sprichwörtliche Redensart, s. v. w. vom Anfang an; ab ovo ad mala, vom
Ei bis zu den Äpfeln
(dem
Obste),
d. h. vom Anfang bis zum Ende; bei den
Mahlzeiten der
Römer
[* 4] machten nämlich die
Eier
[* 5] den Anfang,
das
Obst das Ende. Ab ovoLedaeincipere, lateinisches Sprichwort des Quintilian: »vom
Ei derLeda beginnen«, d. h. weit ausholen
(wie wenn man die
Erzählung vom Trojanischen
Krieg damit beginnt, daß
Leda, von
Jupiter als
Schwan umarmt, zwei
Eier gebar, aus
deren einem
Helena hervorging).
Sohn Therachs, der Stammvater der
Hebräer und ihnen verwandter arabischer
Stämme. Nach der biblischen
Erzählung (1. Mos. 12-22). wanderte er zugleich mit seinem Bruderssohn
Lot aus Ur-Kasdim in
Kanaan ein, ließ sich
im südlichen Teil des
Landes nieder, wo er vertragsweise einen Stammsitz gewann, und dehnte im friedlichen
Verkehr mit den
Einwohnern seine
Wanderungen bis nach
Ägypten
[* 9] aus. Ursprünglich Abram (»hoher
Vater,
VaterArams«) genannt, ward ihm bei der
Verheißung einer zahlreichen Nachkommenschaft der
Name Abraham
(»Vater der
Menge«) beigelegt. Abraham wurde zum
Repräsentanten
des israelitischen
Stammes, auf welchen dessen Vorzüge und
Tugenden, die Ursprünge seiner
Sitte und seines
Glaubens, ebenso
das Anrecht auf den
Besitz des
Landes und das unterscheidende religiöse
Symbol der
Beschneidung zurückgeführt werden.
Namentlich trägt die an ihm geschilderte Verehrung
Gottes,
dem er äußerlich durch
Opfer und
Anbetung,
innerlich durch fromme
Gesinnung dient, alle
Keime der spätern israelitischen Gottesidee
in sich, so daß selbst das
Neue Testament
in Abraham das Urbild des
Glaubens aufstellt. Auch die Mohammedaner führen auf ihn, den Chalîl-Allah, den
FreundGottes, ihren
Glauben zurück und schreiben ihm die
GründungMekkas und die
Erbauung der
Kaaba zu. Bei ihnen wie bei den
spätern
Juden ist Abraham nicht minder das Urbild irdischer
Weisheit, z. B. Erfinder der Buchstabenschrift. Nicht ohne
Grund haben
neuere
Gelehrte Abraham mit
Zoroaster und
Brahma zusammengehalten.
In das Gebiet der
Sage verweist Abraham die
Schrift
von Abraham
Bernstein:
[* 10] »Ursprung der
Sagen von Abraham,
Isaak und
Jakob« (Berl. 1871).
aSanta Clara, eigentlich
UlrichMegerle, einflußreicher Kanzelredner und volkstümlich-humoristischer Schriftsteller,
geb. zu Krähenheinstetten bei Möskirch in
Schwaben, trat 1662 unter die
Barfüßer-Augustiner, studierte dann
zu
Wien
[* 11] im
Kloster seines
Ordens, wurde
Prediger in
MariaStern bei Taxa in
Oberbayern, später in
Graz
[* 12] und 1669 kaiserlicher
Hofprediger in
Wien. Hier bethätigte er, namentlich während der Pestzeit von 1670, aufopfernde, unerschrockene Menschenliebe
und jede
Tugend eines echten
Geistlichen sowie eine eigenartige volkstümliche
Beredsamkeit, welche ihn weithin beliebt machte.
Schon 1689 ward er zum
Provinzial seines
Ordens ernannt; er starb in
Wien, bis an sein Ende allverehrt
und sowohl in seinem geistlichen
Beruf wie als Schriftsteller thätig.
Noch auf dem Sterbebett bereitete er sein Werk »Wohlangefüllter
Weinkeller, in welchem manche durstige
Seele sich mit einem geistlichen Gesegn' Gott erquicken kann« zum
Druck vor. Als Schriftsteller ist
Pater Abraham a Santa Clara, dies »prächtige
Original«, wie ihn
Schiller (im Briefwechsel mit
Goethe) nennt, einer
der letzten Vertreter der großen moralisierend-volkstümlichen Litteratur des 16. Jahrh.,
welche durch das ganze 17. Jahrh. einen
Kampf gegen die gelehrt-aristokratische
Richtung bestand, aber schließlich von der
letztern überwunden und verdrängt wurde. In seiner
Grundanschauung gläubiger Katholik, mit mönchischen
Eigentümlichkeiten, besaß Abraham a Santa Clara nicht nur eine seltene Menschenkenntnis und praktische Einsicht
in die Verhältnisse des
Lebens, sondern auch eine warme
Teilnahme an den
Menschen, eine unerschrockene, weder hoch noch niedrig
schonende Wahrheitsliebe, kräftigen, zuzeiten derben
Witz, der um des
Zwecks willen auch vor einer Unflätigkeit
nicht zurückschrickt, ein gewisses
Feuer der
Beredsamkeit und eine von den Geschmacklosigkeiten der Zeit und seiner mönchischen
Bildung wohl durchsetzte, aber im ganzen doch bewunderungswürdige Beherrschung der
Sprache.
[* 13]
Die Kanzelwirkung der
Kapuziner, die sich nie gescheut hatten, drastische
Bilder und
Burlesken, Volksdialekt und gemeine Sprechweise
zuHilfe zu nehmen, verbindet sich bei Abraham a Santa Clara mit
Elementen litterarischer
Bildung und höhern Absichten. Er
scheint der
Zuversicht gelebt zu haben, daß die humoristische
Wirkung seiner
Schriften die erbauliche und moralische von selbst
im
Gefolge haben werde, und so überwiegt der
Witz (dessen eigentümliche Art
Schiller bekanntlich in der Kapuzinerpredigt in
»WallensteinsLager«
[* 14] nachbildete) in den meisten seiner Werke.
Unter denselben heben wir hervor: »Prophetischer
Willkomm,
d. i. Ein
Weissagung von
Glück ohn Tück«
(Wien 1676);
die aus dem
Nachlaß des
Autors erschienenen: »Wohlangefüllter Weinkeller etc.«
(das. 1710) und »AbrahamischesBescheid-Essen« (Nürnb. 1714).
Das Hauptwerk
Abrahams, in welchem seine
Stärken und
Schwächen am lebhaftesten und interessantesten zu
Tage treten, ist
»Judas der Ertz-Schelm, für ehrliche
Leuth,
oder eigentlicher Entwurff und
Lebensbeschreibung des Iscariotischen Bößwicht« (Salzb. 1689-95, 4 Bde.).
Die legendarische
Erzählung vom
Leben des apostolischen Verräters ist hier angefüllt »mit unterschiedlichen
Diskursen, sittlichen Lehrpunkten, Gedicht und
Geschicht, auch sehr reichem Vorrath biblischer
Konzepten«, in
¶
mehr
denen allen die energische Munterkeit und die lebendige Darstellungskraft Abrahams sich geltend machen. Seine »Sämtlichen
Werke« erschienen zu Passau
[* 17] und Lindau
[* 18] 1835-50 in 21 Bänden.