(Choroiditis), entweder auf die Aderhaut des Auges beschränkte, oder mit einer Entzündung des Ciliarkörpers
(Cyclitis) oder der Regenbogenhaut (Irido-Choroiditis, s. Tafel »Augenkrankheiten«, Fig. 8) verbundene Krankheit. Die Aderhautentzündung tritt
in akuter und chronischer Form auf. Im ersten Fall beginnt sie mit lebhafter Schmerzhaftigkeit, großer
Spannung, Hitzegefühl im Auge; bald treten Eiterflocken im Kammerwasser auf, die Entzündung ergreift alle übrigen Gewebe des
Auges und führt zur Panophthalmitis (s. d.). Als Ursachen dieser Form stehen obenan direkte Verletzungen des Auges.
Dann kommt die Aderhautentzündung vor bei schweren Infektionskrankheiten, Rückfalltyphus, Wochenbettfieber und als embolische
Aderhautentzündung bei Wundfiebern; mitunter entsteht die Aderhautentzündung durch Fortleitung einer eiterigen Gehirnhautentzündung. Die chronische Aderhautentzündung tritt
häufig in einzelnen Herden und Flecken auf (Chor. disseminata), je nach ihrer Ausbreitung leidet die Sehkraft. Eine nicht seltene
Ursache ist die Syphilis, in deren Verlauf Iritis und Irido-Choroiditis zusammen sich entwickeln.
Das erste Symptom ist meist eine lebhafte Rötung des Auges um die Hornhaut herum, verbunden mit Schmerzhaftigkeit
und Lichtscheu. Später gesellen sich Flecke in der Aderhaut und Netzhaut und Verwachsungen der Organe untereinander hinzu. Die
Behandlung der akuten Formen erfordert starke antiphlogistische Maßregeln, Eis, Blutentziehungen, Abführmittel etc. Die chronische
syphilitische Aderhautentzündung erfordert außerdem eine Allgemeinbehandlung; beider einfachen
chronischen sind Punktionen der hintern Augenkammer empfohlen; die Kranken sind in allen Fällen vor heller Lichtwirkung zu
schützen.
(Venaesectio, Phlebotomīa), die kunstgemäße Eröffnung einer Vene, die man macht, um
schnell dem Körper eine größere Quantität Blut zu entziehen. Der Aderlaß kann zwar an allen Blutadern, welche oberflächlich liegen,
gemacht werden; doch bevorzugt man allgemein die Vena mediana in der Armbeuge. Man läßt den Patienten sich legen oder setzen,
umschlingt den entblößten Oberarm mit einer Binde nahe über dem Ellbogen, um den Rückfluß des Bluts
zu hindern und dadurch die Adern anschwellen zu machen, aber ohne zugleich
den Blutstrom der Pulsadern zu unterdrücken.
Ehe man die Ader eröffnet, überzeugt man sich, ob die darunterliegende Arterie normal verläuft. Sodann öffnet man die Ader,
indem man sich entweder des sogen. Schneppers (s. Figur) oder, wie jetzt meist, der Lanzette bedient. Die
Wunde soll am besten schräg gegen den Verlauf der Ader gerichtet sein. Um das Ausfließen des Bluts zu befördern, läßt man
den Kranken einen Stock abwechselnd fest erfassen, drehen, die Finger schließen und öffnen, damit durch die
sich zusammenziehenden Muskeln das Blut mehr in die oberflächlichen Hautvenen getrieben werde.
Ist eine hinreichende Menge Blut abgelassen, so löst man die Binde, wodurch der Blutausfluß sogleich aufhört. Man legt sodann
den Daumen auf die Wunde, verschiebt die Haut etwas, reinigt den Arm von dem Blut, legt eine Kompresse auf
und befestigt diese mit einigen Bindentouren. Der Arm muß dann etwa 24 Stunden ruhig gehalten werden, und der Verband wird
erst nach 3 Tagen entfernt. Trotz aller Geschicklichkeit und Umsicht des Wundarztes können beim Aderlaß doch schlimme Zufälle
eintreten, z. B. Entzündungen der Venen und Lymphgefäße, heftige Schmerzen infolge der Verletzung eines
Nervs. Zu den übelsten Zufällen aber gehört die Verletzung der Arterie der Armbeuge, wodurch entweder eine tödliche Blutung
oder eine Blutgeschwulst, ein Aneurysma spurium (s. Aneurysma) oder Varix aneurysmaticus, entstehen kann.
