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Astragaleen, Kreuzdorn, Kapernsträucher, Rautengewächse. In der südlichen Sahara sind ganze Striche von Klettengras (Pennisetum distichum) bedeckt, welches auch in den Steppen der nächsten Zone verbreitet ist. Außerdem charakterisieren im S. Sennapflanzen, durch das ganze Gebiet aber stachlige, gummitragende Mimosen die Wüstenflora. Wo der Boden salzig ist, gibt es Salzpflanzen. Wo Bewässerung möglich ist, in den Oasen, da lohnt der Boden reichlich den Fleiß des Menschen.
Die Oasen sind die eigentliche Heimat der fruchtreichen Dattelpalme (Phoenix dactylifera). Durch diese wird in den Oasen, durch die Gummiakazien in den öden Wadis vor allem diese Wüstenzone charakterisiert, in welche sich von S. herein auch baumartige Euphorbien und die riesige, über 6 m hohe Aschur (Asclepias gigantea), letztere bis Mursuk und Nubien, verbreiten. Ebenso ist die Dumpalme ein Eindringling aus dem S., der bis in die Thebais hinaufreicht. Überraschend ist es für den europäischen Forscher, wenn er mitten zwischen diesen Fremdlingen im W. die blaue Kornblume und das Gänseblümchen und im Tibbuland das blaue Gauchheil (Anagallis) neben den Gummi-Mimosen findet.
Sehr verschieden von der kontinentalen Flora gestaltet sich die Vegetation auf den mit der nördlichen Sahara unter gleicher geographischer Breite liegenden Kanarischen Inseln; sie haben für den Botaniker ein hohes Interesse, vor allem durch die bedeutende Erhebung über dem Meer und die scharfe Abmarkung verschiedener übereinander liegender Pflanzengürtel (sogen. Regionen), die uns aus einem subtropischen Klima bis hinauf zur Grenze des ewigen Schnees führen.
Die Klippen am Meer liefern hier wie im übrigen nördlichen Afrika die Orseilleflechte zur Ausfuhr. Für den Pflanzengeographen ist die Insel Teneriffa eine der interessantesten Erdstellen, die ihn lehrt, wie auf einer einzelnen Insel mit der größern Einförmigkeit der äußern Lebensbedingungen auch der Grund der Vermannigfaltigung der Arten eines Geschlechts abnimmt, umgekehrt aber durch die Isolierung die Ursache zu eigentümlicher Entwickelung gegeben ist. Die 377 einheimischen Pflanzen, die L. v. Buch und Smith sammelten (nicht weniger als 158 sind sicher importiert), verteilen sich auf 259 Geschlechter, während die 1416 Arten, welche Desfontaines in Algerien sammelte, 336 Geschlechtern angehörten. Madeira zeigt eine ähnliche Erscheinung in Bezug auf die Menge eingeführter Pflanzen (betreffs der Eigentümlichkeit aber geringere Anzahl der Arten) und auf die Verteilung der Pflanzen.
Der Vegetationsgürtel des Sudân oder, wie er auch heißt, der Gürtel tropischer Vegetation reicht so weit wie der regelmäßige Sommerregen; am Nil beginnt derselbe mit den letzten Nilkatarakten oberhalb Schendy, im Innern mit den Bergen von Kordofan und Anahef, im W. mit der Grenze Senegambiens. Im S. reicht die Grenze vom Kap Negro im Innern bis zum Ngamisee, am weitesten nach S. aber an der Ostküste, wo ganz Natal noch tropische Vegetation besitzt. Die reiche Entwickelung der Gramineenform, dann dichter Waldwuchs, Reichtum an Schlingpflanzen, namentlich Winden, unechte Schmarotzergewächse auf den Bäumen, neue, zum Teil schön blühende Formen von Laubbäumen, neue Palmen und andre Fruchtbäume und Kulturgewächse bezeichnen sie.
Unter den Bäumen treten die echten und unechten schmetterlingsblütigen Gewächse (Cassia, Bauhinia, Tamarindus, Acacia, Mimosa, Dalbergia etc.) in auffallendem Artenreichtum auf. Charakteristisch für Afrika ist die große Zahl der Rubiaceen (an der äquatorialen Westküste 10 Proz.), zu denen auch der von Südabessinien über einen großen Teil des tropischen Afrika verbreitete, auf der untern Stufe der Berge Angolas zum Waldbaum gewordene Kaffeebaum gehört. Ähnlich sind Orangen und Zitronen verwildert.
Außerdem sind vor allem Gräser (8 Proz.), unter ihnen die baumartigen Bambusrohre, und Cypergräser (4 Proz.), darunter die Papyruspflanze, Euphorbien mit den merkwürdigen baumartigen Formen (3,8 Proz.) und akanthusartige Pflanzen reich vertreten. Die kätzchentragenden Bäume fehlen dagegen bis auf die Weide gänzlich, und auch die zapfentragenden treten auf den Gebirgen im S. in neuen, dem Norden fremden Formen (Podocarpus), nur in Abessinien mit Wacholdern auf.
Zwiebelgewächse und Palmen finden sich in schönen Formen. Viele der tropischen Pflanzen haben eine weite Verbreitung, reichen von der Ost- bis zur Westküste, andre von der Nord- bis zur Südgrenze, eine Folge des Mangels trennender hoher Meridiangebirge. Zu den Charakterpflanzen des tropischen Afrika gehört vor allen der dickstämmige, gigantische, in der trocknen Jahreszeit kahle Baobab oder Affenbrotbaum (Adansonia digitata), der von den Ufern der beiden Nile südlich von Chartum und von Kordofan im O. bis Senegambien im W. und zum Ngamisee im S. reicht und nur in den heißen äquatorialen Küstenniederungen fehlt, dann die Form der schon erwähnten gabelästigen Dumpalmen (Crucifera thebaica), die nützliche und schöne Delebpalme (Borassus Aethiopum), Palmyrapalme sowie eine eigentümliche Art wilder Dattelpalme; die echte Dattelpalme gedeiht hier nur kümmerlich.
Die Ölpalme (Elaeis guineensis) scheint der Westküste ebenso eigen wie die Kokospalme der östlichen; dort kommen in Menge auch Weinpalmen und Bananen (Musa paradisiaca) wild und angepflanzt vor. Breitblätterige Feigen, darunter Bananen, und Kautschukbäume, der mächtige Seidenbaumwollenbaum (Eriodendron guianense), der Butterbaum (Bassia Parkii), der die Schibutter liefert, die Sterculia acuminata, von Oberguinea bis Angola als Waldbaum auftretend, von dem die für die Eingebornen unentbehrliche Guronuß stammt, die schattige Tamarinde (Tamarindus indica) sind einige der wichtigsten Waldbäume Afrikas, durch weite Verbreitung, meist auch durch Größe und Nutzen für den Menschen ausgezeichnet.
Zahlreiche eigentümliche Fruchtbäume, wie Anonen, kommen noch dazu; auch ist die Zahl der Nutzhölzer, trefflicher Zimmer-, Schreiner- und Farbhölzer sehr bedeutend. Unter den Sträuchern findet sich die Baumwollenstaude in einem großen Teil Afrikas. Yamswurzel (Dioscorea alata), Maniok (Jatropha Manihot), Bataten, Reis, Mais, Durra (Sorghum) und Duchn (Pennisetum typhoideum), Hülsenfrüchte, Erdnüsse (Arachis hypogaea), Ananas, Kürbisse, Gurken und Melonen, im N. besonders Zwiebeln nebst andern Gemüsen sind die angebauten, meist einheimischen Nahrungspflanzen. Als Ölpflanzen dienen Erdnuß, Sesam, Rizinus. Bananen und Palmen sind unter den Fruchtbäumen in vielen Gegenden die wichtigsten. Zu den einheimischen sind übrigens viele Arten aus Amerika und Indien eingeführt, wie der jetzt weitverbreitete Melonenbaum (Carica Papaya), die Anakardien (Elefantenlausbaum), die Pompelmus
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und in höhern Lagen die Orangen der nördlichern Zone. Die eigentümliche Flora Madagaskars wie die der Ostküste des Festlandes nähern sich der indischen und australischen.
Aber der Reichtum der tropischen Flora ist nicht gleich verteilt; es finden sich alle Zwischenformen zwischen dem feuchten, dichten Urwald, in den kein Sonnenstrahl eindringt, den Savannen, in welchen das hohe Gras über den Reiter hinausreicht, und der vollständig sterilen Salzwüste, wo die Vegetation auf wenige kümmerliche Salzpflanzen beschränkt ist. Die ganze Küste und die Strommündungen, soweit Süß- und Salzwasser sich mischen, vom Senegal bis Benguela, von der Delagoabai bis um das Kap Gardafui herum, finden sich von den wunderlichen, aus Rhizophoren und Avicennia gebildeten Mangrovewäldern (Rhizophora Mangle) umsäumt, und hier ist der Sitz jener selbst für den Afrikaner verderblichen Fieber. Wo die Ströme langsamen Lauf haben, prangen die schönsten Seerosen (Nymphaea Lotus, N. coerulea) und andre schön blühende Wasserpflanzen.
Vom Gariep bis zum Ngamisee und von der Ostseite der Kalahari bis zum Atlantischen Ozean erstrecken sich zumeist wasserlose Landschaften, welche das Vegetationsgebiet der Kalahari bilden. Diese ist ein eigentümliches Mittelglied zwischen Wüsten, Savannen und Gesträuchsteppen ohne Oasen. Ein großer Teil ihres Areals ist mit Holzgewächsen bedeckt, stellenweise finden sich auch Savannen mit reichem Graswuchs. Die Charakterpflanze des Westrandes der Kalahari ist die Gnetacee Welwitschia mirabilis. Im Innern finden sich Akazien (Giraffenakazie) und andre Dorngesträucher.
Was die kapische Flora anlangt, so besitzt dieselbe, obwohl sie, den klimatischen Verhältnissen nach der Mittelflora entsprechend, subtropisch ist, doch einen wesentlich eigentümlichen Charakter. An Artenreichtum steht sie einzig da (man schätzt die Zahl der bis jetzt von da in die europäischen Herbarien eingeführten Arten auf 12-14,000), nicht weniger auch an Individualisierung. Jede Schlucht birgt fast ihre eigentümlichen Formen, deren Verbreitungsbezirk oft so beschränkt ist, daß von manchen Eriken und Pelargonien in den Gewächshäusern Europas mehr Individuen vorhanden sind als in ihrer Heimat. So erklärt es sich, wie hier über 500 Arten von Heiden (Erica), über 400 von Pelargonium, über 350 von Mesembryanthemum vorkommen können.
Charakteristisch vor allem ist der Reichtum an Saftpflanzen, an Aloearten, an Krassulaceen, Aaspflanzen (Stapelia), wozu auch einige baumförmige Euphorbien kommen; ihr Hauptstandort sind die sandigen, felsigen Küsten, sie fehlen aber auch den höhern Lagen nicht. Auf den trocknen Hochebenen herrschen Heiden, Schwertlilien und Zwiebelgewächse, darunter Amaryllis toxicaria (womit die Buschmänner die Tränkplätze des Wildes zu vergiften pflegen), im O. Strelitzien vor.
Gräser bedecken die Höhen, die zur trocknen Zeit einem reifen Roggenfeld gleichen (das holländische Roggeveld). An die Lage des Landes innerhalb der gemäßigten Zone erinnert vornehmlich der Reichtum an solchen Pflanzengattungen und Arten, welche der Familie der Kompositen angehören. Busch-, sehr selten Hochwald findet sich auch in den Schluchten und an den Flußufern. Als einzige Palme kommt am Kap die zierliche Phoenix reclinata vor. Stachlige Mimosen (Acacia detinens), Eisenholz (Bauhinia), australische Proteaceen, worunter der Silberbaum (Leucadendron), und von Nadelhölzern Podocarpus mit Heiden, Diosmeen, dem kapischen Ölbaum, einer Art immergrüner Eiche (außer der Weide dem einzigen kätzchentragenden Baum der eigentlich afrikanischen Flora) bilden dichte und ungangbare Gehölze, denen alle Baumparasiten und fast alle Schlingpflanzen fehlen. Von Kulturgewächsen vereinigen die Gegenden nördlich vom Kap der Guten Hoffnung die Erzeugnisse fast aller Zonen, mit Ausnahme der nordischen und rein äquinoktialen.
Eine eigne Stellung in den Vegetationsgebieten Afrikas nimmt Abessinien ein. Es reicht aus der tropischen Region der fieberschwangern, waldreichen, unbewohnten Kola und den tiefen Stromthälern hinauf bis in die alpine Region seiner Hochgipfel. Bis 1600 m reicht ein Gürtel tropischer Vegetation, von da bis 2600 m der subtropische, von da bis 3300 m der gemäßigte, von da bis 4500 m der subalpine und alpine. Die unterste Region, wie das heiße Thalgehänge des Takazzé, ist mit Wäldern von Mimosen, Tamarinden, Ebenholz, Adansonien, Feigen, Balsambäumen (Amyris papyrifera), im S. des Landes vom Kaffeebaum bedeckt, die Flußufer sind mit Bambusrohr und Tamarisken eingefaßt.
