem sind vor allem Gräser [* 12] (8 Proz.), unter ihnen die baumartigen Bambusrohre, und Cypergräser (4 Proz.), darunter die Papyruspflanze, Euphorbien mit den merkwürdigen baumartigen Formen (3,8 Proz.) und akanthusartige Pflanzen reich vertreten. Die kätzchentragenden Bäume fehlen dagegen bis auf die Weide [* 13] gänzlich, und auch die zapfentragenden treten auf den Gebirgen im S. in neuen, dem Norden [* 14] fremden Formen (Podocarpus), nur in Abessinien mit Wacholdern auf.
Zwiebelgewächse und Palmen finden sich in schönen Formen. Viele der tropischen Pflanzen haben eine weite Verbreitung, reichen von der Ost- bis zur Westküste, andre von der Nord- bis zur Südgrenze, eine Folge des Mangels trennender hoher Meridiangebirge. Zu den Charakterpflanzen des tropischen Afrika gehört vor allen der dickstämmige, gigantische, in der trocknen Jahreszeit kahle Baobab oder Affenbrotbaum (Adansonia digitata), der von den Ufern der beiden Nile südlich von Chartum und von Kordofan im O. bis Senegambien im W. und zum Ngamisee im S. reicht und nur in den heißen äquatorialen Küstenniederungen fehlt, dann die Form der schon erwähnten gabelästigen Dumpalmen (Crucifera thebaica), die nützliche und schöne Delebpalme (Borassus Aethiopum), Palmyrapalme sowie eine eigentümliche Art wilder Dattelpalme; die echte Dattelpalme gedeiht hier nur kümmerlich.
Die Ölpalme (Elaeis guineensis) scheint der Westküste ebenso eigen wie die Kokospalme der östlichen; dort kommen in Menge auch Weinpalmen und Bananen (Musa paradisiaca) wild und angepflanzt vor. Breitblätterige Feigen, darunter Bananen, und Kautschukbäume, der mächtige Seidenbaumwollenbaum (Eriodendron guianense), der Butterbaum (Bassia Parkii), der die Schibutter liefert, die Sterculia acuminata, von Oberguinea [* 15] bis Angola als Waldbaum auftretend, von dem die für die Eingebornen unentbehrliche Guronuß stammt, die schattige Tamarinde (Tamarindus indica) sind einige der wichtigsten Waldbäume Afrikas, durch weite Verbreitung, meist auch durch Größe und Nutzen für den Menschen ausgezeichnet.
Zahlreiche eigentümliche Fruchtbäume, wie Anonen, kommen noch dazu; auch ist die Zahl der Nutzhölzer, trefflicher Zimmer-, Schreiner- und Farbhölzer sehr bedeutend. Unter den Sträuchern findet sich die Baumwollenstaude in einem großen Teil Afrikas. Yamswurzel (Dioscorea alata), Maniok (Jatropha Manihot), Bataten, Reis, Mais, Durra (Sorghum) und Duchn (Pennisetum typhoideum), Hülsenfrüchte, Erdnüsse (Arachis hypogaea), Ananas, Kürbisse, Gurken und Melonen, im N. besonders Zwiebeln nebst andern Gemüsen sind die angebauten, meist einheimischen Nahrungspflanzen. [* 16] Als Ölpflanzen dienen Erdnuß, Sesam, Rizinus. Bananen und Palmen sind unter den Fruchtbäumen in vielen Gegenden die wichtigsten. Zu den einheimischen sind übrigens viele Arten aus Amerika [* 17] und Indien eingeführt, wie der jetzt weitverbreitete Melonenbaum (Carica Papaya), die Anakardien (Elefantenlausbaum), die Pompelmus ¶
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und in höhern Lagen die Orangen der nördlichern Zone. Die eigentümliche Flora Madagaskars wie die der Ostküste des Festlandes nähern sich der indischen und australischen.
