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nie in Massen beisammen. Die Woina Deka führt ihren Namen nach dem Weinstock, der bis 2500 m Höhe geht. Hier gedeihen zumal Ölpflanzen (Nuk und Lein), Hülsenfrüchte, Dakuscha, Tef, Mais, Weizen, Gerste und andre Cerealien. Kaffee wird noch in der Kola gebaut, wächst aber hauptsächlich im südlichen Abessinien, seinem Heimatsland, zwischen 1800 und 2300 m Höhe. Die Ensetebanane wird noch höher hinauf angepflanzt; mit ihr steigt eine Phönixpalme bis 2400 m. Bignonien, Erythrinien, Loranthus und Orchideen zieren diese Region mit reichem Blütenschmuck; in ihr gedeihen Myrten, Granaten, Zitronen.
Auch die Kartoffel ist dort eingeführt. Reichtum, Mannigfaltigkeit, Fülle und Üppigkeit zeichnen die Woina Deka aus. Gehen ihr auch die Riesenformen der Adansonien und Kigelien des Tieflands ab, so finden wir hier andre, ihrem Typus nach echt tropische Gewächse, wie Kolkwal und Ensete, oft waldartig zusammengedrängt neben herrlichen blühenden Zwiebelgewächsen, Gladiolus, Hämanthus, Amaryllis etc. Den größten Teil des Landes nimmt die Deka ein; bis zu 3900 m gedeihen hier noch Gerste, Weizen, Einkorn, der bandwurmvertreibende Kusso (Brayera anthelmintica).
Ein baumartiges Hyperikum und die baumartige Heide bilden in 3500 m die Baumvegetation mit ihren zahlreichen Flechten. In dieser Höhe beginnt die Region der merkwürdigen Gibarra (Rhynchopetalum montanum), einer Lobeliacee, die an der Grenze des Schnees plötzlich die Form der Palmen vor Augen zaubert. Neben ihr blühen Alpenpflanzen; bis in die gleiche Höhe gehen baumartige Kugeldisteln (Echinops). Außer den schon erwähnten Getreide und Ölfrüchten werden in Abessinien folgende Nutzpflanzen angebaut: die Ensetebanane, Rettiche, Senf, Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer, Kaffee, Indigo, Tabak, Baumwolle, Wein, Pfirsiche, Mandeln etc. Reich ist das Land an medizinischen Pflanzen, namentlich an wurmtreibenden (Brayera, Bussena);
Celastrus dient gegen Wechselfieber;
Rizinus ist häufig.
Bambus, Rotang, Sykomoren, der Ölbaum, Akazien etc. liefern Nutzholz. - Kaum minder reich als die Pflanzenwelt ist die Tierwelt Abessiniens, ebensowohl durch Menge der Individuen als Mannigfaltigkeit der Arten. Zahlreich sind besonders die Pachydermen: Elefanten, die selbst auf dem Plateau bis zu einer Höhe von 2500 m hinausgehen, ein und zweihörnige Nashörner, Nilpferde, Büffel und wilde Schweine bevölkern die Kola. Rindvieh, worunter eine Varietät, das Sangarind, durch kolossale Hörner ausgezeichnet ist, ernähren die wiesenreichen Striche des Hochlands in großer Menge; Kamele finden sich aber nur in der Samhara und im Adâlland; Schafe, zum Teil fettschwänzige, auch behaarte, werden besonders in der Provinz Begemeder, treffliche Pferde und Maulesel auf den Hochebenen Nordabessiniens und in den Gallaebenen gezüchtet.
Giraffen bewohnen die sandigen südöstlichen Gegenden, Antilopen in Menge und in verschiedenen Arten Gebirge und Ebenen; mehr vereinzelt kommen wilde Ziegen vor. Raubtiere, namentlich Schakale und Hyänen, werden oft zur Landplage. Löwen schweifen in der Samhara und im Adâlgebiet, Panther und Leoparden, Luchse, wilde Katzen, Füchse und Zibetkatzen (wichtig für den Handel der südabessinischen Länder) in Enarea und Kaffa umher. Affen sind in verschiedenen Arten, darunter der herrliche schwarz und weiß gefärbte Guereza, der im Hochgebirge weilende Tscheladapavian, der Silberpavian oder Hamadryas, die Meersäugetiere im Dugong (Halicore tabernaculus) an der Dahlakgruppe im Roten Meer vertreten.
Als besondere Charaktertiere sind noch zu erwähnen: der Walgiéhund in den höchsten Gebirgen Semiéns, der Honigdachs oder das Ratel, das Erdferkel (Orycteropus), der abessinische Steinbock, das Nachtschwein (Nyctochoerus Hassama), der Klippschliefer (Hyrax). In außerordentlicher Menge sind Vögel vorhanden, besonders Geier, Adler und Falken, Guinea und Rebhühner, Nashornvögel und Strauße, letztere in den heißen, sandigen Landstrichen. Von Reptilien gibt es Krokodile in Menge, jedoch nur in den größern wärmern Flüssen, und große Schlangen in der Kola. Reich an Fischen ist der Tanasee; am Strande der Adulisbai lebt der froschlarvenartige merkwürdige Fisch Periophthalmus Koehlreuteri. Im Atbara kommt ein Wels vor, der Hausenblase liefert. Von Insekten treten die Heuschrecken und Termiten oft als Landplage auf, und eine Fliege (Tsaltsalya) ist in der Regenperiode dem Vieh selbst tödlich. Schöne Mollusken, auch Perlmuscheln und Austern bieten die Küsten des Roten Meers dar. - Von Mineralien findet sich Gold im N. in der Kola von Râs el Fil und in den Alluvionen am Mareb, im W. in den an Agaomeder angrenzenden Gegenden der Kola, im S. im Sande der Flüsse von Damot, Kaffa und Gurague, in den Trachytgesteinen von Schoa. Eisen ist besonders in Tigré und Schoa am Tschatschafluß verbreitet; Steinkohlen birgt der Ostrand des Plateaus von Schoa, Schwefel die Taltalebene bei Alaul, Salz die flachen Striche des Adâllands.