Hier wächst Indigo wild, gedeiht das Zuckerrohr, wird die Dagussa (Eleusine Dagussa), eine eigentümliche Ölpflanze, der Nukh (Guizotia oleifera) gezogen; den Rand der tiefen Thäler bedecken Dorngebüsche von Mimosen und Kreuzdorn und der Kolkwal, die dem Säulenkaktus gleichende abessinische Wolfsmilch. Nadelholzähnliche tropische Pflanzen (Conocephalus), die Koniferenformen des Mittelmeers (eigentümliche Wacholder) verbinden sich in dieser Region mit den kapischen Podokarpen.
Auf den Plateaus und höher ist aller Wald vernichtet, teils durch die wilde Art der Kriegführung, teils durch das Abbrennen der Felder; dagegen wird ein ausgedehnter Getreidebau getrieben von Tef (Poa abyssinica), höher von Weizen und Gerste. Im Hochland von Semién reicht von 2600 bis 3300 m die Region der baumartigen Heiden (Erica acrophylla) und blüten-, insbesondere kleereicher Wiesen; vereinzelt in den letztern steht der heilkräftige Kossobaum (Brayera anthelminthica), in dem die Natur dem Abessinier das beste Heilmittel gegen den hier allgemein verbreiteten Bandwurm gegeben hat.
Auf 2900-3000 m Höhe liegen die Orte Semiéns. Von 3200 m an wird dann die Gegend durchschnittlich öde, kahl, völlig holzlos und ist, wo nicht nackter Fels, mit Gräsern und Seggen bedeckt, zwischen denen die merkwürdige palmenähnliche Gibara (Rhynchopetalum montanum), eine Lobeliacee, sich erhebt. Von da bis 4500 m liegen alle Höhen in einem ewigen Nebel, der nur im Dezember und Januar sich lichtet, und hier beginnen die europäischen Formen. Von 3900 m an fällt Schnee, und wo dieser in Vertiefungen einige Tage liegen bleibt, da blühen zwar wenige, aber interessante Alpenpflanzen.
Noch höher hinauf, bis 4500 m (also Montblanchöhe), ist die Flora des fast unter dem Äquator gelegenen Schneebergs Kilima Ndscharo erforscht worden. Baron v. d. Decken fand dort noch ein Wäldchen mit buschartigen Farnen und immergrünen, ellenlangen Bartflechten, Hochwiesen mit Glockenblumen und papyrusähnlichen Riedgräsern sowie eigentümlichen krautartigen, mannshohen Stauden, die durch ihre Gruppierung und Gestalt die Vorstellung tanzender Kobolde erzeugten. Die höchste Region hat wenig Afrika Eigentümliches geboten.
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Tierwelt.
Die Tierwelt Afrikas gehört nach Wallace der sogen. paläarktischen und der äthiopischen Region an. Erstere zerfällt in zwei Subregionen und umfaßt ganz Nordafrika und die Mittelmeerländer, während die äthiopische vier Subregionen umfaßt:
1) die von Ost- und Mittelafrika, 2) die von Westafrika, 3) die von Südafrika und 4) die Subregion von Madagaskar. Das paläarktische Reich weist eine Übereinstimmung der Tierformen auf, welche die Annahme von Hauptabschnitten ausschließt und selbst die Feststellung sekundärer Grenzen in hohem Grad erschwert. Man muß sich bei Aufzählung der wichtigsten Tiergruppen wohl vor Augen halten, daß solche Gruppen nicht immer ausschließlich der einen oder andern Region zukommen, sondern hier und da über die Grenzen greifen und einzelne Arten auch eine Verbreitung in einem Nachbarreich oder in mehreren haben.
Die nordafrikanische Fauna zeigt in ihren wesentlichen Zügen eine große Übereinstimmung mit den Typen der südeuropäischen. Die charakteristischen Säugetiergruppen derselben sind die Maulwürfe, Kamele, Schafe, Ziegen, Antilopen, Hirsche, Hamster, Sandmäuse, Wühlmäuse, Pfeifhasen, Wölfe, Füchse, Bären. Größere Raubtiere, wie der Löwe, die gestreifte Hyäne, waren einst auch in Europa heimisch und sind dort erst in der historischen Zeit ausgerottet worden.
Unter den Vögeln sind neben den charakteristischen Typen der paläarktischen Zone überhaupt (den Sängern [Sylviidae], Rohrsängern, Meisen, Elstern, Finken, Waldhühnern, Fasanen) vorzüglich Geierarten in Nordafrika heimisch sowie ferner eine große Anzahl von Sumpfvögeln (Flamingo, Ibis, Pelikan, Reiher). Die Anzahl der Reptilien und Süßwasserfische ist eine geringe, hingegen jene der Insekten eine bedeutende. Die Sahara ist außerordentlich arm an Repräsentanten der Tierwelt.
Nager, Antilopen, Schakale, wilde Katzen, Hyänen, Strauße, Wüstenhühner (Pterocles), Skinke, Erdagamen, Sandeidechsen, Pimelien, Schattenkäfer, Skorpione u. a. sind ihre Bewohner. Die Subregion von Ost- und Mittelafrika umschließt die Sahara, den Sudân, Ostafrika bis Mosambik und reicht quer durch den Kontinent an die Westküste mit einem schmalen Streifen bis zur Walfischbai. Die wichtigsten Charaktertiere dieser Subregion sind Paviane, Nilpferde, Giraffen, Antilopen, Katzen, Hyänen, Reiher (am Nil).
Die Subregion von Westafrika reicht an der Küste vom Gambia bis zum Congo und im Binnenland bis an den Uëlle. Ihre Charaktertiere sind: Gorilla, Schimpanse, Potamogale, Flußschwein, Zibetkatzen, Perlhühner, Turakos. Viele der Formen erinnern an die malaiische und indische Tierwelt. Die Subregion von Südafrika ist die eigentümlichste. Ihre Grenze verläuft von der Walfischbai auf Mosambik. Charaktertiere derselben sind: große Raubtiere, Zibetkatzen, Dickhäuter, Giraffen und Antilopen, der Hyänenhund, der langohrige Fuchs, Erdwolf (Proteles), Viverrenarten, Nagetiere, Zebras, besondere Arten von Eidechsen und Insekten. Die Subregion von Madagaskar steht ganz isoliert da.
Das äthiopische Reich umfaßt Afrika vom Wendekreis des Krebses bis zum Kap und Madagaskar und ist im Verhältnis zum paläarktischen zwar klein, dagegen ist es infolge des gleichförmigen Klimas und der tropischen Üppigkeit eines großen Teils seines Areals von einer größern Menge der verschiedenartigsten großen Tiere bevölkert als irgend eine andre Fläche von gleichem Umfang. Viele der besondern Eigentümlichkeiten diesem Reichs kommen auf Rechnung der reichen, aber isolierten Fauna Madagaskars, die mehr jener Indiens gleicht.
Madagaskar hat einstmals mit Südafrika zusammengehangen, und die Lostrennung hat noch vor der Einwanderung der großen Afrika eigentümlichen Tierarten stattgefunden. Die Fauna des äthiopischen Reichs können wir so recht als die charakteristische des ganzen afrikanischen Kontinents betrachten, weil sich die meisten Afrika eigentümlichen Tiergeschlechter von der Nordgrenze des tropischen Regens, von Senegambien im W. bis Kordofan und Senaar im O. und südlich bis zum Kap verbreiten.
Mehrere der afrikanischen Tiere übertreffen die verwandten Arten andrer Kontinente meist an Wildheit und Kraft. Von zoologischen Eigentümlichkeiten des äquatorialen und südlichen Afrika stechen viele besondere Säugetierarten in das Auge: der Goldmaulwurf, der Rohrrüßler, das Nilpferd, die Giraffe, der Erdwolf (Proteles), der Lykaon, das Erdschwein, die Paviane, andre Affen und Halbaffen, Meerkatzen, die Viverren, Nagetiere, Antilopen. Besonders unterscheidet sich das äthiopische Reich dadurch von allen übrigen, daß nicht bloß viele auffallende Formen daselbst auftreten, sondern eine große Anzahl von Säugetierfamilien daselbst fehlt, welche sonst ganz allgemein und in großer Anzahl über die Erde verbreitet sind.
Hierher gehören die Bären, welche durch die ganze Erdhälfte hindurch und südwärts bis nach Sumatra in der Alten und bis Chile in der Neuen Welt reichen, im tropischen und südlichen Afrika aber gar nicht vorkommen; ferner fehlen die Hirsche, die Ziegen die Schafe, die echten Ochsen und die eigentlichen Schweine gleichfalls. Dieses Fehlen solcher kosmopolitischen Familien ist in hohem Grad beachtenswert. Minder charakteristisch sind die Vögel, aber auch unter ihnen finden sich eigentümliche Formen, z. B. die Pisangfresser, die Erdnashörner, die Colis u. a. m. Zu den charakteristischen Formen zählen noch mancherlei Fliegenfänger, Würger, Raben, Honigsauger, Weber, Stare, Lerchen und Perlhühner. So auffällige Lücken wie bei den Säugetieren Afrikas kommen bei den Vögeln nicht vor, immerhin fehlen aber z. B. Zaunkönige, Baumläufer, Spechtmeisen, echte Fasanen und Dschangelhühner. Unter den Reptilien und andern Wirbeltieren gibt es drei eigentümliche Familien von Schlangen, eine von Eidechsen, eine von Kröten und drei von Süßwasserfischen.
Als Repräsentanten der echten afrikanischen Fauna können folgende Tiere genannt werden: der afrikanische Elefant, der gegenwärtig ungezähmt ist, aber im Altertum von den Karthagern gezähmt worden war, das Rhinozeros in mehreren Arten, der Hippopotamus, ein bis in Unterägypten verbreitetes Warzenschwein, von Antilopen der Kudu und der Klippspringer, Hartebeeste, der kafferische Büffel, die Giraffe, das Erdschwein, Stachelmäuse, Paviane, Springmäuse, Schuppentiere, Meerkatzen, der Gorilla (Troglodytes Gorilla), Schimpanse, Mandrill, Ranja, früchtefressende Vampire, von den Raubtieren der Löwe, von dem es in Südafrika mehrere, selbst schwarze Spielarten gibt, der aber den Wüstengürtel meidet, Leoparden, Hyänenhunde, Schakale, der Karakal, Zibet- und Genettkatzen; von den äußerst zahlreich am Nil, Senegal und am Kap vorkommenden Vögeln der Strauß, dessen
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künstliche Zucht gepflegt wird (sogar schon in Malta), der Anhinga, der Scherenschnabel, Flamingos, der Läufer, die schwarze Gans, der Ibis, Regenpfeifer, zahlreiche Störche und Reiher, Kropfgänse (Pelikane), Frankolinhühner, Turteltauben, der Helmkuckuck, Papageien, Nashornvögel, Webervögel, der Sekretär, Adler-, Falken- und Geierarten;
von Amphibien das Krokodil, welches südlich bis zum Cunene reicht, aber auch am Nordrand der Wüste in Algerien anzutreffen ist (wo es Aucapitaine fand), Schildkröten, Warneidechsen, Chamäleons, Brillenschlangen;
von den Fischen eigentümliche Welse, der Mugil;
ferner Skorpione, Schaben, Wanderheuschrecken, Moskitos, die dem Rindvieh so verderbliche Tsetsefliege (Glossina morsitans), Bienen, Ameisen, Termiten, namentlich am Senegal, aber auch im Damaland, der Guineawurm u. v. afrika. Nur einige wenige dieser angeführten Tierarten erreichen das Kap nicht;
einige fehlen in Senegambien, z. B. das Nashorn, die Giraffe etc., manche greifen bis in das südliche Europa vor, wie z. B. die Genettkatze und das Chamäleon. In einzelnen Teilen des gewaltigen äthiopischen Reichs prävalieren gewisse Tiergattungen ganz entschieden, z. B. in Guinea und im Hochsudân die Affen, die Termiten, in Südafrika die Wiederkäuer und Dickhäuter.
Mit Rücksicht auf Arten- und Individuenreichtum wie auf die Größe der Entwickelung ragen in Afrika besonders die pflanzenfressenden Tiere hervor, an denen Afrika alle Teile der Erde übertrifft. Es ist daher wohl auch das reichste Jagdrevier, namentlich die mit Gebüsch bewachsenen Steppen der Kalahari, Damerghu südlich von Asben, Kordofan, Senaar, am Setif, Rahat und Dinder, im Baggaraland, am Luba und Sambesi etc. Die Tiere, wie Giraffen, Antilopen, leben teils in kleinen Rudeln, teils in Herden von vielen Tausenden, und wo man das Feuergewehr noch nicht kennt, sind sie sehr zahm.
