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nun Kuara genannt, heraus in die Küstenniederungen, zuletzt sich in zahlreiche Arme zerteilend, von denen der Nun der wichtigste ist. Sein waldbedecktes Deltaland und sein unterer Lauf gehören zu den ungesundesten Küstenländern der Erde. Zuflüsse erhält er nur in seinem obern und untern Lauf; hier gibt es Zuflüsse aus W. und aus O., von Sokoto und Adamáua; der wichtigste derselben ist der Binuë (Tschadda), der bis zu den Grenzen Adamáuas hinauf befahren wurde. Zu den zahlreichen Küstenflüssen der Guineaküste gehört der Volta. Der Rio Grande, Gambia und Senegal haben ihre Quellen in geringer Entfernung voneinander. Auch von ihnen besitzen die beiden letztern bedeutende Katarakte, wo sie aus dem Gebirge heraustreten; dagegen ist ihr unterer Lauf schleichend, und nur in den Regenmonaten sind sie bis zum Fuß der Gebirge schiffbar. Nördlich von der Senegalmündung ist noch der Draa erwähnenswert.
Zu diesen Meeresgebieten kommen ausgedehnte Binnengebiete hinzu. Im nördlichen Tiefland ist das Gebiet des Tsadsees (244 m Seehöhe) im Sudân, der von W. den Komadugu, von S. her den Schari empfängt, einen der längsten Ströme Binnenafrikas. Östlich davon liegt der Fittrisee mit dem Batha als Zufluß aus Wadaï und südöstlich der Irosee, in welchen der Bahr es Salamat mündet. Ausgedehnter noch sind diese Binnengebiete im Innern Hochafrikas, wo uns die Neuzeit eine Reihe interessanter großer Seen kennen gelehrt hat, denen an Bedeutung nur noch das System der kanadischen Seen in Nordamerika gleichkommt.
Diese ostafrikanischen Seen erstrecken sich von 3° nördl. Br. bis 15° südl. Br., mithin über 18 Breitengrade, in einer durchschnittlichen Entfernung von 890 km westlich von der Küste des Indischen Ozeans. Sie beginnen im S. mit dem Schirwa- oder Tamanduasee (598 m ü. M.), der ohne bekannten Ausfluß ist. Nördlich von ihm dehnt sich, von Bergen und Hochlanden umsäumt, der 370 km lange Nyassa (463 m ü. M.) aus; sein Abfluß nach S. ist der kataraktenreiche Schire, ein Nebenfluß des Sambesi.
Nordwestlich, 450 km vom Nyassa, treffen wir auf den 1867 von Livingstone erforschten Bangweolosee (1124 m Seehöhe), welcher den Tschambesi aufnimmt, nördlich von diesem den Moero-Okatasee, den der Lualaba durchströmt, und der den Kalangasi aufnimmt. Eine größere Reihe kleinerer Seen nördlich vom Moerosee kann hier übergangen werden. Dagegen ist von großer Wichtigkeit der langgestreckte Tanganjikasee. Auch er ist von Hochlanden umgeben, etwa 705 km lang, durchschnittlich 74 km breit und 860 m ü. M. gelegen; seine überschüssigen Gewässer führt der Lukuga zum Lualaba.
Die eigentlichen großen Nilseen sind der Ukerewe (1275 m ü. M.), 1858 von Speke entdeckt, und der durch den Victoria-Nil mit ihm verbundene, westlich gelegene, 1864 von Baker entdeckte Mwutan (762 m ü. M.). Südlich vom Mwutan fand Stanley ein großes Seebecken, den Luta Nzige, von dem es noch ungewiß ist, welche Erstreckung er hat, und noch weiter südlich den Akanyaru. Am Südende des Tanganjika fand Thomson den Hikwa- oder Leopoldsee. In Südafrika sammelt eine Reihe von Gewässern der Ngamisee (893 m), so den Tioge, und fließt in den äußerst erweiterten Salzpfannenkomplex. Am Ostrand Abessiniens mündet in den Aussasee der Hawasch.
Der im Congobecken befindliche Mukambasee hat sich als ein sehr kleines Seebecken herausgestellt. Andre große Seebecken, wie Kassongo, Samburu, Baringo, sind in ihrer Existenz von der Forschung noch nicht konstatiert. In Nordafrika ziehen sich an der Plateaustufe des Atlas die Schotts, deren größtes, das Schott el Melrhir, mit dem Mittelmeer verbunden werden soll. Abessinien hat das bedeutende Becken des Tana- oder Dembeasees (1859 m), dem der Blaue Nil als Abaí entströmt. Der Quellsee des Sambesi ist der 1445 m ü. M. gelegene Dilolo. Künstliche Wasserwege finden sich im afrikanischen Kontinent bis jetzt nur in Ägypten (die wichtigsten: Suez-, Josephs-, Mahmudiehkanal).
Geologische Verhältnisse.
Der geognostisch (freilich zum größten Teil nur sehr oberflächlich) bekannte Teil Afrikas fällt so ziemlich mit unsrer geographischen Kenntnis des Erdteils zusammen. Danach erscheint Afrika im Innern weit gegliederter, als man es seinem einfachen Küstenumriß nach erwarten sollte; sein geognostischer Bau ist aber dennoch nach den großen Linien eines einfachen Plans angelegt.
Das Küstenland von Tanger bis Tunis vermittelt durch seinen geologischen Bau ebensosehr wie durch seine Lage den Übergang zu Europa. Die kristallinischen Schiefergebirge, aus Gneis, granatführendem Glimmer- und Chloritschiefer, körnigem Marmor (auf der Grenze gegen den Chloritschiefer häufig mit Magneteisensteinlagern) bestehend, treten, wie die sie begleitenden Granite und Diorite, vereinzelt auf an vielen Stellen der Küste zwischen Tanger und Bone und wie an der Küste, so auch im Innern als schmale Streifen und Ellipsen von neptunischen Bildungen umringt. In Begleitung dieses Schiefergebirges sehen wir steil aufgerichtetes Übergangsgebirge, aus Thon- und Kalkthonschiefer, Grauwacke und Quarzit und aus Kalksteinen zusammengesetzt.
Die orthoceratitenführenden Kalksteine des Rifs werden als älteres, silurisches, die roten Sandsteine daselbst als devonisches oder jüngeres Übergangsgebirge angesprochen. Porphyre und Erzgänge (Gold bei Sus) treten in beiden auf, vorzüglich im Übergangsgebirge. Die Trias, die im süd- und mitteleuropäischen Gebirgssystem eine so große Rolle spielt, ist in Afrika noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen worden. Dagegen finden wir Lias und Jura ähnlich entwickelt wie in den Alpen und die Kreideformation in ihrer ganzen reichen Entwickelung, vor allem auch mit dem Hippuritenkalk; ferner Nummulitengebirge und die ganze Reihe des jüngern Tertiärgebirges, selbst mit Braunkohlenflözen und bei Oran mit berühmten fischreichen Infusorienmergeln, bis hinauf zum jüngsten Meereskalkstein der Küste und zu den Diluvialablagerungen der Ebenen des Binnenlandes mit urweltlichen Büffeln und zu den Alluvionen der Neuzeit.
Auch im Innern haben sich marine Bildungen aus sehr junger Zeit gefunden. Durch Südalgerien zieht sich eine Einsenkung, an deren Rändern die Schalen gegenwärtig noch im Mittelmeer lebender Konchylien häufig lagern, demnach offenbar noch in sehr später Zeit ein in das Innere des Landes eingreifender Meerbusen. Auch in der Plastik des Bodens schließt sich Nordafrika an Europa an. An der Küste herrscht durch die Aufrichtung und Zusammenfaltung der Schichten der Charakter eines vielgegliederten Gebirgslandes voll enger Spaltenthäler und zahlreicher Mulden, in denen die jungen Bildungen lagern. Durch das ganze Land herrscht, wie an der Kaste in den Ketten des Atlas, die Richtung der Hauptalpen von ONO. nach WSW., so in
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der Richtung der tiefen Längenthäler der Schotts; sie herrscht weit in die Sahara hinein und ist ostwärts die Richtung aller Wadis südlich von Tripolis. Das Nordwestgebiet Afrikas hat mannigfache Erzlagerstätten, liefert schönen Marmor und besitzt Reichtum an Steinsalz. Vulkanische Thätigkeit hat in Nordafrika in der mitteltertiären Zeit stattgefunden. Reiche Schwefelablagerungen wurden wohl durch schwefelwasserstoffreiche Quellen erzeugt, und noch heute besitzt Algerien in den Hammam Meskutim Thermen (95° C.), die zu den heißesten der Erde gehören.
Das nordafrikanische Wüstenplateau ist nur an seinem Ostrand, in der Libyschen Wüste, fachmännisch durchforscht worden; sonst sind nur die großen Karawanenstraßen von Tripolis nach dem Sudân und von Marokko nach Timbuktu, resp. die von denselben berührten Landschaften verhältnismäßig gut bekannt. Das ungeheure Gebiet, dessen östliche natürliche geologische Grenze der aus altkristallinischem Gestein bestehende Gebirgszug längs der Küste des Roten Meers bildet, war in quaternärer Zeit keineswegs vom Ozean bedeckt, wie man früher anzunehmen geneigt war.
Nahezu horizontale Lagerung der Schichten- und Gesteinsnatur (Sandsteine herrschen durch den ganzen Süden, an dem Nordrand Kalksteine) erzeugt bei der Regenarmut dieser Zone jene furchtbar dürren, glühenden Hochebenen, die Hamadas genannt werden. Alle Höhen sind Wüste, und auch die weiten Niederungen zwischen den Hamadas bieten glühend heiße Ebenen dar. Nur wo in den Thälern und Thalkesseln die Unterlagen, auf welchen sich das Wasser sammelt, zu Tage treten, gibt es natürliche Quellen, meist aber gegrabene, oft sehr tiefe Brunnen, und durch sie verbreitet sich Fruchtbarkeit über die Wüste. In Ägypten lagert der nubische Sandstein horizontal auf dem kristallinischen Gebirge und umgibt, ebenso gelagert, die Ausläufer des arabischen Bergzugs nach W. Merkwürdig sind in ihm die kugeligen Eisensandsteinkonkretionen, die, im Innern oft hohl wie Bomben, besonders bei Korosko die Ebene bedecken.
Über diesem Sandstein lagert ein grobkörniger, oft sehr eisenreicher jüngerer Sandstein. Der untere Sandstein reicht von der Bajudawüste bis nach Ägypten hinein und lieferte in der Thalenge von Edfu das feinkörnige Material für die Bauten Oberägyptens. Von dort bis Theben senkt er sich allmählich, und der ihn überragende Kalkstein reicht endlich bis in die Tiefe des Thals. Im S. und N. bildet der Sandstein geschlossene Plateaus mit brunnenreichen Wadis.
Zwischen Wadi Halfa aber und Korosko ist das ganze Plateau in zahllose Tafelberge, in abgestutzte und spitze Kegel zerstückelt. Von Theben abwärts bestehen die Thalränder aus Kalksteinen, bis gegen Siut aus älterer Kreide, von da bis zum Mokkatam aus Nummutitenkalksteinen. Letztere gehören zu jenem merkwürdigen Zug versteinerungsreicher Kalk- und Sandsteine, die vom Meerbusen von Viscaya bis zum Fuß des Himalaja sich verfolgen lassen, überall gleichen Typus der Versteinerungen (Nummuliten) zeigend.
Sie sind das Baumaterial der Pyramiden von Gizeh. Außer Bausteinen hat das Nummulitengebirge auch ausgezeichneten Alabaster geliefert. Die niedern Plateaus der Landenge von Suez bildet dann ein junger tertiärer, versteinerungsarmer Sandstein und die Küste als jüngstes marines Gestein der Meereskalkstein, dessen Bildung noch fortgeht. Im Nilthal sind vor allem die Ablagerungen des Nilschlammes von Interesse, welche die Thalsohle des Nils und die weite Ebene Unterägyptens bildeten und noch fortdauernd erhöhen. Er ist ein dunkel aschgrauer Lehm, reich an organischen Stoffen und unorganischen Salzen.
Mit Ausnahme der Nilalluvionen lassen sich die genannten Bildungen auch nach O. und W. bis in die Wüste verfolgen. Nur der Nummulitenkalk fehlt an der Seite des Roten Meers gänzlich, und jüngeres Tertiärgebirge mit Schwefelablagerungen und der Korallenkalk der Küste folgen dort unmittelbar auf die Kreide. In der Libyschen Wüste reicht die Nordgrenze des Sandsteins bis zur Oase von Dachel, östlich von Theben, nördlich davon der Kreidekalkstein bis zur Kleinen Oase; dann folgt, wie im Nilthal, der Nummulitenkalk und diesem (in der Oase Siwa) Thon, welcher Gips und Steinsalz führt, und ein jüngerer versteinerungsreicher Tertiärkalk.