[Bevölkerung.] Die Bevölkerung von Abessinien ist sehr gemischt. Durch die Vielweiberei und den Sklavenhandel, welcher seit Jahrtausenden Frauen aus sehr verschiedenen Völkern ins Land gebracht hat, wurden die eigentlichen echten Typen vielfach verwischt, wie dadurch auch die Ausbildung eines festen nationalen Charakters mit scharfem Gepräge bei den einzelnen Völkerstämmen unmöglich geworden ist. Was man als eigentliche Abessinier (s. Tafel »Menschenrassen«) oder Äthiopier bezeichnet, ist ein zur südlichen Familie der Semiten gehöriges, ursprünglich aus Arabien eingewandertes Volk, das infolge seiner höhern Anlage und Gesittung die Herrschaft an sich gebracht hat.
Viele Angehörige tragen noch das rein kaukasische Gesichtsgepräge und haben schlichtes, schwarzes Haar, während die Hautfarbe wechselt; man hat Kinder Eines Vaters mit roter, olivengelber, brauner und schwarzer Hautfarbe, mit schlichten oder wollig gekräuselten Haaren. Als ausgestorbene, nur noch in den religiösen Büchern lebende Ursprache der Abessinier gilt die äthiopische oder das Geéz, das zur Zeit der Einführung des Christentums im Land gesprochen wurde. An seine Stelle traten (seit wann, ist unbekannt) zwei lebende Sprachen, die von den beiden Hauptstämmen der Abessinier heute geredet werden.
Das Amharische (Amhareña) wird in den südlich und westlich vom Takazzé gelegenen Landschaften, das Tigrische (Tigreña, Tigré) in den östlich davon gelegenen Gegenden gesprochen. Das Amharische hat mehr Fremdartiges angenommen als das Tigrische, aber es wurde zur Regierungssprache erhoben und reicht bis Harar im O. Das Tigrische hat im Dialekt von Gurague, einer südabessinischen Landschaft, eine Tochtersprache aufzuweisen. Wie sprachlich, so sind auch im Charakter die beiden Hauptstämme der Abessinier mannigfach geschieden, und diese Verschiedenheit hat auch Einfluß auf den
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Gang der Geschichte des Landes gehabt, indem die Bewohner Amharas und Tigrés sich häufig feindlich gegenüberstanden. Zwischen den eigentlichen Abessiniern hausen zerstreut eine Anzahl kleinerer, aber streng von ihnen geschiedener Stämme. Eine auffällige Erscheinung sind die Falascha oder abessinischen Juden, die früher sogar das Land zeitweilig beherrschten, jetzt auf einen kleinen Winkel am nordöstlichen Ufer des Tanasees zusammengedrängt sind. Sie sind schwarz und geben an, von den Patriarchen abzustammen; sie sind von exemplarischer Sittenreinheit, fleißig, aber dem Handel abgeneigt.
Über ihre Herkunft schwebt Dunkelheit, jedenfalls weichen sie ethnisch ab von den eigentlichen Hebräern. Mit der Sprache dieser Juden, die dem Agau (s. unten) am nächsten steht, stimmt jene der heidnischen Gamanten überein, die sich durch hohen Wuchs auszeichnen, Ackerbau und Viehzucht treiben und über den Westen und Süden verbreitet sind. Ihre Verwandten sind die gleichfalls heidnischen Waito am Tanasee. Wahrscheinlich einen Teil der Urbevölkerung bilden die heidnischen, schlangenverehrenden Agau oder Agow im westlichen Abessinien (ihre Sprache bearbeitet von Halévy in den »Actes de la Société philologique«, Bd. 3, Par. 1873). Zu ihnen gehören die Tschertz in der Provinz Avergale.
Der Ausdruck Schangalla, der fälschlich oft für einen besondern abessinischen Volksstamm gebraucht wird, ist nur ein generischer, auf die umwohnenden Neger angewandter Name. Ganz verschieden von den Abessiniern sind noch die heidnischen Bazen oder Kunama am Mareb. Ohne jede Staatsordnung, ohne Familie, doch mit eigentümlichem Recht, lebt das negerartige Volk friedlich von Ackerbau und Viehzucht in seinen Hochthälern. Von großer Bedeutung sind die Galla geworden, welche sich in ihrer Heimat, südlich von Abessinien, weithin vom Meer bis ins äquatoriale Innere ausdehnen und die Zerrüttung des altabessinischen Reichs benutzt haben, um bis weit nach N. vorzudringen und sich wie ein Keil zwischen Schoa und Amhara und als Wollo-Galla sogar ins nördliche Hochland einzuschieben.
