(Affektionsinteresse,Gefühlswert,
Pretium affectionis), in der
Rechtswissenschaft der besondere Wert,
welcher einer
Sache oder einer Leistung von seiten einer bestimmten
Person vermöge individueller
Gefühle
und
Neigungen der letztern beigelegt wird. Den
Gegensatz dazu bildet der wirkliche gemeine Wert, der Marktwert der betreffenden
Sache, die sogen. vera rei aestimatio. So wird z. B. der
Trauring eines Ehegatten für diesen regelmäßig einen besondern
Gefühlswert haben, welcher von dem Einkaufspreis
des
Ringes, von dem gemeinen
Werte, den derselbe für dritte
Personen hat, völlig unabhängig ist. Es ist dies ein Unterschied,
welcher namentlich für die
Lehre
[* 2] vom
Schadenersatz von Wichtigkeit ist.
Wurde nämlich jemand durch die rechtswidrige Handlungsweise eines andern, z. B. durch die
vorsätzliche oder fahrlässige
Beschädigung einerSache, ein
Schade zugefügt, und wird nun deshalb
Ersatz
gefordert, so kommt es darauf an, die
Höhe des Schadenersatzbetrags nach dem
Werte des geschädigten
Objekts festzustellen
und zwar nach dem allgemeinen Wertmesser, d. h. in
Geld, zu veranschlagen. Dies ist jedoch nur in Ansehung des objektiv erkennbaren
Werts der in
Frage stehenden
Sache möglich, während das Affektionsinteresse sich nicht in
Geld anschlagen
läßt. Aus diesem
Grund wird der Affektionswert bei der Feststellung der Schadenersatzsumme nicht berücksichtigt; doch läßt das
Preußische
Landrecht »eine Vergütung des
Werts der besondern Vorliebe« beim
Dolus des Verletzenden und beim Schätzungseid
(juramentum in litem) zu. Weiteres s.Wert.
oft auch fälschlich
Vierhänder
(Quadrumăna) genannt, bilden
mit dem
Menschen die erste
Ordnung der
Säugetiere, die
Primaten (s. d.), und sind unter allen
Tieren dem
Menschenkörperlich und geistig am ähnlichsten. Bei den meisten Affen ist der
Schädel rundlich und um so menschenähnlicher,
je jünger das
Tier ist; die
Kiefer sind meist hoch, kurz und kräftig, entwickeln sich aber mit zunehmendem
Alter so sehr in
die
Länge, daß der
Gesichtswinkel (s. d.) bei manchen
Arten nur 60°, bei andern nur 45° oder sogar nur
30° beträgt, während er beim
Menschen 80-85° ausmacht.
Die
Nase
[* 6] geht ohne
Absatz in die
Lippe
[* 7] über und tritt nur bei
Semnopithecus nasica beträchtlich aus dem
Gesicht
[* 8] hervor. Die
Zähne
[* 9] nähern sich denen des
Menschen, doch findet sich niemals eine vollständig geschlossene Zahnreihe, vielmehr ragen
die Eckzähne auch bei den höchsten Affen stark hervor, und zwischen ihnen und den benachbarten
Zähnen ist stets in der Art
eine
Lücke vorhanden, daß beim
Schluß der
Kiefer die Eckzähne nicht auf-, sondern nebeneinander greifen.
Backenzähne 20 oder 24 (s. unten). Die Augenhöhlen sind stets geschlossen, die mittelgroßen oder
auch kleinen
Augen vorwärts gerichtet und einander mehr genähert als beim
Menschen. Das äußere
Ohr
[* 10] ist meist nur von mäßiger
Größe, bald dem menschlichen
Ohr einigermaßen ähnlich, bald mehr zugespitzt, aber stets ohne
Ohrläppchen. Der
Hals ist kurz,
dünn und rund; der
Rumpf ist gestreckt, an der
Brust mit zwei
Zitzen versehen, aber in den
Weichen stark
eingeschnürt.