Über ein etwa 100 m hohes Plateau desselben gelangt man an der Küste zum jüngsten Meeressandstein. Die Natronseen der Makariaswüste gehören der Zone dieses Tertiärgebirges über dem Nummulitenkalk an. Von diesen Formationen Ägyptens reicht das Nummulitengebirge noch nach Barka hinüber, dann tritt es erst in Algerien wieder auf. Aus dem Innern Afrikas ist noch kein nummulitisches Gestein bekannt. Den geognostischen Bau der Sahara kennen wir von Tripolis bis zum Tsadsee.
Von den Ufern des letztern über die Kalksteinplatte von Kanem gelangt man, allmählich sanft ansteigend, zur dürren Tintümnawüste und erreicht mit ihr schwarzen Sandstein, der fast bis nach Mursuk das herrschende Gestein bleibt. Darauf folgt das Kalksteinplateau von Mursuk mit salzigem Boden und bei Mofen mit mächtiger Salzablagerung im thonigen Gebirge sowie weiter nördlich bis zum Wadi el Schati eine zum Teil steinige, von weißem Flugsand bedeckte Wüste, überall mit Salzinkrustationen auf dem Boden der Wadis.
Über felsigen Boden führt der Weg weiter bis zu seiner tiefsten Einsenkung, dem Wadi Häran. Hier fand Barth Granitklippen, während südlich und nördlich der schwarze Sandstein der Wüste sich ausbreitete, in welchem Overweg die Versteinerungen des devonischen Übergangsgebirges entdeckte. Über diese Schichtenfolge geht der Weg steil aufwärts zum breiten, steinigen, wasserlosen Wüstenplateau der Hamadas, das auf eine weite Strecke von schwarzem Sandstein gebildet wird, worauf eine Zone folgt, wo gelber Feuerstein und roter Kalkstein den Boden bedecken, bis endlich das Gebiet der sicher bestimmten Kreide mit zahlreichen Wadis beginnt und man schließlich an den fruchtbaren Rand des Wüstenplateaus, zu den Ghurianbergen über Tripolis, gelangt, welche der Kreideformation angehören.
Hoch über dem Plateaurand erhebt sich der Phonolithkegel des Takul. Sehr verschieden vom Weg über Bilma ist der Weg von Mursuk über Ghat. Hier erhebt sich über den schwarzen Sandstein ein weites, von tiefen Wadis und Thalkesseln durchzogenes Kalksteinplateau mit den Versteinerungen des Kohlengebirges oder jüngern Übergangsgebirges, ein Land ganz von dem Charakter des Karstes, welches sich endlich zu zwei wilden, felsigen Gebirgszügen erhebt, die das von S. nach N. ziehende, tief eingesenkte Thal von Ghat (Rhat) einschließen. Im ganzen Gebiet ist die Lagerung horizontal.
Das granitische Hochland erhebt sich offenbar wie eine große Insel aus dem Wüstenozean, umgeben von paläozoischen Gesteinen, seit diese über den
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Spiegel des Meers sich erhoben, niemals wieder vom Meer bedeckt. Wie Aïr, so soll auch Wadjana im O. granitisch sein (während Tibesti ein durchaus dolomitisches Land ist). Auch der Westen der Sahara zeigt ähnliche Verhältnisse, Panet fand in Adrar unter dem Sandstein Granit und dunkle quarzige Schiefer hervortretend, überragt von Basaltkuppen. In Schinghit tritt ein zweiter Granitzug unter dem salzführenden Sandsteingebirge hervor, und umherliegende Trachytbruchstücke machen es wahrscheinlich, daß der hoch über das Land sich erhebende Iridschi ein Trachytdom ist.
Das östlich davon sich mauerförmig erhebende Hochland Wadân läßt ebenfalls auf eine ähnliche Erhebung schließen. Unter den übrigen Unterbrechungen des an vielen Orten durch großartige Felsbildung ausgezeichneten Sandsteinplateaus ist noch Guenater zu merken. Auch an den Seiten dieser Route finden sich wichtige Steinsalzablagerungen, so besonders in der großen Einsenkung El Dschuf (»Leib der Wüste«) die wichtigste aller dieser Ablagerungen, die das reine, wenn auch schwarz gefärbte Kristallsalz von Taudeni liefert. Nähern Aufschluß über die geognostischen Verhältnisse der westlichen Sahara haben wir von Lenz, der als einziger Geolog dieselbe durchzog, zu erwarten. -
Nach allem Angeführten erscheint die Wüste nicht mehr als der einförmige Sandozean, für den man sie früher angesehen, vielmehr als eine Reihe ausgedehnter Plateaus von meist mäßiger Höhe, die im N. vorherrschend aus Kalkstein, im S. aus Sandsteinen gebildet sind, und über die sich granitische Gebirge erheben, durchbrochen und überragt zum Teil von basaltischen und trachytischen Gesteinen. Aber die stetig fortgehende Verwitterung der Sandsteine liefert losen Sand, den die Winde in die Niederungen zusammentreiben und so im Lauf der Zeit zu Dünenreihen, ja zu wahren Bergen beweglichen Flugsandes aufgehäuft haben.
Was die geognostischen Verhältnisse der Plateauzone des Sudân betrifft, so kennen wir dieselben nur im O. und in der Mitte genauer. Eine Diluvialebene breitet sich, östlich vom arabischen Gebirgszug begrenzt, im N. des Nordabfalls Abessiniens, im S. der Sandstein- und Granitwüsten Nubiens aus, westwärts ohne Unterbrechung durch Kordofan nach Dar Fur und im S. längs des Weißen Nils weit in das Herz Afrikas ziehend. Erst unter 4° nördl. Br. erreichte man auf der Fahrt nilaufwärts das kristallinische Schiefergebirge mit Magneteisensteinlagern im Bergland der Bari.
Für Nordkordofan ist eisenschüssiger Sand und Thon voll Raseneisenstein von großer Wichtigkeit, indem die dortigen Eingebornen ihr Eisen daraus gewinnen. Aus diesen weiten Ebenen taucht das kristallinische Grundgebirge in vielen Inseln von den verschiedensten Dimensionen und Höhen hervor, von den kleinsten Felsbuckeln bis zu schroffen Bergen und Gebirgszügen, oft von höchst pittoresken Formen. In Senaar sind diese Granitinseln ungemein zahlreich, aber klein und unbedeutend, höchstens 250 m hoch.
Als größere Berginseln, von kleinern umgeben, erheben sich die Berge Kordofans und das Takalegebirge, an dessen Südgehängen sich die goldführenden Alluvionen finden, wie im gegenüberliegenden Fazogl, und wo von den Nubanegern auch schon lange Gold gewaschen worden ist. In der nordöstlichen Richtung des Takale liegen die Granitbänke, über welche der Nil noch eine Stromschnelle bildet. Dar Fur und Wadaï sowie das Bergland von Bagirmi und das kupferreiche Dar Fertit sind wahrscheinlich ähnliche Gebirgsinseln wie Kordofan, liefern Eisen und Kupfer, letzteres vor allem zu El Hofra südlich von Dar Fur. Vom Niam-Niamland wissen wir, daß es der Anfang einer Sandsteinplatte von etwa 800 m durchschnittlicher Höhe ist, die sich bis zum untern Niger zu erstrecken scheint.
Aus ihr treten inselartig vereinzelte Granithügel von 300 m relativer Höhe hervor. Im W. betreten wir mit Bagirmi wieder das Gebiet positiver Thatsachen. Das Land um den Tsadsee ist hiernach der tiefste Teil der nördlichen Depression; nur 244 m ü. M. gelegen, ist er von Niederungen umgeben, die tief nach S. ins Gebiet des Schari eindringen. Westwärts steigt dagegen das Land etwas wellenförmig bis zu 380-480 m Meereshöhe an, um sich als weites Plateau zum Niger fortzusetzen.
In den Niederungen herrscht vielfach der dunkelschwarze Moorboden (Ferki) als jüngste fortgehende Bildung; am Tsad und auf den in ihm liegenden Inseln hat man Kalksteine beobachtet. Westlich vom See verdecken Sand und Thon zum großen Teil die Unterlage, bis von Sokoto an der Sandstein der Wüste das niedrige Plateau bis zum Niger bildet, dessen Uferwände bei Ssai Kalk- und Sandstein bilden. Zahlreiche Trockenthäler durchziehen die niedere Sandsteinkette, und in einem derselben, dem Foghathal, gibt der salzreiche Thon der Thaltiefe Anlaß zu Salzbereitung.
Aus diesem weiten Gebiet sedimentärer Bildungen erhebt sich auch hier wie im O. der Granit in niedern Felskämmen und kleinen Hügeln zu Berggruppen (Natronseen südöstlich von Sinder) und kleinern Gebirgen, ja südlich vom Tsadsee zu dem weit nach N. vorspringenden, von einer granitischen Basis sich erhebenden Gebirgsland von Wandala (Mandara). Auch ist letzteres von vereinzelt sich erhebenden Granitinseln umgeben, wie auch die horizontalen Auflagerungen von rotem Sandstein dem granitischen Terrain nicht fehlen. Barths Nigerfahrt wie sein Weg von Ssai über die tafelförmig gestalteten Homboriberge nach Timbuktu zeigen uns überall den gleichen Bau. Im N. des Niger und auf seinem südlichen Lauf tritt wiederholt das Plateau des schwarzen Sandsterns und damit verbundener Kalke auf. Zwischen diesen Sandsteinzonen erscheint trennend der Granit, und er ist es vorzugsweise, welcher das Flußbett durch seine Felsen verengert und die Stromschnellen bildet.
Als ein kristallinisches Gebirge erscheint das Gebirgsland von Oberguinea, in welchem die Granitzüge in den malerischen Formen hervortreten, die auch sonst den Granit charakterisieren. Mächtige Grünsteingänge, Hypersthenfels, Diorit, Porphyr sind im Gebiet der Granite und kristallinischen Schiefer bekannt; von Metallen finden sich Eisen und Gold, letzteres an der Goldküste, vor allem aber in Bambuk und Buré, deren Goldwäschen weithin berühmt sind. Basaltische Felsmassen kennt man an den westlichen Küsten in weiter Ausdehnung, doch sind die angeblichen vulkanischen Krater im Innern Senegambiens zweifelhaft.
Von versteinerungführenden Bildungen hat man jurassische am Außenrand von Senegambien angetroffen. Sandsteine findet man im Innern und an der Küste. Am innern Golf von Biafra, auf Fernando Po und St. Thomas treten vulkanische Gebilde in den Vordergrund. Auch hier erheben sich über einer granitischen Basis basaltische und trachytische Piks, zum Teil noch mit fortdauernder vulkanischer Thätigkeit. Der Mendif repräsentiert wiederum ein granitisches Massiv.
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Die geognostischen Verhältnisse des zentralafrikanischen Hochplateaus sind uns nur sehr mangelhaft bekannt. Die Hauptmasse des Hochplateaus ist Granit, der, häufig zersetzt (roter und grauer Thon), durch das Vorkommen großer, runder Blöcke gekennzeichnet ist. Zwischen Nyassa und Tanganjika stehen isolierte Berge aus Thonschiefer und Gneis, am Südende des Tanganjika tritt bunter Sandstein auf. Zwischen den großen Äquatorialseen dehnen sich Lager kristallinischen Schiefers und Granits aus.
Den Ostrand des Plateaus bilden ältere und jüngere Eruptivgesteine. Die ganze Masse des Kilima Ndscharo soll aus Lava bestehen; Trachyt, Basalt, Obsidian treten in dessen Nähe auf. Den Westrand des zentralafrikanischen Plateaus bildet vom Massiv des Camerun bis Benguela ein zusammenhängendes Gneisgebirge (Gneis, Glimmerschiefer, Thonschiefer). Der Stock des Camerun ist vulkanisch. Das westafrikanische Schiefergebirge wird nach Pechuel-Loesche von einer ausgezeichnet entwickelten Reihe kristallinischer Schiefer gebildet: Schiefer, Glimmerschiefer und Quarzit, welche von W. nach O. aufeinander folgen, und denen Quarzsandstein vorangeht. Das dem Gebirge vorliegende Hügelland ist Lateritgebiet.
In Südafrika treten Granit und kristallinisches Schiefergebirge zusammenhängend im O. und W., vereinzelt an der Südküste als Unterlage einer mächtigen Schichtenfolge versteinerungführender Sedimentbildungen auf, deren der Küste paralleler konzentrischer Verlauf das merkwürdig regelmäßige terrassenförmige Ansteigen des Kaplands bewirkt. Die fast horizontale, nur wenig gegen das Innere des Landes geneigte Lage der Schichten, die Mauer- und Tafelform der Berge, Lagerung und Gesteinsnatur sind Ursache der Wasserarmut.