Sie sind ein streitbares und tapferes Volk, und es war ein Glück für die Beherrscher Abessiniens, daß die Galla von jeher in eine Menge kleiner Stämme zerfielen, denn einer vereinigten Kraft dieser mutigen Völker hätten jene keinen dauernden Widerstand entgegenstellen können. Wie weit die Galla mit den Adâl oder Danakil in der Samhara verwandt sind, bleibt noch zu ermitteln. Diese letztern sind Nomaden und bekennen sich fast alle zum Islam, während von den Galla manche dem Islam, andre dem Christentum und wieder andre dem Heidentum angehören. Zu einher reichgegliederten Staatsbildung, zu einem wahren Kulturleben haben es auch die christlichen Abessinier nie zu bringen gewußt, und über eine halb despotische, halb feudale Verfassung sind sie nie hinausgekommen.
Der moralische Zustand der Abessinier wird von den Reisenden mit düstern Farben geschildert. Man beobachtete an ihnen einen Mangel an Regsamkeit, dann Arbeitsscheu und Zügellosigkeit. Eine gewisse Gastfreundschaft, die Achtung der Frau, Anhänglichkeit der Kinder an die Eltern, eine patriarchalische Behandlung der Dienenden sind die einzigen Tugenden dieses Volks. Die Ehe besteht oft nur dem Namen nach: beide Ehegatten leben in völliger Ungebundenheit. Der Mann arbeitet wenig oder nicht.
Handwerke kennt die christliche Bevölkerung nicht, das Gerben des Leders und das Weben baumwollener Stoffe wird ausschließlich durch Mohammedaner betrieben. Die Speisen sind sehr einfach und bestehen für den Armen einzig und allein in Brot, das in eine Pfefferbrühe getaucht wird. Der Reiche genießt außer Milch Honigwein, Fleisch von Hühnern, Schafen und Ziegen, welches gebraten, und von Ochsen, welches vielfach roh gegessen wird. Ein großes Stück Baumwollzeug (Schamma), in das man sich hüllt, ist für Männer und Frauen die Kleidung; die Frauen tragen außerdem ein grobes Hemd.
Eine Kopfbedeckung ist nur bei den Priestern gebräuchlich. Die geistige Kultur steht auf sehr niedriger Stufe. Die alte Litteratur Äthiopiens (s. Äthiopische Sprache etc.) ist längst verfallen; Lesen und Schreiben, in amharischer Sprache, ist ein Privilegium der höhern Klassen, namentlich der Geistlichkeit, geworden. Durch die Bemühungen deutscher Missionäre, besonders Isenbergs, sind in London mehrere Bücher, darunter eine vollständige Bibel, in amharischer Sprache gedruckt worden.
Unter den Künsten wird nur eine rohe Art Malerei geübt, die Musik ist äußerst einfach und erhebt sich kaum über jene der Neger. Die meisten Wohnungen sind kleine, schmutzige Strohhütten, umgeben von einer hohen Dorneneinzäunung; nur wenige Häuser haben eine gewöhnlich kreisförmige Steinmauer als Grundlage sowie ein festes konisches Strohdach, das in der Mitte auf einem Hauptpfeiler ruht und außerdem von einer kreisförmig gestellten Reihe hölzerner Stützen getragen wird.
Gegenwärtiger Herrscher des Landes ist Johannes, der den Titel »Negus Negesti« (d. h. König der Könige) führt und sich besonders durch die gegen Ägypten glücklich geführten Kriege (1875 und 1876) vollkommene Anerkennung in ganz Abessinien errungen hat (s. unten). Er residiert zu Debra Tabor.
Die herrschende Religion in Abessinien ist das monophysitische Christentum. Die Ausbreitung desselben in Abessinien begann nach griechischen Kirchenschriftstellern um 330 durch Frumentius und Ädesius, zwei gefangene Christenjünglinge, welche in Axum eine Gemeinde gründeten. Frumentius erbat sich darauf von Athanasius, dem Patriarchen von Alexandria, Priester für Abessinien und wurde selbst zum Bischof geweiht. Er ist ohne Zweifel identisch mit Abba Salama, in welchem die einheimische Tradition den ersten Patriarchen Abessiniens verehrt.