Der Aderlaß stand schon bei den alten indischen Ärzten in ausgedehntem Gebrauch, und Hippokrates hat für denselben als
eins seiner wichtigsten Mittel bei akuten Krankheiten junger robuster Individuen sehr genaue Anzeigen festgestellt. Für die
Heilung akuter Entzündungen, besonders der Lunge, des Herzens, des Gehirns, blieb der Aderlaß auch bis in die neuere Zeit ein sehr
beliebtes Mittel, und noch gegenwärtig glauben viele Ärzte denselben nicht entbehren zu können. Der
Gebrauch des Aderlasses ist aber gegen früher ganz enorm eingeschränkt worden.
Man öffnet heutzutage eine Ader bei den durch Schlagflüsse oder andre Ursachen, wie Erhängen etc., scheintot Gewordenen und
läßt bei den durch langwierige Geburten scheintot zur Welt gekommenen Kindern etwas Blut durch die Nabelgefäße ab, wodurch
sich dieselben oft rasch erholen und zu Atem kommen. Als allgemein feststehende Regel aber mag dienen,
daß ein Aderlaß niemals anders als auf das Gebot eines Arztes gemacht werden soll.
Vgl. Bauer, Geschichte der Aderlässe (Münch.
1871).
Aderlaß bei Haustieren. Bei Pferden und Rindvieh läßt sich am besten die Drosselvene am Hals öffnen. Das
Anschwellen der Ader wird dadurch herbeigeführt, daß man um den Hals eine Schnur fest anzieht, oder daß man die Finger gegen
die Vene andrückt. Der Aderlaß an der Schweifrübe oder an den Gliedmaßen ist bei den großen Tieren nicht mehr gebräuchlich. Bei
Schafen läßt man auch, wenn man einen geringern Abzug an Blut beabsichtigt, an der Stirn, über oder unter
dem Auge, am Schwanz, am Fuß und an der Kinnlade zur Ader. Bei Schweinen macht man in das Ohr, da, wo es an den Kopf anstößt, einen
Schnitt, so daß eine oder einige der dort sichtbaren Blutadern quer durchschnitten werden, und läßt
die Wunde bluten, solange sie will,
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^[Abb.: Aderlaßschnepper.]
mehr
oder man macht einen etwa 2,5 cm langen Einschnitt in dem mittlern Teil des einen oder auch beider Ohren von dem untern (hintern)
Rand an nach der Spitze zu. Auch kann man durch Wegschneidung eines Stücks vom Schwanz Ader lassen. Bei Hunden wird gewöhnlich
die Halsader, aber auch die Ader unter der Zunge oder unter dem Schwanz geöffnet, nachdem im erstern Fall
die Haare weggeschnitten und die Ader durch Andrücken etc. zum Anschwellen gebracht ist. Den Pferden läßt man höchstens
3-4, gewöhnlich nur 1,5-2,5 kg Blut;
dem Rindvieh bei einem starken Aderlaß 2,5 kg, gewöhnlich nur halb soviel, und wiederholt
lieber den
den Schafen 70-200 g, je nach der Größe und dem Alter;
einem kleinen Hund 70-80 g, einem großen 120-250 g. Das
Nachbluten wird dadurch verhindert, daß man eine Stecknadel durch beide Wundränder sticht und um dieselbe einen Faden oder
einige Schweifhaare wickelt.
Durch die neuere Wissenschaft ist erkannt worden, daß der Aderlaß meist entbehrlich,
oft sogar schädlich ist.
Aderlaß an Bäumen nennt man das Aufritzen der harten Rinde, um dem durch sie eingeengten Stamm ein gedeihlicheres Wachstum
zu verschaffen. Man wendet es bei Stämmen an, die unverhältnismäßig dünn und spindelig bleiben und am obern Teil eine
Menge Holztriebe entwickeln, bisweilen auch bei solchen, die im Verhältnis zu ihrem Alter zu wenig Früchte
tragen, indem sie wohl Holztriebe, aber kein Fruchtholz machen. Man ritzt an einem sonnenhellen Tag mit einem feinen Messer
die Rinde des Baums an der Nordseite von der Krone bis zur Wurzel an einer, zwei oder drei Stellen, doch so,
daß der Schnitt nicht bis aufs Holz, sondern nur bis zur Hälfte der Rinde eindringt. Manche Obstzüchter halten die ganze Operation
für mehr schädlich als nützlich.