Nur die tiefern Schichten gehören marinen Bildungen der Übergangsperiode an, darüber folgt das Steinkohlengebirge und jener seinem Alter nach noch nicht bestimmte Sandstein; in der buschigen Kalahariwüste und am mittlern Sambesi finden sich als jüngste Bildungen Süßwasserkalke. Schon nach der Zeit des devonischen Übergangsgebirges wurde Südafrika, soweit wir es kennen, Festland, so daß alle spätern Meeresbildungen nur an der Außenseite dieses alten Kontinents lagern.
Während an der Südküste der Granit nur vereinzelt auftritt und mit gangförmigen Ausläufern in den Gneis, Glimmerschiefer und Thonschiefer, die steil aufgerichtet sind, eindringt, von dem Sandstein des devonischen Übergangsgebirges horizontal überlagert, sind Granit und kristallinisches Schiefergebirge dagegen auf jeder Route von der Westküste ins Innere durchschnitten worden; man kennt ihr Vorkommen bis zu den Inseln des Guineabusens. An nutzbaren Mineralien hat sich das Hochland Südafrikas sehr reich erwiesen.
Dama- und Namaqualand sind durch ihre Kupfererze, die in frühern Jahren zur Ausfuhr gelangten, bekannt geworden; auch reiches Eisenerz, das verarbeitet wird, Silber, Gold etc. kommen dort vor. Eine bedeutende einheimische Eisenindustrie hat sich bei den Batoka am Sambesi, rings um die großen Quellseen des Nils und in Usanga an der Ostküste entwickelt. Sind auch Steinkohlen aufgefunden worden, so beutet man sie doch nirgends in größerm Maßstab aus. Das Kapland hat sowohl die jüngere Kohle mit Lepidodendron, Kalamiten etc. als die ältere anthracitische; man hat Kohlenflöze bei Pieter-Maritzburg in Natal und bei Tete am Sambesi aufgeschlossen.
Salz ist weitverbreitet: am Sambesi, in den Salzpfannen der Transvaalrepublik und Kalahariwüste, in Angola. Gold, schon früher von den Portugiesen südlich vom Sambesi und in Sofala ausgebeutet, ist auch in Natal und Transvaal, jedoch nicht in lohnender Menge, gefunden worden. Endlich gesellte sich seit 1869 zu den bisherigen Mineralschätzen Afrikas in ungeahnter Menge der Diamant am Vaalfluß, und zwar im Sand und Geschiebe des Flusses wie an seinen Ufern. Als eruptive Gesteine treten dort Quarzporphyr und Grünstein auf, marine Kalksteine flankieren die Diamantfelder; doch ist das Muttergestein derselben bis jetzt noch nicht entdeckt worden. So reich Südafrika auch an Spuren älterer vulkanischer Thätigkeit ist, so äußert sich dieselbe doch heute nur in heißen Quellen, besonders Schwefelquellen, im Damaland, in Natal, Transvaal und bei Tete.
Unter den Hochländern, welche sich im NO. Südafrikas erheben, ist uns das abessinische Hochland in geologischer Beziehung durch Blanford, Sadebeck, Rochet d'Héricourt u. a. bekannt geworden. Die Grundlage des Gebiets bildet der Granit, der von kristallinischen Schiefern überlagert wird, die in mannigfacher Aufeinanderfolge sich zeigen. Es sind Gneis, Glimmerschiefer, Hornblendeschiefer, Talk- und Thonschiefer. Eruptive Gesteine, Granit, Porphyr, Melaphyr, Basalt haben an manchen Stellen diese Schiefer durchbrochen und bilden die höchsten Spitzen.
Thon- und Sandsteine bedecken die Schiefer und bilden die Thoneisensteinplateaus. Diese Decken fallen in den Thaleinschnitten oft bis zu 1000 m mit senkrechten, jähen Wänden ab, was jedenfalls damit zusammenhängt, daß sie der zerstörenden Einwirkung des Wassers weniger Widerstand entgegensetzten als die kristallinischen Gesteine. Steudner hält sie für vulkanischen Ursprungs, Sadebeck bringt sie in Zusammenhang mit dem Ausbruch der Eruptivgesteine. Von vulkanischen Ausbrüchen ist allerdings nichts geschichtlich bekannt, außer einem einzigen Aschenfall, den die Chroniken erwähnen; dagegen gibt es sehr kohlensäurereiche Mineralquellen und Erdbeben als die letzten Ausläufer vulkanischer Thätigkeit im Innern Abessiniens.
Anders in den weitern Umgebungen des Hochplateaus, zumal im posttertiären Gebiet, den Aden series Blanfords. Zahlreich finden sich Lavaströme, doleritische und trachytische, in Begleitung von Obsidian und Bimsstein, im Küstenland und auf dem untern Gehänge des östlichen Randgebirges. Auch Vulkankegel sind längs der ganzen Küste häufig; einer derselben, der Vulkan von Erteadi an der Danakilküste, hatte im Mai und September 1861 sogar Ausbrüche.
Der weite Vorsprung Afrikas gegen O., das Land der Somal, ist im Innern noch wenig bekannt; doch treten auch hier, den Geschieben nach, Gneis, Glimmerschiefer, Hornblendegestein etc. in weiter Verbreitung auf. Das der Ostecke vorliegende Sokotora ist eine granitische Insel. Wie das Hochland bis Gardafui nach O. fortsetzt, so nördlich von Abessinien bis zum Ende des Meerbusens von Suez. Der arabische Gebirgszug, welcher längs der ganzen Küste des Roten Meers verläuft, besteht seiner größten Ausdehnung nach aus kristallinischen Gesteinen. Mächtige Züge von roten Porphyren, von Syenit und Diorit treten im Granit auf, und Züge von Gneis, Glimmerschiefer, chloritischen Schiefern (in den Zubarabergen die einst berühmte Lagerstätte von Smaragden) gliedern das granitische Gebirge weiter ab. Gänge junger
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Granite und Grünsteingänge sind häufig. Die Hauptrichtung dieser Gesteinszüge geht von NO. nach SW., nach welcher Richtung auch Ausläufer des Gebirges nach SW. herein in die Sandsteinwüste Nubiens und nördlich davon bis an die Katarakte von Assuân (Syene) ziehen. In Nubien hat das Gebirge die größte Breite; von da verschmälert es sich allmählich, zu beiden Seiten eingefaßt von den Sandsteinen oder Kalksteinen Ägyptens, die überall auf die kristallinische Unterlage horizontal aufgelagert sind und so beweisen, daß lange vor ihrer Bildung schon das Gebirgsland die gegenwärtigen Umrisse besaß.
Eine geologische Skizze von Ost-Zentralafrika hat Thomson entworfen. Die Region an der Sansibarküste von 1° bis etwa 36° östl. L. v. Gr. bedecken nach dieser roter, kalkhaltiger Sandstein, Kalkstein und Kohle, gelegentlich Laven und eingesprengte Felsarten. Eine schmale Schicht metamorphischer Grauwacke, Thonschiefer und Gneis, die sich namentlich zum Tanganjikasee ausbreitet, trennt diese von der gewaltigen Granitmasse, die gegen das Zentrum des Kontinents hin, besonders gegen N. zum Ukerewe und Mwutan, sich zieht. Am Tanganjika und Moero, besonders im W. des erstern, breiten sich Sandsteinbildungen dieser Seenregion aus.
Madagaskar ist noch von keinem Geologen von Fach erforscht worden. Doch hat man übereinstimmend beobachtet, daß den mittlern, nördlichen und östlichen Teil der Rieseninsel primäre und vulkanische Gesteinsarten bilden. Granit, Gneis und Basalt kommen in der Hochlandsregion überall vor, während die Tiefregion Ablagerungen der spätern Tertiär- und der Sekundärzeit aufweist.
Werfen wir nach den gegebenen Thatsachen einen Rückblick auf die geologische Entwickelungsgeschichte Afrikas, so finden wir eine auffallend große Verbreitung des sogen. Urgebirges, der kristallinischen Schiefer und des Granits, und wir dürfen wohl annehmen, daß zur Zeit der Bildung des Übergangsgebirges große Teile Afrikas als Urgebirgsinseln über dem Meer hervorragten, in deren Umkreis sich die paläozoischen Gesteine ablagerten. Aber schon mit dem Ende der jüngern Übergangszeit bildete sich ein großes zusammenhängendes Festland durch Massenerhebung, welches zum großen Teil niemals wieder vom Meer bedeckt wurde. In Südafrika ging eine der großartigsten Porphyreruptionen Hand in Hand mit dieser Hebung.
Die Flora des Steinkohlengebirges siedelte sich auf dem neuen Festland an, und in einer spätern Zeit folgte eine Fauna zum Teil kolossaler Reptilien im S., ebenso isoliert von der Reptilienwelt Europas, wie es damals der afrikanische Kontinent war. Eine lange Zeit der Ruhe scheint gefolgt zu sein. Keine Versteinerung der Formationen des Muschelkalks, des marinen Keupers wurde bis jetzt in Afrika gefunden, die uns die Meeresbedeckung irgend eines Teils des Kontinents in jenen langen Bildungszeiten der Erde bezeugen könnte.
Erst mit Lias und Jura beginnt eine Zeit der Senkung; sie betraf anfänglich nur den äußersten gegenwärtigen Küstensaum im NW., vom Ende der jurassischen Zeit an finden wir aber den ganzen Norden in Senkung begriffen, so daß die jüngern Glieder der Kreide weit tiefer nach S. reichen als die ältern. In dieser Periode sehen wir den ganzen Norden Afrikas, einige schmale Inselchen aus Ur- und Übergangsgebirge wohl ausgenommen, bis tief in die Sahara, Barka, Ägypten und Nubien vom Meer bedeckt. Im O. erhob sich damals das Arabische Gebirge als weit nach N. vorspringende Halbinsel mit zahlreichen tiefen Fjorden, in welche das Kreidemeer eindrang.
Daß auch der Süden und Osten Afrikas in dieser Zeit eine Senkung erfuhr, beweist die Umsäumung der Küste durch einen schmalen, wenn auch stellenweise unterbrochenen Streifen von Kreidegebilden. Die Beschränkung des Nummulitengebirges auf das Küstenland des Atlas, auf Barka und das nördliche Ägypten beweist uns eine der Senkung folgende neue, entgegengesetzte Bewegung des Bodens. Die nun beginnende Zeit der trachytischen und basaltischen Eruptionen war für Afrika eine Zeit großartiger, aber partieller Hebungen und Senkungen, in deren Folge das Meer wieder in viele Buchten von N. her eindrang, so in Algerien.
Gewiß nicht ohne innern Zusammenhang sehen wir die Hochlande Afrikas, in welchen die Trachyte und Basalte die erhabensten Gipfelhöhen des Erdteils bilden, in den Umgebungen seiner größten Depression. In dieser Zeit erscheinen zugleich die Süßwasserseen im Innern des Südens wie des Nordens in ihrem größten Umfang und die Süßwasserkalke bildend, in deren Mitte wir gegenwärtig die Seen finden, denn die Hebung des einen Teils war mit Senkung benachbarter Teile verbunden.
Endlich folgte am Ende der Tertiärzeit der gewaltsame Abschluß der lange zuvor begonnenen Hebung des Atlassystems gleichzeitig mit der Bildung der Alpen, und Afrikas Gestalt in ihrem gegenwärtigen Umriß war vollendet, wenn auch im N. und O. das langsame Ansteigen des Kontinents noch fortdauerte, das endlich den Wad Righ vom Meer abschloß und in Landverbindung mit Asien brachte. Und noch bis auf diese Tage finden wir Ostafrikas Küste in dieser langsamen Hebung begriffen, wie uns die mit Korallenkalk umsäumten Ostküsten des Kontinents und der meisten seiner im O. vorliegenden Inseln von Sokotora bis nach Madagaskar beweisen.
Der vulkanischen Thätigkeit, die in der Tertiärzeit ihren Anfang nahm und ihre höchste Energie besaß, verdankt Afrika seine höchsten Höhen im O. wie im W. und die meisten seiner Inseln; nur die Inseln im O. (mit Ausnahme der Maskarenen) bestehen vorherrschend aus kristallinischen Gesteinen mit untergeordneten altvulkanischen Erhebungen. Die Maskarenen und die Inseln des Atlantischen Ozeans dagegen verdanken (mit Ausnahme weniger in der Guineabai) sämtlich ihr Dasein vulkanischer Thätigkeit; es sind basaltische Inseln, viele mit Trachyterhebungen, und auf diese allein finden wir noch, von dem ostafrikanischen Vulkan Erteadi abgesehen, die gegenwärtige vulkanische Thätigkeit des Erdteils beschränkt (Azoren, Kanaren, Kapverdische Inseln, Réunion).
Klima.
