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Mantel und Schwingen bläulichschwarz, sonst braunrot, Augenring, Wachshaut und Füße lichtgelb, Schnabel braunschwarz, lebt in Afrika [* 2] vom 18.° nördl. Br. bis zum Kap, in den Urwäldern an großen Strömen, meist paarweise und erregt durch seine Schönheit und seine laute Stimme allgemeine Bewunderung. Er nährt sich von Fischen und Aas, horstet auf hohen Bäumen oder Felsen und legt 2-3 weiße Eier. [* 3] Der gemeine See- oder Meeradler (Fisch-, Gänseadler, Steingeier, Bein- oder Steinbrecher, [* 4] H. albicilla Gray), bis 95 cm lang und 2,5 m breit, auf Kopf, Nacken, Oberhals hell fahlgraugelb, undeutlich dunkler gezeichnet, Oberrücken und Mantel dunkel erdbraun, mit hell fahlgelblichgrauen Federrändern und dunkeln Schaftstrichen gezeichnet, Unterrücken und Unterseite einfarbig dunkel erdbraun, Schwingen braun, Schwanz weiß; Augenring, Schnabel, Wachshaut und Fuß sind gelb. Er bewohnt Europa, [* 5] Nordasien, Ägypten, [* 6] nistet bei uns in Ost- und Westpreußen [* 7] sowie in Pommern [* 8] und lebt vorzugsweise in Küstenwäldern oder an großen Strömen.
Nur die jungen Tiere schweifen weit umher, und die wandernden Alten des Nordens ziehen im Frühjahr und Herbst durch Deutschland. [* 9] Außer der Brutzeit lebt er ziemlich gesellig, mehr nach Geier- als Adlerart, er jagt auf alles Wild, welches er bewältigen kann, namentlich auf Wasservögel und Fische, [* 10] und frißt auch Aas. Er nistet auf Felsen, Bäumen, Gebüsch, im Röhricht und auf dem Boden, benutzt den Horst viele Jahre und legt Ende März 2-3 weiße, oft braun gefleckte Eier, welche beide Eltern ausbrüten. Da er auch häufig in der Nähe von Ortschaften horstet, wird er schädlich. In der Gefangenschaft hält er sich gut und wird sehr zahm. Auf Sizilien [* 11] wird er gegessen.
Die
Gattung Flußadler
(Pandion
Sav.) besitzt einen niedrigen, kurzen, bauchig gewölbten
Schnabel mit sehr langer Hakenspitze,
lange, spitze, den kurzen
Schwanz etwas überragende
Flügel, in denen die zweite und dritte
Schwinge am längsten sind, einen
kurzen
Lauf und eine Wendezehe. Der
Fluß- oder Fischadler
(Weißfuß,
Weißbauch,
Fischraal, P.
Haliaëtus
Cuv.), 56
cm lang, 164
cm breit, hat glattes, fettiges
Gefieder, ist auf
Kopf und
Nacken gelblichweiß, schwarzbraun gestreift,
sonst braun mit heller gerandeten
Federn, am Unterkörper weiß oder gelblichweiß, der
Schwanz schwarz und braun gebändert,
vom
Auge
[* 12] zur Halsmitte herab läuft ein dunkles
Band;
[* 13] das
Auge ist gelb,
Wachshaut und
Fuß grau,
Schnabel
und
Krallen schwarz. Er bewohnt die ganze
Erde, lebt nur an
Flüssen, weilt bei uns vom März bis
Oktober, nährt sich nur von
Fischen, in der
Not von
Lurchen, nistet auf hohen
Bäumen, benutzt denselben
Horst viele Jahre und legt 3-4 weiße,
blaugrau oder rost
farben gefleckte
Eier, welche beide Eltern ausbrüten. Er ist für die
Teichwirtschaft sehr schädlich und
wird deshalb überall eifrig verfolgt, nur in
Amerika
[* 14] schützt ihn der
Aberglaube. In der Gefangenschaft hält er sich sehr
schlecht.
Symbolische Bedeutung des Adlers.