Aber der Reichtum der tropischen Flora ist nicht gleich verteilt; es finden sich alle Zwischenformen zwischen dem feuchten, dichten Urwald, in den kein Sonnenstrahl eindringt, den Savannen, in welchen das hohe Gras über den Reiter hinausreicht, und der vollständig sterilen Salzwüste, wo die Vegetation auf wenige kümmerliche Salzpflanzen beschränkt ist. Die ganze Küste und die Strommündungen, soweit Süß- und Salzwasser sich mischen, vom Senegal bis Benguela, von der Delagoabai bis um das Kap Gardafui herum, finden sich von den wunderlichen, aus Rhizophoren und Avicennia gebildeten Mangrovewäldern (Rhizophora Mangle) umsäumt, und hier ist der Sitz jener selbst für den Afrikaner verderblichen Fieber. Wo die Ströme langsamen Lauf haben, prangen die schönsten Seerosen (Nymphaea Lotus, N. coerulea) und andre schön blühende Wasserpflanzen. [* 19]
Vom Gariep bis zum Ngamisee und von der Ostseite der Kalahari bis zum Atlantischen Ozean erstrecken sich zumeist wasserlose Landschaften, welche das Vegetationsgebiet der Kalahari bilden. Diese ist ein eigentümliches Mittelglied zwischen Wüsten, Savannen und Gesträuchsteppen ohne Oasen. Ein großer Teil ihres Areals ist mit Holzgewächsen bedeckt, stellenweise finden sich auch Savannen mit reichem Graswuchs. Die Charakterpflanze des Westrandes der Kalahari ist die Gnetacee Welwitschia mirabilis. Im Innern finden sich Akazien (Giraffenakazie) und andre Dorngesträucher.
Was die kapische Flora anlangt, so besitzt dieselbe, obwohl sie, den klimatischen Verhältnissen nach der Mittelflora entsprechend, subtropisch ist, doch einen wesentlich eigentümlichen Charakter. An Artenreichtum steht sie einzig da (man schätzt die Zahl der bis jetzt von da in die europäischen Herbarien eingeführten Arten auf 12-14,000), nicht weniger auch an Individualisierung. Jede Schlucht birgt fast ihre eigentümlichen Formen, deren Verbreitungsbezirk oft so beschränkt ist, daß von manchen Eriken und Pelargonien in den Gewächshäusern Europas mehr Individuen vorhanden sind als in ihrer Heimat. So erklärt es sich, wie hier über 500 Arten von Heiden (Erica), über 400 von Pelargonium, über 350 von Mesembryanthemum [* 20] vorkommen können.
Charakteristisch vor allem ist der Reichtum an Saftpflanzen, an Aloearten, an Krassulaceen, Aaspflanzen (Stapelia), wozu auch einige baumförmige Euphorbien kommen; ihr Hauptstandort sind die sandigen, felsigen Küsten, sie fehlen aber auch den höhern Lagen nicht. Auf den trocknen Hochebenen herrschen Heiden, Schwertlilien und Zwiebelgewächse, darunter Amaryllis toxicaria (womit die Buschmänner die Tränkplätze des Wildes zu vergiften pflegen), im O. Strelitzien vor.
Gräser bedecken die Höhen, die zur trocknen Zeit einem reifen Roggenfeld gleichen (das holländische
Roggeveld). An die Lage des Landes innerhalb der gemäßigten Zone erinnert vornehmlich der Reichtum an solchen Pflanzengattungen
und Arten, welche der Familie der Kompositen
[* 21] angehören. Busch-, sehr selten Hochwald findet sich auch in den Schluchten und an den
Flußufern. Als einzige Palme
[* 22] kommt am Kap die zierliche Phoenix reclinata vor. Stachlige Mimosen (Acacia
detinens), Eisenholz (Bauhinia), australische Proteaceen, worunter der Silberbaum (Leucadendron),
und von Nadelhölzern Podocarpus
mit Heiden, Diosmeen, dem kapischen Ölbaum, einer Art immergrüner Eiche (außer der Weide dem einzigen kätzchentragenden Baum
der eigentlich afrikanischen Flora) bilden dichte und ungangbare Gehölze, denen alle Baumparasiten und fast alle Schlingpflanzen
fehlen. Von Kulturgewächsen
vereinigen die Gegenden nördlich vom Kap der Guten Hoffnung die Erzeugnisse
fast aller Zonen, mit Ausnahme der nordischen und rein äquinoktialen.