Afrikas geographische Lage und Gestaltung machen es zum verhältnismäßig wärmsten Teil der Erde; nur ⅕ des Erdteils gehört der wärmern gemäßigten Zone, ⅘ der heißen an, und von 900 Meilen Länge, auf welche der Äquator das Festland durchschneidet, kommen 500 Meilen auf Afrika. Die wärmsten Striche liegen aber nicht unter dem Äquator, sondern nördlich und südlich von demselben. Der Wärmeäquator mit 27,5° C. mittlerer Jahrestemperatur läuft ca. 5° nördlich vom Erdäquator hin. Der mittlere Barometerstand in der Gegend des Äquators ist 758 mm. Zu den heißesten Gegenden gehören Nubien und die südlichen Küsten des Roten
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Meers, wo die Extreme der Lufttemperatur 54-56° C. erreichen, ferner Senegambien, wo eine Temperatur bis 52½° C. beobachtet worden ist. Nur wenige Punkte des südöstlichen Asien erreichen eine gleiche Wärme. Die Temperatur der Ostküste des tropischen Afrika ist höher als die der Westküste. Auf den weiten pflanzenleeren Flächen steigert sich durch Insolation die Wärme bis über 50° C., und der Sand des Bodens erreicht einen solchen Grad von Hitze, daß man darin Eier hart zu sieden vermag.
Wie sich aber am Tag die Wärme steigert, so sinkt sie umgekehrt des Nachts durch die Ausstrahlung gegen den klaren Himmel, so daß oft einem unerträglich heißen Tag eine kühle, ja kalte Nacht folgt. Temperaturdifferenzen von 12° sind nicht selten, und so kommt es, daß selbst im Sudân oftmals im Winter des Nachts eine dünne Eisschicht das Wasser bedeckt. An den Küsten wirkt der Wechsel von Land- und Seewind erfrischend, und es erheben sich viele Gegenden in kühlere Luftschichten, vor allen der Rand des weiten, großen Hochlandes von Südafrika, wodurch die der geographischen Lage entsprechende Wärme gemildert wird. Manche von den Gebirgsländern erreichen eine solche Höhe, daß, obgleich ganz der Regenzone angehört, doch in jedem Winter die Berge mit Schnee bedeckt sind. Selbst noch in der nördlichen Sahara kommt Schnee vorübergehend, auch bei mäßiger Erhebung, vor. Dort waren -5° C. die größten beobachteten Kältegrade.
Die Verteilung des Regens hängt auf das innigste mit der Richtung der Winde zusammen. Nach den Windrichtungen zerfällt in fünf große Gürtel: in den der Kalmen oder Windstillen, in die beiden ihn im N. und S. begrenzenden Gürtel, in denen der Wind regelmäßig gegen die Äquatorialgegenden weht, in die des Nordost- und Südostpassats, welche zusammen die sogen. Tropenzone vom 30.° nördl. bis 30.° südl. Br. umfassen, und in die beiden außertropischen Gebiete der Länder am Mittelmeer und des Kaplands. Im tropischen Gebiet folgt der Regen der Sonne, d. h. die Regenzeit setzt ein, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat, während in dem außertropischen Gebiet Afrikas beim niedrigsten Stande der Sonne Winterregen eintritt.
Nur im Kalmengürtel hat in allen Monaten des Jahrs Regen, in allen übrigen Gegenden wechselt trockne Zeit mit Regenzeit ab. Wo dieser Wechsel scharf hervortritt, da finden sich die Wüsten und Steppen, in denen während der trocknen Jahreszeit die Quellen versiegen, die ganze Pflanzenwelt abstirbt und nur an den Flußufern ein grüner Baum- und Kräuterstreifen bleibt. Selbst das fruchtbarste Land wird hier allein durch künstliche Bewässerung anbaufähig; aber durch den Regen werden auch die im Boden schlummernden Keime wieder zu neuem Leben geweckt, und alles bedeckt sich schnell mit frischem Grün. Im N. und S. ist diese Zeit des befruchtenden Regens der Winter, im tropischen der Sommer.
Der Gang der Sonne bringt es mit sich, daß die Gegenden in der Nähe der Wendekreise eine Regen- und eine trockne Zeit, die dem Äquator näher gelegenen aber einen zweifachen Wechsel, zwei Regenzeiten haben, während im Kalmengürtel der Äquatorialgegend Regen in allen Monaten des Jahrs fällt. Der Gürtel der Windstillen in der Äquatorialgegend ist den Seefahrern längst bekannt; seit Dampierre nennt man das Meer im O. von Oberguinea von den dort täglich vorkommenden Gewittern die Donnersee.
Auf dem Festland gehören hierher die Küsten von der Biafrabai bis zum Gabun im W. und die des Somallands im O. Von größerer Ausdehnung sind die beiden Gürtel des Nordost- und Südostpassats, in denen regelmäßig die Luft nach den Gegenden hinweht, wo die durch die senkrechten Sonnenstrahlen erwärmte Luft aufsteigt, um als Südwest im N., als Nordwest im S. abzufließen. Die Grenzen dieses Gürtels wechseln mit dem Stande der Sonne, so daß der Nordostpassat im Sommer weiter gegen die Pole reicht als im Winter.
Die Küste Ostafrikas und seine Inseln nehmen teil an den regelmäßigen Winden des Indischen Ozeans, den sogen. Monsunen; diese reichen bis Mosambik. Auch an der Westküste und zwar von der Nigermündung bis Senegambien weht ein solcher Südwestmonsun vom Meer her von Ende Mai bis September und bringt dem Land Regen. In dieser Zone fällt, wo nicht an höhern Gebirgen die Feuchtigkeit sich niederschlägt, wie im südlichen Afrika, und dadurch Regenarmut im Innern veranlaßt wird, zur Zeit, wenn die Sonne am höchsten steht, meist täglich der Regen in ungeheuern Güssen, oft begleitet von elektrischen Entladungen, nieder.
Barth berichtet, daß zu Kuka mitten im Binnenland zwölf Regengüsse während des Monats August mehr als 30 Zoll Regen lieferten, eine Regenmenge so groß, wie sie während des ganzen Jahrs in der Kapkolonie fällt. Im S. des Äquators scheidet sich der Passatgürtel deutlich in einen nördlichen Gürtel mit zwei Regenzeiten und einen südlichen mit einer einzigen. An der Sansibarküste regnet es vom März bis Mai und vom Oktober bis Dezember; am Sambesi im Innern vom Oktober bis November und wiederum im Februar und März; ebenso zu Loanda.
Hier reicht diese Zone zweifachen Sommerregens vom 5. bis 15.° südl. Br. Im Damaland, in der Kalahariwüste und von Sofala bis zur Delagoabai ist die Regenzeit einfach. Vom Sambesi bis zum innern Rande des südlichen Randgebirges empfängt aber nur der Außenrand regelmäßigen Regen, während der mittlere Teil an großer Dürre leidet, ähnlich der Sahara, und nur seiner geognostischen Struktur, seiner Beckennatur größern Vegetationsreichtum verdankt. Im N. kennt man bis jetzt nur die einfache Zeit des Sommerregens in Guinea von der Biafrabai bis nach Senegambien; dort führt der Südwestwind den Sommerregen bis zu den Kapverdischen Inseln. Im Innern gehören Sudân, Adamáua, Wadaï, Dar Fur, Kordofan, Südnubien in diese Zone; ja, an der Küste des Roten Meers reicht der Sommerregen bis Suakin, während nördlich davon das ganze Jahr hindurch Nordwind herrscht.
Das hoch gelegene Abessinien hat allerdings eine doppelte Regenzeit, eine Zeit lange dauernden Sommerregens vom Juli bis September und eine kurze Frühlingsregenperiode im Februar und März. Alle Ströme, welche in dem Gebiet tropischer Regen entspringen, zeigen ein periodisches Steigen und Fallen; viele verwandeln sich infolge der mächtigen Verdunstung während der trocknen Zeit in eine Reihe von Lachen. Nördlich von dieser Zone des Sommerregens wird Afrika seiner ganzen Breite nach von einem Wüstengürtel durchzogen, der sich hinüber nach Asien fortsetzt. Der lange trockne Kontinentalwind, als welcher der Nordostpassat weit über Asien herein nach Afrika zieht, zuletzt in einen reinen Ostwind übergehend, ist Ursache der Regenarmut und der daraus folgenden Verödung dieses Teils der Erde. Im Winter wehen diese trocknen Wüstenwinde bis Senegambien, dort bekannt als
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Harmattan. Wenn es auch in manchen Strichen zuweilen ein ganzes Jahr lang gar nicht regnet, so gibt es doch meist vereinzelte Gewitter, oft mit den heftigsten Regengüssen, und es sammeln sich daher selbst in dieser Zone Wasser in der Tiefe; ja, in langen Zwischenräumen füllen sich selbst vorübergehend die Betten von Regenbächen (Wadis), um aber bald wieder zu versiegen. Die Mittelmeerländer, einschließlich Unterägypten, gehören dem Gürtel des Winterregens an. Hier gibt es zwei Jahreszeiten, einen trocknen, regenfreien Sommer und einen gewitterreichen Regenwinter.
Wie dieser Wechsel zusammenhängt mit der Windrichtung, zeigt uns Teneriffa. Vom Mai bis Oktober bringen die hier wie in allen Mittelmeerländern von Marokko bis Suez herrschenden trocknen Nordost- und Nordwinde (die Etesiae der Alten) Trockenheit; aber sowie die Sonne niedersinkt, sinkt auch der auf der Höhe des Piks fortdauernd wehende, aus der Äquatorialgegend kommende Südwestwind nieder und bringt vom November bis März Regen. In Südafrika hat man drei wesentlich verschiedene Regenzonen unterschieden: die Küstenzone mit sehr günstigen Regenverhältnissen, einen Gürtel der Tafelländer mit wenig Regenfall und der daraus resultierenden Austrocknung der Landschaften und einen dritten Gürtel zwischen 22 und 27° nördl. Br., der in zwei Hälften zerfällt, eine östliche, das fruchtbare, regenreiche Transvaal umfassend, und eine westliche, die unwirtliche Kalahari bildend.
Die afrikanischen Inseln haben fast alle Seeklima. Von den verderblichen kalten Schneestürmen im Atlasland erzählen die Winterfeldzüge der Franzosen in Algerien. Auf den Hochgebirgen Abessiniens fällt bis 2900 m Höhe bloß Regen, von da bis 4200 m Regen und Hagel und erst darüber Schnee, der nur in Vertiefungen einige Tage liegen bleibt, während der Pik von Teneriffa (über 3200 m) drei volle Monate in Schnee eingehüllt ist. In den Tropen trifft der Frost in die trockne Zeit; aber im Großnamaqualand ist dickes Eis vom Mai bis Juli etwas Gewöhnliches, ebenso kommt auf dem Plateau des Damalands bis zum Tschobe, selbst auf der Ebene noch Frost vor. Im Innern des Kaplands treten ebenfalls oft heftiger Frost und Schnee ein, ewigen Schnee aber kennt man nur auf den Hochgipfeln des Kenia und Kilima Ndscharo.
Pflanzenwelt.
Die Flora Afrikas läßt sich in fünf Reiche einteilen:
1) die Flora der Mittelmeerländer (Atlasländer, Barka, Unterägypten);
2) jene des Wüstengebiets der Sahara;
3) die des Sudân, bis 20° südl. Br.;
4) die Flora der Kalahari und 5) jene der Südspitze Afrikas oder die Kapflora. Die Flora der Mittelmeerländer bietet in Bezug auf ihre Pflanzendecke die größte Ähnlichkeit mit der Pyrenäischen Halbinsel. Namentlich bemerkt man eine auffällige Ähnlichkeit zwischen der Flora Algeriens und Andalusiens, jener der Regionen des Atlas mit denen der Sierra Nevada. In Unterägypten ist durch Anbau fast die ganze einheimische Flora verdrängt. Soweit der Winterregen, der mit trocknem Sommer wechselt, herrscht, finden wir diese Flora mit ihren duftenden Lippengewächsen (Lavendel, Majoran, Rosmarin etc.), ihren Nelken, borretschartigen Pflanzen, den schön blühenden Zistrosen etc. Zahlreiche Zwiebelgewächse, vor allen aber der alle Brachäcker überwuchernde und auch über den nördlichen Teil der tropischen Zone weitverbreitete Affodill charakterisieren vorzüglich diese Flora.
Von Palmen überwuchert die Zwergpalme als lästiges Unkraut das Land, während die Dattelpalme an der Küste wie in den tiefern Thälern des Innern als Fruchtbaum gepflanzt wird. Immergrüne Holzgewächse bilden vorherrschend Wald und Busch; die mit Blattfall im Winter treten zurück. Der Lorbeer, die Myrte, der Buchsbaum, der Erdbeerbaum, die Terebinthe, worunter die treffliches Holz liefernde Pistacia atlantica, der Kreuzdorn (Rhamneen), hohe Heiden- und Ginsterarten, Sumach, im feuchten Sande Tamarisken bilden mit den vorherrschenden strauch- und baumartigen immergrünen Eichen (Kermes-, Stein-, Korkeichen) den Strauch- und selbst den Hochwald (Korkeiche), der freilich, durch Waldbrand vielfach verwüstet, in großen Landstrichen vernichtet ist.
