gegenüber;
dann Zuneigung, Gunst, insofern diese ein von dem geliebten Gegenstand abhängiger Gemütszustand ist.
Daher die
früher beliebten Ausdrücke: in Affektion nehmen, s. v. w. liebgewinnen;
affektioniert, s. v. w. gewogen, geneigt. - In der Medizin
s. v. w. krankhafte Veränderung.
(Affektionsinteresse, Gefühlswert, Pretium affectionis), in der Rechtswissenschaft der besondere Wert,
welcher einer Sache oder einer Leistung von seiten einer bestimmten Person vermöge individueller Gefühle
und Neigungen der letztern beigelegt wird. Den Gegensatz dazu bildet der wirkliche gemeine Wert, der Marktwert der betreffenden
Sache, die sogen. vera rei aestimatio. So wird z. B. der
Trauring eines Ehegatten für diesen regelmäßig einen besondern Gefühlswert haben, welcher von dem Einkaufspreis
des Ringes, von dem gemeinen Werte, den derselbe für dritte Personen hat, völlig unabhängig ist. Es ist dies ein Unterschied,
welcher namentlich für die Lehre vom Schadenersatz von Wichtigkeit ist.
Wurde nämlich jemand durch die rechtswidrige Handlungsweise eines andern, z. B. durch die
vorsätzliche oder fahrlässige Beschädigung einer Sache, ein Schade zugefügt, und wird nun deshalb Ersatz
gefordert, so kommt es darauf an, die Höhe des Schadenersatzbetrags nach dem Werte des geschädigten Objekts festzustellen
und zwar nach dem allgemeinen Wertmesser, d. h. in Geld, zu veranschlagen. Dies ist jedoch nur in Ansehung des objektiv erkennbaren
Werts der in Frage stehenden Sache möglich, während das Affektionsinteresse sich nicht in Geld anschlagen
läßt. Aus diesem Grund wird der Affektionswert bei der Feststellung der Schadenersatzsumme nicht berücksichtigt; doch läßt das
Preußische Landrecht »eine Vergütung des Werts der besondern Vorliebe« beim Dolus des Verletzenden und beim Schätzungseid
(juramentum in litem) zu. Weiteres s. Wert.
Vgl. Mommsen, Zur Lehre von dem Interesse (Braunschweig 1855);
Cohnfeldt, Die Lehre vom Interesse (Leipz. 1865).
(Simiae, Pithēci, hierzu Tafel »Affen I-III«),
oft auch fälschlich Vierhänder (Quadrumăna) genannt, bilden
mit dem Menschen die erste Ordnung der Säugetiere, die Primaten (s. d.), und sind unter allen Tieren dem Menschen körperlich
und geistig am ähnlichsten. Bei den meisten Affen ist der Schädel rundlich und um so menschenähnlicher,
je jünger das Tier ist; die Kiefer sind meist hoch, kurz und kräftig, entwickeln sich aber mit zunehmendem Alter so sehr in
die Länge, daß der Gesichtswinkel (s. d.) bei manchen Arten nur 60°, bei andern nur 45° oder sogar nur
30° beträgt, während er beim Menschen 80-85° ausmacht.
Die Nase geht ohne Absatz in die Lippe über und tritt nur bei Semnopithecus nasica beträchtlich aus dem Gesicht hervor. Die
Zähne nähern sich denen des Menschen, doch findet sich niemals eine vollständig geschlossene Zahnreihe, vielmehr ragen
die Eckzähne auch bei den höchsten Affen stark hervor, und zwischen ihnen und den benachbarten Zähnen ist stets in der Art
eine Lücke vorhanden, daß beim Schluß der Kiefer die Eckzähne nicht auf-, sondern nebeneinander greifen.
Backenzähne 20 oder 24 (s. unten). Die Augenhöhlen sind stets geschlossen, die mittelgroßen oder
auch kleinen Augen vorwärts gerichtet und einander mehr genähert als beim Menschen. Das äußere Ohr ist meist nur von mäßiger
Größe, bald dem menschlichen Ohr einigermaßen ähnlich, bald mehr zugespitzt, aber stets ohne Ohrläppchen. Der Hals ist kurz,
dünn und rund; der Rumpf ist gestreckt, an der Brust mit zwei Zitzen versehen, aber in den Weichen stark
eingeschnürt.