Die alexandrinischen Patriarchen pflegten seitdem regelmäßig den Patriarchen oder Abuna (»unser Vater«) der abessinischen oder äthiopischen Kirche zu weihen, gestanden ihm aber nur den Rang, nicht die Gewalt eines Patriarchen zu. Die fernern Pfleger der abessinischen Kirche waren ägyptische Mönche, welche das ganze Mönchswesen in Abessinien einführten und Felskirchen und Einsiedeleien gründeten. Als 451 die Synode von Chalkedon den Patriarchen Dioskoros von Alexandria als Eutychianer verdammte, wodurch die Partei der Monophysiten oder Jakobiten (nach dem Syrer Jakob Baradai) entstand, harrte die abessinische Kirche bei ihrem Patriarchen aus, und der jakobitische oder koptische Patriarch von Alexandria weihte fortan den Abuna. Aber erst im Lauf des Mittelalters rotteten die Könige das Heidentum in Abessinien völlig aus. Die Kirche war und blieb während dieser Zeit die Trägerin der Kultur und litterarischen Thätigkeit, um erst seit dem 16. Jahrh. an dem Verfall des Reichs teilzunehmen. Seither ist das abessinische Christentum je länger je mehr zum leeren Zeremonien und Zauberwesen
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herabgesunken. Düsterer Aberglaube lastet auf dem Volk und Ignoranz, Armut und Verachtung auf dem Priesterstand. Dem Missionseifer der römischen Kirche im 17. und der protestantischen im 19. Jahrh. haben die Abessinier gleichwohl zu widerstehen gewußt. Die Bibel wird zwar hochgehalten, aber nicht verstanden, denn man gebraucht sie nur in der äthiopischen Übersetzung, und diese Sprache ist längst nicht mehr die Volkssprache. Man nimmt eine Art Fegfeuer an, indem man Fasten, Almosen und Fürbitten für diejenigen veranstaltet, welche in Sünden sterben.
Neben der Taufe, welche häufig auch noch an Erwachsenen vollzogen wird, besteht die Beschneidung, die an Kindern beider Geschlechter vollzogen wird. Zum Andenken an seine Taufe trägt der abessinische Christ sein lebenlang eine blauseidene Schnur um den Hals. Das Abendmahl wird unter beiderlei Gestalt mit gesäuertem, am Gründonnerstag mit ungesäuertem Brot, von den Priestern täglich, von andern nach Belieben empfangen. Auch die neben dem Sonntag festgehaltene Feier des Sabbats, die Speise- und Reinigungsgesetze sowie die Zurückführung der Form der Gotteshäuser auf den jüdischen Tempelbau erinnern an das Judentum.
Der Patriarch oder Abuna, der stets aus dem koptischen Volk genommen wird, residiert in Gondar. Seine Macht ist nur durch die des Königs beschränkt, und oft wurde sie den Monarchen furchtbar. Er ist in Glaubenssachen höchste Autorität und entscheidet auch in Staatsfragen nicht selten als angesehenster Schiedsrichter. Die Klostergeistlichkeit steht unter dem Etschegié, dem Großprior des im 13. Jahrh. gestifteten Klosters Debra Libanos in Schoa, der im Rang zunächst nach dem Abuna folgt.
Die berühmtesten Klöster sind außerdem: St. Stephan am Haïksee im Land Jedschu, Debra Damo in Tigré und Lalibela in Lasta.
Vgl. Pichler, Geschichte der kirchlichen Trennung, Bd. 2, S. 498 f. (Münch. 1865).
Neben den Christen wohnen in Abessinien zahlreiche Mohammedaner. Ganze Landschaften des Hochlands, wie Ifât in Schoa und die Gallastaaten in Lasta und Jedschu, sind fast nur von Mohammedanern bewohnt. Sie zeichnen sich meist durch höhere Bildung, Ehrlichkeit und Thätigkeit vorteilhaft vor den Christen aus.
Hauptnahrungszweig ist der Ackerbau, der sich auf Cerealien (Weizen, Gerste, Mais, Hirse, Machilla [eine Art Durra], Teffgras, dessen Körner Brot geben), Tabak und Baumwolle beschränkt. Die ergiebigsten Kulturstriche liegen in den Provinzen Agaomeder, Dembea, Enarea und Tigré. Auch Viehzucht wird stark betrieben, Kamelzucht nur im Tiefland, Rindviehzucht auf den Alpenwiesen von Semién, Lasta und Schoa sowie auf den Savannen der südlichen Galla, Pferdezucht bei letztern, Schafzucht in Begemeder.
Der Gewerbfleiß ist nicht von Belang. Am bedeutendsten ist das Kunsthandwerk in Gondar sowie zu Adoa und Islamgié in Wogera, wo gröbere und feinere Baumwollstoffe angefertigt werden. Bergbau auf Eisen wird in Enarea, am Tschatschafluß und in den zu Tigré gehörigen Distrikten Entitschô und Tsalimbet getrieben. Auch der Handel Abessiniens kann nach keiner Richtung ein bedeutender genannt werden. Die hohen, steil abfallenden Gebirgsketten mit den schwer zugänglichen Pässen erschweren die Verbindung; die Flüsse sind nicht schiffbar, das Kamel geht nicht ins Hochland.
Dazu kommt die geringe eigne Produktion, so daß schließlich für den Handel, von Sklaven abgesehen, nur die aus den südwestlichen Landschaften stammenden Erzeugnisse, wie Gold, Elfenbein etc., als Durchgangswaren in Betracht kommen. Für den Großhandel hat der Abessinier wenig Sinn; er ist dem kleinen Schacher zugethan, der auf stark besuchten Messen geführt wird. Der europäische Handel hat sich noch wenig Eingang verschaffen können. Die größte Schwierigkeit bietet der Mangel eines Hafens.