Von Nadelhölzern treten die Aleppofichte, die Pinie, auf den höhern Lagen des Atlas selbst die Weißtanne und in ganzen Waldungen die edle Zeder auf. Weitverbreitet sind der Wacholderstrauch und der Weihrauchbaum, der im Hohen Atlas ganze Bestände bildet. Eine Europa ganz fremde Erscheinung ist aber der vielverbreitete Sandarachstrauch. An den Bächen blüht der Oleander. Dazu gesellen sich Bäume unsrer gemäßigten Zone: die Walnuß, die Esche, der Weißdorn, auf den höchsten Gipfeln echte Alpenpflanzen.
Barka, Westtunis, das gebirgige Algerien, der Rif, der Hohe Atlas besitzen noch Wälder. Im südlichsten Atlas führt der ölreiche Arganbaum (Elaeodendron Argan) zu den Formen der Tropenzone über. Dazu gesellen sich zahlreiche angepflanzte Bäume, insbesondere Fruchtbäume: die Platane, der Ölbaum, der Mandel-, der Feigen- und der Pfirsichbaum, in Ägypten die große schattige Sykomore, verschiedene Südfrüchte, selbst unser Kernobst und vor allem auch der Weinstock;
in Ägypten noch tropische Fruchtbäume. Afrika war die Getreidekammer Roms;
Weizen und Gerste sind auch gegenwärtig die wichtigsten Getreidearten, die fast ohne Pflege gedeihen.
Mais und Durra werden als Sommergetreide gebaut, seltener Reis. Von großer Ausdehnung ist der Bau der Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen, Erbsen) und der Zwiebeln. Baumwolle liefert Ägypten zur Ausfuhr. Unter den Farbepflanzen benutzt der Eingeborne die Henna (Lawsonia inermis); Safflor, Krapp und Safran (Tripolis) werden ausgeführt; den Indigo zieht man nur an der Südgrenze der Sahara und in Ägypten, ebenda von Ölpflanzen den Sesam und um des Opiums willen den Mohn. Tripolis und Algerien liefern viel Alfa (Stipa tenacissima), das, ursprünglich wild wachsend, jetzt auch kultiviert wird. Der Anbau beschränkt sich aber bei der Trockenheit der Sommer des Westens auf die bewässerten oder vom Winterregen überschwemmten Stellen. Am Strand und auf Salzboden im Innern herrschen zahlreiche Sodapflanzen.
Die Wüstenflora ist der Mittelmeerflora gegenüber ärmlich und bietet vornehmlich Pflanzen mit starker Behaarung (Dornsträucher). Fast alle Pflanzen der Sahara suchen sich in die Thäler zu flüchten; die Hauptbestandteile der Vegetation bilden große Büsche von Zizyphus und Ginster, eine kriechende Capparis und Gräser in einzelnen Büscheln. Auf den öden Hamadas kann man oft tagelang reisen, ohne einen Baum, zur Sommerszeit, ohne überhaupt eine frische Pflanze zu finden außer der spärlichen Vegetation, die sich in den Einsenkungen erhält und dem Kamel ein dürftiges Futter liefert. Die Alfa, der Kameldorn oder Mannaklee sind die Hauptfutterpflanzen; außerdem Ginster,
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Astragaleen, Kreuzdorn, Kapernsträucher, Rautengewächse. In der südlichen Sahara sind ganze Striche von Klettengras (Pennisetum distichum) bedeckt, welches auch in den Steppen der nächsten Zone verbreitet ist. Außerdem charakterisieren im S. Sennapflanzen, durch das ganze Gebiet aber stachlige, gummitragende Mimosen die Wüstenflora. Wo der Boden salzig ist, gibt es Salzpflanzen. Wo Bewässerung möglich ist, in den Oasen, da lohnt der Boden reichlich den Fleiß des Menschen.
Die Oasen sind die eigentliche Heimat der fruchtreichen Dattelpalme (Phoenix dactylifera). Durch diese wird in den Oasen, durch die Gummiakazien in den öden Wadis vor allem diese Wüstenzone charakterisiert, in welche sich von S. herein auch baumartige Euphorbien und die riesige, über 6 m hohe Aschur (Asclepias gigantea), letztere bis Mursuk und Nubien, verbreiten. Ebenso ist die Dumpalme ein Eindringling aus dem S., der bis in die Thebais hinaufreicht. Überraschend ist es für den europäischen Forscher, wenn er mitten zwischen diesen Fremdlingen im W. die blaue Kornblume und das Gänseblümchen und im Tibbuland das blaue Gauchheil (Anagallis) neben den Gummi-Mimosen findet.
Sehr verschieden von der kontinentalen Flora gestaltet sich die Vegetation auf den mit der nördlichen Sahara unter gleicher geographischer Breite liegenden Kanarischen Inseln; sie haben für den Botaniker ein hohes Interesse, vor allem durch die bedeutende Erhebung über dem Meer und die scharfe Abmarkung verschiedener übereinander liegender Pflanzengürtel (sogen. Regionen), die uns aus einem subtropischen Klima bis hinauf zur Grenze des ewigen Schnees führen.
Die Klippen am Meer liefern hier wie im übrigen nördlichen Afrika die Orseilleflechte zur Ausfuhr. Für den Pflanzengeographen ist die Insel Teneriffa eine der interessantesten Erdstellen, die ihn lehrt, wie auf einer einzelnen Insel mit der größern Einförmigkeit der äußern Lebensbedingungen auch der Grund der Vermannigfaltigung der Arten eines Geschlechts abnimmt, umgekehrt aber durch die Isolierung die Ursache zu eigentümlicher Entwickelung gegeben ist. Die 377 einheimischen Pflanzen, die L. v. Buch und Smith sammelten (nicht weniger als 158 sind sicher importiert), verteilen sich auf 259 Geschlechter, während die 1416 Arten, welche Desfontaines in Algerien sammelte, 336 Geschlechtern angehörten. Madeira zeigt eine ähnliche Erscheinung in Bezug auf die Menge eingeführter Pflanzen (betreffs der Eigentümlichkeit aber geringere Anzahl der Arten) und auf die Verteilung der Pflanzen.
Der Vegetationsgürtel des Sudân oder, wie er auch heißt, der Gürtel tropischer Vegetation reicht so weit wie der regelmäßige Sommerregen; am Nil beginnt derselbe mit den letzten Nilkatarakten oberhalb Schendy, im Innern mit den Bergen von Kordofan und Anahef, im W. mit der Grenze Senegambiens. Im S. reicht die Grenze vom Kap Negro im Innern bis zum Ngamisee, am weitesten nach S. aber an der Ostküste, wo ganz Natal noch tropische Vegetation besitzt. Die reiche Entwickelung der Gramineenform, dann dichter Waldwuchs, Reichtum an Schlingpflanzen, namentlich Winden, unechte Schmarotzergewächse auf den Bäumen, neue, zum Teil schön blühende Formen von Laubbäumen, neue Palmen und andre Fruchtbäume und Kulturgewächse bezeichnen sie.
Unter den Bäumen treten die echten und unechten schmetterlingsblütigen Gewächse (Cassia, Bauhinia, Tamarindus, Acacia, Mimosa, Dalbergia etc.) in auffallendem Artenreichtum auf. Charakteristisch für Afrika ist die große Zahl der Rubiaceen (an der äquatorialen Westküste 10 Proz.), zu denen auch der von Südabessinien über einen großen Teil des tropischen Afrika verbreitete, auf der untern Stufe der Berge Angolas zum Waldbaum gewordene Kaffeebaum gehört. Ähnlich sind Orangen und Zitronen verwildert.
Außerdem sind vor allem Gräser (8 Proz.), unter ihnen die baumartigen Bambusrohre, und Cypergräser (4 Proz.), darunter die Papyruspflanze, Euphorbien mit den merkwürdigen baumartigen Formen (3,8 Proz.) und akanthusartige Pflanzen reich vertreten. Die kätzchentragenden Bäume fehlen dagegen bis auf die Weide gänzlich, und auch die zapfentragenden treten auf den Gebirgen im S. in neuen, dem Norden fremden Formen (Podocarpus), nur in Abessinien mit Wacholdern auf.
Zwiebelgewächse und Palmen finden sich in schönen Formen. Viele der tropischen Pflanzen haben eine weite Verbreitung, reichen von der Ost- bis zur Westküste, andre von der Nord- bis zur Südgrenze, eine Folge des Mangels trennender hoher Meridiangebirge. Zu den Charakterpflanzen des tropischen Afrika gehört vor allen der dickstämmige, gigantische, in der trocknen Jahreszeit kahle Baobab oder Affenbrotbaum (Adansonia digitata), der von den Ufern der beiden Nile südlich von Chartum und von Kordofan im O. bis Senegambien im W. und zum Ngamisee im S. reicht und nur in den heißen äquatorialen Küstenniederungen fehlt, dann die Form der schon erwähnten gabelästigen Dumpalmen (Crucifera thebaica), die nützliche und schöne Delebpalme (Borassus Aethiopum), Palmyrapalme sowie eine eigentümliche Art wilder Dattelpalme; die echte Dattelpalme gedeiht hier nur kümmerlich.
Die Ölpalme (Elaeis guineensis) scheint der Westküste ebenso eigen wie die Kokospalme der östlichen; dort kommen in Menge auch Weinpalmen und Bananen (Musa paradisiaca) wild und angepflanzt vor. Breitblätterige Feigen, darunter Bananen, und Kautschukbäume, der mächtige Seidenbaumwollenbaum (Eriodendron guianense), der Butterbaum (Bassia Parkii), der die Schibutter liefert, die Sterculia acuminata, von Oberguinea bis Angola als Waldbaum auftretend, von dem die für die Eingebornen unentbehrliche Guronuß stammt, die schattige Tamarinde (Tamarindus indica) sind einige der wichtigsten Waldbäume Afrikas, durch weite Verbreitung, meist auch durch Größe und Nutzen für den Menschen ausgezeichnet.
Zahlreiche eigentümliche Fruchtbäume, wie Anonen, kommen noch dazu; auch ist die Zahl der Nutzhölzer, trefflicher Zimmer-, Schreiner- und Farbhölzer sehr bedeutend. Unter den Sträuchern findet sich die Baumwollenstaude in einem großen Teil Afrikas. Yamswurzel (Dioscorea alata), Maniok (Jatropha Manihot), Bataten, Reis, Mais, Durra (Sorghum) und Duchn (Pennisetum typhoideum), Hülsenfrüchte, Erdnüsse (Arachis hypogaea), Ananas, Kürbisse, Gurken und Melonen, im N. besonders Zwiebeln nebst andern Gemüsen sind die angebauten, meist einheimischen Nahrungspflanzen. Als Ölpflanzen dienen Erdnuß, Sesam, Rizinus. Bananen und Palmen sind unter den Fruchtbäumen in vielen Gegenden die wichtigsten. Zu den einheimischen sind übrigens viele Arten aus Amerika und Indien eingeführt, wie der jetzt weitverbreitete Melonenbaum (Carica Papaya), die Anakardien (Elefantenlausbaum), die Pompelmus
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und in höhern Lagen die Orangen der nördlichern Zone. Die eigentümliche Flora Madagaskars wie die der Ostküste des Festlandes nähern sich der indischen und australischen.
Aber der Reichtum der tropischen Flora ist nicht gleich verteilt; es finden sich alle Zwischenformen zwischen dem feuchten, dichten Urwald, in den kein Sonnenstrahl eindringt, den Savannen, in welchen das hohe Gras über den Reiter hinausreicht, und der vollständig sterilen Salzwüste, wo die Vegetation auf wenige kümmerliche Salzpflanzen beschränkt ist. Die ganze Küste und die Strommündungen, soweit Süß- und Salzwasser sich mischen, vom Senegal bis Benguela, von der Delagoabai bis um das Kap Gardafui herum, finden sich von den wunderlichen, aus Rhizophoren und Avicennia gebildeten Mangrovewäldern (Rhizophora Mangle) umsäumt, und hier ist der Sitz jener selbst für den Afrikaner verderblichen Fieber. Wo die Ströme langsamen Lauf haben, prangen die schönsten Seerosen (Nymphaea Lotus, N. coerulea) und andre schön blühende Wasserpflanzen.
Vom Gariep bis zum Ngamisee und von der Ostseite der Kalahari bis zum Atlantischen Ozean erstrecken sich zumeist wasserlose Landschaften, welche das Vegetationsgebiet der Kalahari bilden. Diese ist ein eigentümliches Mittelglied zwischen Wüsten, Savannen und Gesträuchsteppen ohne Oasen. Ein großer Teil ihres Areals ist mit Holzgewächsen bedeckt, stellenweise finden sich auch Savannen mit reichem Graswuchs. Die Charakterpflanze des Westrandes der Kalahari ist die Gnetacee Welwitschia mirabilis. Im Innern finden sich Akazien (Giraffenakazie) und andre Dorngesträucher.