Das
bezeichnendste Merkmal der ganzen Gruppe liegt in der Bildung der Hände und Füße. An beiden nämlich läßt sich gewöhnlich
der innerste Finger, resp. die innerste Zehe den andern vier gegenüberstellen; so vermögen die Affen nicht nur mit den Händen,
sondern auch mit den Füßen zu greifen. Doch bleibt der Fuß nach seinem ganzen Bau ein Fuß und ist keineswegs
eine Hand, so daß man auch die Affen nicht Vierhänder nennen darf, sondern sie als Säugetiere mit zwei Händen und zwei Greiffüßen
bezeichnen muß.
Einigen fehlt der Daumen völlig oder ist nur als Stummel vorhanden oder nicht den andern Fingern gegenüberstellbar.
Finger und Zehen tragen zum Teil Krallen, zum Teil Nägel (s. unten). Die vordern Gliedmaßen sind oft länger als die hintern,
welche ebenso wie das Becken und die Wirbelsäule nicht zum aufrechten Gang eingerichtet sind. Die Schenkel sind zu dünn, und
ihre Muskulatur ist zu schwach, als daß sie auf die Dauer den Körper zu tragen vermöchten. Daher nehmen die Affen nur selten
eine aufrechte Stellung an und vermögen sich nur mit Hilfe eines Stocks darin zu erhalten.
Der Gang der höhern Affen auf dem Boden ist ein unbehilflicher, weil sie mit dem Außenrand der Füße auftreten.
Ihre natürlichste Ortsbewegung ist das Klettern, und hierin werden sie kaum von einem andern Tier übertroffen. Viele bedienen
sich dabei ihres langen Wickel- oder Greifschwanzes und können mit ihm sogar kleine Gegenstände ergreifen und zu sich heranziehen.
Das Haarkleid der Affen bedeckt den ganzen Körper, mit Ausnahme einzelner Stellen des Gesichts, der innern
Handfläche und häufig des Gesäßes, und neigt sich oft zu Färbungen, die sonst bei Säugetieren seltener vorkommen.
Einzelne Arten sind durch besondere natürliche Frisuren und durch Barte ausgezeichnet. Im innern Bau stehen die Affen dem Menschen
sehr nahe. Der Schädel gleicht dem unsrigen in vielen Punkten, ist aber bei den Erwachsenen meist durch
starke Muskelleisten und das Vorspringen des Kieferteils tierischer. Das Gehirn steht dem des Menschen an Masse relativ nach
und hat auch im allgemeinen einfachere Windungen. Die Wirbelsäule besteht aus 7 Hals-, 12 bis 14 Rippen-, 3-7 Lenden-, 2-5
Kreuzbein- und 3-33 Schwanzwirbeln.
Das Schulterblatt ist breit, das Schlüsselbein sehr stark, das Becken schwach. Die Muskulatur ist bei vielen Arten eine äußerst
kräftige. Der Tastsinn spielt eine sehr bedeutende Rolle; so sind die Spitzen der Finger und des Greifschwanzes mit sehr feinem
Gefühl begabt. Auch der Geruchssinn ist hervorragend entwickelt. Die seelischen Thätigkeiten der
Affen, vor allen ihr Talent zu geschickter Nachahmung, sind groß und wurden von jeher hoch angesehen; ja, ganze Völker der niedersten
Kulturstufen haben, durch den menschenähnlichen Körperbau der Affen verleitet, in ihnen Waldmenschen gesehen, welche nur aus
Scheu vor der Arbeit die Sprachfähigkeit verleugneten.
