Zahnbau auffallend demjenigen der
Vögel
[* 2] im allgemeinen und der gezähnten Urvögel im besondern gleicht. Das erst seit kurzer
Zeit bekannte
Tier bildet eins der merkwürdigsten
Glieder
[* 3] jener vogelähnlichen
Reptilien, von denen man zahlreiche fossile,
aber keinen lebenden Vertreter kennt.
(lat.), angenommenes, erkünsteltes
Wesen, Ziererei, im
Gegensatz zu edler Natürlichkeit und
Einfalt des
Betragens und Benehmens.
Der Affektierende sucht den
Schein um sich zu verbreiten, als sei ihm etwas eigentümlich, was ihm
ursprünglich fremd ist, oder wovon er gar das Gegenteil besitzt;
daher das Gezwungene, was mit affektiertemWesen verbunden zu sein pflegt.
(lat.), plötzlich entstehende und ebenso rasch vorübergehende
Abweichungen vom natürlichen
Gleichgewicht
[* 5] des Seelenlebens, die mit gewissen teils allgemeinen, teils spezifischen
Erscheinungen am leiblichen
Organismus verbunden sind.
Durch erstern Umstand sind dieselben von bloßen
Gefühlen, die »oft sehr stark, dauerhaft und in die
Grundlage eines menschlichen
Charakters tief verwachsen sein können«
(Herbart), z. B. Familienliebe,
Ehrgefühl, von den sogen.
Leidenschaften aber dadurch unterschieden, daß letztere tief eingewurzelte
Begierden sind. Je nachdem die
Abweichung dadurch
hervorgebracht wird, daß zu viel, oder dadurch, daß zu wenig
Vorstellungen zugleich im
Bewußtsein vorhanden sind, teilt
man (nachKant) die in rüstige (sthenische) und schmelzende (asthenische) ein.
Die sonst beliebte
Einteilung in handelnde und leidende ist deshalb unpassend, weil im
Grund alle Affekte als Affiziert- (Ergriffen-)
sein des
Gemüts ein
Leiden
[* 6] (gleichsam eine vorübergehende
Gemütskrankheit) darstellen und dadurch auch die Zurechnungsfähigkeit
des im
Affekt Befindlichen für die Dauer desselben aufheben. Die
Wirkung des
Affekts ist in beiden
Fällen
die nämliche: die Fähigkeit zur besonnenen Überlegung wird sowohl durch das Übermaß der auf einmal auftauchenden, sich
untereinander gegenseitig verdunkelnden
Vorstellungen als durch die
Abwesenheit solcher erschwert, ja vernichtet, die, wenn
sie vorhanden wären, den Gegenstand des
Affekts in einem andern
Licht
[* 7] erscheinen lassen würden
(Flut und
Ebbe des Vorstellens).
Der sthenische
Affekt (z. B.
Zorn,
Freude) ist daher ganz, der asthenische (z. B.
Furcht, Traurigkeit,
Schrecken) wenigstens teilweise
»mit
Blindheit geschlagen«. Jener ist dem
Rausch, dieser der
Ohnmacht verwandt. Jener führt, da die psychischen Vorgänge jedesmal
von entsprechenden physischen begleitet, durch solche verursacht oder
Ursachen von solchen sind, durch
das Zuviel im seelischen auch ein Zuviel im leiblichen, dieser aus gleichem
Grund ein Zuwenig im Lebensprozeß
(Hypertrophie,
Atrophie) herbei, wobei die
Wirkung, ganze oder teilweise Stockung desselben, die nämliche ist.
Sind die dem
Affekt zu
Grunde liegenden
Vorstellungen derart, daß sie jede für
sich eine
Bewegung erzeugen
würden, so bringen die von allen Seiten zugleich und nach allen
Richtungen hin ausgehenden Bewegungsimpulse dieselbe
Wirkung
hervor, wie wenn überhaupt gar keine solchen vorhanden wären: sie heben sich untereinander auf. Der
Affekt ist ebensowohl
ein psychologischer wie ein physiologischer Gegenstand. In ersterer Hinsicht macht er durch das Zuviel
oder Zuwenig der
Vorstellungen blind, in letzterer durch das Zuviel oder Zuwenig der Muskelbewegungsanreize starr.
Der höchste
Grad des
Affekts ist mit
Sprach- und Bewegungslosigkeit verknüpft. Der
Zorn, die
Freude lähmen alle,
Furcht und
Schrecken diejenigen
Glieder, mit welchen der Furchtsame sich verteidigen, der Erschreckte entfliehen könnte.
Zorn und
Schrecken, aber auch plötzliche
Freude können den
Tod oder doch bleibende
Lähmung (durch
Schlagfluß) herbeiführen.
Der
Affekt gleicht einem Windstoß, der das
Meer aufwühlt; die
Wellenbewegung
[* 8] währt fort, nachdem er vorübergebraust ist.
Schwindet die organische
Lähmung früher als der
Affekt, und pflanzt sich der
Aufruhr im
Gemüt widerstandslos
auf die
Glieder des Leibes fort, so erfolgen
Handlungen, welche Thaten des im
Affekt Befindlichen zu sein scheinen, aber im
strengen
Sinn des
Worts nicht sind, da sie ohne Überlegungs- und folglich ohne Zurechnungsfähigkeit vollbracht werden. Der
Zorn wird
Tobsucht, die
Freude Ausgelassenheit, der
Feige greift zurNotwehr und schreit um
Hilfe, der Erschrockene
läuft davon.
Schwindet dagegen, wie meistens, der
Affekt früher als die durch denselben verursachte Aufregung im
Körper
(Wallung des
Bluts,
Zittern der
Glieder), so wirkt diese umgekehrt nun auf die
Seele zurück und unterhält den
Affekt, der, sich selbst überlassen,
vorübergehen würde. Diese mit dem
Affekt verbundenen leiblichen Zustände, die teils allen Affekten
oder doch mehreren gemein, teils einzelnen derselben eigen sind
(Erröten bei der
Scham, Erbleichen bei der
Furcht,
Lachen bei
der
Freude,
Weinen bei der
Trauer, aber auch umgekehrt), können daher sowohl als Zeichen zur
Darstellung wie als
Mittel zur künstlichen
Erregung der Affekte verwandt werden; der Redner, der
Schauspieler stellen nicht nur dar, sondern sie reden
und agieren sich selbst in den
Affekt hinein, indem sie
Ton,
Stellung, Gebärde des in demselben Befindlichen nachahmen. Affekte als
krankhafte Gemütszustände sind keiner direkten, sondern nur einer indirekten Behandlung zugänglich; da sie vernünftige
Überlegung unmöglich machen, so richten
Gründe (z. B. Trostgründe bei Traurigen) gegen dieselben nichts aus. (»Den
Traurigen gib
Wein!«)
Alles, was sich thun läßt, ist, daß man die (äußern und innern) Anlässe zu denselben so gut wie
möglich fern hält, durch Konzentrierung des Vorstellungskreises einer zusammenhangslosen Mannigfaltigkeit, durch Erweiterung
desselben einer kurzsichtigen
Einseitigkeit desselben entgegenarbeitet. Dabei werden bleibende, in
Geschlecht,
Alter,
Temperament und individuellem
Naturell begründete organische
Dispositionen für oder gegen Affekte (im allgemeinen oder besonderer
Art;
Frauen und
Kinder affektvoller als
Männer und Erwachsene;
Choleriker mehr zu sthenischen,
Melancholiker zu asthenischen
Affekten geneigt;
Phlegmatiker von
Natur affektlos; Sanguiniker mehr gefühl- als affektvoll) sich niemals
gänzlich beseitigen lassen.