Zur Ausfuhr kommen Häute, Maultiere, gute Gebirgspferde, Honig, Wachs etwas Gummi; der ausgezeichnete Kaffee gelangt kaum zum Export. Eingeführt werden Kattune, blaue Seidenschnüre, Spießglanz zum Färben der Augenlider, Tabak, Pfeffer, Nähnadeln, Glasperlen, Sandelholz zum Räuchern. Der Sklavenhandel, zumal mit Gallamädchen, steht immer noch in Blüte, wiewohl ihn König Theodoros bei Todesstrafe verbot. Von Münzen laufen hauptsächlich der österreichische Mariatheresienthaler (4,2 Mark) mit der Prägung 1789, weniger der ältere spanische Silberpiaster (4,3 Mk.) um; auf den Wochenmärkten der Städte zahlt man mit Stücken Baumwollzeug (Gali) von 8 m Länge und Teilen desselben. Gegenstände von geringerm Wert werden gegen Stücke eines unreinen Steinsalzes in Form eines Wetzsteins (Amulè) gekauft, die aus der Salzebene in der Nähe von Tadschurra kommen. Der Wert dieser Amulè schwankt nach den politischen Verhältnissen; in Gondar gehen 27-32 Amulè (54-80 kg) auf einen Mariatheresienthaler. Mit diesen Amulè zahlt man Abgaben, Tribut, Trägerlohn u. a.
[Erforschungsgeschichte.] Den alten Ägyptern wurde Abessinien, das damalige Äthiopien, erst durch die Kriegszüge Alexanders d. Gr. und durch. die von ihm an die Küste verpflanzten syrischen Kolonisten bekannt. Die Ptolemäer drangen siegreich tief ins Land ein und brachten diesem griechische Bildung, so daß dort vom 4. bis 7. Jahrh., nach der Einführung des Christentums, eine hohe Blüte herrschte. Ein christlicher Kaufherr aus Alexandria, Kosmas Indikopleustes, besuchte im 6. Jahrh. die Bai von Adulis, wo er eine wichtige Inschrift kopierte, die über das damalige Abessinien Aufklärung gibt.
Dann finden wir erst in dem zu Venedig aufbewahrten Weltbild des Fra Mauro (15. Jahrh.) ein Gemälde Abessiniens (im Mittelalter Abascia genannt) von wunderbarer Treue wieder, das schon den spiralförmig gewundenen Blauen Nil mit seinem heimischen Namen Abaí zeigt. Die Missionäre (Alvarez, Bermudez, Paez, Mendez), welche mit dem christlichen Reich des »Erzpriesters Johannes« in Verbindung traten, brachten weitere Kunde, nicht minder die Invasionen der Portugiesen im 16. Jahrh. Der wissenschaftlichen Welt wurde aber erst 1681 das Land durch das gelehrte Meisterwerk des Deutschen Job Ludolf (»Historia aethiopica, sive brevis et succincta descriptio regni Habessinorum«) erschlossen, das aus abessinischen Quellen und unter Mitwirkung des abessinischen Patriarchen Aba Gregorius entstanden war. 1698 durchzog der Franzose Poncet das Land; gründlicher förderte aber 70 Jahre später der Schotte Bruce unsre Kenntnisse. Seine Reisebeschreibung (»Travels in Abyssinia«, Edinb. 1790; deutsch von Volkmann, Leipz. 1792) ward als ein Lügen und Märchenbuch verschrieen, bis durch die Expedition Lord Valentias und seines Sekretärs Henry Salt im Beginn dieses Jahrhunderts Bruces Wahrheitsliebe gerettet wurde (»Voyage to Abyssinia«, Lond. 1814). Die politische Mission des Kapitäns Harris 1841, an der auch die Deutschen Roth und
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Bernatz teilnahmen, eröffnete uns die Kenntnis Schoas (»The highlands of Aethiopia«, Lond. 1844; deutsch, Stuttg. 1847, 3 Bde.); die deutschen Naturforscher Hemprich und Ehrenberg hatten schon 1825 das Küstengebiet bei Massaua durchforscht, wobei Hemprich dem Fieber erlag. Von außerordentlicher Bedeutung, namentlich durch Ortsbestimmungen, zoologische, historische und linguistische Arbeiten, war die Reise des Frankfurters Ed. Rüppell (»Reise in Abyssinien«, Frankf. 1840),
die trotz aller neuern Werke immer noch eine Grundlage unsrer Kunde Abessiniens bildet. Wenig zuverlässig sind die Reisewerke der Franzosen Combes und Tamisier (»Voyage en Égypte, en Nubie, en Abyssinie etc.«, Par. 1838) und v. Kattes (»Reise in Abessinien«, Stuttg. 1838). Viel zur Kunde des Landes trug auch der seit 1837 dort angesiedelte Botaniker W. Schimper bei, dem ein ganzer Schwarm deutscher Abenteurer folgte. Missionäre sowie Forschungsreisende, die von jetzt ab in großer Anzahl Abessinien besuchten, förderten dessen Kunde weiter, unterließen es aber nicht, sich in die politischen Verhältnisse des Landes intrigierend einzumischen und seit den 40er Jahren dem protestantisch-englischen oder katholisch-französischen Einfluß sich dienstbar zu machen, wodurch eine natürliche Reaktion von seiten der Eingebornen und Herrscher gegen die Europäer hervorgerufen wurde, die oft mit der Verjagung oder Mißhandlung der letztern endigte.
Von Werken der Missionäre sind hier zu erwähnen: Isenberg und Krapf, Journals detailing their proceedings in the kingdom of Shoa (Lond. 1843);
Krapf, Reisen in Ostafrika (Tübing. 1858).