Das
bezeichnendste Merkmal der ganzen
Gruppe liegt in der
Bildung der
Hände und
Füße. An beiden nämlich läßt sich gewöhnlich
der innerste
Finger, resp. die innerste
Zehe den andern vier gegenüberstellen; so vermögen die Affen nicht nur mit den
Händen,
sondern auch mit den
Füßen zu greifen. Doch bleibt der
Fuß nach seinem ganzen
Bau ein
Fuß und ist keineswegs
eine
Hand,
[* 11] so daß man auch die Affen nicht
Vierhänder nennen darf, sondern sie als
Säugetiere mit zwei
Händen und zwei Greiffüßen
bezeichnen muß.
Einigen fehlt der
Daumen völlig oder ist nur als Stummel vorhanden oder nicht den andern
Fingern gegenüberstellbar.
Finger und
Zehen tragen zum Teil
Krallen, zum Teil
Nägel
[* 12] (s. unten). Die vordern
Gliedmaßen sind oft länger als die hintern,
welche ebenso wie das
Becken und die
Wirbelsäule nicht zum aufrechten
Gang
[* 13] eingerichtet sind. Die
Schenkel sind zu dünn, und
ihre Muskulatur ist zu schwach, als daß sie auf die Dauer den
Körper zu tragen vermöchten.
Daher nehmen die Affen nur selten
eine aufrechte
Stellung an und vermögen sich nur mit
Hilfe eines
Stocks darin zu erhalten.
Der
Gang der höhern Affen auf dem
Boden ist ein unbehilflicher, weil sie mit dem Außenrand der
Füße auftreten.
Ihre natürlichste
Ortsbewegung
[* 14] ist das Klettern, und hierin werden sie kaum von einem andern
Tier übertroffen. Viele bedienen
sich dabei ihres langen
Wickel- oder Greifschwanzes und können mit ihm sogar kleine Gegenstände ergreifen und zu sich heranziehen.
Das Haarkleid der Affen bedeckt den ganzen
Körper, mit Ausnahme einzelner
Stellen des
Gesichts, der innern
Handfläche und häufig des
Gesäßes, und neigt sich oft zu Färbungen, die sonst bei
Säugetieren seltener vorkommen.
Einzelne
Arten sind durch besondere natürliche Frisuren und durch
Barte ausgezeichnet. Im innern
Bau stehen die Affen dem
Menschen
sehr nahe. Der
Schädel gleicht dem unsrigen in vielen
Punkten, ist aber bei den Erwachsenen meist durch
starke Muskelleisten und das Vorspringen des Kieferteils tierischer. Das
Gehirn
[* 15] steht dem des
Menschen an
Masse relativ nach
und hat auch im allgemeinen einfachere Windungen. Die
Wirbelsäule besteht aus 7
Hals-, 12 bis 14
Rippen-, 3-7
Lenden-, 2-5
Kreuzbein- und 3-33 Schwanzwirbeln.
Das
Schulterblatt ist breit, das
Schlüsselbein sehr stark, das
Becken schwach. Die Muskulatur ist bei vielen
Arten eine äußerst
kräftige. Der
Tastsinn spielt eine sehr bedeutende
Rolle; so sind die
Spitzen derFinger und des Greifschwanzes mit sehr feinem
Gefühl begabt. Auch der Geruchssinn ist hervorragend entwickelt. Die seelischen Thätigkeiten der
Affen, vor allen ihr
Talent zu geschickter
Nachahmung, sind groß und wurden von jeher hoch angesehen; ja, ganze
Völker der niedersten
Kulturstufen haben, durch den menschenähnlichen Körperbau der Affen verleitet, in ihnen
Waldmenschen gesehen, welche nur aus
Scheu vor der
Arbeit die Sprachfähigkeit verleugneten.
Die Affen leben vorzugsweise von
Früchten, doch auch von
Insekten;
[* 16] in der Gefangenschaft gewöhnen sie sich
meist an die
Speisen des
Menschen. Sie bringen die
Nahrung mit den
Händen oder dem Greifschwanz zum
Munde. Das Weibchen wirft
in der
Regel nur Ein
Junges. Unter den Affen finden sich Monogamisten und Polygamisten; jene leben vereinzelt,
diese bilden aus
Familien bestehende kleinere oder größere
Scharen, welche das älteste Männchen anführt. Der Aufenthalt
der Affen ist auf die heiße
Zone beschränkt und überschreitet nirgends den Verbreitungskreis der
Palmen;
[* 17] am nördlichsten wohnen
die Makaks
(Inuus ecaudatus) von Nordafrika und
Gibraltar.
