Weibchen durch einen auffallend bronzeartigen Metallglanz.
AndreForscher nehmen an, daß die geschlechtlich ausgebildeten
Aale überhaupt nicht in die
Flüsse
[* 2] steigen, sondern beständig im
Meer bleiben, und daß die in das
Süßwasser übergesiedelten
Aale nur verkümmerte Weibchen sind. Derartige sterile
Formen findet man übrigens auch in andern Fischfamilien. Um das
Verarmen der
Flüsse an
Aalen durch die
Anlage neuer
Mühlen
[* 3] zu verhüten, baut man Aalbrutleitern, d. h. aus rohen Brettern
zusammengenagelte Rinnen, welche mit einer
Neigung von 1:5 bis 1:8 aus dem Oberwasser in das Unterwasser der
Mühle reichen.
Die Rinnen sind mit niedrigen Querleisten benagelt, um das Abrutschen vonKies und kleinen
Steinen, mit
welchen man den
Boden bedeckt, zu verhindern, und so gelagert, daß nur wenig
Wasser durch sie herabfließt. Diese Vorrichtungen
werden von der aufsteigenden Aalbrut bereitwillig benutzt, welche an großen
Wehren ein unübersteigliches Hindernis finden
würde. Auf die Lebensweise der Aale gründen sich der Aalfang und die Aalzucht, wie sie an manchen
Orten im größten
Maßstab
[* 4] betrieben werden. Am vollkommensten entwickelt sind die
Anlagen in den
Lagunen von
Comacchio zwischen
den Mündungen des
Po di Volano und des
Po di Primaro und am Orbitellosee.
Ein sehr ausgebildetes
System von
Schleusen und
Kanälen wird dort im Frühjahr der einziehenden jungen
Aalbrut geöffnet und begünstigt vom
August bis
Dezember den
Fang der erwachsenen, 5-6 Jahre alten Aale, welche sich zur
Auswanderung
anschicken. Die jährliche
Ernte
[* 5] in
Comacchio kann auf 1 Mill. kg veranschlagt werden. Man fängt den
Aal mit
Netzen und
Reusen,
seltener mit der
Angel und tötet ihn am besten durch Abtrennen des
Kopfes. Die sehr lange anhaltende Reflexthätigkeit
des
Rückenmarks, infolge deren sich die
Stücke des toten
Aals lebhaft winden, wird sofort beendigt, wenn man eine
Stricknadel
in das
Rückgrat stößt.
Sehr viele Aale fängt
man inSchleswig-Holstein
[* 6] und in den
Ostseeprovinzen, die meisten aber inHolland, von
wo
England und besonders
London
[* 7] versehen werden. Zwei
Gesellschaften, von denen jede fünf
Schiffe
[* 8] besitzt, führen mit jeder
Reise 8-10,000 kg lebende Aale ein. Die vorzüglichen
Präparate der
Küche von
Comacchio kommen zum Teil auch nach
Deutschland.
[* 9] Das fettreiche Aalfleisch ist überall frisch, geräuchert und eingemacht eine beliebteSpeise, namentlich
waren die angelsächsischen
Stämme von jeher
Liebhaber desselben; Verwilligungen und
Freibriefe wurden oft durch
Zahlungen in
Aalen geregelt. Die Klöster begünstigten die
Anlage von Aalteichen, und diesseit wie jenseit des
Kanals zeugen zahlreiche
Namen von der frühern Ergiebigkeit des Aalfangs (Ellesmore, Elfinger
Hof
[* 10] etc.).
Vgl.
Coste,
Voyaged'explorationsurle littoral de laFranceet de l'Italie (2. Aufl., Par. 1861).
Jagstkreis, 429 m ü. M., am
Kocher und an der Remsbahn (Kannstatt-Nördlingen),
mit
Amtsgericht, evangelischer und kath.
Kirche,
Draht- und Eisenwerk
(Erlau), Fabrikation von
Tuch- und Wollwaren,
Drahtstiften
und
Wichse,
Gerberei und (1880) 6659 Einw. (1425 Katholiken).
In der Umgegend zahlreiche Eisenwerke, darunter
Wasseralfingen (s. d.).
Aalen war ehedem freie Reichsstadt, bis es 1802 an
Württemberg
[* 11] kam.
Die Geschichte der Stadt schrieb
Bauer (Stuttg. 1853).
norweg. Handelsstadt, in dem zum
StiftBergen
[* 12] gehörigen Teil des
AmtesRomsdal, 1824 gegründet, hat (1876) 5783 Einw.
und bildet einen der Zentralpunkte für die reichen Dorschfischereien,
welche an den
Küsten der
Vogtei
Söndmöre getrieben werden.
Die Stadt besaß 1881: 97 Fahrzeuge von 5537
Ton. Der
Wert derEinfuhr betrug 1882: 619,000
Kronen,
[* 13] der Ausfuhr 3,101,100 Kr. (davon Fischwaren 3,059,700 Kr.).
Eine Burgruine in der
Nähe gilt als Geburtsstätte des Normannenherzogs
Rollo.
Pascha,MehemedEmin, hervorragender türk. Staatsmann, geb. 1815 als Sohn eines
Beamten zu
Konstantinopel,
[* 14] ward auf
EmpfehlungReschidPaschas bereits mit 15
Jahren im Übersetzungsbüreau des auswärtigen
Amtes angestellt, wo er sich in kurzer Zeit eine umfassende
Bildung aneignete. Im J. 1835 wurde er zweiter Gesandtschaftssekretär
inWien,
[* 15] 1838 Gesandtschaftsrat und nach einem kurzen Aufenthalt als
Unterstaatssekretär in
Konstantinopel
1840-44 Gesandter in
London. In dieser Zeit gewann er, die europäischen Verhältnisse mit freiem
Blick beurteilend, die Überzeugung
von der
Notwendigkeit durchgreifender innerer
Reformen im türkischen
Reich.
Seit Juli 1855 selbst
Großwesir, präsidierte der
Kommission, aus deren
Verhandlungen der Hattihumajum vom hervorging,
ein gewaltiger Fortschritt in dem innern
Leben der Türkei,
[* 16] insofern er die Gleichberechtigung aller
Nationalitäten
und Bekenntnisse im türkischen
Reich verkündigte. Auch bei den
Verhandlungen des
PariserFriedens vertrat Aali Pascha mit großer Entschiedenheit
und Gewandtheit die türkischen
Interessen, vermochte indes nicht mit allen seinen
Wünschen durchzudrängen.
Namentlich die Festsetzungen über die
Donaufürstentümer bereiteten der
Pforte Schwierigkeiten und veranlaßten schon Aali
Paschas Rücktritt vom Großwesiramt.
Indes blieb er Mitglied des
GroßenRats und
Minister ohne
Portefeuille;
auch ward er (im
Januar 1858) nach dem
TodReschidPaschas wieder
Großwesir. Allein da seinem Reformeifer das Drängen der Vertragsmächte
lästig wurde und ihre
Forderungen unzweckmäßig erschienen, trat Aali Pascha nach kurzer Zeit wieder ab. Für
kurze Zeit hatte er das Großwesiramt noch einmal interimistisch, vom Juni bis
November 1861 auch definitiv inne, worauf er
wieder das
Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten übernahm.
Ausführung durch innere und auswärtige Verwickelungen vielfach gehindert und gefährdet wurde, starb Aali Pascha auf
dem Landsitz Erenkeni in Kleinasien.