Livingstone erzählt, daß er sich im Barotsethal durch Schreien und Stoßen seinen Weg durch die zahlreichen Herden, welche die Savannen bedeckten, bahnen mußte. Auch an den Tränkplätzen ist großer Wildreichtum vorhanden. Hier finden sich Herden von Elefanten, Büffeln, Rhinozerossen, an den Seen und Strömen Flußpferde, Scharen von Schwimmvögeln. Die Wälder bewohnen Herden von Affen und Vögeln, die Felsen Massen von Pavianen und Klippdachsen. Die Steppen des Südens ernähren zahlreiche Antilopen, die Elenantilope, das Hartebeest, das Gnu, den Springbock. Bis in das Nilgebiet geht alljährlich der Zug unsrer Wandervögel; von S. her wandern gegen N. solche Vögel, welche der Regenzeit ausweichen.
Die Erhebung über den Meeresspiegel hat auf die Fauna einen wesentlichen Einfluß. In Abessinien z. B. steigen, wie erwähnt, die tropischen Floraformen hoch hinauf, und ihnen folgen die Tiere, z. B. die Hyäne, die bis zu einer Höhe von 3200 m angetroffen wird, die Antilopen, welche Höhen bis über 3300 m erklimmen. Auch die Fauna der an Afrika grenzenden Meeresteile ist eine ziemlich reichhaltige. Wale und Haie sind fast ausgerottet, dagegen kommen zu beiden Seiten des Kontinents der Tropikvogel, im S. der Albatros, der Manati nur an der West-, der Dugong nur an der Ostküste vor.
Fische und Konchylien haben gleichfalls ihre eignen Provinzen und liefern den Küstenbewohnern reichliche Ausbeute. Im Roten Meer sind zahlreiche Korallenbänke, welche der Westküste fehlen, im O. die Kauris (Cypraea moneta), deren Schalen in einem großen Teil von Afrika als Scheidemünze gelten. Von Haustieren steht das Rind an Wichtigkeit obenan. Der gesamte Reichtum mancher afrikanischen Stämme besteht nur in den Rinderherden, so z. B. am obern Nil, bei den Kaffern etc. Ebenso allgemein verbreitet sind die Schafe und Ziegen, namentlich von erstern Fettschwanzschafe. Im N. ist vor allen das Dromedar ein unentbehrliches Haustier, welches über ganz Nordafrika bis zu den feuchten Regionen des Sudân verbreitet ist, ferner das Pferd von der edlen Berberrasse Tuats bis zu den unansehnlichen Exemplaren der Sonrhai im W. und der Abessinier im O., der Esel und das Maultier, beide wertvolle Lasttiere. Im S. dient das Rind als Last- und Reittier, Pferde und Esel halten nur die weißen Ansiedler.
Namentlich im W. eignet sich der Ochs zum Last- und Reittier wegen seines ausdauernden Ganges ganz vorzüglich. Auch die Zibetkatze wird hier und da gehalten. Die Fauna von Madagaskar weist eine gleiche Beziehung zu Afrika auf wie die Antillen zum tropischen Amerika oder wie Neuseeland zu Australien; wir sehen dort Halbaffen (Lemuridae), Janrek oder Borstenigel (Cetentida) und Viverriden, aber weder große Raubtiere noch Dickhäuter oder echte Affen. Haustiere fehlen gleichfalls. Dagegen hat die Insel einen großen Reichtum an Wasservögeln. Was die Reptilien betrifft, so finden sich wenig afrikanische Gruppen, während eine beträchtliche Anzahl von östlichen und selbst von amerikanischen Formen vorkommt. Die Maskarenen beherbergen meist große, plumpe Vögel, wie den Dronte, den Aphanapteryx, welche schon fast ganz ausgerottet sind.
Bevölkerung.
(Hierzu Tafel »Afrikanische Völker«.) [* ]
Afrika hat von jeher für den Ethnographen eine besondere Anziehungskraft gehabt. Schon Karl Ritter, der den Zusammenhang zwischen der Ländergestalt und der Entwickelung der menschlichen Gesittung zu ergründen suchte, wies darauf hin, daß die niedrige geistige Stufe des Negers durch die niedrige Stufe der Gliederung Afrikas gerechtfertigt werde, ein Weg, auf dem ihm dann namentlich Peschel gefolgt ist. Unwegsamkeit ist ein Grundzug des afrikanischen Weltteils. Wie seine ozeanischen Umrisse schon ungünstig sind, so fehlt es ihm auch an aufschließenden Strömen.
Der Nil hat als Verkehrsmittel einen niedrigen Rang; der Niger durchströmt wohlbevölkerte Gebiete, und dennoch belebt ihn keine nennenswerte Schiffahrt. Die Schiffbarkeit des Congo wird nach verhältnismäßig kurzer Strecke von der Küste her durch gewaltige Felsstufen unterbrochen. In Bezug auf nautische Leistungen stehen die Bewohner keines Erdteils so niedrig wie jene Afrikas. Nur der Kru-Neger von der Guineaküste verdingt sich als Matrose; der hochkultivierte alte Ägypter schwang sich kaum über die Gondelschiffahrt empor.
Die Flüsse waren dem Afrikaner fast mehr Hindernisse als Bindungsmittel, und auffallend ist die geringe Zahl afrikanischer Stämme, die sich von Fischfang nähren. Zu der nautischen Verschlossenheit gesellt sich noch als Verschärfung die Unwegsamkeit großer Binnenräume. Der Wüstengürtel, der sich quer durch den Weltteil verbreitet, scheidet den Kontinent für die Gesittungsgeschichte in zwei streng gesonderte Hälften; denn während der nördliche Saum für alle Segnungen des mediterranen Bildungsgangs empfänglich war, blieb die südliche Hälfte mehr auf sich angewiesen. Die Schwierigkeiten der
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Überschreitung der Sahara wurden erst verringert, seit das Kamel eingeführt wurde. Fühlbar wird die Gewalt der Wüste namentlich in der Ausbreitung der Menschenrassen, denn, geringe Ausnahmen, wie die Tibbu, abgerechnet, beginnt erst jenseit der Wüste das Land der Schwarzen, der Sudân. Dieser Schwierigkeit und diesen Schranken begegnete auch die Gesittung. Aber der Nord- und Nordostrand standen durch die Annäherung an Asien und Europa der günstigen Einwirkung fremder Zivilisation offen, und dieser Einwirkung darf z. B. die Kenntnis des Ausschmelzens des Eisens durch ganz Afrika, bis zum Süden hinab, zugeschrieben werden.
Abgesehen von einer der ältesten Kulturstätten, der ägyptischen im fruchtbaren Thal des Nils, verdunkeln sich die Gesittungszustände Afrikas, je weiter wir uns von dieser entfernen, bis wir an der Südspitze in den Buschmännern ein Volk auf der niedrigsten Stufe des menschlichen Geschlechts finden. Überhaupt gilt in Afrika im allgemeinen, wenn auch nicht streng, als Regel, daß die Gesittung abnimmt in der Richtung von N. nach S., von O. nach W. Nord- und Ostrand empfingen die meisten fremden Einflüsse, ja fremde Völker, wie denn selbst Malaien auf Madagaskar sich niederließen. Die Bewegung von O. nach W. hat aber schon vor der Ausbreitung nachweisbar asiatischer Einwanderer geherrscht.
Kein Weltteil zeigt eine so regelrechte Schichtung der Arten oder Spielarten unsers Geschlechts nach Erdgürteln, und es ist daher verzeihlich, wenn alte Geographen in den Fehler verfielen, mit dem Vorrücken nach S. hin auf den Einfluß der Sonne auf die dunklere Färbung der Haut zu schließen.
Den sichersten Weg zur Klassifizierung der Völker Afrikas bietet uns immer noch die Sprache (s. Afrikanische Sprachen u. die »Sprachenkarte«). Friedrich Müller und Lepsius legten bei ihrer Klassifizierung der afrikanischen Völker auf dieses Moment mit Recht das Schwergewicht, während R. Hartmann vorzüglich den physischen Körperhabitus berücksichtigt. Nach Friedr. Müller beherbergt Afrika gegenwärtig sechs verschiedene Rassen, nämlich die hottentotische im äußersten Süden und Südwesten, die Kaffer- (richtiger Kafir-) Rasse von der Hottentotenrasse nordwärts bis an und über den Äquator, die Negerrasse im Sudân, die Fullarasse, eingekeilt zwischen der Negerrasse und von O. nach W. in einer Linie sich hinziehend, endlich die mittelländische Rasse im N. und NO. bis zum Äquator herab sowie die malaiische Rasse in Madagaskar und auf den dasselbe umgebenden Inseln. Von diesen sechs Rassen können nur die vier ersten als autochthon gelten, während die beiden letzten erwiesenermaßen aus Asien eingewandert sind.
Die Hottentoten waren ehemals die Aboriginer ganz Afrikas südlich vom Cunene und Sambesi, sie wurden aber von den Kaffervölkern verdrängt und bewohnen jetzt den westlichen Teil der Südspitze Afrikas bis 19° südl. Br. Sie zerfallen in die eigentlichen mittelgroßen Hottentoten [* ] (Fig. 21 u. 22 der Tafel), welche sich selbst Khoi-Khoin, d. h. Menschen, nennen und aus den Nomadenvölkern der Nama und Korana bestehen, und das Jägervolk der weit kleinern Buschmänner [* ] (Fig. 25 u. 26). Die Farbe der Haut, welche sich früh und stark runzelt, ist ledergelb, die Frauen zeichnen sich durch Steatopygie aus, die Sprache ist merkwürdig durch Schnalzlaute. Als Verwandte erscheinen die unter dem Äquator von Schweinfurth, Du Chaillu, Lenz, Stanley aufgefundenen Zwergvölker, von denen die licht kaffeebraunen Akka [* ] (Fig. 24) höchstens 1,5 m Größe haben.
Die Kaffern oder Bantu, nordöstlich von den vorigen, bilden einen Völkerkomplex, welcher alle an der Ostküste Afrikas vom Kap bis an den Äquator und den 55.° nördl. Br. wohnenden Stämme umfaßt. Sie sind in ihre jetzigen Wohnsitze nach und nach von O. eingewandert. Zu den Kaffern zählt man: die durch ihre kriegerischen Eigenschaften bekannt gewordenen Zulu [* ] (Fig. 14), welche nebst andern nahe wohnenden Stämmen den treuesten Typus der Rasse darstellen;
im Innern des Kontinents, nördlich bis zum Ngami und südöstlich bis zur Kathlambakette reichend, die durch ihre gewerbliche Geschicklichkeit berühmten Betschuanen [* ] (Fig. 23);
zu beiden Seiten des mittlern Sambesi die Marutse und Mambunda, die beiden herrschenden der 18 zu diesem großen Reich verbundenen Stämme;
die schon mit Semitenblut vermischte Gruppe der Suaheli [* ] (Fig. 28), welche bis zum Kenia und Tanafluß reicht;
von der Westküste bis zum Äquator hinaus die Congovölker [* ] (Fig. 13), darunter das hellbraune Kannibalenvolk der Bakumu, am Gabun der stattliche, sangeslustige Stamm der Mpongwe [* ] (Fig. 1 u. 2) und die von O. eingedrungenen, insgeheim dem Kannibalismus ergebenen Fan [* ] (Fig. 9);
im äußersten Nordwesten die Dualla am Camerun und die ganz nackten Adija der Insel Fernando Po.
Der physische Typus der Bantu zeigt manche Ähnlichkeit mit dem der Neger, weicht aber in vielen Punkten wesentlich von ihm ab.
Die Farbe der Haut ist ursprünglich gelbbraun mit einem Stich bald ins Lichtere, bald ins Dunklere;
man begegnet aber im W. und NO. auch einem tiefen Schwarz, was wohl auf Mischung mit Negern hindeutet.