Was die kapische Flora anlangt, so besitzt dieselbe, obwohl sie, den klimatischen Verhältnissen nach der Mittelflora entsprechend, subtropisch ist, doch einen wesentlich eigentümlichen Charakter. An Artenreichtum steht sie einzig da (man schätzt die Zahl der bis jetzt von da in die europäischen Herbarien eingeführten Arten auf 12-14,000), nicht weniger auch an Individualisierung. Jede Schlucht birgt fast ihre eigentümlichen Formen, deren Verbreitungsbezirk oft so beschränkt ist, daß von manchen Eriken und Pelargonien in den Gewächshäusern Europas mehr Individuen vorhanden sind als in ihrer Heimat. So erklärt es sich, wie hier über 500 Arten von Heiden (Erica), über 400 von Pelargonium, über 350 von Mesembryanthemum vorkommen können.
Charakteristisch vor allem ist der Reichtum an Saftpflanzen, an Aloearten, an Krassulaceen, Aaspflanzen (Stapelia), wozu auch einige baumförmige Euphorbien kommen; ihr Hauptstandort sind die sandigen, felsigen Küsten, sie fehlen aber auch den höhern Lagen nicht. Auf den trocknen Hochebenen herrschen Heiden, Schwertlilien und Zwiebelgewächse, darunter Amaryllis toxicaria (womit die Buschmänner die Tränkplätze des Wildes zu vergiften pflegen), im O. Strelitzien vor.
Gräser bedecken die Höhen, die zur trocknen Zeit einem reifen Roggenfeld gleichen (das holländische Roggeveld). An die Lage des Landes innerhalb der gemäßigten Zone erinnert vornehmlich der Reichtum an solchen Pflanzengattungen und Arten, welche der Familie der Kompositen angehören. Busch-, sehr selten Hochwald findet sich auch in den Schluchten und an den Flußufern. Als einzige Palme kommt am Kap die zierliche Phoenix reclinata vor. Stachlige Mimosen (Acacia detinens), Eisenholz (Bauhinia), australische Proteaceen, worunter der Silberbaum (Leucadendron), und von Nadelhölzern Podocarpus mit Heiden, Diosmeen, dem kapischen Ölbaum, einer Art immergrüner Eiche (außer der Weide dem einzigen kätzchentragenden Baum der eigentlich afrikanischen Flora) bilden dichte und ungangbare Gehölze, denen alle Baumparasiten und fast alle Schlingpflanzen fehlen. Von Kulturgewächsen vereinigen die Gegenden nördlich vom Kap der Guten Hoffnung die Erzeugnisse fast aller Zonen, mit Ausnahme der nordischen und rein äquinoktialen.
Eine eigne Stellung in den Vegetationsgebieten Afrikas nimmt Abessinien ein. Es reicht aus der tropischen Region der fieberschwangern, waldreichen, unbewohnten Kola und den tiefen Stromthälern hinauf bis in die alpine Region seiner Hochgipfel. Bis 1600 m reicht ein Gürtel tropischer Vegetation, von da bis 2600 m der subtropische, von da bis 3300 m der gemäßigte, von da bis 4500 m der subalpine und alpine. Die unterste Region, wie das heiße Thalgehänge des Takazzé, ist mit Wäldern von Mimosen, Tamarinden, Ebenholz, Adansonien, Feigen, Balsambäumen (Amyris papyrifera), im S. des Landes vom Kaffeebaum bedeckt, die Flußufer sind mit Bambusrohr und Tamarisken eingefaßt.
Hier wächst Indigo wild, gedeiht das Zuckerrohr, wird die Dagussa (Eleusine Dagussa), eine eigentümliche Ölpflanze, der Nukh (Guizotia oleifera) gezogen; den Rand der tiefen Thäler bedecken Dorngebüsche von Mimosen und Kreuzdorn und der Kolkwal, die dem Säulenkaktus gleichende abessinische Wolfsmilch. Nadelholzähnliche tropische Pflanzen (Conocephalus), die Koniferenformen des Mittelmeers (eigentümliche Wacholder) verbinden sich in dieser Region mit den kapischen Podokarpen.
Auf den Plateaus und höher ist aller Wald vernichtet, teils durch die wilde Art der Kriegführung, teils durch das Abbrennen der Felder; dagegen wird ein ausgedehnter Getreidebau getrieben von Tef (Poa abyssinica), höher von Weizen und Gerste. Im Hochland von Semién reicht von 2600 bis 3300 m die Region der baumartigen Heiden (Erica acrophylla) und blüten-, insbesondere kleereicher Wiesen; vereinzelt in den letztern steht der heilkräftige Kossobaum (Brayera anthelminthica), in dem die Natur dem Abessinier das beste Heilmittel gegen den hier allgemein verbreiteten Bandwurm gegeben hat.
Auf 2900-3000 m Höhe liegen die Orte Semiéns. Von 3200 m an wird dann die Gegend durchschnittlich öde, kahl, völlig holzlos und ist, wo nicht nackter Fels, mit Gräsern und Seggen bedeckt, zwischen denen die merkwürdige palmenähnliche Gibara (Rhynchopetalum montanum), eine Lobeliacee, sich erhebt. Von da bis 4500 m liegen alle Höhen in einem ewigen Nebel, der nur im Dezember und Januar sich lichtet, und hier beginnen die europäischen Formen. Von 3900 m an fällt Schnee, und wo dieser in Vertiefungen einige Tage liegen bleibt, da blühen zwar wenige, aber interessante Alpenpflanzen.
Noch höher hinauf, bis 4500 m (also Montblanchöhe), ist die Flora des fast unter dem Äquator gelegenen Schneebergs Kilima Ndscharo erforscht worden. Baron v. d. Decken fand dort noch ein Wäldchen mit buschartigen Farnen und immergrünen, ellenlangen Bartflechten, Hochwiesen mit Glockenblumen und papyrusähnlichen Riedgräsern sowie eigentümlichen krautartigen, mannshohen Stauden, die durch ihre Gruppierung und Gestalt die Vorstellung tanzender Kobolde erzeugten. Die höchste Region hat wenig Afrika Eigentümliches geboten.
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Tierwelt.
Die Tierwelt Afrikas gehört nach Wallace der sogen. paläarktischen und der äthiopischen Region an. Erstere zerfällt in zwei Subregionen und umfaßt ganz Nordafrika und die Mittelmeerländer, während die äthiopische vier Subregionen umfaßt:
1) die von Ost- und Mittelafrika, 2) die von Westafrika, 3) die von Südafrika und 4) die Subregion von Madagaskar. Das paläarktische Reich weist eine Übereinstimmung der Tierformen auf, welche die Annahme von Hauptabschnitten ausschließt und selbst die Feststellung sekundärer Grenzen in hohem Grad erschwert. Man muß sich bei Aufzählung der wichtigsten Tiergruppen wohl vor Augen halten, daß solche Gruppen nicht immer ausschließlich der einen oder andern Region zukommen, sondern hier und da über die Grenzen greifen und einzelne Arten auch eine Verbreitung in einem Nachbarreich oder in mehreren haben.
Die nordafrikanische Fauna zeigt in ihren wesentlichen Zügen eine große Übereinstimmung mit den Typen der südeuropäischen. Die charakteristischen Säugetiergruppen derselben sind die Maulwürfe, Kamele, Schafe, Ziegen, Antilopen, Hirsche, Hamster, Sandmäuse, Wühlmäuse, Pfeifhasen, Wölfe, Füchse, Bären. Größere Raubtiere, wie der Löwe, die gestreifte Hyäne, waren einst auch in Europa heimisch und sind dort erst in der historischen Zeit ausgerottet worden.
Unter den Vögeln sind neben den charakteristischen Typen der paläarktischen Zone überhaupt (den Sängern [Sylviidae], Rohrsängern, Meisen, Elstern, Finken, Waldhühnern, Fasanen) vorzüglich Geierarten in Nordafrika heimisch sowie ferner eine große Anzahl von Sumpfvögeln (Flamingo, Ibis, Pelikan, Reiher). Die Anzahl der Reptilien und Süßwasserfische ist eine geringe, hingegen jene der Insekten eine bedeutende. Die Sahara ist außerordentlich arm an Repräsentanten der Tierwelt.
Nager, Antilopen, Schakale, wilde Katzen, Hyänen, Strauße, Wüstenhühner (Pterocles), Skinke, Erdagamen, Sandeidechsen, Pimelien, Schattenkäfer, Skorpione u. a. sind ihre Bewohner. Die Subregion von Ost- und Mittelafrika umschließt die Sahara, den Sudân, Ostafrika bis Mosambik und reicht quer durch den Kontinent an die Westküste mit einem schmalen Streifen bis zur Walfischbai. Die wichtigsten Charaktertiere dieser Subregion sind Paviane, Nilpferde, Giraffen, Antilopen, Katzen, Hyänen, Reiher (am Nil).
Die Subregion von Westafrika reicht an der Küste vom Gambia bis zum Congo und im Binnenland bis an den Uëlle. Ihre Charaktertiere sind: Gorilla, Schimpanse, Potamogale, Flußschwein, Zibetkatzen, Perlhühner, Turakos. Viele der Formen erinnern an die malaiische und indische Tierwelt. Die Subregion von Südafrika ist die eigentümlichste. Ihre Grenze verläuft von der Walfischbai auf Mosambik. Charaktertiere derselben sind: große Raubtiere, Zibetkatzen, Dickhäuter, Giraffen und Antilopen, der Hyänenhund, der langohrige Fuchs, Erdwolf (Proteles), Viverrenarten, Nagetiere, Zebras, besondere Arten von Eidechsen und Insekten. Die Subregion von Madagaskar steht ganz isoliert da.
Das äthiopische Reich umfaßt Afrika vom Wendekreis des Krebses bis zum Kap und Madagaskar und ist im Verhältnis zum paläarktischen zwar klein, dagegen ist es infolge des gleichförmigen Klimas und der tropischen Üppigkeit eines großen Teils seines Areals von einer größern Menge der verschiedenartigsten großen Tiere bevölkert als irgend eine andre Fläche von gleichem Umfang. Viele der besondern Eigentümlichkeiten diesem Reichs kommen auf Rechnung der reichen, aber isolierten Fauna Madagaskars, die mehr jener Indiens gleicht.
Madagaskar hat einstmals mit Südafrika zusammengehangen, und die Lostrennung hat noch vor der Einwanderung der großen Afrika eigentümlichen Tierarten stattgefunden. Die Fauna des äthiopischen Reichs können wir so recht als die charakteristische des ganzen afrikanischen Kontinents betrachten, weil sich die meisten Afrika eigentümlichen Tiergeschlechter von der Nordgrenze des tropischen Regens, von Senegambien im W. bis Kordofan und Senaar im O. und südlich bis zum Kap verbreiten.
Mehrere der afrikanischen Tiere übertreffen die verwandten Arten andrer Kontinente meist an Wildheit und Kraft. Von zoologischen Eigentümlichkeiten des äquatorialen und südlichen Afrika stechen viele besondere Säugetierarten in das Auge: der Goldmaulwurf, der Rohrrüßler, das Nilpferd, die Giraffe, der Erdwolf (Proteles), der Lykaon, das Erdschwein, die Paviane, andre Affen und Halbaffen, Meerkatzen, die Viverren, Nagetiere, Antilopen. Besonders unterscheidet sich das äthiopische Reich dadurch von allen übrigen, daß nicht bloß viele auffallende Formen daselbst auftreten, sondern eine große Anzahl von Säugetierfamilien daselbst fehlt, welche sonst ganz allgemein und in großer Anzahl über die Erde verbreitet sind.
Hierher gehören die Bären, welche durch die ganze Erdhälfte hindurch und südwärts bis nach Sumatra in der Alten und bis Chile in der Neuen Welt reichen, im tropischen und südlichen Afrika aber gar nicht vorkommen; ferner fehlen die Hirsche, die Ziegen die Schafe, die echten Ochsen und die eigentlichen Schweine gleichfalls. Dieses Fehlen solcher kosmopolitischen Familien ist in hohem Grad beachtenswert. Minder charakteristisch sind die Vögel, aber auch unter ihnen finden sich eigentümliche Formen, z. B. die Pisangfresser, die Erdnashörner, die Colis u. a. m. Zu den charakteristischen Formen zählen noch mancherlei Fliegenfänger, Würger, Raben, Honigsauger, Weber, Stare, Lerchen und Perlhühner. So auffällige Lücken wie bei den Säugetieren Afrikas kommen bei den Vögeln nicht vor, immerhin fehlen aber z. B. Zaunkönige, Baumläufer, Spechtmeisen, echte Fasanen und Dschangelhühner. Unter den Reptilien und andern Wirbeltieren gibt es drei eigentümliche Familien von Schlangen, eine von Eidechsen, eine von Kröten und drei von Süßwasserfischen.