[* 18] Meist leben sie auf
¶
Bäumen, und manche berühren den Boden nur im Tode. Die Stimme ist nur bei einigen kleinern Arten sanft, sonst schreiend oder
grunzend.
Die lebenden Affen (25 Gattungen mit über 230 Arten; wegen der fossilen s. unten) bringt man in 3-5 Familien unter. Die früher
gleichfalls hierher gerechneten Halbaffen
[* 22] (Prosimii) erhebt man jetzt meist zu einer eignen Ordnung.
2. Familie: Breitnasen (Platyrrhini oder Cebidae), mit sehr breiter Nasenscheidewand und daher seitlich gerückten, weit voneinander
getrennten Nasenlöchern;
AlleFinger
mit Nägeln; Daumen nie vollkommen gegenstellbar, fehlt auch wohl ganz. Der Schwanz ist gewöhnlich sehr lang, nur selten zum
Greifen geeignet. Bei mehreren Arten an dem Zungenbein eine weite Knochenblase, die mit dem Kehlkopf
[* 23] in Verbindung steht und die
Stimme ungemein verstärkt. Namentlich ist dies bei den gesellig lebenden Brüllaffen (Mycetes) der Fall,
deren unerträgliches Geheul die Reisenden als eine wahrhafte Plage schildern. Die mit einem Wickelschwanz versehenen Arten
schwingen sich mittels desselben nicht nur von Ast zu Ast, sondern hängen sich auch aneinander, indem sie lange Ketten bilden.
3. Familie: Schmalnasen (Catarrhini), mit schmaler Nasenscheidewand und daher dicht nebeneinander gelegenen Nasenlöchern.
Dem Menschen am ähnlichsten. Gleich ihm im Ober- und Unterkiefer mit jederseits 2 falschen (Prämolaren) und 3 echten (Molaren)
Backenzähnen; die Schneidezähne stehen aber nicht wie bei ihm senkrecht, sondern schräg nach vorn,
auch ragen die Eckzähne stark hervor. Das Gesicht meist dünner und kürzer behaart als der übrige Körper, so daß sich
häufig Schnurr-, Kinn- und Backenbärte unterscheiden lassen.
Gliedmaßen lang und dünn; die Füße meist weit vollständiger entwickelt als die Hände, an denen der
Daumen zuweilen nur als kleiner Stummel vorhanden ist; Finger und Zehen sämtlich mit Nägeln. Schwanz niemals stark ausgebildet,
nie ein Greif- oder Wickelschwanz, häufig kurz oder gar nicht vorhanden. Oft sind Gesäßschwielen vorhanden, d. h.
nackte,
schwielige Stellen an den Hinterbacken, welche bei der mangelnden Muskelbekleidung der Sitzknorren das
Hocken auf dem Hintern erleichtern.
Was die fossilen Affenreste anlangt, so zweifelte man lange an deren Vorhandensein und war geneigt, anzunehmen,
daß vor dem Menschen auch keine Affen auf der Erde gewesen seien. Später aber hat man sie, freilich sparsam, in den Tertiärgebirgen
Europas, Asiens und Amerikas aufgefunden. Nur Neuholland entbehrt derselben wie der lebenden Affen. IhreFormen schließen sich an
die der Jetztzeit an; die Alte Welt beherbergte nur Schmalnasen, die Neue nur Breitnasen. In denKnochenhöhlenBrasiliens hat man neben Resten von Hapale, Mycetes, Cebus etc. auch eine ausgestorbene Form von bedeutender Größe, Protopithecus,
gefunden.
In der ältesten Tertiärzeit bewohnte ein Makak das südöstliche England und Frankreich, doch scheint derselbe seinen indischen
Gattungsgenossen näher gestanden zu haben als den jetzt auf dem Felsen von Gibraltar hausenden. In der
mittlern Tertiärzeit fanden sich orangartige Affen (Pliopithecus und Dryopithecus,
[* 24] s. Tafel »Tertiärformation
[* 25] II«)
[* 26] am nördlichen
Fuß der Pyrenäen sowie am Pentelikon in Griechenland.
[* 27]