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dunkelbraun gefärbt; nur Nacken und Hinterhals sind rostbraungelb, der Schwanz ist an seiner Wurzelhälfte weiß, dann schwarz gebändert oder gefleckt, an der Endhälfte schwarz; die Hosen [* 2] sind braun, die Unterschwanzdeckfedern weiß. Junge Vögel [* 3] sind heller, das Hellbraun des Nackens dehnt sich weiter aus, der Flügel besitzt einen großen weißen Spiegel, [* 4] der Schwanz ist grauweiß, nur im Enddritteil schwarz, die Hose sehr hell. Die Färbung wechselt aber außerordentlich.
Ob der Goldadler (Adler [* 5] chrysaëtos Bp., s. Tafel) sich artlich von dem Steinadler unterscheidet, ist ungewiß; er ist kleiner, schlanker, der Schwanz in der Mitte verlängert, in der Achselgegend mit weißem Fleck, am Schwanz bräunlich aschgrau, schwarz gebändert. Der Steinadler bewohnt die Hochgebirge und großen Waldungen Europas und Asiens, horstet seit 30 oder 40 Jahren in Deutschland [* 6] nur im bayrischen Hochgebirge, in Ostpreußen [* 7] und Pommern, [* 8] viel häufiger in Südosteuropa; der Goldadler ist in Skandinavien, Rußland, Ostsibirien heimisch und berührt Deutschland nur während seines jugendlichen Umherschweifens. Er bevorzugt im Hochgebirge eine unzugängliche Felswand, wird aber erst nach sechs, vielleicht zehn Jahren seßhaft und durchschweift auch dann noch weite Gebiete. Er lebt und jagt dann paarweise, ist sehr mutig und frech, raubt alle kleinern Tiere und wird namentlich dem Kleinvieh der Herden sehr gefährlich; er stößt bisweilen auf Kinder und greift selbst Erwachsene an. Er nimmt auch dem Wanderfalken die Beute ab und raubt dem Jäger das erlegte Wild. Aas verschmäht er nicht. Er schlingt stets Haare [* 9] und Federn hinab und speit sie als Gewölle wieder aus. Er horstet auf Felsen oder Bäumen und legt 2-3 weißliche oder grünlichgraue, grau und bräunlich gefleckte Eier, [* 10] welche das Weibchen in fünf Wochen ausbrütet.
Jung eingefangene Adler werden bald zahm, die Baschkiren richten sie zur Jagd auf Füchse, Wölfe, Antilopen ab. Die Unterschwanzdeckfedern (Adlerflaumen) und die Krallen werden im Gebirge als Schmuck getragen; die Mongolen benutzen die Schwingen zu Fächern, zur Befiederung der Pfeile und als Opfergabe. Der Königs- oder Kaiseradler (Adler imperialis Bchst.), 86 cm lang und 2,2 m breit, ist gedrungen gebaut, mit langen Flügeln, aber verhältnismäßig kurzem Schwanz, gleichmäßig tief dunkelbraun, mit hellerm Kopf und Nacken, einem großen weißen Fleck auf den Schultern und aschgrauem, schwarz gebändertem Schwanz. Er bewohnt Südosteuropa und findet sich von Ungarn [* 11] und Galizien an bis zur Mongolei und südlich bis Indien, ist ein Zugvogel, bewohnt die Ebenen und findet sich selbst in baumlosen Steppen und in der Nähe von Ortschaften; er ist schwächer als die beiden erstern, jagt hauptsächlich kleineres Wild (Ziesel etc.). Der Horst steht auf Bäumen, in der Steppe auf dem flachen Boden. Im April legt das Weibchen 2-3 weiße, violettgrün, blaß purpurrot oder hellbraun gefleckte Eier, welche beide Geschlechter bebrüten.