Als Repräsentanten der echten afrikanischen Fauna können folgende Tiere genannt werden: der afrikanische Elefant, der gegenwärtig ungezähmt ist, aber im Altertum von den Karthagern gezähmt worden war, das Rhinozeros in mehreren Arten, der Hippopotamus, ein bis in Unterägypten verbreitetes Warzenschwein, von Antilopen der Kudu und der Klippspringer, Hartebeeste, der kafferische Büffel, die Giraffe, das Erdschwein, Stachelmäuse, Paviane, Springmäuse, Schuppentiere, Meerkatzen, der Gorilla (Troglodytes Gorilla), Schimpanse, Mandrill, Ranja, früchtefressende Vampire, von den Raubtieren der Löwe, von dem es in Südafrika mehrere, selbst schwarze Spielarten gibt, der aber den Wüstengürtel meidet, Leoparden, Hyänenhunde, Schakale, der Karakal, Zibet- und Genettkatzen; von den äußerst zahlreich am Nil, Senegal und am Kap vorkommenden Vögeln der Strauß, dessen
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künstliche Zucht gepflegt wird (sogar schon in Malta), der Anhinga, der Scherenschnabel, Flamingos, der Läufer, die schwarze Gans, der Ibis, Regenpfeifer, zahlreiche Störche und Reiher, Kropfgänse (Pelikane), Frankolinhühner, Turteltauben, der Helmkuckuck, Papageien, Nashornvögel, Webervögel, der Sekretär, Adler-, Falken- und Geierarten;
von Amphibien das Krokodil, welches südlich bis zum Cunene reicht, aber auch am Nordrand der Wüste in Algerien anzutreffen ist (wo es Aucapitaine fand), Schildkröten, Warneidechsen, Chamäleons, Brillenschlangen;
von den Fischen eigentümliche Welse, der Mugil;
ferner Skorpione, Schaben, Wanderheuschrecken, Moskitos, die dem Rindvieh so verderbliche Tsetsefliege (Glossina morsitans), Bienen, Ameisen, Termiten, namentlich am Senegal, aber auch im Damaland, der Guineawurm u. v. afrika. Nur einige wenige dieser angeführten Tierarten erreichen das Kap nicht;
einige fehlen in Senegambien, z. B. das Nashorn, die Giraffe etc., manche greifen bis in das südliche Europa vor, wie z. B. die Genettkatze und das Chamäleon. In einzelnen Teilen des gewaltigen äthiopischen Reichs prävalieren gewisse Tiergattungen ganz entschieden, z. B. in Guinea und im Hochsudân die Affen, die Termiten, in Südafrika die Wiederkäuer und Dickhäuter.
Mit Rücksicht auf Arten- und Individuenreichtum wie auf die Größe der Entwickelung ragen in Afrika besonders die pflanzenfressenden Tiere hervor, an denen Afrika alle Teile der Erde übertrifft. Es ist daher wohl auch das reichste Jagdrevier, namentlich die mit Gebüsch bewachsenen Steppen der Kalahari, Damerghu südlich von Asben, Kordofan, Senaar, am Setif, Rahat und Dinder, im Baggaraland, am Luba und Sambesi etc. Die Tiere, wie Giraffen, Antilopen, leben teils in kleinen Rudeln, teils in Herden von vielen Tausenden, und wo man das Feuergewehr noch nicht kennt, sind sie sehr zahm.
Livingstone erzählt, daß er sich im Barotsethal durch Schreien und Stoßen seinen Weg durch die zahlreichen Herden, welche die Savannen bedeckten, bahnen mußte. Auch an den Tränkplätzen ist großer Wildreichtum vorhanden. Hier finden sich Herden von Elefanten, Büffeln, Rhinozerossen, an den Seen und Strömen Flußpferde, Scharen von Schwimmvögeln. Die Wälder bewohnen Herden von Affen und Vögeln, die Felsen Massen von Pavianen und Klippdachsen. Die Steppen des Südens ernähren zahlreiche Antilopen, die Elenantilope, das Hartebeest, das Gnu, den Springbock. Bis in das Nilgebiet geht alljährlich der Zug unsrer Wandervögel; von S. her wandern gegen N. solche Vögel, welche der Regenzeit ausweichen.
Die Erhebung über den Meeresspiegel hat auf die Fauna einen wesentlichen Einfluß. In Abessinien z. B. steigen, wie erwähnt, die tropischen Floraformen hoch hinauf, und ihnen folgen die Tiere, z. B. die Hyäne, die bis zu einer Höhe von 3200 m angetroffen wird, die Antilopen, welche Höhen bis über 3300 m erklimmen. Auch die Fauna der an Afrika grenzenden Meeresteile ist eine ziemlich reichhaltige. Wale und Haie sind fast ausgerottet, dagegen kommen zu beiden Seiten des Kontinents der Tropikvogel, im S. der Albatros, der Manati nur an der West-, der Dugong nur an der Ostküste vor.
Fische und Konchylien haben gleichfalls ihre eignen Provinzen und liefern den Küstenbewohnern reichliche Ausbeute. Im Roten Meer sind zahlreiche Korallenbänke, welche der Westküste fehlen, im O. die Kauris (Cypraea moneta), deren Schalen in einem großen Teil von Afrika als Scheidemünze gelten. Von Haustieren steht das Rind an Wichtigkeit obenan. Der gesamte Reichtum mancher afrikanischen Stämme besteht nur in den Rinderherden, so z. B. am obern Nil, bei den Kaffern etc. Ebenso allgemein verbreitet sind die Schafe und Ziegen, namentlich von erstern Fettschwanzschafe. Im N. ist vor allen das Dromedar ein unentbehrliches Haustier, welches über ganz Nordafrika bis zu den feuchten Regionen des Sudân verbreitet ist, ferner das Pferd von der edlen Berberrasse Tuats bis zu den unansehnlichen Exemplaren der Sonrhai im W. und der Abessinier im O., der Esel und das Maultier, beide wertvolle Lasttiere. Im S. dient das Rind als Last- und Reittier, Pferde und Esel halten nur die weißen Ansiedler.
Namentlich im W. eignet sich der Ochs zum Last- und Reittier wegen seines ausdauernden Ganges ganz vorzüglich. Auch die Zibetkatze wird hier und da gehalten. Die Fauna von Madagaskar weist eine gleiche Beziehung zu Afrika auf wie die Antillen zum tropischen Amerika oder wie Neuseeland zu Australien; wir sehen dort Halbaffen (Lemuridae), Janrek oder Borstenigel (Cetentida) und Viverriden, aber weder große Raubtiere noch Dickhäuter oder echte Affen. Haustiere fehlen gleichfalls. Dagegen hat die Insel einen großen Reichtum an Wasservögeln. Was die Reptilien betrifft, so finden sich wenig afrikanische Gruppen, während eine beträchtliche Anzahl von östlichen und selbst von amerikanischen Formen vorkommt. Die Maskarenen beherbergen meist große, plumpe Vögel, wie den Dronte, den Aphanapteryx, welche schon fast ganz ausgerottet sind.
Bevölkerung.
(Hierzu Tafel »Afrikanische Völker«.) [* ]
Afrika hat von jeher für den Ethnographen eine besondere Anziehungskraft gehabt. Schon Karl Ritter, der den Zusammenhang zwischen der Ländergestalt und der Entwickelung der menschlichen Gesittung zu ergründen suchte, wies darauf hin, daß die niedrige geistige Stufe des Negers durch die niedrige Stufe der Gliederung Afrikas gerechtfertigt werde, ein Weg, auf dem ihm dann namentlich Peschel gefolgt ist. Unwegsamkeit ist ein Grundzug des afrikanischen Weltteils. Wie seine ozeanischen Umrisse schon ungünstig sind, so fehlt es ihm auch an aufschließenden Strömen.
Der Nil hat als Verkehrsmittel einen niedrigen Rang; der Niger durchströmt wohlbevölkerte Gebiete, und dennoch belebt ihn keine nennenswerte Schiffahrt. Die Schiffbarkeit des Congo wird nach verhältnismäßig kurzer Strecke von der Küste her durch gewaltige Felsstufen unterbrochen. In Bezug auf nautische Leistungen stehen die Bewohner keines Erdteils so niedrig wie jene Afrikas. Nur der Kru-Neger von der Guineaküste verdingt sich als Matrose; der hochkultivierte alte Ägypter schwang sich kaum über die Gondelschiffahrt empor.
Die Flüsse waren dem Afrikaner fast mehr Hindernisse als Bindungsmittel, und auffallend ist die geringe Zahl afrikanischer Stämme, die sich von Fischfang nähren. Zu der nautischen Verschlossenheit gesellt sich noch als Verschärfung die Unwegsamkeit großer Binnenräume. Der Wüstengürtel, der sich quer durch den Weltteil verbreitet, scheidet den Kontinent für die Gesittungsgeschichte in zwei streng gesonderte Hälften; denn während der nördliche Saum für alle Segnungen des mediterranen Bildungsgangs empfänglich war, blieb die südliche Hälfte mehr auf sich angewiesen. Die Schwierigkeiten der
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Überschreitung der Sahara wurden erst verringert, seit das Kamel eingeführt wurde. Fühlbar wird die Gewalt der Wüste namentlich in der Ausbreitung der Menschenrassen, denn, geringe Ausnahmen, wie die Tibbu, abgerechnet, beginnt erst jenseit der Wüste das Land der Schwarzen, der Sudân. Dieser Schwierigkeit und diesen Schranken begegnete auch die Gesittung. Aber der Nord- und Nordostrand standen durch die Annäherung an Asien und Europa der günstigen Einwirkung fremder Zivilisation offen, und dieser Einwirkung darf z. B. die Kenntnis des Ausschmelzens des Eisens durch ganz Afrika, bis zum Süden hinab, zugeschrieben werden.
Abgesehen von einer der ältesten Kulturstätten, der ägyptischen im fruchtbaren Thal des Nils, verdunkeln sich die Gesittungszustände Afrikas, je weiter wir uns von dieser entfernen, bis wir an der Südspitze in den Buschmännern ein Volk auf der niedrigsten Stufe des menschlichen Geschlechts finden. Überhaupt gilt in Afrika im allgemeinen, wenn auch nicht streng, als Regel, daß die Gesittung abnimmt in der Richtung von N. nach S., von O. nach W. Nord- und Ostrand empfingen die meisten fremden Einflüsse, ja fremde Völker, wie denn selbst Malaien auf Madagaskar sich niederließen. Die Bewegung von O. nach W. hat aber schon vor der Ausbreitung nachweisbar asiatischer Einwanderer geherrscht.
Kein Weltteil zeigt eine so regelrechte Schichtung der Arten oder Spielarten unsers Geschlechts nach Erdgürteln, und es ist daher verzeihlich, wenn alte Geographen in den Fehler verfielen, mit dem Vorrücken nach S. hin auf den Einfluß der Sonne auf die dunklere Färbung der Haut zu schließen.
Den sichersten Weg zur Klassifizierung der Völker Afrikas bietet uns immer noch die Sprache (s. Afrikanische Sprachen u. die »Sprachenkarte«). Friedrich Müller und Lepsius legten bei ihrer Klassifizierung der afrikanischen Völker auf dieses Moment mit Recht das Schwergewicht, während R. Hartmann vorzüglich den physischen Körperhabitus berücksichtigt. Nach Friedr. Müller beherbergt Afrika gegenwärtig sechs verschiedene Rassen, nämlich die hottentotische im äußersten Süden und Südwesten, die Kaffer- (richtiger Kafir-) Rasse von der Hottentotenrasse nordwärts bis an und über den Äquator, die Negerrasse im Sudân, die Fullarasse, eingekeilt zwischen der Negerrasse und von O. nach W. in einer Linie sich hinziehend, endlich die mittelländische Rasse im N. und NO. bis zum Äquator herab sowie die malaiische Rasse in Madagaskar und auf den dasselbe umgebenden Inseln. Von diesen sechs Rassen können nur die vier ersten als autochthon gelten, während die beiden letzten erwiesenermaßen aus Asien eingewandert sind.
Die Hottentoten waren ehemals die Aboriginer ganz Afrikas südlich vom Cunene und Sambesi, sie wurden aber von den Kaffervölkern verdrängt und bewohnen jetzt den westlichen Teil der Südspitze Afrikas bis 19° südl. Br. Sie zerfallen in die eigentlichen mittelgroßen Hottentoten [* ] (Fig. 21 u. 22 der Tafel), welche sich selbst Khoi-Khoin, d. h. Menschen, nennen und aus den Nomadenvölkern der Nama und Korana bestehen, und das Jägervolk der weit kleinern Buschmänner [* ] (Fig. 25 u. 26). Die Farbe der Haut, welche sich früh und stark runzelt, ist ledergelb, die Frauen zeichnen sich durch Steatopygie aus, die Sprache ist merkwürdig durch Schnalzlaute. Als Verwandte erscheinen die unter dem Äquator von Schweinfurth, Du Chaillu, Lenz, Stanley aufgefundenen Zwergvölker, von denen die licht kaffeebraunen Akka [* ] (Fig. 24) höchstens 1,5 m Größe haben.