Unter den französischen Reisenden ragen hervor: Lefebvre, Voyage dans l'Abyssinie (Par. 1845-48, 6 Bde.);
Ferret und Galinier, Voyage en Abyssinie (das. 1847-48, 2 Bde.), und namentlich die Gebrüder d'Abbadie (s. d.).
Das Werk Rochets d'Héricourt: »Voyage sur la côte occidentale de la mer Rouge etc.« (Par. 1841) ist unzuverlässig, ebenso sein zweites Werk: »Second voyage etc.« (1846). Neue Aufklärungen brachte der Italiener Sapeto in »Viaggio e missione cattolica fra i Mensa, i Bogos e gli Habab«; (Rom 1857) sowie Lejean in »Voyage en Abyssinie 1862 et 1864« (Par. 1873). Ein klassisches Werk sind die »Ostafrikanischen Studien« des Schweizers W. Munzinger (Schaffh. 1864). Die Resultate der deutschen Expedition unter v. Heuglin und Steudner finden sich in dem Werk des erstern: »Reise nach Abessinien« (Jena 1868). Die Zoologie behandelten Abessinien Brehm, Ergebnisse einer Reise nach Habesch (Hamb. 1863), und Blandford, Observations on the geology and zoology of Abyssinia (Lond. 1870). Brehm reiste im Gefolge des Herzogs Ernst II. von Koburg, der einen Jagdzug nach Mensa unternahm und darüber ein Prachtwerk mit Farbendrucken nach Rob. Kretschmer (Leipz. 1863) herausgab.
Die Resultate aller neuern Reisenden faßte zusammen Richard Andree in »Abessinien« (Leipz. 1869).
Vgl. außerdem Rohlfs, Im Auftrag des Königs von Preußen mit dem englischen Expeditionskorps in Abessinien (Brem. 1869);
Plowden, Travels in Abyssinia (Lond. 1868);
Jonveaux, Deux ans dans l'Afrique orientale (Tours 1871);
Girard, Voyage en Abyssinie (Kairo 1873);
Raffray, Afrique orientale (Par. 1876);
Rohlfs, Meine Mission nach Abessinien (Leipz. 1883);
Mateucci (Anmerkung des Editors: richtig: Matteucci (= Pellegrino Matteucci, 1850-1881)), In Abissinia (Mail. 1880);
Vigoni, Abissinia (das. 1880);
Winstanley, A visit to Abyssinia (Lond. 1881);
Hartmann, Abessinien (Leipz. 1883).
[Geschichte.] Abessinien, dessen älteste Bewohner wohl der Negerrasse angehörten, erhielt seine älteste Kultur von Ägypten aus, von wo ein Teil der Kriegerkaste (240,000 Mann) zur Zeit des Königs Psammetich I. um 650 v. Chr. in Abessinien einwanderte und ein Reich mit der Hauptstadt Axum (Axome, westlich von Adoa) am obern Atbara gründete, wie Baureste ägyptischen Stils bestätigen (weiteres s. Axum). Im 3. Jahrh. v. Chr. siedelten sich griechische Kolonisten an der Küste in Adulis (jetzt Ruinen von Zula) an und brachten die Kenntnis des Landes nach dem Abendland. In früher Zeit wanderten Araber aus Südarabien ein, das zeitweilig von den Königen von Abessinien beherrscht wurde. Um 330 n. Chr. fand das Christentum von Alexandria her Eingang und bewirkte einen noch engern Verkehr mit griechischer Bildung.
Die Blüte der dadurch erzeugten Kultur fällt in das 4.-7. Jahrh. Später fanden viele religiöse Kriege statt, und im 10. Jahrh. kamen infolge davon wieder Bekenner des jüdischen Glaubens, bis 1268, zur Oberherrschaft. Im 16. Jahrh. war das Land in Gefahr, dem Mohammedanismus zu erliegen, und diese ward nur abgewendet durch rechtzeitige Hilfe der Portugiesen vom Indischen Ozean und der Ostküste Afrikas her. Leider brachten sie neue Streitigkeiten ins Land, denn die römisch-katholischen Priester, insbesondere die Jesuiten, trachteten für ihre Lehre und Kirche nach unbedingter Herrschaft.
Alfons Mendez wurde vom Papst als Patriarch nach Abessinien geschickt und baute mehrere Klöster; aber schon 1634 wurden die Katholiken vertrieben, und die alte monophysitische Lehre gelangte durch die koptischen Geistlichen wie der zur Herrschaft. Die Geschichte der letzten 80 Jahre zeigt uns von unausgesetzten innern Kriegen zerrissen. Der Kaiser oder Oberkönig (Negus) wurde während derselben immer machtloser, und der letzte Schatten eines gemeinsamen Oberhaupts verschwand mit der Absetzung des Negus Saglu Denghel. Er wurde zu Anfang unsers Jahrhunderts zu Gondar in Amhara wie ein Gefangener gehalten, wo er das Oberrichteramt ausübte und geringe Einkünfte bezog.