Die Affen leben vorzugsweise von Früchten, doch auch von Insekten; in der Gefangenschaft gewöhnen sie sich
meist an die Speisen des Menschen. Sie bringen die Nahrung mit den Händen oder dem Greifschwanz zum Munde. Das Weibchen wirft
in der Regel nur Ein Junges. Unter den Affen finden sich Monogamisten und Polygamisten; jene leben vereinzelt,
diese bilden aus Familien bestehende kleinere oder größere Scharen, welche das älteste Männchen anführt. Der Aufenthalt
der Affen ist auf die heiße Zone beschränkt und überschreitet nirgends den Verbreitungskreis der Palmen; am nördlichsten wohnen
die Makaks (Inuus ecaudatus) von Nordafrika und Gibraltar. Meist leben sie auf
Bäumen, und manche berühren den Boden nur im Tode. Die Stimme ist nur bei einigen kleinern Arten sanft, sonst schreiend oder
grunzend.
Die lebenden Affen (25 Gattungen mit über 230 Arten; wegen der fossilen s. unten) bringt man in 3-5 Familien unter. Die früher
gleichfalls hierher gerechneten Halbaffen (Prosimii) erhebt man jetzt meist zu einer eignen Ordnung.
1. Familie: Krallenaffen (Arctopitheci oder Hapalidae). Niedliche Äffchen mit meist dichtem Wollpelz, langem, bebuschtem Schwanz
und rundlichem Kopf, platter Nase mit seitlichen Nasenlöchern und vorstehenden, oft mit Haarpinseln geschmückten Ohren. Finger
mit spitzen Krallennägeln, nur die große Zehe mit Plattnagel; Daumen den andern Fingern sehr wenig oder
gar nicht entgegensetzbar. Oben wie unten jederseits 5 Backenzähne (3 Prämolaren, 2 Molaren) mit spitzigen Höckern. Sehr lebhaft,
aber furchtsam, meist wenig größer als ein Eichhörnchen; leben gesellig auf Bäumen von Früchten und Insekten, leicht zähmbar,
ihr Fleisch eßbar. In den tropischen Wäldern Südamerikas. Nur die Gattung Hapale (s. Tafel III) mit über 30 Arten;
hierher unter andern H. Jacchus, Seidenaffe (s. d.), H. leonina, Löwenäffchen, etc.
2. Familie: Breitnasen (Platyrrhini oder Cebidae), mit sehr breiter Nasenscheidewand und daher seitlich gerückten, weit voneinander
getrennten Nasenlöchern;
oben und unten jederseits 6 Backenzähne (3 Prämolaren, 3 Molaren).
Alle Finger
mit Nägeln; Daumen nie vollkommen gegenstellbar, fehlt auch wohl ganz. Der Schwanz ist gewöhnlich sehr lang, nur selten zum
Greifen geeignet. Bei mehreren Arten an dem Zungenbein eine weite Knochenblase, die mit dem Kehlkopf in Verbindung steht und die
Stimme ungemein verstärkt. Namentlich ist dies bei den gesellig lebenden Brüllaffen (Mycetes) der Fall,
deren unerträgliches Geheul die Reisenden als eine wahrhafte Plage schildern. Die mit einem Wickelschwanz versehenen Arten
schwingen sich mittels desselben nicht nur von Ast zu Ast, sondern hängen sich auch aneinander, indem sie lange Ketten bilden.
Ausschließlich amerikanische Affen, daher auch der Neuen Welt genannt. Meist kleiner als die der Alten Welt,
weniger wild und lebhaft und daher leichter zu zähmen. Die zehn Gattungen mit etwa 80 Arten bringt man in zwei oder mehrere
Unterfamilien: a) mit schlaffem Schwanz (Pitheciina), unter andern die Gattungen Pithecia, Schweifaffe (s. d.), und Nyctipithecus,
Nachtaffe (s. d.); b) mit Greif- oder Wickelschwanz (Cebina), unter andern die Gattungen Mycetes, Brüllaffe
(s. d.), und Cebus, Rollschwanzaffe (s. d.). S. Tafel »Affen
III«.
3. Familie: Schmalnasen (Catarrhini), mit schmaler Nasenscheidewand und daher dicht nebeneinander gelegenen Nasenlöchern.
Dem Menschen am ähnlichsten. Gleich ihm im Ober- und Unterkiefer mit jederseits 2 falschen (Prämolaren) und 3 echten (Molaren)
Backenzähnen; die Schneidezähne stehen aber nicht wie bei ihm senkrecht, sondern schräg nach vorn,
auch ragen die Eckzähne stark hervor. Das Gesicht meist dünner und kürzer behaart als der übrige Körper, so daß sich
häufig Schnurr-, Kinn- und Backenbärte unterscheiden lassen.