Der Wohnsitz der Neger, denen man früher den ganzen Erdteil einräumte, beschränkt sich nach dem gegenwärtigen Standpunkt der Forschung auf den Teil des westlichen und mittlern Afrika, welcher vom Senegal bis gegen Timbuktu und von da bis an die nördlichen Ufer des Tsadsees reicht, von dort aus gegen N. in die Sahara bis gegen Fezzan sich zieht, wo im N. mittelländische, im O. Nubastämme ansässig sind. Hier erstreckt sich das Gebiet der Neger über Dar Fur den Nil hinauf bis zu den nördlichen Ufern des Ukerewe, von wo eine zum Meerbusen von Biafra gezogene Linie die Grenze bildet. Am reinsten hat sich der Negertypus erhalten bei den Wolof (den »Schwarzen« im Gegensatz zu den Fulah, den Gelben) zwischen Senegal und Niger, zur echten Negerrasse gehören ferner die Kru an der Pfefferküste, welche an der ganzen Westküste sich als Schiffer verdingen, die Mandingo, vor den Eroberungen der mohammedanischen Fulah das mächtigste Volk Westafrikas, die Sonrhay, welche im westlichen Zentralafrika dieselbe wichtige Rolle spielten, die Haussa, deren Sprache als Handelssprache weit verbreitet ist, am Niger und Binuë die Koto [* ] (Fig. 8), in Bornu der Stamm der Kanori, dann die ihnen nahe verwandten Tibbu. Die Sprache der Bagirmi [* ] (Fig. 15) hat man als eine isolierte zu betrachten, in Wadaï gilt das Maba als allgemeine Verkehrssprache, östlich davon hat Dar Fur (Fig. 11) eine mit Nuba und Arabern stark gemischte Bevölkerung. Am Bahr el Abiad wohnen die tiefschwarzen Dinka und Schilluk, von denen sich das ackerbauende Volk der Bongo durch intensives Kupferrot scharf unterscheidet. Zwischen den Negern und am Rande des Negergebiets sitzt eine Reihe von Völkern, in der Mitte stehend zwischen Negern und mittelländischen Hamiten und so den Übergang zwischen beiden bildend. Dies sind die Nuba-Fulah-Völker, welche sprachlich in eine westliche Abteilung, die Fulah, und eine östliche, die Nuba, zerfallen. Die
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Züge, durch welche sich diese Rasse hauptsächlich von den Negern unterscheidet, sind die rotbraune Hautfarbe, das große, schöne Auge, die etwas gebogene Nase, das nicht wollige, lange, schlichte Haar. Die Fulah (Fellani, Fellata) wohnen am Senegal im W. bis Dar Fur im O. und von Timbuktu im N. bis Joruba und Adamáua im S., überall als erobernde Eindringlinge zerstreut, an vielen Orten das herrschende Volk und Gründer mächtiger Staaten. Sie sind sämtlich Mohammedaner, stellen sich mit den Weißen auf eine Linie und sehen stolz auf den Neger herab. Das Gebiet der Nuba reicht von den Sitzen der Fulah in Dar Fur bis zu den hamitischen Bedscha im O. und von Assuân im N. bis zum 5.° nördl. Br. im S. Zu ihnen gehören insbesondere die echten Nubier [* ] (Fig. 12), welche das Nilthal von Assuân bis Wadi Halfa bewohnen, nebst den Bewohnern von Dongola, ferner das erobernde Volk der Fundsch zwischen dem Weißen und Blauen Nil, die Schangalla am Takazzé und Atbara und wahrscheinlich auch die kaffeebraunen Monbuttu [* ] (Fig. 16) im S. des Uëlle nebst den nördlich davon wohnenden Niam-Niam, deren üppiger Haarwuchs zu lang herabhängenden Flechten Anlaß gibt, während die Monbuttu mit Hilfe von Rohrgestellen große Chignons aufbauen. Beide sind als arge Kannibalen verrufen, während das Jägervolk der Schuli [* ] (Fig. 18) nordöstlich vom Mwutan durch Zutraulichkeit und Anstelligkeit sich vorteilhaft auszeichnet. Von der mittelländischen Rasse ist in der hamito-semitische Stamm vertreten durch die ägyptische, die libysche und die äthiopische Familie (Hamiten) und die Araber nebst den Bewohnern von Amhara und Tigré (Semiten). Zur ägyptischen Familie gehören die städtebewohnenden christlichen Kopten (Fig. 6 u. 7) im untern Nilthal, die allerdings vielfach mit fremdem Blut vermischten Reste der alten Ägypter, deren Sprache aber heute vollkommen ausgestorben ist, sowie die Bauernbevölkerung der mohammedanischen Fellahs [* ] (Fig. 5), bei der sich der altägyptische Typus viel weniger rein erhalten hat.
Von den ostafrikanischen Hamiten nähern sich den Altägyptern am meisten die südlicher wohnenden bronzefarbigen Berâbra. Auch der libysche Stamm, der vor dem Eindringen fremder Völker in die nordafrikanischen Regionen das ganze weite Gebiet zwischen dem Mittelmeer, Ägypten, der Sahara und dem Atlantischen Ozean innehatte, ist von Vermischung mit fremdem Blut nicht frei geblieben. Wir bezeichnen diese weit ausgebreitete nomadisierende Nation als Berber [* ] (Fig. 10) und rechnen zu ihnen, abgesehen von den ausgestorbenen Guantschen der Kanarischen Inseln, die Masig in Marokko, die Kabylen in Algerien und Tunis, die räuberischen Tuareg oder, wie sie sich selbst nennen, Imoscharh im weiten Mittelgebiet der Sahara. Sämtliche Oasen zwischen den Negerländern und den arabischen Staaten Nordafrikas sind von berberischen Stämmen besetzt. Über diese Berber hat sich erobernd durch ganz Nordafrika, diesem sein Gepräge und seine Sprache aufdrückend, der semitische Stamm der Araber [* ] (Fig. 3 u. 4) ergossen und überall den Islam an die Stelle des Christentums gesetzt.
Zwischen ihnen sitzen am ganzen Nordrand die ebenfalls semitischen Juden, welche, wiewohl von jedem der nacheinander herrschenden Völker geknechtet, dennoch ihr Blut vollkommen rein erhalten haben. Als dritte schließt sich die äthiopische Familie an die vorigen mit einer Reihe von Stämmen an, deren Stellung im ethnologischen System zum Teil noch nicht ganz sicher ist, die man indes ihrer entfernten Sprachverwandtschaft wegen noch zu den Mittelländern rechnet.
Dahin gehören im N. von Abessinien die Bedscha oder Bischari (nach Quatremère die Nachkommen der alten Blemmyer), die Bogos im Gebirgsland, nordwestlich von Massaua, und die südwestlich davon wohnenden Saho oder Schoho, die Agau im Quellgebiet des Takazzé, die auch abessinische Juden genannten Falasche, die Danakil an der Südwestküste des Roten Meers, endlich die Galla und Somal. Die Galla, welche sich selber Orma, d. h. starke, tapfere Männer, nennen, sind in der That das, als was sie sich bezeichnen, ein sittenstrenges, edles Volk.
Von den nördlichen Galla haben einige das Christentum oder den Islam angenommen, sonst haben sie ihre eigne Religion. Mit den Negern haben sie nur die Farbe gemein, ihre Gesichtszüge sind eher europäisch als semitisch. Sie bewohnen das Gebiet zwischen Abessinien, den mittelafrikanischen Seen, den Suaheli und den Somal, ihren Todfeinden, von denen sie gegen W. und S. gedrängt wurden. Die braunen Somal [* ] (Fig. 29 u. 30), die im Singular Somali heißen, nehmen das ganze Osthorn Afrikas beinahe von Bab el Mandeb bis zum Dschub ein. Es ist ein reichlich mit semitischem Blute durchsetztes Mischvolk von hohem Wuchs, bartlos, mit stechenden Augen und dichter Wollperücke, das teils in Städten ansässig ist und Ackerbau treibt, teils nach Beduinenart umherschweift und wegen seiner Mordlust und Raubgier berüchtigt ist.
Das dritte semitische Volk, welches, räumlich von den oben genannten (Arabern, Juden) getrennt, Afrika bewohnt, sind die Abessinier [* ] (Fig. 19 u. 20), eine alte Kolonie der Himjariten, welche einige Jahrhunderte vor unsrer Zeitrechnung von Jemen und Hadramaut über die Meerenge hinübersetzten und in Afrika ein Reich schufen, in dem das Christentum, freilich in völlig verwahrloster Gestalt, herrscht. Die malaiische Rasse endlich wird auf Madagaskar durch das herrschende Volk der Howa vertreten, zu ihr rechnet Mullens auch die ebenfalls dort wohnenden Sakalaven [* ] (Fig. 27), die Peschel und Müller den Bantuvölkern zuzählen.
Die Howa sind schon in vorhistorischer Zeit von O. her eingewandert, noch zeigt uns außer der Sprache mancher Zug die malaiische Herkunft. Die Indogermanen endlich, welche in kleinern Kolonien und vereinzelt an allen bedeutenden Küstenpunkten sitzen, haben im N. durch die französische Eroberung Algeriens festen Boden gefaßt, sind im äußersten Süden aber schon zu größerer Entfaltung gelangt, im Kapland durch Holländer und Engländer, in den beiden Bauernrepubliken durch die erstern allein. Hier haben sie auch noch eine größere Zukunft.
Die Zahl sämtlicher Bewohner Afrikas läßt sich natürlich nur annähernd bestimmen. Für den bei weitem größten Teil sind wir auf Mutmaßungen angewiesen. Auch ist die Verteilung der Bevölkerung eine ungemein verschiedene. Um den Busen von Guinea, vom Senegal bis zum Cunene, zieht sich ein sehr dicht bewohnter Gürtel hin. Dieser Gürtel nimmt in seinem nordwestlichen Teil den Raum zwischen der Sahara und der Küste von Oberguinea ein, schwillt dann in der Mitte bedeutend an, indem er sich fast über die ganze Breite des Kontinents bis nach dem ägyptischen Sudân und den Gallaländern erstreckt, wird gegen S. wieder bedeutend schmäler und endet mit Benguela am Cunene. Fast alles Land außerhalb dieses Gürtels ist schwach bevölkert. Im N. dehnt sich durch fast die ganze Breite des Kontinents die Sahara aus mit ungeheuern, völlig menschenleeren Räumen; nur die Oasen und der Rand zeigen dort Bevölkerung. Der Nordrand, längs der Mittelmeerküste, ist dann wieder dichter
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bewohnt. Auch Nubien, Kordofan, Taka und Abessinien sind spärlich bevölkert; erst die Gallaländer und die Negerländer am Weißen Nil zeigen dichtere Menschengürtel. Sehr spärlich ist die ganze Südspitze vom 10.° südl. Br. an bevölkert. Auf 1 qkm kommen in Nordafrika 1,6, in Nordostafrika 7, im mittlern Sudân 18,5, im westlichen Sudân 22 und in Südafrika 4 Menschen, endlich in ganz Afrika, dessen Bevölkerung auf rund 210½ Mill. berechnet wird (s. unten), durchschnittlich 7 Menschen (vgl. auch die Karte »Bevölkerungsstatistik«). [* ]
So verschieden die Völker Afrikas auch sind, gewisse gemeinsame Grundzüge lassen sich bei den meisten erkennen, wenn auch diese vielfach variiert sind, so die Verzierungen des Körpers (Tättowierung), das Ausbrechen oder Spitzfeilen der Zähne, die Beschneidung, das Verzieren der Lippen und Ohren, die kindische Freude am Putz durch Schnüre von Glas- und Eisenperlen, Arm- und Beinringe, der Haupthaarputz u. a. Nur das kältere Gebirgsklima nötigt den Afrikaner zum Anlegen von Kleidern. Der Waffenluxus ist besonders im Sudân zu Hause, doch steuert ihm die allmähliche Verbreitung des Feuergewehrs. Der Hausbau ist nur im Sudân höher entwickelt. Gemeinhin bestehen die Häuser aus einfachen Lehmhütten (Tokuls).
Wo der Charakter der Neger in seiner Ursprünglichkeit sich erhalten findet, da ist er schnell leidenschaftlich zu erregen, aber ebenso rasch wieder zu besänftigen, kindlich, ja kindisch, ausgelassen fröhlich, bei großer Bedürfnislosigkeit meist träge, wenigstens nirgends den Wert der Zeit kennend. Ein andrer wird er durch die Not und den Druck, vor allem aber ist er durch den Sklavenhandel verderbt; dieser macht ihn nicht nur habsüchtig (der Vater verkauft wohl Mutter und Kind, um ein buntes Lendentuch oder eine Schnur Perlen einzutauschen), sondern auch grausam und tückisch.
Überall bleibt ihm aber, die gedrücktesten Stämme vielleicht ausgenommen, seine ausgelassene Fröhlichkeit; mit Tanz, Gesang und Musik verbringt der Neger die Nächte, unbesorgt um den andern Tag, an dem er sich mit stumpfsinniger Gleichgültigkeit hinschlachten oder in die Sklaverei führen läßt. Was die Familienverhältnisse anlangt, so herrscht fast durch ganz Afrika Polygamie; meist zeugt die Zahl der Frauen für den Reichtum des Mannes, denn die Frau wird gekauft und ist meist Sklavin und Lasttier des Mannes, wenn es auch bei einigen Bantuvölkern Ausnahmen gibt, wo die Frauen eine bevorzugte Stellung einnehmen.
Unter den Negervölkern gilt als verbreitetes Erbfolgegesetz, daß nach dem Tod eines Häuptlings nicht sein Sohn nachfolgt, sondern der Bruder oder der Schwestersohn des Verstorbenen. Die Sklaverei ist eine uralte Institution; die meisten Sklaven sind aber Kriegsgefangene, oder sie sind gestohlen, selten wegen Verbrechen verkauft. Diese große Unsicherheit der Existenz hat unter den Negern zur Blutbrüderschaft geführt, welche fast noch engere Bande zieht als die Familie.