In der Mythologie ist der Adler [* 15] gewöhnlich die Sonne; [* 16] der Blitz, der Donnerkeil, der Sonnenstrahl sind bald der Schnabel, bald die Kralle des Raubvogels und bald auch der ganze Vogel selbst. Der mächtige mythische der Inder, Garuda, ist das Roß des Gottes Wischnu, das Sonnenroß, durch seinen Glanz siegreich über alle Ungeheuer. In der skandinavischen und deutschen Mythologie ist der Adler eine finstere Form, welche mit Vorliebe von den finstern Dämonen oder doch von dem Gott (Odin), der in der finstern Nacht oder der windigen Wolke verborgen ist, angenommen wird.
Der Sturmriese Hräswelgr sitzt in Adlergestalt am Ende des Himmels und bläst den Wind über alle Völker. Auf der Weltesche Yggdrasil sitzt ein Adler und beobachtet alles, was geschieht. Als Zeus [* 17] sich zum Kampf gegen die Titanen rüstet, bringt ihm der Adler seinen Pfeil, weshalb Zeus den Adler zu seinem Feldzeichen nahm. Er hält den Donnerkeil des Zeus in seinen Klauen und verkündet den Helden bald den Sieg, bald die höchste Macht. Der griechische Adler ist gleich Zeus ein Spender von Licht, [* 18] Fruchtbarkeit und Glück, aber auch gleich diesem tyrannisch und frißt am Herzen des Prometheus.
Folgerecht wird nun der Adler auch der Bote des Zeus, welcher den Sterblichen den Willen des Gottes verkündet. Als Sinnbild der unsterblichen Götter wird der Adler auch Sinnbild der Unsterblichkeit selbst und der menschlichen Seele, die sich nach dem Tod emporschwingt. Auf ähnliche Weise wurde der Adler Sinnbild der irdischen Macht. Ptolemäos Soter schon machte ihn zum Symbol des ägyptischen Reichs. Nach römischer Sage verkündigte ein Adler dem Tarquinius die königliche Herrschaft, und unter den Attributen des Königtums, welche die Etrusker den Römern als Zeichen der Freundschaft schickten, war auch ein Zepter mit einem von Elfenbein.
Seit dieser Zeit blieb der Adler eins der ersten Attribute der Republik, welches auch die Kaiser beibehielten und seit Karl d. Gr. die mittelalterliche Heraldik aufnahm (s. unten). Die griechische Baukunst [* 19] bediente sich des Adlers ebenfalls zur Bezeichnung des Göttlichen, namentlich in den Tempelgiebeln, die daher selbst Adler genannt werden. Bei der Apotheose der römischen Kaiser versinnlichte ein vom Scheiterhaufen emporsteigender Adler die Aufnahme des Abgeschiedenen unter die Götter, ein aus dem Orient stammendes Bild. Für alle Augurien war der von günstiger Vorbedeutung. Auch in der christlichen Symbolik hat er ähnliche Verwendung gefunden; dem Evangelisten Johannes hat die bildende Kunst den Adler als Symbol göttlicher Begeisterung zugeteilt.
Als Feldzeichen kommt der Adler zuerst bei den Persern vor. Am berühmtesten sind aber die der römischen Legionen (s. Fig. 1-3). Anfangs waren dieselben von Holz, [* 20] dann von Silber mit goldenem Blitzstrahl, unter Cäsar und den Kaisern ganz von Gold, [* 21] aber ohne Blitzstrahl, immer aber als siegverheißendes Zeichen mit ausgebreiteten Flügeln. Sie wurden auf langen Lanzen den Legionen vorgetragen und genossen göttlicher Verehrung (s. Legion). Seit
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1-3. Adler der römischen Legionen.] ¶
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1804 führten Napoleons Heere vergoldete Adler mit gehobenen Flügeln an Stelle der Fahnen.
Heraldisches. Da man dem Adler im Mittelalter eine Reihe vorzüglicher Eigenschaften: Verjüngungskraft, Freigebigkeit, Mut, nachrühmte, so wurde er von Fürsten und Landesherren zum Wappen [* 23] gewählt, so von den Kaisern, den Herzögen von Bayern, [* 24] Böhmen, [* 25] Schlesien [* 26] und Österreich, [* 27] den Königen von Polen, den Markgrafen von Brandenburg. [* 28] Nach Einführung der Wappenbriefe wurde der Adler zum verbreitetsten Wappenbild. Der der neuern Heraldik hat gewöhnlich einen einzigen, zur Rechten gekehrten Kopf mit ausgeschlagener Zunge, liegt auf dem Rücken mit vorwärts gekehrtem Bauch, [* 29] ausgebreiteten Flügeln, gespreizten Füßen und Klauen und sogen. krausem Schwanz. Der in manchen Wappen erscheinende sogen. gestümmelte Adler (bei den Franzosen alérion) ist der untern Teile der Beine und des Schnabels beraubt.