Jung eingefangen, wird er sehr zahm, läßt sich auch zur Beize abrichten, leistet aber bei weitem nicht die Dienste [* 12] wie der Steinadler. Der gefleckte Adler (Schrei-, Rauchfuß-, Gänse- oder Entenadler, Adler naevia Gmel.), 65-70 cm lang und 1,7-1,85 m breit, gleichmäßig kaffeebraun (im Frühjahr und Herbst erdbraun), im Nacken heller, unterseits heller als auf dem Rücken, Handschwingen mattschwarz, dunkler gebändert, Schwanzfedern heller als die Schwingen, Unterschwanzdecken blaß erdbraun mit hellern Spitzen, Fußwurzeln hell erdbraun; das Auge [* 13] ist gelb, dunkler gepunktet, die Wachshaut gelb, der Schnabel hornblau, an der Spitze schwarz, der Fuß gelb.
Junge
Vögel sind stets merklich dunkler, die
Federn des
Nackens,
Hand- und Unterarmschwingendecken sowie die der Kropfgegend
und die Unterschwanzdecken mit Spitzenflecken. Er bewohnt als Brutvogel Norddeutschland,
Polen,
Westrußland,
[* 14] Ungarn,
Galizien, die Türkei
[* 15] und
Griechenland,
[* 16] weilt bei uns vom März bis
September, erscheint in der Zugzeit auch in Westdeutschland,
lebt in feuchten
Au- und
Laubhölzern, ist feig, harmlos, schreit laut, jagt neben
Fröschen auch
Schlangen,
[* 17] Nager, in der Brutzeit
auch
Vögel, junge
Hasen und frißt
Aas. Er nistet an Waldblößen auf hohen
Bäumen in
Bussard- und Habicht
horsten,
das Weibchen legt 2 weiße, blaßbläulich gefleckte
Eier, welche beide Eltern ausbrüten.
Zu der durch niedere Fußwurzeln charakterisierten Gattung Zwergadler (Hieraëtus Kp.) gehören: Der gestiefelte Adler (H. pennatus Gm.), 51 cm lang, 121 cm breit (Weibchen), mit gelblichweißer Stirn, rötlichbraunem Nacken, schwarzbraunem, hell schattiertem Mantel und Flügeln, weißem Schulterfleck und braunen Schaftflecken auf der hellgelblichen Unterseite;
das Auge ist hell erzfarben, der Schnabel hellblau, an der Spitze schwarz, Fuß und Wachshaut gelb. Er bewohnt Südwest- und Südosteuropa, auch einen Teil Asiens, weilt in Deutschland vom April bis September, durchzieht im Winter ganz Afrika, [* 18] lebt stets paarweise, gleicht in seinem Wesen den edelsten Adlern, jagt hauptsächlich kleine Vögel, nistet in Laubwäldern in der Nähe größerer Flüsse, [* 19] am liebsten in fremden Horsten, und legt im Mai 2 gelbliche oder hellgrünliche, gelb oder rot gefleckte Eier, welche beide Eltern bebrüten.
In der Gefangenschaft wird er so zahm wie andre Adler. Der Schopfadler (Spizaëtos occipitalis Gray, s. Tafel), 50-52 cm lang, 120-130 cm breit, ist gedrungen gebaut, mit langen Flügeln, hohen Läufen, kurzem Schwanze, ziemlich einfarbig dunkelbraun, mit aufrichtbarem Schopf, hochgelbem Auge, hornblauem Schnabel, hellgelber Wachshaut und strohgelbem Fuß, findet sich weitverbreitet in Afrika vom 17.° nördl. Br. bis zum Kap, vom Senegal bis Madagaskar, [* 20] in der Ebene und im Gebirge, ist im Wesen unserm Habicht vergleichbar. Er horstet auf Bäumen und legt 2 fast runde, bleiche, rotbraun gefleckte Eier.
Die Harpyie [* 21] (Harpyia destructor L., s. Tafel), 1 m lang, mit sehr kräftigem Körper, großem Kopf, breitem und langem Schwanz, stumpfen, kurzen Flügeln, ungemein hohem und kräftigem Schnabel und auffallend starken Füßen und Fängen, ist am Kopf und Hals grau, die verlängerten Nackenfedern, Rücken, Flügel, Schwanz, Oberbrust und Rumpfseiten schwarz, Steuerfedern weißlich gebändert, Unterseite weiß, schwarz getüpfelt, die Schenkel schwarz gewellt; das Auge ist rotgelb, Schnabel und Krallen schwarz, der Fuß gelb. Sie bewohnt Amerika [* 22] von Mexiko [* 23] bis zur Mitte Brasiliens, lebt einzeln in wasserreichen Wäldern, jagt Säugetiere und Vögel und wird wegen ihrer Räubereien sowie wegen ihres als Schmuck hochgeschätzten Gefieders von den Indianern eifrig verfolgt.
