Konzils hielt sich Acton zu Rom auf als sorgfältiger Beobachter seines Verlaufs. Er gab 1870 ein »Sendschreiben
an einen deutschen Bischof des vatikanischen Konzils« und »Zur Geschichte des vatikanischen Konzils« (Münch. 1871) heraus. Im
J. 1869 wurde er auf Gladstones Antrag zum Peer mit dem Titel Baron Acton of Aldenham erhoben und erhielt 1872 von der
Münchener philosophischen Fakultät honoris causa die Doktorwürde. Gladstones Schrift über die vatikanischen Dekrete beleuchtete
Lord Acton 1874 in einer Reihe von Briefen, welche in der »Times« abgedruckt wurden.
(lat., »verhandelt, geschehen«)
findet sich häufig am Ende, zuweilen aber auch am Eingang von Urkunden und bezieht sich auf die Zeit
und den Ort, wo die Handlung geschehen.
Eine besonders gebräuchliche Schlußformel in Protokollen etc. ist: »Actum ut supra«,
geschehen wie oben, d. h. auf die oben erwähnte Weise oder an dem oben erwähnten Ort und Tag.
(lat.), im röm. Recht jede gerichtliche Handlung, dann auch eine außergerichtliche Handlung, an welche
rechtliche Wirkungen geknüpft sind. Unter diesen Actus hob die juristische Theorie ehedem als eine besondere Gattung die sogen.
Actus legitimi hervor, zu welchen sie die mancipatio (nach andrer Lesart die emancipatio), acceptilatio, hereditatisaditio, servi optio und datio tutoris teilweise auch die cognitoris datio und expensi latio rechnete, und von
denen sie behauptete, daß die Hinzufügung einer Zeitbestimmung oder Bedingung (nach andern auch ihre Vornahme durch einen
Stellvertreter) bei Strafe der Nichtigkeit unzulässig sei. Auch bezeichnet Actus die Verwaltung einer Sache oder eines Vermögens;
dann eine Prädialservitut, nämlich das dingliche Recht, über das Grundstück eines andern Vieh zu treiben und
mit Wagen zu fahren (Triftgerechtigkeit), sowie anderseits die diesem Recht entsprechende Verbindlichkeit. Auf Schulen bezeichnet
Actus eine öffentliche Schulfeierlichkeit, wobei gewöhnlich von Lehrern und Schülern Reden vorgetragen werden.
(Aswin), in der indischen (wedischen) Mythologie zwei paarweise auftretende Gottheiten des Himmels, später
Dasra und Nâsatja genannt, vergleichbar den griechischen Dioskuren.
Sie sind die frühsten Lichtbringer am Morgenhimmel, auf
ihren Wink schirrt sich der goldene Sonnenwagen an;
sie sind die himmlischen Ärzte, die alle Krankheiten vertreiben;
sie bringen
besonders den bedrängten Schiffern Rettung aus dem Drang der Wogen.
Vgl. L. Myriantheus, Die Açvins
oder arischen Dioskuren (Münch. 1876).
(griech.), Bezeichnung einer Blüte, deren
Teile oder Glieder durchweg in Spiralen angeordnet sind, wie bei
Calycanthus, bei Koniferen und Cykadeen sowie einigen Ranunkulaceen.
(ital., spr. adáhdscho), musikal.
Tempobezeichnung, die schon zu Anfang des 17. Jahrh. vorkommt, heißt eigentlich s. v. w.
bequem, behaglich, hat aber für die Musik im Lauf der Zeit die Bedeutung von langsam und sehr langsam
(doch nicht so langsam wie Largo) erhalten. Die Bezeichnung adagio kommt sowohl innerhalb eines Tonstücks für wenige Noten als
auch zu Anfang eines Satzes als Tempobestimmung für dessen ganze Dauer vor. Als Substantiv gilt daher Adagio auch allgemein für
die Bezeichnung eines langsamen Tonstücks, namentlich des langsamen Satzes einer Sonate, Symphonie etc.,
der unter den vier Sätzen derselben in der Regel die zweite Stelle einnimmt, wiewohl Ausnahmen nicht selten sind. Die Diminutivform
adagietto bedeutet »ziemlich langsam«, d. h.
nicht so langsam wie adagio; als Überschrift kennzeichnet es ein langsames Sätzchen von kurzer Dauer. Vgl. Tempo.
(spr. äddehr), Sir Robert, engl. Diplomat, geb. Verwandter und Parteigenosse von Fox, erzogen zu Westminster,
studierte in Göttingen, hielt sich beim Ausbruch der französischen Revolution längere Zeit auf dem Kontinent, namentlich in
Rußland, auf, wurde nach seiner Rückkehr nach England 1802 ins Parlament gewählt und 1806 von Fox als
Gesandter an den Wiener Hof geschickt. Von 1808 bis 1811 war er Gesandter in Konstantinopel, wo er 1809 den Dardanellenfrieden
schloß; 1831 ging er als Gesandter nach Brüssel und wirkte sehr ersprießlich für das neue Königreich Belgien. Über seine
Thätigkeit hat er teilweise selbst berichtet in »Historicalmemoir of a mission to the court of Vienna in 1806« (Lond. 1844) und »Thenegotiations as to the Dardanelles 1808-1809« (das. 1845, 2 Bde.).
Er starb als Mitglied des Geheimen Rats in London.
(Adel), der arab. Name eines Teils der ostafrikanischen Küstenlandschaft, von der Bab el Mandeb bis zum Golf von
Tadschurra, zu der man im weitern Sinn auch die nördlich am Roten Meer gelegene Samhara (s. d.) rechnet. Nach W. zu erstreckt
sich Adâl bis über den Hawasch hinaus, nach S. bis zum Lande der Somal und Harar. Die Küste, in welche der
trefflichen Ankergrund bietende Busen von Tadschurra einschneidet, ist sandig und öde. Das Innere zeigt schroffe, zerrissene
vulkanische Gebirge und erloschene Vulkane (darunter den 1000 m hohen Aiullo), abwechselnd mit wüsten Ebenen und einigen fruchtbaren,
grasreichen Längenthälern. Im W. des Landes verläuft der große, aus Schoa kommende Hawaschfluß, welcher
im salzigen Aussasee endigt. Nahe dem Golf von Tadschurra liegt, 173 m unter dem Meeresspiegel, der 15 km lange Assalsee, aus
dem bedeutende Salzmassen für den Handel mit Abessinien gewonnen werden. Die Vegetation ist arm, sehr häufig wächst hier
die Myrrhe. Die Fauna ist gleich der abessinischen. Die Bewohner des Landes, die Adâl oder Adaiel, sind
ein Stamm der
mehr
räuberischen mohammedanischen Danakil, die als nomadisierende Hirten das Land durchstreifen und die Karawanenstraßen nach
Schoa unsicher machen. Unter den Ortschaften des Landstrichs, der durchaus keine politische Einheit bildet, da die einzelnen
Danakilstämme voneinander unabhängig sind, wird Aussa im Innern als Hauptort betrachtet. Der wichtigste Hafenort, Ausgangspunkt
der abessinischen Karawanen, ist Tadschurra. Nördlich davon liegen Obok, ein 1862 von den Franzosen angelegter
Hafen am Tadschurragolf, und das seit 1869 Italien gehörige Assab.
Vgl. Paulitschke, Die geographische Erforschung der Adâlländer
(Leipz. 1884).