Gliedmaßen lang und dünn; die Füße meist weit vollständiger entwickelt als die Hände, an denen der
Daumen zuweilen nur als kleiner Stummel vorhanden ist; Finger und Zehen sämtlich mit Nägeln. Schwanz niemals stark ausgebildet,
nie ein Greif- oder Wickelschwanz, häufig kurz oder gar nicht vorhanden. Oft sind Gesäßschwielen vorhanden, d. h.
nackte,
schwielige Stellen an den Hinterbacken, welche bei der mangelnden Muskelbekleidung der Sitzknorren das
Hocken auf dem Hintern erleichtern.
Manche Gattungen mit Backentaschen. Die Schmalnasen heißen nach ihrer Verbreitung auch der Alten Welt. Sie sind in der Jugend
sehr gelehrig, klettern sehr gut und gehen mit Hilfe eines Stocks aufrecht. Die ältern Individuen, deren Kopf durch das stärkere
Wachstum der Kinnladen oft von dem der Jungen sehr verschieden ist, haben eine erstaunliche Muskelkraft
und verteidigen sich kühn mit Stöcken und Steinen. Drei Unterfamilien: a) Die Hundsaffen (Cynopithecina), zum Teil mit Hundegesichtern
(d. h. mit hervorragender Schnauze), Backentaschen und Schwänzen, alle mit Gesäßschwielen.
Sieben Gattungen mit fast 70 Arten; hierher unter andern Cynocephalus, Pavian (s. d.), Cercopithecus, Meerkatze
(s. d.), und Inuus, Makak (s. d.). b) Die Schlankaffen (Semnopithecina), mit langen Schwänzen und runden Gesichtern, ohne vorspringende
Schnauze und Backentaschen. Nur die zwei Gattungen (mit etwa 40 Arten) Colobus, Stummelaffe (s. d.), und Semnopithecus, Schlankaffe
(s. d.). c) Die menschenähnlichen Affen oder Anthropomorphen (Simiina oder Anthropomorphae), alle ohne Backentaschen
und Schwanz, fast alle ohne Gesäßschwielen. Nur die vier Gattungen (mit 12 Arten) Troglodytes, Gorilla (s. d.), Simia, Schimpanse
(s. d.), Pithecus, Orang-Utan (s. d.), und Hylobates, Gibbon (s. d.). S. Tafel »Affen
I und II«.
Was die fossilen Affenreste anlangt, so zweifelte man lange an deren Vorhandensein und war geneigt, anzunehmen,
daß vor dem Menschen auch keine Affen auf der Erde gewesen seien. Später aber hat man sie, freilich sparsam, in den Tertiärgebirgen
Europas, Asiens und Amerikas aufgefunden. Nur Neuholland entbehrt derselben wie der lebenden Affen. Ihre Formen schließen sich an
die der Jetztzeit an; die Alte Welt beherbergte nur Schmalnasen, die Neue nur Breitnasen. In den Knochenhöhlen
Brasiliens hat man neben Resten von Hapale, Mycetes, Cebus etc. auch eine ausgestorbene Form von bedeutender Größe, Protopithecus,
gefunden.
In der ältesten Tertiärzeit bewohnte ein Makak das südöstliche England und Frankreich, doch scheint derselbe seinen indischen
Gattungsgenossen näher gestanden zu haben als den jetzt auf dem Felsen von Gibraltar hausenden. In der
mittlern Tertiärzeit fanden sich orangartige Affen (Pliopithecus und Dryopithecus, s. Tafel »Tertiärformation II«) am nördlichen
Fuß der Pyrenäen sowie am Pentelikon in Griechenland.
Vgl. Huxley, Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur (deutsch
von Carus, Braunschw. 1863);
Darwin, Die Abstammung des Menschen (deutsch von Carus, 4. Aufl., Stuttg. 1882);
Audebert, Histoire naturelle des singes (Par. 1800);
Vrolik, Quadrumana (Lond. 1847);
Schlegel, Monographie des singes (Leid. 1876).