Religion. Den wesentlichen Anteil an der blutgierigen Grausamkeit vieler Negervölker haben ihre religiösen, mit dem wunderlichsten Aberglauben vermischten Vorstellungen. Wo nicht der Islam und an einigen Punkten das Christentum Eingang gefunden haben, herrscht fast überall roher Fetischdienst mit Glauben an Zauberkünste und Hexerei. Einigen Völkern scheint jede religiöse Vorstellung, jede Ahnung von einer Fortdauer des Daseins zu fehlen, so den Buschmännern; dagegen schlachten die Kaffern den Geistern ihrer Vorfahren (Amahlozi), die sie unter der Gestalt unschuldiger Hausschlangen zu sehen glauben, Opfer.
Diese Verehrung Verstorbener finden wir als einen hervorragenden gemeinsamen Zug des religiösen Lebens durch alle entwickelten Negervölker durchgehen, er spricht sich in der allgemein verbreiteten Sorge um die Leichname der Verstorbenen und deren Gräber aus. Verbunden mit dem Glauben an eine Fortdauer nach dem Tod, finden wir darin eine Erklärung vieler Züge der Grausamkeit, des Hinschlachtens von Sklaven, selbst der Frauen, des Mitgebens von Speise und Trank etc., damit der Gestorbene gleich nach dem Tod wieder königlich bedient werde.
Tausende folgen so freiwillig und unfreiwillig dem gestorbenen König von Dahomé in den Tod. Zum Glauben an Einen Gott hat sich kein Negervolk aus sich erhoben, wohl aber die Galla; wo religiöser Glaube herrscht, da sind dessen Gegenstände gute und böse Geister, die unter der Gestalt von Tieren und Götzenbildern aller Art verehrt werden. Der Balonda verehrt die Kuh; Fetisch ist in Whydah die giftige Abgottsschlange (Vipera Idolum), in Abomê der Tiger (Leopard), bei den Aschanti das Krokodil.
Man bringt mannigfache Opfer, selbst Menschenopfer. Die Verehrung geschieht bei den Marghi in heiligen Hainen, bei den Congonegern unter großen Bäumen, an der Sklavenküste selbst in Tempeln. Religiöse Feste werden bei vielen zur Zeit des Neumonds veranstaltet und mit Tanz und Musik begangen. Bei dem Schlangentempel von Whydah gibt es Priester und Priesterinnen zum Dienste des Fetisches. Die Priester sind zugleich Ärzte, Wahrsager und Zauberer, wenigstens Regenmacher.
Kaffern und Hottentoten haben zwar keine eigentlichen Priester, aber sogen. Regenmacher, zu denen sie zur Zeit der Regenlosigkeit ihre Zuflucht nehmen. Jede Krankheit, jeder Todesfall wird der Hexerei übelwollender Feinde zugeschrieben und der Priester zu Rate gezogen, um den Zauber zu lösen oder den Thäter zu entdecken. Der Angeklagte muß sich dem Gottesurteil unterwerfen, indem er einen Gifttrank genießt; ist er reich, so gibt ihm der bestochene Priester einen unschädlichen, ist er arm, so ist er meist dem Tod verfallen.
Diesem wilden, grausamen Heidentum gegenüber bewirkt der Islam einen mächtigen Fortschritt in der Gesittung und Bildung der Neger. Er mildert die Sitten und bringt mannigfache Elemente einer höhern Kultur unter die Schwarzen; von Tag zu Tag wächst sein Einfluß, nimmt die Zahl seiner Verehrer zu. Doch hat sich mitten im Sudân, wo schon lange der Mohammedanismus herrschend ist, noch mannigfacher Aberglaube erhalten; der Glaube an Talismane, an Erstehen von Regen ist allgemein verbreitet. Der Islam ist über den ganzen Norden des Kontinents, dann im Sudân und in Ostafrika verbreitet. Innerafrika ist noch im Heidentum versunken. Christen sind die Kopten in Ägypten und die Abessinier (Monophysiten). In Südafrika hat das Christentum noch nirgends durchgegriffen. Tiefer eingedrungen ist es in Madagaskar. Statistische Angaben s. bei der Karte »Bevölkerungsstatistik«. [* ]
Gewerbe und Handel. Alle Arten der Lebensweise, von der des Jagdvolks aufwärts, sind in Afrika vertreten. Die Jagdvölker stehen am tiefsten, haben die ärmste Sprache und nur im Fang der Tiere, im Auffinden eßbarer Wurzeln eine der tierischen gleiche Scharfsichtigkeit, keinen staatlichen Verband. Hierher gehören die Buschmänner und viele Völker des zentralen Kerns. Die nomadischen
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Hirtenvölker leben von Viehzucht, Jagd und teilweise auch von Krieg und Raub; zu ihnen gehören die räuberischen Kaffern, Masai, Somal, Galla, der Schrecken ihrer Nachbarn, die Tuareg der Wüste, aber auch die Dama und Namaqua und ein großer Teil der Fulbe. Ihr Hauptreichtum sind Rinderherden und Herden von Kleinvieh, im N. Kamele und Pferde. Die Halbnomaden, wie die Schua (Araber) im Sudân, ziehen in der trocknen Zeit mit ihren Herden umher und bebauen zur Regenzeit das Feld, wenigstens durch Weiber und Kinder.
Dies sind die Bewohner der Wüsten und Steppen. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt aber von Ackerbau, der oft mit Viehzucht verbunden wird. Es sind meist friedfertige Völker, die mit den Nachbarn im Frieden, aber freilich unter sich oft im Streit über Mein und Dein leben. Wo Ruhe und passende Weide, finden wir auch hier das Rind und Kleinvieh, darunter Schweine und Geflügel. Bei einigen Völkern bilden nur Hühner und Hunde den Haustierstand. Die verschiedenen Hirsearten, Durra, Dochn, Mais und Maniok sind mit der Erdnuß die wichtigsten und verbreitetsten Pflanzen des tropischen Afrika. Nur im S. und N. findet auch Anbau des europäischen Getreides statt.
Von Industriezweigen finden wir fast überall die Töpferei; nicht so allgemein verbreitet ist die Kunst, Häute zu gerben und zu verarbeiten, wohl aber die, Matten zu flechten. Der Kordofaner wie der Batoka, der Ovampo und der Bewohner des Sudân wissen aus Erzen auf die einfachste Weise treffliches Eisen und Stahl zu gewinnen und zu verarbeiten, ebenso der Ovampo u. a. das Kupfer, der Bewohner der Goldküste das Gold. Der kunstreiche Schmied steht überall in hoher Achtung.
Dagegen ist die Weberei und Färberei nur auf einzelne Gegenden beschränkt; berühmt ist Kano im Sudân durch Weberei, Färberei, feine Lederwaren, geschätzt die Goldschmiedearbeit der Aschanti, und vielfach wird die einheimische Baumwolle verarbeitet. Schweinfurth unterscheidet mit Rücksicht auf die Gewerbthätigkeit der afrikanischen Eingebornen drei Kulturzweige auf dem Kontinent. Der erste, das Gebiet der Feuerwaffen, umfaßt die Küstenlandschaften und reicht namentlich im N. ziemlich tief ins Binnenland hinein.
Seine Bewohner stehen in mehr oder weniger regem Verkehr mit Europäern und erhalten von diesen ihre Bedürfnisse. Tiefer im Innern ist die zweite Region, die der europäische Markt durch Vermittelung des Eingebornenhandels nur noch mit Baumwollzeugen zur Kleidung der Einwohner zu versorgen vermag. Hier regt sich die Industriethätigkeit. Im innersten Zentralkern des Kontinents breitet sich das dritte, von jeder mittelbaren oder unmittelbaren Berührung mit der europäischen Welt intakt gebliebene Gebiet aus, dessen Bewohner Kleidung aus Rindenzeugen und Fellen gebrauchen. Je größer die Fortschritte, meint Schweinfurth, gewesen, welche hin und wieder ein afrikanisches Volk auf der Bahn der äußern Gesittung gemacht, um so geringfügiger habe sich dessen eigne Produktionskraft gestaltet; durch die europäische Industrie sei jede Regung des angebornen Nachahmungstriebs bei den Afrikanern erstickt.
Der Handel folgt im Innern bestimmten Wegen und wird durch Karawanen betrieben; so fördert der Tibbu, der Kelowi, der Kaufmann von Ghadames, der Mosabite die Waren Europas ins Innere des Sudân, dessen Erzeugnisse er dagegen nach N. führt. In Oberguinea vermittelt der Mandinka den Verkehr mit den Innern. Von Congo aus gehen die Karawanen der einheimischen Pombeiro ins Innere, von Sansibar aus die der Araber und der einheimischen Wanjamuesi. An den Küsten finden wir Kaufleute aller europäischen Nationen zerstreut, an der Ostküste selbst indische Banjanen. Im nördlichen und mittlern Afrika ist Salz, das in großen Mengen in der Sahara gewonnen und auch aus Europa eingeführt wird, ein wichtiger Handelsartikel; für die Ausfuhr nach Europa kommen namentlich in Betracht das zur Seifenbereitung benutzte Öl von der Ölpalme und Palmenkerne, vorzugsweise an der Küste von Kap Palmas bis zum Nigerdelta gewonnen, weiter südwärts Kopalharz, aus dem Innern Elfenbein, endlich Straußenfedern, Diamanten (vom Kapland), Gold, Kaffee, Farb- und Schmuckhölzer u. a. Das Kapland, Ägypten und Algerien, wo Europäer seit langem herrschend geworden, führen die verschiedensten Kolonialprodukte aus, vor allen Wolle, Baumwolle und Getreide, die Maskarenen Zucker. Am umfangreichsten wird aber der Sklavenhandel durch ganz Afrika getrieben.
Manche der heidnischen Negerfürsten verkaufen Unterthanen oder machen jährlich ihre Sklavenjagden in die Nachbargegenden, und das thun selbst die mohammedanischen Bewohner des Sudân wie die von Bornu und Bagirmi, für welche Sklavenfang der Haupterwerb ist, und die Ägypter in den obern Nilländern. Reich angebaute und bevölkerte Gegenden veröden durch diese Razzias, und es wird dadurch der Sklavenhandel zu einem Haupthindernis einer fortschreitenden Entwickelung der Neger.
Außer den Kriegsgefangenen werden aber auch viele gestohlen, ältere Leute wie Kinder; manche werden von den Angehörigen verkauft. Der Kleinhandel findet sich überall entwickelt, bei jedem Negerdorf gibt es einen Markt, auf dem die Bedürfnisse des Lebens verkauft werden. Mannigfach sind die Münzen des Landes, in vielen Gegenden Salztafeln (Südsudân, Abessinien), Muscheln oder Kauris, Baumwollzeugstreifen, Glasperlen, an der Goldküste selbst Goldstaub; Geld in den Mittelmeerländern, den Kolonien und Abessinien, wo die Mariatheresienthaler gelten. Der Handel bildet die Hauptquelle der Einnahme der Häuptlinge; überall wird Zoll erhoben, sei es in Waren oder in Sklaven, und an den östlichen Küsten auch in Geld; ja, selbst Brückenzoll mußte Livingstone tief im Innern entrichten.
Die Wege der Karawanen, die unter dem Schutz, oft unter dem Geleit der Fürsten stehen, sind durch Wasser- und Weidevorkommen von der Natur vorgezeichnet. Von Ägypten, Tripolis, Südalgerien, Marokko führen sie nach S., wo Kano und Timbuktu Hauptemporien des Handels sind, nach denen auch von der Küste Oberguineas Straßenzüge gehen. Von Ägypten aus führt eine Straße durch die westlichen Oasen nach Dar Fur und von da westwärts über Wadaï nach Bornu; eine zweite Straße führt über Borgu ebendahin. Am wichtigsten sind gegenwärtig die von Tripolis ausgehenden Straßenzüge, südwärts die zwei Straßen nach Mursuk, südwestlich nach Ghadames. In Südalgerien gehen die Routen von Tuggurt und Ghardina im Lande der Beni Mzab (Mosabiten) über Tuat nach Timbuktu; ebendahin führen die Straßen von Tafilet in Südmarokko und die von Agadîr über Arauan. Andre Straßen führen von W. nach O., auf denen die Pilger nach Mekka wallfahrten, so von Senegambien über Timbuktu, durch die Wüste, Bornu, Wadaï, Dar Fur nach Suakin; die Moslems des Nordens ziehen über Siwah nach Suez.
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Staatliche Einteilung.