Die Gattung Seeadler (Haliaëtus Sav.) umfaßt große Raubvögel [* 24] mit sehr hohem, an den Seiten flach abfallendem Schnabel, kräftigen, nur zur Hälfte befiederten Fußwurzeln, großen Fängen, stark gekrümmten, langen Nägeln und großen, das Ende des mittellangen, breiten, mehr oder weniger abgerundeten Schwanzes beinahe erreichenden Flügeln, in denen die dritte Schwungfeder am längsten ist. Der Schreiseeadler (H. vocifer (Gray, s. Tafel), 70 cm lang, an Kopf, Hals, Nacken, Oberbrust und Schwanz, ¶
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Mantel und Schwingen bläulichschwarz, sonst braunrot, Augenring, Wachshaut und Füße lichtgelb, Schnabel braunschwarz, lebt in Afrika vom 18.° nördl. Br. bis zum Kap, in den Urwäldern an großen Strömen, meist paarweise und erregt durch seine Schönheit und seine laute Stimme allgemeine Bewunderung. Er nährt sich von Fischen und Aas, horstet auf hohen Bäumen oder Felsen und legt 2-3 weiße Eier. Der gemeine See- oder Meeradler (Fisch-, Gänseadler, Steingeier, Bein- oder Steinbrecher, [* 26] H. albicilla Gray), bis 95 cm lang und 2,5 m breit, auf Kopf, Nacken, Oberhals hell fahlgraugelb, undeutlich dunkler gezeichnet, Oberrücken und Mantel dunkel erdbraun, mit hell fahlgelblichgrauen Federrändern und dunkeln Schaftstrichen gezeichnet, Unterrücken und Unterseite einfarbig dunkel erdbraun, Schwingen braun, Schwanz weiß; Augenring, Schnabel, Wachshaut und Fuß sind gelb. Er bewohnt Europa, [* 27] Nordasien, Ägypten, [* 28] nistet bei uns in Ost- und Westpreußen sowie in Pommern und lebt vorzugsweise in Küstenwäldern oder an großen Strömen.
Nur die jungen Tiere schweifen weit umher, und die wandernden Alten des Nordens ziehen im Frühjahr und Herbst durch Deutschland. Außer der Brutzeit lebt er ziemlich gesellig, mehr nach Geier- als Adlerart, er jagt auf alles Wild, welches er bewältigen kann, namentlich auf Wasservögel und Fische, [* 29] und frißt auch Aas. Er nistet auf Felsen, Bäumen, Gebüsch, im Röhricht und auf dem Boden, benutzt den Horst viele Jahre und legt Ende März 2-3 weiße, oft braun gefleckte Eier, welche beide Eltern ausbrüten. Da er auch häufig in der Nähe von Ortschaften horstet, wird er schädlich. In der Gefangenschaft hält er sich gut und wird sehr zahm. Auf Sizilien [* 30] wird er gegessen.
Die Gattung Flußadler (Pandion Sav.) besitzt einen niedrigen, kurzen, bauchig gewölbten Schnabel mit sehr langer Hakenspitze, lange, spitze, den kurzen Schwanz etwas überragende Flügel, in denen die zweite und dritte Schwinge am längsten sind, einen kurzen Lauf und eine Wendezehe. Der Fluß- oder Fischadler (Weißfuß, Weißbauch, Fischraal, P. Haliaëtus Cuv.), 56 cm lang, 164 cm breit, hat glattes, fettiges Gefieder, ist auf Kopf und Nacken gelblichweiß, schwarzbraun gestreift, sonst braun mit heller gerandeten Federn, am Unterkörper weiß oder gelblichweiß, der Schwanz schwarz und braun gebändert, vom Auge zur Halsmitte herab läuft ein dunkles Band; [* 31] das Auge ist gelb, Wachshaut und Fuß grau, Schnabel und Krallen schwarz. Er bewohnt die ganze Erde, lebt nur an Flüssen, weilt bei uns vom März bis Oktober, nährt sich nur von Fischen, in der Not von Lurchen, nistet auf hohen Bäumen, benutzt denselben Horst viele Jahre und legt 3-4 weiße, blaugrau oder rostfarben gefleckte Eier, welche beide Eltern ausbrüten. Er ist für die Teichwirtschaft sehr schädlich und wird deshalb überall eifrig verfolgt, nur in Amerika schützt ihn der Aberglaube. In der Gefangenschaft hält er sich sehr schlecht.