Eine eigne Stellung in den Vegetationsgebieten Afrikas nimmt Abessinien ein. Es reicht aus der tropischen Region der fieberschwangern, waldreichen, unbewohnten Kola und den tiefen Stromthälern hinauf bis in die alpine Region seiner Hochgipfel. Bis 1600 m reicht ein Gürtel tropischer Vegetation, von da bis 2600 m der subtropische, von da bis 3300 m der gemäßigte, von da bis 4500 m der subalpine und alpine. Die unterste Region, wie das heiße Thalgehänge des Takazzé, ist mit Wäldern von Mimosen, Tamarinden, Ebenholz, Adansonien, Feigen, Balsambäumen (Amyris papyrifera), im S. des Landes vom Kaffeebaum bedeckt, die Flußufer sind mit Bambusrohr und Tamarisken eingefaßt.
Hier wächst Indigo [* 23] wild, gedeiht das Zuckerrohr, wird die Dagussa (Eleusine Dagussa), eine eigentümliche Ölpflanze, der Nukh (Guizotia oleifera) gezogen; den Rand der tiefen Thäler bedecken Dorngebüsche von Mimosen und Kreuzdorn und der Kolkwal, die dem Säulenkaktus gleichende abessinische Wolfsmilch. Nadelholzähnliche tropische Pflanzen (Conocephalus), die Koniferenformen des Mittelmeers [* 24] (eigentümliche Wacholder) verbinden sich in dieser Region mit den kapischen Podokarpen.
Auf den Plateaus und höher ist aller Wald vernichtet, teils durch die wilde Art der Kriegführung, teils durch das Abbrennen der Felder; dagegen wird ein ausgedehnter Getreidebau getrieben von Tef (Poa [* 25] abyssinica), höher von Weizen und Gerste. [* 26] Im Hochland von Semién reicht von 2600 bis 3300 m die Region der baumartigen Heiden (Erica acrophylla) und blüten-, insbesondere kleereicher Wiesen; vereinzelt in den letztern steht der heilkräftige Kossobaum (Brayera anthelminthica), in dem die Natur dem Abessinier das beste Heilmittel gegen den hier allgemein verbreiteten Bandwurm [* 27] gegeben hat.
Auf 2900-3000 m Höhe liegen die Orte Semiéns. Von 3200 m an wird dann die Gegend durchschnittlich öde, kahl, völlig holzlos und ist, wo nicht nackter Fels, mit Gräsern und Seggen bedeckt, zwischen denen die merkwürdige palmenähnliche Gibara (Rhynchopetalum montanum), eine Lobeliacee, sich erhebt. Von da bis 4500 m liegen alle Höhen in einem ewigen Nebel, der nur im Dezember und Januar sich lichtet, und hier beginnen die europäischen Formen. Von 3900 m an fällt Schnee, [* 28] und wo dieser in Vertiefungen einige Tage liegen bleibt, da blühen zwar wenige, aber interessante Alpenpflanzen.
Noch höher hinauf, bis 4500 m (also Montblanchöhe), ist die Flora des fast unter dem Äquator gelegenen Schneebergs Kilima Ndscharo erforscht worden. Baron v. d. Decken fand dort noch ein Wäldchen mit buschartigen Farnen und immergrünen, ellenlangen Bartflechten, Hochwiesen mit Glockenblumen und papyrusähnlichen Riedgräsern sowie eigentümlichen krautartigen, mannshohen Stauden, die durch ihre Gruppierung und Gestalt die Vorstellung tanzender Kobolde erzeugten. Die höchste Region hat wenig Afrika Eigentümliches geboten. ¶