Die Kaffern oder Bantu, nordöstlich von den vorigen, bilden einen Völkerkomplex, welcher alle an der Ostküste Afrikas vom Kap bis an den Äquator und den 55.° nördl. Br. wohnenden Stämme umfaßt. Sie sind in ihre jetzigen Wohnsitze nach und nach von O. eingewandert. Zu den Kaffern zählt man: die durch ihre kriegerischen Eigenschaften bekannt gewordenen Zulu [* ] (Fig. 14), welche nebst andern nahe wohnenden Stämmen den treuesten Typus der Rasse darstellen;
im Innern des Kontinents, nördlich bis zum Ngami und südöstlich bis zur Kathlambakette reichend, die durch ihre gewerbliche Geschicklichkeit berühmten Betschuanen [* ] (Fig. 23);
zu beiden Seiten des mittlern Sambesi die Marutse und Mambunda, die beiden herrschenden der 18 zu diesem großen Reich verbundenen Stämme;
die schon mit Semitenblut vermischte Gruppe der Suaheli [* ] (Fig. 28), welche bis zum Kenia und Tanafluß reicht;
von der Westküste bis zum Äquator hinaus die Congovölker [* ] (Fig. 13), darunter das hellbraune Kannibalenvolk der Bakumu, am Gabun der stattliche, sangeslustige Stamm der Mpongwe [* ] (Fig. 1 u. 2) und die von O. eingedrungenen, insgeheim dem Kannibalismus ergebenen Fan [* ] (Fig. 9);
im äußersten Nordwesten die Dualla am Camerun und die ganz nackten Adija der Insel Fernando Po.
Der physische Typus der Bantu zeigt manche Ähnlichkeit mit dem der Neger, weicht aber in vielen Punkten wesentlich von ihm ab.
Die Farbe der Haut ist ursprünglich gelbbraun mit einem Stich bald ins Lichtere, bald ins Dunklere;
man begegnet aber im W. und NO. auch einem tiefen Schwarz, was wohl auf Mischung mit Negern hindeutet.
Der Wohnsitz der Neger, denen man früher den ganzen Erdteil einräumte, beschränkt sich nach dem gegenwärtigen Standpunkt der Forschung auf den Teil des westlichen und mittlern Afrika, welcher vom Senegal bis gegen Timbuktu und von da bis an die nördlichen Ufer des Tsadsees reicht, von dort aus gegen N. in die Sahara bis gegen Fezzan sich zieht, wo im N. mittelländische, im O. Nubastämme ansässig sind. Hier erstreckt sich das Gebiet der Neger über Dar Fur den Nil hinauf bis zu den nördlichen Ufern des Ukerewe, von wo eine zum Meerbusen von Biafra gezogene Linie die Grenze bildet. Am reinsten hat sich der Negertypus erhalten bei den Wolof (den »Schwarzen« im Gegensatz zu den Fulah, den Gelben) zwischen Senegal und Niger, zur echten Negerrasse gehören ferner die Kru an der Pfefferküste, welche an der ganzen Westküste sich als Schiffer verdingen, die Mandingo, vor den Eroberungen der mohammedanischen Fulah das mächtigste Volk Westafrikas, die Sonrhay, welche im westlichen Zentralafrika dieselbe wichtige Rolle spielten, die Haussa, deren Sprache als Handelssprache weit verbreitet ist, am Niger und Binuë die Koto [* ] (Fig. 8), in Bornu der Stamm der Kanori, dann die ihnen nahe verwandten Tibbu. Die Sprache der Bagirmi [* ] (Fig. 15) hat man als eine isolierte zu betrachten, in Wadaï gilt das Maba als allgemeine Verkehrssprache, östlich davon hat Dar Fur (Fig. 11) eine mit Nuba und Arabern stark gemischte Bevölkerung. Am Bahr el Abiad wohnen die tiefschwarzen Dinka und Schilluk, von denen sich das ackerbauende Volk der Bongo durch intensives Kupferrot scharf unterscheidet. Zwischen den Negern und am Rande des Negergebiets sitzt eine Reihe von Völkern, in der Mitte stehend zwischen Negern und mittelländischen Hamiten und so den Übergang zwischen beiden bildend. Dies sind die Nuba-Fulah-Völker, welche sprachlich in eine westliche Abteilung, die Fulah, und eine östliche, die Nuba, zerfallen. Die
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Züge, durch welche sich diese Rasse hauptsächlich von den Negern unterscheidet, sind die rotbraune Hautfarbe, das große, schöne Auge, die etwas gebogene Nase, das nicht wollige, lange, schlichte Haar. Die Fulah (Fellani, Fellata) wohnen am Senegal im W. bis Dar Fur im O. und von Timbuktu im N. bis Joruba und Adamáua im S., überall als erobernde Eindringlinge zerstreut, an vielen Orten das herrschende Volk und Gründer mächtiger Staaten. Sie sind sämtlich Mohammedaner, stellen sich mit den Weißen auf eine Linie und sehen stolz auf den Neger herab. Das Gebiet der Nuba reicht von den Sitzen der Fulah in Dar Fur bis zu den hamitischen Bedscha im O. und von Assuân im N. bis zum 5.° nördl. Br. im S. Zu ihnen gehören insbesondere die echten Nubier [* ] (Fig. 12), welche das Nilthal von Assuân bis Wadi Halfa bewohnen, nebst den Bewohnern von Dongola, ferner das erobernde Volk der Fundsch zwischen dem Weißen und Blauen Nil, die Schangalla am Takazzé und Atbara und wahrscheinlich auch die kaffeebraunen Monbuttu [* ] (Fig. 16) im S. des Uëlle nebst den nördlich davon wohnenden Niam-Niam, deren üppiger Haarwuchs zu lang herabhängenden Flechten Anlaß gibt, während die Monbuttu mit Hilfe von Rohrgestellen große Chignons aufbauen. Beide sind als arge Kannibalen verrufen, während das Jägervolk der Schuli [* ] (Fig. 18) nordöstlich vom Mwutan durch Zutraulichkeit und Anstelligkeit sich vorteilhaft auszeichnet. Von der mittelländischen Rasse ist in der hamito-semitische Stamm vertreten durch die ägyptische, die libysche und die äthiopische Familie (Hamiten) und die Araber nebst den Bewohnern von Amhara und Tigré (Semiten). Zur ägyptischen Familie gehören die städtebewohnenden christlichen Kopten (Fig. 6 u. 7) im untern Nilthal, die allerdings vielfach mit fremdem Blut vermischten Reste der alten Ägypter, deren Sprache aber heute vollkommen ausgestorben ist, sowie die Bauernbevölkerung der mohammedanischen Fellahs [* ] (Fig. 5), bei der sich der altägyptische Typus viel weniger rein erhalten hat.
Von den ostafrikanischen Hamiten nähern sich den Altägyptern am meisten die südlicher wohnenden bronzefarbigen Berâbra. Auch der libysche Stamm, der vor dem Eindringen fremder Völker in die nordafrikanischen Regionen das ganze weite Gebiet zwischen dem Mittelmeer, Ägypten, der Sahara und dem Atlantischen Ozean innehatte, ist von Vermischung mit fremdem Blut nicht frei geblieben. Wir bezeichnen diese weit ausgebreitete nomadisierende Nation als Berber [* ] (Fig. 10) und rechnen zu ihnen, abgesehen von den ausgestorbenen Guantschen der Kanarischen Inseln, die Masig in Marokko, die Kabylen in Algerien und Tunis, die räuberischen Tuareg oder, wie sie sich selbst nennen, Imoscharh im weiten Mittelgebiet der Sahara. Sämtliche Oasen zwischen den Negerländern und den arabischen Staaten Nordafrikas sind von berberischen Stämmen besetzt. Über diese Berber hat sich erobernd durch ganz Nordafrika, diesem sein Gepräge und seine Sprache aufdrückend, der semitische Stamm der Araber [* ] (Fig. 3 u. 4) ergossen und überall den Islam an die Stelle des Christentums gesetzt.
Zwischen ihnen sitzen am ganzen Nordrand die ebenfalls semitischen Juden, welche, wiewohl von jedem der nacheinander herrschenden Völker geknechtet, dennoch ihr Blut vollkommen rein erhalten haben. Als dritte schließt sich die äthiopische Familie an die vorigen mit einer Reihe von Stämmen an, deren Stellung im ethnologischen System zum Teil noch nicht ganz sicher ist, die man indes ihrer entfernten Sprachverwandtschaft wegen noch zu den Mittelländern rechnet.
Dahin gehören im N. von Abessinien die Bedscha oder Bischari (nach Quatremère die Nachkommen der alten Blemmyer), die Bogos im Gebirgsland, nordwestlich von Massaua, und die südwestlich davon wohnenden Saho oder Schoho, die Agau im Quellgebiet des Takazzé, die auch abessinische Juden genannten Falasche, die Danakil an der Südwestküste des Roten Meers, endlich die Galla und Somal. Die Galla, welche sich selber Orma, d. h. starke, tapfere Männer, nennen, sind in der That das, als was sie sich bezeichnen, ein sittenstrenges, edles Volk.
Von den nördlichen Galla haben einige das Christentum oder den Islam angenommen, sonst haben sie ihre eigne Religion. Mit den Negern haben sie nur die Farbe gemein, ihre Gesichtszüge sind eher europäisch als semitisch. Sie bewohnen das Gebiet zwischen Abessinien, den mittelafrikanischen Seen, den Suaheli und den Somal, ihren Todfeinden, von denen sie gegen W. und S. gedrängt wurden. Die braunen Somal [* ] (Fig. 29 u. 30), die im Singular Somali heißen, nehmen das ganze Osthorn Afrikas beinahe von Bab el Mandeb bis zum Dschub ein. Es ist ein reichlich mit semitischem Blute durchsetztes Mischvolk von hohem Wuchs, bartlos, mit stechenden Augen und dichter Wollperücke, das teils in Städten ansässig ist und Ackerbau treibt, teils nach Beduinenart umherschweift und wegen seiner Mordlust und Raubgier berüchtigt ist.
Das dritte semitische Volk, welches, räumlich von den oben genannten (Arabern, Juden) getrennt, Afrika bewohnt, sind die Abessinier [* ] (Fig. 19 u. 20), eine alte Kolonie der Himjariten, welche einige Jahrhunderte vor unsrer Zeitrechnung von Jemen und Hadramaut über die Meerenge hinübersetzten und in Afrika ein Reich schufen, in dem das Christentum, freilich in völlig verwahrloster Gestalt, herrscht. Die malaiische Rasse endlich wird auf Madagaskar durch das herrschende Volk der Howa vertreten, zu ihr rechnet Mullens auch die ebenfalls dort wohnenden Sakalaven [* ] (Fig. 27), die Peschel und Müller den Bantuvölkern zuzählen.
Die Howa sind schon in vorhistorischer Zeit von O. her eingewandert, noch zeigt uns außer der Sprache mancher Zug die malaiische Herkunft. Die Indogermanen endlich, welche in kleinern Kolonien und vereinzelt an allen bedeutenden Küstenpunkten sitzen, haben im N. durch die französische Eroberung Algeriens festen Boden gefaßt, sind im äußersten Süden aber schon zu größerer Entfaltung gelangt, im Kapland durch Holländer und Engländer, in den beiden Bauernrepubliken durch die erstern allein. Hier haben sie auch noch eine größere Zukunft.
Die Zahl sämtlicher Bewohner Afrikas läßt sich natürlich nur annähernd bestimmen. Für den bei weitem größten Teil sind wir auf Mutmaßungen angewiesen. Auch ist die Verteilung der Bevölkerung eine ungemein verschiedene. Um den Busen von Guinea, vom Senegal bis zum Cunene, zieht sich ein sehr dicht bewohnter Gürtel hin. Dieser Gürtel nimmt in seinem nordwestlichen Teil den Raum zwischen der Sahara und der Küste von Oberguinea ein, schwillt dann in der Mitte bedeutend an, indem er sich fast über die ganze Breite des Kontinents bis nach dem ägyptischen Sudân und den Gallaländern erstreckt, wird gegen S. wieder bedeutend schmäler und endet mit Benguela am Cunene. Fast alles Land außerhalb dieses Gürtels ist schwach bevölkert. Im N. dehnt sich durch fast die ganze Breite des Kontinents die Sahara aus mit ungeheuern, völlig menschenleeren Räumen; nur die Oasen und der Rand zeigen dort Bevölkerung. Der Nordrand, längs der Mittelmeerküste, ist dann wieder dichter