Aber jeder der in den verschiedenen Landschaften unabhängig gewordenen Statthalter wollte alle übrigen unterjochen und Beherrscher ganz Abessiniens werden, so auch Sabagades, der 1823 Gebieter am Tigré und der östlich vom Takazzé liegenden Gegenden war. Ihn schlugen die übrigen unter Ras Mario 1831. Seitdem wurde in Amhara der Ras Ali mächtig, in Tigré herrschte Ubié als unabhängiger Fürst und in Schoa der streitbare Sahela Selassi. Da trat um das Jahr 1850 eine unerwartete Wendung ein.
Kasa (s. Theodoros), der Sohn eines Statthalters von Quara, besiegte und stürzte Ras Ali und ward Herr von Amhara, dem ganzen mittlern Habesch, das westlich vom Takazzé bis zum Blauen Nil liegt. Er wollte ganz Abessinien erobern und das alte äthiopische Reich wiederherstellen. Zu diesem Zweck benutzte er eine alte Sage, nach der einst ein König Theodoros sich erheben, der das Land groß, das Volk glücklich machen, die Mohammedaner vertreiben und selbst Mekka erobern werde. Religiöse Verhältnisse halfen ihm: seit 1838 wirkte, von der römischen Propaganda gesandt, der höchst gewandte und intelligente Kapuziner de Jacobis in Abessinien und hatte sich selbst den einheimischen Priestern (Debteras) gegenüber in einen Geruch der Heiligkeit zu bringen gewußt;
darauf gestützt, suchte er den von dem Koptenpatriarchen in Alexandria abhängigen Landesbischof (Abuna) Salama seines Einflusses zu berauben, welcher seinerseits, während Ubié von Tigré völlig unter dem Einfluß de Jacobis'
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stand, einen Rückhalt in dem schnell zu größerer Macht aufsteigenden Kasa suchte. Diesen Abuna, Abba Salama, der zu Adowa in Tigré wohnte, lud Kasa zu sich nach seiner Hauptstadt Gondar ein; derselbe forderte erst die Austreibung aller römischen Priester: sie geschah, und nun kam der Abuna, wurde mit großer Ehrfurcht empfangen, und seitdem war die Geistlichkeit im ganzen Land für den jungen Herrscher gewonnen. Kasa verbot die Vielweiberei und den Sklavenhandel, und als er sich eines starken Heers und der Geistlichkeit sicher wußte, forderte er von Ubié Tribut; dieser verweigerte ihn, unterlag aber 1855 in der Schlacht bei Debraski völlig.
Kasa unterwarf nun Tigré und nahm den Titel Theodoros, Kaiser (Negus Negesti, »König der Könige«) von Äthiopien, an. Auch die Provinz Schoa fiel ihm zu. Sahela Selassis Nachfolger, König Haila Malakot, verlor Krone und Reich in einer einzigen Schlacht und starb bald nachher 1856. Nun bildeten die drei Staaten Tigré, Amhara und Schoa Ein Reich. Nachdem er die Empörung Negusiés, der sich zum Herrscher von Tigré aufwarf, 1861 unterdrückt hatte, begann Theodoros durchgreifende Reformen des Staats und der Kirche.
Die Zustände Abessiniens zeigten ein Gemisch europäischer Formen und barbarischer Roheit: es bestand eine Art Feudalsystem neben völlig demokratischen Einrichtungen;
die Rechtspflege war auf das justinianische Recht gegründet, die Verwaltung eine äußerst einfache.
Daneben galt indes ein rohes Kriegsrecht, auch die Blutrache, freilich beschränkt durch zahlreiche Zufluchtsorte (Gheddems). Mit eiserner Strenge und blutiger Grausamkeit wurden Ordnung und Sicherheit gehandhabt, durch Einführung der Monogamie die Sittlichkeit gehoben. Von besonderer Wichtigkeit war, daß unter der Billigung des Volks Theodoros die Güter der Kirche einzog, dagegen der Geistlichkeit ein bestimmtes Einkommen sicherte und den Klöstern das zu ihrem Unterhalt ausreichende Land ließ.
Da brach infolge von Verwickelungen mit England eine Katastrophe herein. Theodoros haßte alle Missionäre, da er unter seinem Zepter nur eine, seine eigne Religion dulden wollte, und gestattete daher nur Bekehrungsversuche an den Juden (Falaschas). Gegen dieses Gebot hatten einige englische Missionäre verstoßen; dazu kam, daß England einen Antrag des Theodoros auf Abschluß eines Bündnisses gegen die Türken zunächst gar nicht, dann unhöflich ablehnend beantwortete. So glaubte sich Theodoros von England schwer verletzt, und jene Missionäre und der Konsul Cameron sollten ihm als Geiseln dienen, bis er von England Genugthuung erlangt hätte.
Später ließ er alle Europäer, auch den englischen Gesandten Rassam, ins Gefängnis werfen. Die leidenschaftliche Wut Theodoros' wurde dadurch noch gesteigert, daß gerade in jener Zeit in allen Teilen des Landes Erhebungen gegen ihn ausbrachen und er seine mühsam begründete Herrschaft dem Ansturm der verbündeten Großen erliegen zu sehen fürchten mußte. Im J. 1867 war faktisch ganz von Theodoros abgefallen, der nur noch in seinem Lager bei Debra Tabor als Herr über seine Krieger herrschte. Da dennoch die Versuche Englands, die Befreiung der Gefangenen gütlich zu erwirken, fruchtlos blieben, sah es sich zu einer kriegerischen Expedition genötigt, für die in Bombay eine Armee von 4000 Mann englischen und 8000 Mann indischen Truppen nebst zahlreicher Artillerie unter Befehl von General Sir Robert Napier ausgerüstet wurde. Im Oktober 1867 landete der englische Vortrab an der Westküste der Annesleybai, im Hafen von Zula.
