die damaligen Parteikriege zwischen dem emporstrebenden
SchahAbbas und seinen
Rivalen in
Persien
[* 2] benutzend, riß er
Herat und
Merw an sich, plünderte
Meschhed und das reiche
GrabImam Rizas und unterwarf auf einige Zeit sogar
Masenderan seinem
Zepter.
Bochara und ganz
Mittelasien erfreuten sich unter seiner Herrschaft der innernRuhe;
Handel und
Industrie
genossen seinen besondern
Schutz. Er errichtete zahlreiche Kollegien und
Moscheen, gründete
Karawanseraien,
Spitäler und sonstige
zum allgemeinen
Wohl bestimmte Gebäude. Mit dem türkischen
SultanMurad III. suchte er die aufkeimende Macht der Sefiden zu
vernichten. Abdullah starb 1597 als letzter der Scheibaniden.
Sein einziger Sohn und Nachfolger,
Abd ul Mumen,
hatte sich kurz vor seinem
Tod gegen ihn empört, und Abdullah mußte ihn zu wiederholten
Malen mit bewaffneter Macht unterwerfen.
ulLatif, arab. Gelehrter, geb. 1162 zu
Bagdad, widmete sich in
Damaskus,
Kairo,
[* 3]
Jerusalem
[* 4] und
Aleppo dem
Studium der
Medizin, starb auf der
Wallfahrt nach
Mekka. Er ist Verfasser zahlreicher
Schriften grammatischen,
rhetorischen, theologischen, juristischen, besonders aber medizinischen
Inhalts, worunter eine
BeschreibungÄgyptens zu erwähnen,
hrsg. von
White (»Abdoliatiphi historiae Aegypti compendium«, Oxf.
1800) und bearbeitet von Silvestre de
Sacy
(»Relationde l'Égypte«, Par. 1810).
ulMedschid, der 31.
Sultan derOsmanen, geb. Sohn
Mahmuds II., folgte, im
Harem erzogen, seinem
Vater auf dem
Thron.
[* 5] Das
osmanische Reich befand sich damals in einer sehr mißlichen
Lage.
Indes wurde von der
Gefahr, von den
Ägyptern nach der
Auflösung des türkischen
Heers bei
Nisib in
Konstantinopel
[* 6] selbst angegriffen zu werden,
durch die
Intervention der europäischen Mächte befreit. Durch die Unterzeichnung des
Hattischerifs von
Gülhane
kündigte Abd ul Medschid die Fortführung des vom
Vater begonnenen Reformwerks an. Er folgte bei dieser wie bei andern Gelegenheiten den
Winken seiner
Mutter, der Sultanin-Walide, welche bis zu ihrem
Tod die
Geschäfte leitete, und
der die
Pietät des
Sohns nie den
Gehorsam verweigerte.
Während auf ihr Geheiß der europäisch gebildete
Reschid Pascha die
Reformen in
Angriff nahm, überließ sich der junge
Padischah
den
Freuden des
Harems. Sogleich nach dem
Tod seiner mütterlichen Führerin sah sich inKrieg mit Rußland
verwickelt (s.
Krimkrieg). Damals wirkten seine europäischen Ratgeber das zweite
Staatsgrundgesetz des türkischen
Reichs,
den Hattihumajum, von ihm aus, welcher verkündigt ward und die Umgestaltung des Osmanenstaats im abendländischen
Sinn vollenden sollte.