I. Einheimische Staaten.
QKilom. | Bewohner | Auf 1 QKil. | |
---|---|---|---|
Ägypten (türkischer Schutzstaat) | 2,900,800 | 16,570,000 | 5.6 |
Tripolis und Barka (Türkei) | 1,033,000 | 1,000,000 | 1.0 |
Marokko | 812,000 | 10,000,000 | 12.3 |
Sahara | 6,180,000 | 2,500,000 | 0.4 |
Sudân und Oberguinea | 3,426,000 | 75,000,000 | 22.0 |
Abessinien | 333,200 | 3,000,000 | 9.0 |
Galla- und Somalländer | 1,897,000 | 15,500,000 | 8.0 |
Äquatorialgebiete | 3,972,000 | 47,000,000 | 12.0 |
Republiken der Boers | 399,329 | 962,578 | 2.4 |
Andre Staaten in Südafrika | 4,700,000 | 24,400,000 | 4.8 |
Madagaskar | 591,900 | 3,500,000 | 6.0 |
Zusammen: | 26,245,229 | 199,432,578 | 7.6 |
II. Kolonien und Besitzungen.
Erworben | Areal QKilom. | Bevölkerung | Jahr | |
---|---|---|---|---|
Großbritannien. | - | - | - | - |
Kapkolonie | 1808-1880 | 628,658 | 1,249,824 | 1881 |
Natal | 1843 | 48,560 | 418,731 | 1883 |
Walfischbai | 1878 | ? | ? | - |
Sierra Leone | 1787 | 2,600 | 60,546 | 1881 |
Gambia | 1588 | 179 | 14,150 | 1881 |
Goldküste | 1872 | 38,850 | 651,000 | 1883 |
Lagos | 1861 | 189 | 87,165 | 1883 |
St. Helena | 1673 | 123 | 5,085 | 1883 |
Ascension | 1815 | 88 | 400 | - |
Tristan da Cunha. | 1815 | 116 | 105 | 1881 |
Mauritius | 1810 | 1,914 | 361,094 | 1883 |
Neu-Amsterdam und St. Paul | - | 73 | - | - |
Seschellen, Amiranten u. a. | 1794 | 742 | 13,391 | 1871 |
Sokotora | 1876 | 3,579 | 10,000 | 1881 |
Zusammen: | - | 725,671 | 2,871,491 | - |
Frankreich. | - | - | - | - |
Algerien | 1830 | 667,065 | 3,310,412 | 1881 |
Senegal | 1637 | 250,000 | 191,608 | 1881 |
Goldküste und Gabun | 1843 | 2800 | 3,000 | - |
Réunion | 1649 | 2,511.6 | 170,458 | 1882 |
Mayotte | 1635-1843 | 366 | 9,907 | 1882 |
Nossi Bé | 1635-1843 | - | 9,009 | 1881 |
Ste.-Marie de Madagascar | 1635-1843 | 293 | 7,287 | 1882 |
Obok | 1881 | 495 | ? | |
Tunis (Schutzstaat) | 1881 | 116,348 | 1,500,000 | |
Zusammen: | - | 1,039,878.6 | 5,201,681 | - |
Portugal. | - | - | - | - |
Madeira | 1419 | 815 | 133,955 | 1882 |
Kapverdische Inseln | 1456 | 3851 | 99,317 | 1879 |
Guinea (Senegambien u. Bissagos, Cacheu, Boloma ^[richtig: Bolama] etc.) | 1447 | 69 | 9,282 | 1873 |
São Thomé, Principe, Ajuda | 1485 | 1116 | 25,537 | 1873-79 |
Angola, Benguela, Mossamedes | 1486 | 809,400 | 2,000,000 | - |
Mosambik, Sofala | 1506 | 991,150 | 350,000 | - |
Zusammen: | - | 1,806,401 | 2,618,091 | - |
Spanien. | - | - | - | - |
Presidios in Marokko | 1580 | 378 | 12,170 | 1883 |
Kanarische Inseln | 1344 | 7272 | 300,874 | 1883 |
Guineainseln etc. | 1778 | 2203 | 31,071 | 1882 |
Zusammen: | - | 9853 | 344,115 | - |
Italien. | - | - | - | - |
Assabbai | 1880 | 632 | 1303 | 1884 |
Kolonien: | - | 3,582,435 | 11,036,681 | - |
Über die Kolonien Deutschlands s. Seite 169.
Von dem Gesamtareal Afrikas befindet sich noch weitaus der größte Teil (über 26 Mill. qkm) im Besitz barbarischer oder halbbarbarischer Völker, nur ein verhältnismäßig kleiner Teil (3,6 Mill. qkm) ist in den Besitz europäischer Kulturstaaten übergegangen. Zu dem erstern rechnen wir auch das der Hohen Pforte zu Konstantinopel tributäre Ägypten mit seinen ihm heute kaum noch angehörenden Provinzen des Südens: Kordofan, Dar Fur, den Äquatorialprovinzen u. a., sowie die türkischen Wilajets Tripolis und Barka nebst Fezzan;
der einzige selbständige Staat Nordafrikas ist jetzt nur noch Marokko, nachdem Algerien und Tunis in französischen Besitz übergegangen sind.
In der Sahara wohnen nomadisierende Stämme, die es zu einer Staatenbildung nicht bringen konnten. In dem dicht bevölkerten Sudân finden wir aber eine Reihe durch Berber, Neger oder Fulbe gegründeter Despotien von ansehnlichem Umfang; solche sind, von O. nach W. gezählt: Wadaï, Bagirmi, Bornu mit Kanem, Sokoto und Adamáua, Gando, Massina. An sie schließen sich westlich die Reiche Tombo und Mossi, südlich die Negerreiche Aschanti und Dahomé. An der Westküste ist in Liberia ein Staat freier Neger durch Nordamerika gegründet worden; im O. bildet Abessinien mit Schoa den einzigen christlichen Staat unter den vielen mohammedanischen und heidnischen Reichen. Im Congogebiet sind die Völker auf beiden Ufern des Stroms in zahlreiche kleine Staaten zersplittert; die Beschlüsse der Congokonferenz zu Berlin (Dezember 1884 bis Januar 1885) haben hier den Congostaat mit einem ungeheuern Gebiet geschaffen.
Südlich davon nehmen wieder eine Zahl einheimischer Staaten das Innere ein: das Reich des Muata Jamvo und des von diesem abhängigen Cazembe, Kasongos Reich, das Marutse-Mambundareich, das Matabelereich u. a. An der Ostküste und den davorgelegenen Inseln haben die Imame von Maskat das Sultanat Sansibar gestiftet. Die Regierung wird in allen diesen Staaten in mehr oder weniger despotischer Weise geführt, so daß in einigen derselben der Herrscher absoluter Herr über Leben und Eigentum seiner Unterthanen ist und diese Herrschaft zuweilen in rücksichtslosester und grausamster Weise geltend macht.
Eine Beschränkung erfährt dieser Despotismus freilich durch gewisse Gewohnheitsrechte, die selbst der eigenwilligste Tyrann nicht zu mißachten wagt. Wie in Nordafrika, so sind auch in dem zentralen Teil und bis hinunter zum Süden die meisten Reiche durch Eroberung entstanden; daher hat sich häufig infolge des Gegensatzes der Eroberer zu den Unterworfenen ein bevorzugter Stand und damit ein Feudalsystem ausgebildet, das sich jedoch nicht immer gleichmäßig über alle Teile eines Landes erstreckt, indem einige durch freiwillige Unterwerfung ihre ursprünglichen Rechte sich erhielten oder auch durch Vertrag einem Mächtigern sich anschlossen.
Bisweilen besteht die Abhängigkeit nur in einer Verpflichtung zur Heeresfolge, welche allen Freien des Staats obliegt. Sehr weitverbreitet finden wir das wahrscheinlich ursprüngliche, patriarchalische Regiment erblicher Häuptlinge, nicht nur in Stämmen, sogar in Dorfgemeinden, so daß ganze Landstriche am Nil, im Sudân, in Zentralafrika und weiter nach S. ohne größern staatlichen Verband leben. Doch hat zuweilen, wie bei den Hottentoten und den Lundavölkern, äußere Gefahr zu größeren Bundesgenossenschaften geführt. Bei den Hottentoten fand man meist Clanverfassung mit Gerichtsversammlungen der Freien, welche auch bei allen wichtigern Angelegenheiten neben dem Häuptling ein entscheidendes Wort zu sprechen haben. So ist Afrika zum sehr
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großen Teil in zahlreiche kleine Reiche und Gebiete zersplittert, wodurch seine Besetzung durch Europäer ungemein erleichtert wird. Daher konnte englische, französische, in allerjüngster Zeit auch deutsche Herrschaft sich ohne große Schwierigkeiten an den Küsten ausbreiten und im Innern aus vielen kleinen Bruchteilen ein großer Staat geschaffen werden. Von den afrikanischen Inseln bildet allein Madagaskar ein unabhängiges Reich, das in vollkommen despotischer, in neuerer Zeit durch europäische Einflüsse modifizierter Weise regiert wird.
Alle übrigen besitzenswerten großen Inseln sind europäische Kolonien der Portugiesen (Azoren, Madeira, Kapverdische Inseln), der Spanier (Kanarische Inseln, Fernando Po), der Engländer (St. Helena, Ascension, Seschellen, Mauritius, Sokotora) und der Franzosen (Mayotte, Nossi Bé, Réunion). Es läßt sich nicht voraussagen, wie weit sich von S. und N. aus europäische Bevölkerung, wenigstens europäischer Einfluß im Lauf der Zeit über Afrika ausdehnen wird; das läßt sich aber mit Sicherheit voraussehen: die afrikanischen Völker werden nicht alle dem Schicksal der Indianer Nordamerikas anheimfallen, ein großer Teil des Kontinents wird ihnen als von der Natur angewiesene und unbestrittene Heimat bleiben, von der das Klima den Europäer für immer verbannt.
Noch beschränkt sich der europäische Besitz auf dem Kontinent, mit Ausnahme französischer Eroberungen im Mittelmeer und der britischen Kolonien in Südafrika (Kapkolonie, Natal), wo auch die aus jenen Kolonien ausgewanderten holländischen Boers die Republiken Transvaal und Oranjefreistaat gegründet haben, fast durchweg auf den Küstenrand, seine Ausdehnung nach dem Innern zu ist außerordentlich unbestimmt. Selbst der Besitz der Küsten ist nicht endgültig festgestellt; England, Frankreich, namentlich aber Portugal erheben Ansprüche auf Strecken, die sie bisher in ihrem Besitzstand offiziell gar nicht aufführten.
Die Küstenlänge, welche die verschiedenen Staaten faktisch besitzen, beträgt für England 3220 km, für Frankreich (ohne Algerien und Tunis) 750, für Portugal 3360, für Spanien 70 und endlich für Deutschland, das erst 1884 hier Besitzungen erwarb, 1260 km (1050 km Damaland und Angra Pequena, 170 km Camerun, 40 km Sklavenküste). Für diese deutschen Besitzungen lassen sich Areal und Bevölkerung ziffermäßig noch nicht geben. Der Umfang des Kolonialbesitzes andrer Staaten wird aus der eben gegebenen Tabelle (S. 168) ersichtlich.
Entdeckungsgeschichte Afrikas.
(Hierzu die Karte der Forschungsreisen.) [* ]
Schon die Könige der alten Ägypter haben Züge nach den Negerländern Innerafrikas und nach dem Osthorn des Kontinents unternommen. Einer derselben, Necho, beauftragte 600 v. Chr. phönikische Schiffer, Afrika vom Roten Meer aus zu umsegeln, was ihnen auch gelang. Phöniker hatten übrigens schon in der Zeit von 1100 bis 950 an der Westküste Marokkos von Elmehassen bis zum Draa 300 Kolonien begründet, welche später von eingebornen afrikanischen Stämmen zerstört wurden, so zwar, daß ihre Positionen nicht mehr auffindbar sind.
Von Karthago aus unternahm es um 470 der ältere Hanno, mit einer Flotte die Westküste Afrikas zu beschiffen, und mag wohl bis über Sierra Leone hinaus vorgedrungen sein. Bei den Griechen finden sich autoptische Nachrichten über den Kontinent bei Herodot, der Ägypten bereiste, bei Eratosthenes, Hipparch, vor allen aber bei dem gelehrten alexandrinischen Bibliothekar Klaudios Ptolemäos, welcher weitgereiste Kaufleute ausforschte und das genaueste Bild von Afrika entwarf, welches das Altertum überhaupt besaß. Er stellte die Lehre von dem »Mondgebirge« auf und ließ von diesem den Nil herabrinnen, dessen Quellen sich zu den »Nilsümpfen« vereinigten, denen dann der wahre Nil entströmte.
Der Kontinent bog nach Ptolemäos' Ansicht an den Küsten nahe dem Äquator sowohl gegen W. als gegen O. ab, nach letzterer Richtung am Vorgebirge Prason. Ptolemäos' Lehre blieb bis in die jüngste Zeit bestehen, ja Oskar Peschel durfte sagen, die Geographie der Nilquellen habe man bis 1863 nur aus den Ptolemäischen Karten studieren können. Römische Heerführer zogen auf Karawanenpfaden durch die Sahara (Älius Gallus, Suetonius Paullinus, Septimius Flaccus, Cornelius Balbus, Julius Maternus), und Kaiser Nero entsandte einige Offiziere, die den Nil aufwärts bis in das Gebiet der Dinka- und Nuërneger vorgedrungen sein mögen.