Der Marsch ging nun aufwärts nach Senafe, das Napier erreichte. Auf dem Weitermarsch über Adigirat und Antalo nach Magdala waren ungeheure Schwierigkeiten zu überwinden, Pässe von 3100 m Höhe und zuletzt eine Reihe scheinbar unpassierbarer Schluchten. Von dem sprach- und terrainkundigen Munzinger geführt, kam das Heer glücklich durch. Theodoros erwartete es bei Magdala. Bei der Annäherung der Engländer griff er dieselben 10. April gegen Abend an mit 5000 Musketieren und 1000 Speerträgern, welche den Abhang herabstürmten, unter den sichern Schüssen der Stahlkanonen in kurzer Zeit 800 Tote und 1500 Verwundete verloren und dann schleunigst zurückflohen; die Engländer, welche 1600 Mann im Gefecht gehabt hatten, verloren 20 Verwundete.
Kleinmütig dachte Theodoros jetzt nur an Frieden. Am 11. April ließ er die Freilassung sämtlicher Gefangenen anbieten, wenn ihm dagegen die Engländer bei der Wiedereroberung seines aufständischen Reichs Hilfe leisten wollten. Übergabe von Magdala und bedingungslose Unterwerfung war dagegen die Forderung Napiers. Darauf entschloß sich Theodoros zur Auslieferung der Gefangenen, welche 11. und 12. April geschah. Als er sich jedoch in der Hoffnung, nun günstigere Bedingungen zu erhalten, getäuscht sah und die Engländer 12. April nach einer kurzen Beschießung zum Sturm auf Magdala schritten, erschoß sich Theodoros (14. April). Am 1. Juni schifften sich die englischen Truppen in Zula wieder nach Indien ein. Damit war die Expedition beendigt.
Abessinien aber wurde gerade durch den schnellen Abzug der Engländer den Verwirrungen wechselvoller Kriege zwischen den Häuptlingen und innerer Zerrissenheit preisgegeben. Diesen Zustand benutzend, annektierte auf Anstiften des zum Gouverneur von Massaua ernannten Munzinger der Chedive von Ägypten 1872 die nördlichen Teile Abessiniens, namentlich die Länder Bogos und Mensa. Inzwischen hatte der Fürst Kassai von Tigré den Fürsten Gobesieh von Godscham besiegt, ganz Abessinien außer Schoa unterworfen und sich unter dem Namen Johannes in Axum zum Negus Negesti krönen lassen.
Als nun Munzinger 1875 in Tadschurra landete, um im Bund mit König Menelek von Schoa von Süden her anzugreifen, während Arakel Bei und der frühere dänische Offizier, Oberst Arendroop, mit einem ägyptischen Heer bis Gundet im nördlichen Abessinien vordrangen, stießen die Ägypter auf unerwartet kräftigen Widerstand. Am 15. Nov. ward Munzinger bei Aussa überfallen und getötet, an demselben Tag fiel bei Gudda Guddi Arendroop im Kampf gegen Kaiser Johannes, und sein und Arakels Heer wurde aufgerieben; 2400 Ägypter wurden niedergemetzelt.
Ismail Pascha schickte darauf seinen Sohn Hassan mit 20,000 Mann nach Massaua, der im März 1876 von da in Abessinien einrückte, aber 25. März bei Gura vom Kaiser Johannes gänzlich geschlagen wurde; nur mit einem geringen Reste des Heers entkam Hassan nach Massaua. Unter dem Eindruck dieser Siege und der raschen Unterdrückung des Aufstands des Fürsten Uld Michael in Hamasen unterwarfen sich die Könige Menelek von Schoa und Ras Adal von Godscham dem Kaiser Johannes, der nun ganz Abessinien beherrschte. Seit dem Aufstand in Ägypten 1882 und dem Abfall des Sudân drohte von dieser Seite keine Gefahr mehr. Mit den europäischen Mächten knüpfte Johannes freundliche Beziehungen an. Ein unversöhnlicher Feind des Islam, ließ er alle Mohammedaner in seinem Reich zwangsweise taufen.
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Vgl. Markham, A history of the Abyssinian expedition (Lond. 1869);
Holland und Hozier, Record of the expedition to Abyssinia (der offizielle Bericht, das. 1871);
Rohlfs, Im Auftrag des Königs von Preußen in Abessinien (Brem. 1869);
Carter, Report on the survey operations, Abyssinia (Lond. 1869);
Stumm, Meine Erlebnisse bei der englischen Expedition in Abessinien (Frankf. 1868);
v. Seckendorff, Meine Erlebnisse mit dem englischen Expeditionskorps in Abessinien (Potsd. 1869);
die Berichte der Missionäre: Blanc, Narrative of captivity in Abyssinia (Lond. 1868);
Stern, The captive missionary (das. 1869);
Flad, Zwölf Jahre in Abessinien (Bas. 1869);
Waldmeyer, Erlebnisse in Abessinien (das. 1869).