Häufige
Aufstände beunruhigten das Land, so besonders in
Bosnien
[* 7] und der
Herzegowina. Scheinbar freilich
sah der
Sultan, der sich seit seiner
Aufnahme in das europäische
Konzert auf dem
PariserKongreß (1856) »Seine
Majestät« und
»Kaiser« nennen ließ und selbst von Zeit zu Zeit seine
Staaten bereiste, um sich von den Zuständen seiner
Unterthanen durch
den
Augenschein Kenntnis zu verschaffen, seine Macht vermehrt.Mehemed Ali, der Todfeind seines
Vaters,
gelobte
Gehorsam, auch
Tripolis und
Tunis
[* 8] kehrten zur Botmäßigkeit zurück, der
Imam von
Maskat erkannte die
Oberhoheit der
Pforte
an, und die Araber von
Aleppo bis
Bagdad wurden unterworfen. Aber alle diese Erfolge wurden nur mit
Hilfe der europäischen
Diplomatie errungen, und das
Reich fristete sein Dasein nur
noch, weil sich die Großmächte über dessen
Teilung nicht einigen konnten. Des
Sultans und des
Landes Unglück war die Haremswirtschaft mit ihrer verderblichen
Verschwendung,
an der Abd ul Medschid trotz seiner sonstigen lobenswerten
Gesinnung mit alttürkischer
Zähigkeit hing. Abd ul Medschid starb
3)
SultanvonMarokko, geb. folgte 1823 seinem Oheim Mulei
Soliman auf dem
Throne. Nachdem er vergeblich versucht
hatte, die zahlreichen fast unabhängigen
Stämme in seinem
Reich vollständig zu unterjochen, geriet er
wegen der
Zahlung desTributs für den
Schutz gegen
Seeräuberei mit mehreren europäischen Mächten in Streit, zuerst mit
Österreich,
[* 16] das ihn 1828 zum
Verzicht auf den
Tribut zwang. Nach der Besitznahme
Algiers durch die
Franzosen versuchte Abd ur Rahmân vergebens, die
ProvinzOran seinem
Reich einzuverleiben. Wiewohl er selbst seitdem friedliche
Gesinnungen gegen seine französischen
Nachbarn hegte, nötigten ihn seine
¶
mehr
fanatischen Unterthanen, Abd el KaderSchutz zu gewähren und 1844 diesem mit 15,000 Mann gegen Algerien zu Hilfe zu ziehen. Aber
seine Reiterschwärme wurden durch MarschallBugeaud am Isly in wenigen Stunden zersprengt, Tanger und Mogador von
dem Prinzen von Joinville beschossen. Obwohl darauf unter englischer Vermittelung mit FrankreichFriede geschlossen
ward, so dauerte doch im Innern die Aufregung fort. Mehr als einmal brachte Abd el Kader, dem einige der angesehensten Stämme
des marokkanischen Gebiets zufielen, Abd ur Rahmâns Thron zum Wanken, und dieser sah sich erst durch die Gefangennehmung
des Kabylenhäuptlings 1847 von dem gefährlichen Nebenbuhler befreit. Auch noch später wurde Abd ur Rahmân durch
Aufstände im Innern und die Gewaltthätigkeiten der Rifpiraten in fortdauernde Händel verwickelt, und 1858 trat sogar ein
Prinz seines Hauses als Thronusurpator auf, dessen Besiegung Zeit und Blut kostete. Abd ur Rahmân starb im August 1859. Sein Sohn und Nachfolger
war SidiMohammed (geb. 1803).
4) Emir von Afghanistan,
[* 18] Sohn Afzul Chans und Enkel DostMohammeds, geboren um 1830, kämpfte unter seinem Vater und seinem Oheim
Azim Chan mit Glück gegen den rechtmäßigen Emir, Schir Ali, und eroberte 1866 Kabul, wo Afzul die Herrschaft übernahm. Als
nach dem Tod seines Vaters (1867) Azim von Schir Ali 1868 gestürzt und vertrieben wurde, mußte, von JakubChan bei Tinah geschlagen, auch Abd ur Rahmân flüchten. Er begab sich unter russischen Schutz, um mit russischer Hilfe eine Empörung
in Afghanistan zu erregen und die Herrschaft zu erringen.
Dazu verstand sich Rußland zwar aus allgemeinen politischen Rücksichten nicht, doch gewährte es Abd ur Rahmân eine
Pension von 25,000 Rubel und wies ihm Samarkand als Wohnsitz an, um ihn jederzeit zur Verfügung zu haben. Als nach SchirAlisSturz
und Tod der von den Engländern anfangs eingesetzte JakubChan, SchirAlis Sohn, sich unzuverlässig und unfähig erwies, beriefen
diese 1880 Abd ur Rahmân nach Kabul und übertrugen ihm die Herrschaft daselbst. Obwohl ein Feind der Engländer,
nahm er dieselbe aus ihren Händen an und zeigte sich während des Kampfes der Engländer mit Ejub Chan treu.