Das Wissen der Alten von Afrika wurde ein Erbe der Araber, deren große Geographen es ansehnlich erweiterten, so Massûdî in seinem Werk »Die goldenen Wiesen« (947), Ibn Haukal (976), Obeid el Bekri, der 1067 die erste Geographie der Negerländer schrieb, Idrisi, der das arabische Wissen über Afrika auch kartographisch niederlegte, Ibn Chaldun, Ibn al Wardî, Abulfedâ (1273-1332), welcher auf astronomische Positionsbestimmungen besondern Wert legte, Bakui, der die Kaffern beschrieb, Leo Africanus (1492-1526), der große Reisen an die innerafrikanischen Höfe von Timbuktu und Bornu machte, Ibn Batûtâ, welcher nicht nur den Sudân, sondern auch die Küste von Sansibar persönlich bereiste, u. a. m. Einem See (Kuro) sollten nach arabischer Vorstellung mehrere Ströme entspringen, die sämtlich den Namen »Nil« erhielten.
Als Grenzland im Innern Afrikas wird eine Gegend Lamlam genannt. Den Kirchenvätern und Gelehrten des frühen Mittelalters galt Innerafrika als Wüstenei (terra inhabitabilis propter calorem) voller Untiere und menschlicher Mißgestalten (gignens dracones, homines sine auribus, monoculos). Sehr viel trugen zur Erkenntnis der wahren Verhältnisse Afrikas italienische Kaufleute im 13. und 14. Jahrh. bei, welche unter dem Schutz der Fürsten der Barbareskenstaaten ganz Nordafrika durchzogen, sogar bis Timbuktu vordrangen, das Nilthal und Abessinien bereisten und den heimatlichen Kartographen (Marino Sanuto, Giovanni Leardo, Fra Mauro u. a.) unschätzbares autoptisches Material lieferten.
Das Verdienst, die wahre Küstengestalt Afrikas festgestellt zu haben, gebührt den Portugiesen, deren Vorläufer in der Beschaffung atlantischer Räume italienische und normännische Seefahrer gewesen sind. Bereits im 14. Jahrh. hatten die Genuesen Madeira und die den Alten schon bekannten Kanarischen Inseln wieder aufgefunden; im 15. traten dann die Portugiesen ihre große Entdeckerlaufbahn an, angeregt von ihrem Infanten Heinrich dem Seefahrer (1416-60), der rastlos bemüht war, die Schiffahrt seines Landes zu heben, und dadurch der Schöpfer von Portugals Größe wurde. Ihre Expeditionen schritten zuerst schüchtern, dann immer beherzter am Westrand Afrikas nach S. vor. 1434 wurde Kap Bojador von ihnen glücklich umsegelt; 1442 sah Lissabon
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die ersten Neger aus dem goldreichen Guinea; 1456 umfuhr Ludwig Cadamosto das Kap Verde und gelangte bis zum Gambia. Die Bank Arguin wurde der erste feste Punkt, den die Portugiesen an den dortigen Küsten anlegten, und von dem aus sie tief in die Sahara eindrangen.
Dem Infanten schwebte zunächst die Erreichung des fabelhaften Reichs des Priesters Johannes (Prete Joam, Preste Gianni) in Abessinien vor Augen, von welchem Marco Polo Kunde nach Europa gebracht. Der Infant Heinrich erlebte noch die Umschiffung des Kap Mesurado; als er 1460 starb, waren an 4000 km Küstenlänge von Portugiesen befahren worden. 1472 wurden die Inseln im Guineabusen, St. Thomas, Annobon ^[Annabon bzw. Annobom] und die Prinzeninsel, erreicht. Im J. 1484 drangen die Portugiesen unter Diego Coão (in des deutschen Ritters Behaim Begleitung) bis zum Congo und bis über 2000 km jenseit des Äquators vor.
Diese Reisen widerlegten das Vorurteil, daß Afrika gegen S. immer breiter werde, wie man auf das Ansehen des alten Ptolemäos hin geglaubt hatte, und die Hoffnung, einen Seeweg nach Indien zu finden, gewann neue Nahrung. Barthol. Diaz entdeckte 1486 glücklich die afrikanische Südspitze und nannte sie »das stürmische Vorgebirge«, eine Bezeichnung, die König Johann II. in hoffnungsvoller Voraussicht in »Kap der Guten Hoffnung« umwandelte. Schon 1498 wurde dasselbe von Vasco de Gama umschifft, die Ostküste Afrikas befahren und von Melinde aus mit Hilfe des Monsuns das ersehnte Ziel, Indien, erreicht. Im J. 1503 langte Saldanha am Kap Gardafui an; 1520 erreichte man Abessinien, dessen verwahrloste Verhältnisse sehr enttäuschten; 1541 kam Esteban de Gama bis Suez.
Auch ins Innere hinein erstreckten sich die Entdeckungen der Portugiesen, namentlich vom Congo aus und den Sambesi entlang. Engländer, vor allen aber Holländer, später auch Dänen folgten den Portugiesen an den Küsten Oberguineas, gründeten Handelsplätze und rissen den Handel vollständig an sich. Im J. 1682 legte Brandenburg mehrere Faktoreien an der Goldküste an, die aber 1720 an Holland verkauft wurden. Im J. 1697 ließen sich endlich auch die Franzosen unter Ambrosius Brun am Senegal nieder und gründeten die Kolonien, welche noch gegenwärtig in ihrem Besitz sind.
Die Verarbeitung des Wissens über Afrika im 16., 17. und 18. Jahrh. war eine sehr rege. Die wichtigsten Werke aus dieser Zeit sind die von Pigafetta (1591), Marmol del Carvajal (1573-79), Alvarez (1533), Cauche (1651), Flacourt (1658), Zuchelli (1712), Dapper (1668), Ludolf (1681), Poncet (1712), Lobo (1728) u. a. Eine kritische Bearbeitung der Karten von Afrika nahmen die französischen Geographen de l'Isle, vor allen aber Bourguignon d'Anville in Angriff.
Nach dem Ende der Religionskriege treten neue Interessen in den Kreis der Triebfedern, welche zu weitern Entdeckungen führten. Diese waren: das wissenschaftliche Interesse an der Naturgeschichte der Tropenwelt sowie an der neuaufgelebten Altertumswissenschaft, sodann das rein geographische und endlich das humane Interesse an den besonders durch den Negerhandel verkommenen Negervölkern. Unter den Naturforschern, welchen wir die ersten genauern Nachrichten über die Naturerzeugnisse Afrikas verdanken, sind zunächst Shaw (Marokko), dann Peter Kolbe, der das Kap, und vor allen der Franzose Adanson (Senegambien), Linnés Schüler Forskål (Ägypten), de la Caile (Kap), Snelgrave (Westafrika), Stibs (Gambia), Bruce (Abessinien), Norris (Dahomé), Des Marchais (Guinea), Isert (Guinea), Lamiral (Senegal), Höst (Marokko), Descouvière und Joli (Guinea), La Jaille (Senegal), Labarthe (Westafrika), Pococke (Ägypten), Patterson (Südafrika), Sparrmann und Thunberg (Kap) u. v. afrika zu nennen.
Seit 1788, wo zu London die African Association von J. ^[Joseph] Banks begründet wurde, ward die Erforschung des Kontinents systematisch in Angriff genommen und bald von allen Weltrichtungen aus der Marsch nach dem Herzen Afrikas angetreten. Viele Anregung und manches wertvolle Resultat ergab die Expedition Napoleon Bonapartes nach Ägypten (1799), das ganz besonders Archäologen und Naturforscher aufsuchten. Auch Glaubensboten gaben sich alle Mühe, die Eingebornen Afrikas dem Christentum zu gewinnen, freilich nicht immer mit dem wünschenswerten Erfolg. 1873 wurden durch die Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung Äquatorialafrikas die Kräfte und Mittel des deutschen Volks, 1877 durch Konstitution der Brüsseler Internationalen Afrikanischen Association, zu welcher König Leopold II. von Belgien den Impuls gegeben, die Kräfte und Mittel der ganzen zivilisierten Welt zur Vornahme gemeinsamer Forschungen in zur Bekämpfung des Sklavenhandels und zur Zivilisation des afrikanischen Festlandes konzentriert. Am besten läßt sich die Forschungsgeschichte Afrikas verfolgen, wenn man nacheinander die Reisen ins Auge faßt, die von der Nord-, von der West-, Süd- und Ostküste des Kontinents nach dem Innern unternommen wurden. In den einzelnen Epochen traten nacheinander verschiedene Probleme in den Vordergrund, so z. B. zu Ende des vorigen Jahrhunderts das des Niger, dann jenes des Nils und in unsern Tagen das des Congo.
Neuere Forschungsreisen im Nilgebiet.
Von der Nordküste führten zwei Wege nach dem Innern von der eine war durch den Lauf des Nils von der Natur gleichsam selbst vorgezeichnet, den andern hat sich der Mensch durch mühsame Karawanenverbindung vom N. nach dem Tsadsee selbst gebildet. Den Nil aufwärts sollte 1788 Ledyard im Auftrag der African Association dringen; er starb in der Libyschen Wüste. Glücklicher war 1792 W. G. Browne, welcher Dâr Fûr erreichte. Die französische Okkupation von Ägypten veranlasse die Reisen v. Waldecks, Hamiltons, Denons, Girards im obern Nilthal.
Ein Araber, Mohammed ibn Omar el Tunsy, drang 1805-11 über Dar Fur, Wadaï nach Tripolis vor, während Badia y Lablich 1803-1807 von Marokko bis nach Ägypten gelangte. Vorwiegend archäologische Zwecke verfolgten in Nordafrika Sonnini, Belzoni, Champollion, Cailliaud, Minutoli u. a. Unter der Regierung Mehemed Alis, der selbst vier Expeditionen zur Erforschung des obern Nils ausschickte, bereiste der Deutsche Burckhardt im Auftrag der Afrikanischen Gesellschaft in London die Wüsten am mittlern Nil (1814-17), Linant das Gebiet des obern Nils (1827), Russegger und Kotschy (1836-38) Fazogl, die Länder der Nubaneger und Kordofan, der Preuße Werne den obern Nil bis zum Lande der Bari, Prokesch v. Osten das mittlere Nilthal, Prudhoe (1829), Hoskins (1832 f.), Bourchier (1834), Combes und Tamisier (1834), Fürst
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Pückler-Muskau (1837-39), Trémeaux (1847 bis 1848) u. v. afrika Ägypten, Nubien, Kordofan und Senaar. Das Terrain am Weißen Fluß, vom See No aufwärts bis über Gondokoro und westlich von dieser Linie, von der Meschra er Rek aus, wurde in den 40er und 50er Jahren von einer Reihe Reisender und Kaufleute, namentlich von Sklavenjägern und Elfenbeinhändlern, in vielen Richtungen durchstreift. Bemerkenswerte Reisen unternahmen hier Ignaz Knoblecher (gest. 1858) seit 1849 und F. Morlang seit 1859, welche als Missionäre am Weißen Fluß arbeiteten;
ferner Brun Rollet 1848-51, Cuny, der 1857 nach Dar Fur vordrang;
J. ^[John] Petherick (eine Zeitlang britischer Konsul in Chartum) 1848-63, die Gebrüder Poncet 1860 ff., Giovanni Miani aus Venedig, der 1860 bis 2° 30' nördl. Br. kam und 1871-72 eine große Reise bis in das Gebiet der Monbuttu ausführte;
Andrea de Bono 1861, der Marchese Antinori (Ornitholog) 1860-61, Alfred Peney 1860-61, Guillaume Lejean seit 1861, Frau Tinné mit ihrer Tochter Alexine 1862-63, van Pruyssenaere aus Brügge 1863 u. a. Die mit bedeutenden Mitteln ausgerüstete Expedition Theodor v. Heuglins, an welcher Steudner, Theodor Kinzelbach, M. Hansal und der Gärtner Hermann Schubert teilnahmen, und welcher sich in Keren Werner Munzinger anschloß, ging 1861 über Alexandria und Massaua bis an die Nordgrenze Abessiniens, wo sie sich trennte;
Heuglin durchreiste mit Steudner und Schubert Abessinien und kam erst im Juli 1862 nach Chartum, von wo die auf geradem Weg vorausgegangenen Munzinger und Kinzelbach bereits vergebliche Versuche gemacht hatten, gegen Wadaï vorzudringen. Da ein direktes Vordringen nach diesem Land unmöglich war, wendeten sich die erstgenannten zugleich mit der Tinnéschen Expedition nilaufwärts über die Station am Rek gegen W. hinaus.
Nachdem das mörderische Klima hier Steudner, Schubert, Frau Tinné und mehrere ihrer Begleiterinnen hinweggerafft, kehrten die übrigen Ende 1863 nach Europa zurück. War der eigentliche Zweck der Expedition unerreicht geblieben, so haben doch die zu dieser Expedition vereinigten Kräfte eine reiche Ausbeute an wissenschaftlichem Material über die durchforschten Länder vom Roten Meer bis zum Dschur geliefert. Adalbert v. Barnim (Sohn des Prinzen Adalbert von Preußen) reiste von 1859 an in Nordostafrika und starb zu Rosères am Bahr el Azrak; die Früchte dieser Reise sind in mehreren trefflichen Werken seines Begleiters Robert Hartmann bearbeitet. Am Blauen Nil weit aufwärts drang 1869 und 1870 der Wiener Ernst Marno vor.