Der deutsche Reichsadler war ursprünglich einköpfig und soll von Karl d. Gr. nach seiner Krönung zu Rom [* 30] zum Symbol seines Reichs erhoben worden sein; nachweisen läßt er sich auf der Reichsfahne bereits unter Otto II. Er erscheint mit roter Zunge, goldenem Schnabel, goldener Krone, ausgebreiteten Flügeln, ausgespreizten Beinen, goldenen Fängen, von denen der rechte das Zepter, der linke den Reichsapfel hält, und krausem Schwanz. Der Doppeladler, mit dem einen Kopf und Hals rechts, mit dem andern links gewendet, findet sich zuerst 1325 auf einer unter Ludwig dem Bayern geschlagenen Reichmünze.
Doch führte der Kaiser nur einen einfachen Adler, schwarz in Gold; auch das Siegel der Goldenen Bulle von 1356 trägt einen einfachen Adler. Erst unter Siegmund, von 1433 an, wurde der Doppeladler beständiges Wappenzeichen der deutschen Kaiser, während der römische König den einfachen Adler führte.
Vgl. Römer-Büchner, Der deutsche Adler nach Siegeln geschichtlich erläutert (Frankf. 1858);
Hohenlohe-Waldenburg, Zur Geschichte des heraldischen Doppeladlers (Stuttg. 1871).
Nach Auflösung des heiligen römischen Reichs 1806 nahm der Kaiser von Österreich den Doppeladler für seine Monarchie in Anspruch. Rußland entlehnte 1472 unter Iwan Wasiljewitsch den Doppeladler vom byzantinischen Kaisertum, welches denselben seit der Teilung des römischen Reichs führte; derselbe gleicht dem frühern deutschen Reichsadler, nur sind Schnabel, Zunge und Fänge rot. Der Adler des jetzigen Deutschen Reichs ist einköpfig, rechts sehend, Schnabel, Zunge und Klauen rot, ohne Zepter und Reichsapfel, auf der Brust der preußische Wappenschild, um welchen sich die Kette des Schwarzen Adlerordens schlingt.
Über dem Kopf des Reichsadlers schwebt die deutsche Kaiserkrone mit fliegenden Bändern. Der Kaiser führt den Reichsadler in seinem Siegel in goldenem Schild. [* 31]
Vgl. Stillfried-Alcantará, Die Attribute des neuen Deutschen Reichs (3. Aufl., Berl. 1882).
Ursprünglich Reichsadler ist der preußische Adler, welcher den Deutschen Rittern von Kaiser Friedrich II. verliehen wurde und ihnen verblieb, als Siegmund den Doppeladler für das Reich einführte. Er erscheint rechtssehend, Schnabel, Fänge und Krone golden, Zunge rot, mit goldenen Kleestengeln auf den Flügeln und goldenem Namenszug R auf der Brust. Auch Brandenburg, Posen, [* 32] Schlesien, Niederrhein, Ostfriesland, Frankfurt [* 33] a. M. führen den Adler im Wappen.
Vgl. Stillfried-Alcantará, Die Titel und Wappen des preußischen Königshauses (Berl. 1875).
Sonst führen den Adler noch das Königreich Polen, und zwar dieses einen weißen gekrönten in rotem Feld, und die Vereinigten Staaten [* 34] von Nordamerika, [* 35] letztere einen dunkelbraunen auffliegenden der in der einen Klaue [* 36] ein Bündel Pfeile, in der andern einen Ölzweig hält und auf der Brust einen in zwei Felder (blau und rot mit Silber) geteilten Schild trägt. S. Tafel »Wappen«. In Frankreich wurde der Adler durch Napoleon I. zum Symbol des Kaiserreichs erhoben, nach seinem Sturz beseitigt, von Napoleon III. wiederhergestellt und 1870 abermals entfernt. Dieser Napoleonische Adler hatte natürliche Gestalt, mit Blitzen in den Fängen und zum Aufschwung bereit. Der Adler erscheint auf den Fahnen der preußischen, österreichischen und russischen Heere und ist auch das Zeichen mehrerer Ritterorden (s. Adlerorden).