Symbolische Bedeutung des Adlers.
In der Mythologie ist der Adler gewöhnlich die Sonne; [* 32] der Blitz, der Donnerkeil, der Sonnenstrahl sind bald der Schnabel, bald die Kralle des Raubvogels und bald auch der ganze Vogel selbst. Der mächtige mythische der Inder, Garuda, ist das Roß des Gottes Wischnu, das Sonnenroß, durch seinen Glanz siegreich über alle Ungeheuer. In der skandinavischen und deutschen Mythologie ist der Adler eine finstere Form, welche mit Vorliebe von den finstern Dämonen oder doch von dem Gott (Odin), der in der finstern Nacht oder der windigen Wolke verborgen ist, angenommen wird.
Der Sturmriese Hräswelgr sitzt in Adlergestalt am Ende des Himmels und bläst den Wind über alle Völker. Auf der Weltesche Yggdrasil sitzt ein Adler und beobachtet alles, was geschieht. Als Zeus [* 33] sich zum Kampf gegen die Titanen rüstet, bringt ihm der Adler seinen Pfeil, weshalb Zeus den Adler zu seinem Feldzeichen nahm. Er hält den Donnerkeil des Zeus in seinen Klauen und verkündet den Helden bald den Sieg, bald die höchste Macht. Der griechische Adler ist gleich Zeus ein Spender von Licht, [* 34] Fruchtbarkeit und Glück, aber auch gleich diesem tyrannisch und frißt am Herzen des Prometheus.
Folgerecht wird nun der Adler auch der Bote des Zeus, welcher den Sterblichen den Willen des Gottes verkündet. Als Sinnbild der unsterblichen Götter wird der Adler auch Sinnbild der Unsterblichkeit selbst und der menschlichen Seele, die sich nach dem Tod emporschwingt. Auf ähnliche Weise wurde der Adler Sinnbild der irdischen Macht. Ptolemäos Soter schon machte ihn zum Symbol des ägyptischen Reichs. Nach römischer Sage verkündigte ein Adler dem Tarquinius die königliche Herrschaft, und unter den Attributen des Königtums, welche die Etrusker den Römern als Zeichen der Freundschaft schickten, war auch ein Zepter mit einem von Elfenbein.
Seit dieser Zeit blieb der Adler eins der ersten Attribute der Republik, welches auch die Kaiser beibehielten und seit Karl d. Gr. die mittelalterliche Heraldik aufnahm (s. unten). Die griechische Baukunst [* 35] bediente sich des Adlers ebenfalls zur Bezeichnung des Göttlichen, namentlich in den Tempelgiebeln, die daher selbst Adler genannt werden. Bei der Apotheose der römischen Kaiser versinnlichte ein vom Scheiterhaufen emporsteigender Adler die Aufnahme des Abgeschiedenen unter die Götter, ein aus dem Orient stammendes Bild. Für alle Augurien war der von günstiger Vorbedeutung. Auch in der christlichen Symbolik hat er ähnliche Verwendung gefunden; dem Evangelisten Johannes hat die bildende Kunst den Adler als Symbol göttlicher Begeisterung zugeteilt.
Als Feldzeichen kommt der Adler zuerst bei den Persern vor. Am berühmtesten sind aber die der römischen Legionen (s. Fig. 1-3). Anfangs waren dieselben von Holz, [* 36] dann von Silber mit goldenem Blitzstrahl, unter Cäsar und den Kaisern ganz von Gold, [* 37] aber ohne Blitzstrahl, immer aber als siegverheißendes Zeichen mit ausgebreiteten Flügeln. Sie wurden auf langen Lanzen den Legionen vorgetragen und genossen göttlicher Verehrung (s. Legion). Seit