Von Fazogl aus wandte er sich auf vor ihm von keinem Weißen getretenen Pfaden nach S., durchzog zuerst das Dar Bertat und kam bis Fadasi (9° nördl. Br.). Später erforschte er den Bahr es Seraf, einen der Nebenarme des Weißen Nils. Wilhelm v. Harnier aus Eckezell in Hessen drang bis Gondokoro vor und kam auf der Büffeljagd ums Leben. Seine »Reise am obern Nil« (Darmst. 1866), nach den hinterlassenen Tagebüchern, ist in Bezug auf Illustrationen das wertvollste Werk über die mittlern Nilländer.
Besondern Erfolg hatte der englische Reisende Sam. White Baker, der schon 1861 die Zuflüsse des Atbara in Abessinien erforscht hatte und 1862 von Chartum aus bis Gondokoro reiste, wo er mit Speke, dem Entdecker des Ukerewesees (s. unten), zusammentraf. Durch diesen von dem Vorhandensein eines zweiten großen Nilsees unterrichtet, brach er zu dessen Auffindung alsbald auf und entdeckte im März 1864 den gesuchten See, Mwutan (Albert Nyanza), wodurch die alten traditionellen Angaben des Ptolemäos in überraschender Weise bestätigt wurden.
Von großen Hoffnungen geleitet, brach 1866 der Bretone Le Saint nach den Nilseen auf, erlag aber schon zu Abukuka am Weißen Nil dem Fieber. Mittlerweile war ein italienischer Handwerker, Carlo Piaggia, im SW. des Weißen Nils weiter als jeder andre Europäer abenteuernd vorgedrungen und brachte 1868 die Nachricht zurück, daß westlich von Bakers Mwutan noch ein dritter großer Nilsee liegen solle. Pruyssenaere bereiste Teile des Gebiets zwischen dem Weißen und Blauen Nil, Klunzinger begann seine Forschungen am Roten Meer, Bisson und Wlassich reisten am Atbara.
Georg Schweinfurth, ein kühner und unternehmender, wissenschaftlich hochgebildeter Botaniker, hatte, in Kotschys Fußstapfen tretend, die Erforschung der Nilflora sich zur Lebensaufgabe gestellt. Bereits 1864 hatte er die Landschaften am Roten Meer besucht; 1868 brach er zum zweitenmal nach Afrika auf, schloß sich Elfenbeinhändlern an und erforschte, wie vor ihm kein andrer, die Landschaften der Dschur, Dor, der menschenfressenden Niam-Niam und Monbuttu. Er drang bis 3° 35' nördl. Br. vor und fand den Uëlle. Auch in ethnographischer wie zoologischer Beziehung war seine Reise epochemachend; er entdeckte das Zwergvolk der Akka sowie einen neuen anthropoiden Affen und kehrte unter großen Gefahren 1871 durch das vor ihm von keinem Europäer betretene Dar Fertit zurück.
Die Bestrebungen der Kirche, durch Missionen im Nilgebiet zu wirken, haben zu wesentlichen Erfolgen nicht geführt, so förderlich sie auch der geographischen Wissenschaft geworden sind. Im J. 1846 beschloß Papst Gregor XVI. eine Mission am obern Nil zur Bekehrung der Neger, zur Verhinderung des Sklavenhandels und zur Seelsorge für die dort zerstreut wohnenden Katholiken. Die Hauptstationen Chartum (1848), Heiligenkreuz (1855), Gondokoro (1851) wurden errichtet; aber Hungersnot im Bariland und Sterblichkeit zwangen zur Verlegung der Mission nach Schellal in Oberägypten.
Pater Morlang in Heiligenkreuz hielt indessen wacker aus, bis 1861 die Dominikaner die Mission übernahmen, von welchen sie später an die Franziskaner übergeben wurde, die namentlich in Kordofan ersprießlich wirkten. Aber als von den 30 in Hellet Kaka stationierten Leuten in kurzer Zeit 14 starben, flüchteten die übrigen aus dieser und andern Stationen nach Chartum; 1862 waren in Gondokoro noch 3 oder 4 Geistliche, 1863 wurde Heiligenkreuz, bald auch Gondokoro aufgegeben.
Namentlich waren es die Sklavenhändler, welche in jeder möglichen Weise den Bestrebungen der Missionäre Hindernisse in den Weg legten. Seitdem haben evangelische Missionsgesellschaften von England und Schweden aus Stationen in Alexandria, Kairo, Chartum, Matamma eingerichtet. Auch in den nördlichen Grenzländern Abessiniens, bei den Barea und Kunama, haben im Frühjahr 1867 schwedische Missionäre sich niedergelassen. Indessen erscheint das ganze christliche Missionswerk in den Nillandschaften als ein höchst mißliches, während der Mohammedanismus reißend unter den heidnischen Völkerschaften zunimmt. Auch gefährdeten die politischen Intrigen, in welche die Glaubensboten sich häufig einließen, das Werk der
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Verbreitung des Christentums. Mehr Erfolg hatten die militärischen Operationen des Chedive im Sudân. Dar Fur wurde erobert, aufgenommen und erforscht (Pfund, Purdy, Colston, Gordon, Prout) und die ägyptischen Grenzen im S. bis nahe an die Äquatorialseen erweitert. Das Rinnsal des Nils hinauf dehnten seit 1874 die ägyptischen Generalstabsoffiziere ihre Aufnahmen aus (Long, Chippendall, Watson, Linant de Bellefonds, Gessi). R. Gessi und Mason befuhren den Mwutan und stellten sein wahres Flächenverhältnis richtig.
Den erstern begleitete Piaggia. In die Fußstapfen der Ägypter traten seit 1877 zwei ausgezeichnete deutsche Forscher, Schnitzler (Emin Bei) und Junker. Während der erstere die westlich vom obern Nil sich ausdehnenden Landschaften, welche südlich von den durch Schweinfurth explorierten gelegen sind, erforschte und auch am Ostufer des Nils die Territorien der Bari-, Latuka-, Schuli- und Madistämme durchzog, drang der letztere 1880-81 in die Niam-Niamländer und in jene der Monbuttu oder Mangbattu bis an den Uëlle und Bomokandi vor und stellte wie Schweinfurth die Behauptung auf, der Uëlle bilde den Oberlauf des Schari.
Bohndorff kehrte von einer Reise im Dar Fertit glücklich zurück. Casati forschte 1882 in den Niam-Niamländern und wollte von da zum Congo vordringen, während der Holländer J. M. ^[Juan Maria] Schuver (1882) über Fadasi in das Gebiet des Jabus vorgedrungen ist. Die Kriegswirren, welche der »falsche Prophet« (Mahdi) am mittlern Nil und in Kordofan erregt, behindern zum Teil den Gang der Forschung. Die Oasengruppe im W. des untern Nils wurde vorwiegend zu archäologischen Zwecken besucht, desgleichen Kyrenaika und die Oase Siwah.
Durch die Erforschung dieses Gebiets zeichneten sich aus: Boutin, Cailliaud, Letorzec, Drovetti, Pananti, Della Cella, Pacifico (1817), Pacheco (1824), Minutoli (1820), Hoskins, Hamilton (1852) und Rohlfs (1869). Die Oasen am Nil erforschte Gerhard Rohlfs (1872-73) an der Spitze einer vom Chedive Ismail Pascha ausgerüsteten Expedition und in Begleitung von Zittel, Jordan und Ascherson. Schweinfurth erforschte Chargeh, Rohlfs und Stecker (1879) das vom O. her früher nicht erreichte Kufra; doch wurde ein Vordringen von Kufra nach Wadaï verhindert. Camperio durchzog 1881 Kyrenaika im Auftrag der Mailänder Kommerziellen Gesellschaft.
Forschungsreisen im nördlichen Afrika.
Das von der Forschung arg vernachlässigte Gebiet von Tripolis wurde das Ausgangsland für Expeditionen, die den Karawanenweg nach dem Innern des Kontinents einschlugen. Tripolis selbst hat der Freiherr v. Maltzan durchzogen und beschrieben. Der Deutsche Hornemann war schon 1798 von Kairo über Siwah und Audschila nach Mursuk und dem Sudân gezogen, wo er verschollen ist. Nach ihm zogen 1817 Ritchie, Lyon, Depon und Belfort gegen Fezzan, wo die Expedition nach dem Tod Ritchies sich auflöste.
Glücklicher waren 1822 die Engländer Oudney, Denham, Clapperton, welche nach Bornu und in die Haussastaaten vordrangen und viele Daten über den Sudân gesammelt haben. Major Laing gelangte 1825 von Tripolis über Insalah nach Timbuktu, wurde aber auf der Rückreise ermordet. 1849 rüstete die englische Regierung eine Expedition nach dem Sudân aus, bestehend aus den Forschern Richardson, Overweg und Barth, welche durch Barths Forschungen so hochbedeutend geworden ist.
Man schlug den Weg von Tripolis über Fezzan nach Bornu ein. Richardson, dann Overweg (1853) starben in der Nähe von Kuka, nur Barth kehrte nach 5½ Jahren über Air oder Asben glücklich nach Tripolis und von da in die Heimat zurück. Barths Reisen haben weite Länderstrecken, neue Reiche und Völker der Welt erschlossen, und sein Reisewerk (Gotha 1856-58) ist unstreitig eine der größten Erweiterungen, welche die Geographie Afrikas durch einen einzelnen Forscher erhalten hat.
Weniger glücklich war Vogel aus Leipzig, der 1853 als Naturforscher nachgesendet wurde und nach Barths Heimreise seine Forschungen weiter fortsetzte. Er fiel zu Wara in Wadaï ein Opfer des Fanatismus. Die Aufgabe, seinen lange bezweifelten Tod festzustellen, veranlaßte außer der Heuglinschen Expedition auch die Unternehmengen v. Beurmanns und Gerhard Rohlfs'. Moritz v. Beurmann, schon früher durch Reisen in Ägypten, Nubien und im nördlichen Abessinien (1860-1861) bekannt, entschloß sich freiwillig zur Reise nach Wadaï. Er landete in Bengasi (1862), aber weder von Audschila noch von Mursuk und Wau aus gelang es ihm, die direkte Route nach Wadaï sich zu öffnen. Er ging demnach über Bilma nach Kuka, besuchte Jakoba und wurde bei seinem Eintritt in das Reich Wadaï in Mao, nordöstlich vom Tsadsee, im Februar 1863 ermordet. An Kühnheit und Ausdauer ihm gleich, hat Gerhard Rohlfs aus Vegesack, früher Mediziner, dann in französische Kriegsdiensten und in Algerien mit arabischer Sprache und den Sitten des Islam bekannt geworden, 1861 zuerst von Tanger aus das westliche Marokko und die südlichsten Teile dieses Reichs (Wadi Draa, Oase Tafilet) besucht.
Ein Versuch, von Algerien nach Timbuktu vorzudringen, scheiterte (1863); dagegen gelangte er 1864 vom nördlichen Marokko aus, als der erste Europäer, in arabischer Verkleidung über die Schneegebirge des Hohen Atlas bis nach Tafilet und Tuat. Da ihm hier ein im Nigergebiet ausgebrochener Krieg die Weiterreise nach Timbuktu unmöglich machte, wendete er sich über Ghadames nach Tripolis kehrte von hier auf kurze Zeit nach Deutschland zurück, war aber bereits im Mai 1865 wieder in Ghadames und ging von da über Mursuk auf Wadaï zu. Allein auch ihm wurde der Weg in dieses Land nicht gestattet, er wendete sich nach Kuka und von da südwestlich über den Niger nach Lagos zur Küste; im Juli 1867 kehrte er nach Europa zurück.
Rohlfs hatte somit den Kontinent seiner Breite nach durchmessen. Dem Italiener Matteucci glückte es 1880-81, von Suakin über Dar Fur, Wadaï, Bornu und Kano zur Nigermündung zu gelangen; doch erlag er den Folgen des Fiebers 1881 zu London. Buonfanti durchmaß den Kontinent 1881-83, indem er von Tripolis über Kuka, Kano, Timbuktu nach Lagos reiste. Der Franzose Duveyrier hat seit 1859 die algerische Sahara, Ghadames, Ghat und das Land der Tuareg untersucht, viele Positionen bestimmt und treffliche Detailkarten entworfen. Um den Sultan Omar von Bornu, der die deutschen Reisenden, welche in Kuka weilten, stets freundlich aufgenommen hatte, zu belohnen, beschloß der König von Preußen, eine Gesandtschaft mit Geschenken an ihn abzusenden. Betraut mit dieser Mission wurde 1869 Rohlfs, der indessen die Geschenke in Tripolis an Gustav Nachtigal übergab, während er selbst eine Reise durch