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im Württembergischen.
Aus diesem Zweige des Hauses sind besonders zu nennen: die Grafen Ernst II. (1594-1670) und sein Sohn Wolfgang IV. (1629-1708), beide Reichshosrats-Präsidenten und einflußreiche Vertrauensmänner ihrer Kaiser, ferner Fürst Kraft [* 3] Ernst (1748 - 1802), der bedeutendste Vertreter seines Hauses.
Der gegenwärtige Senior des öttingischen Gesamthauses, Fürst Karl zu Öttingen-Wallerstein, geb. erblicher bayr.Reichsrat und erbliches Mitglied derwürttemb.
Ersten Kammer, folgte seinem Vater Friedrich, auf den von seinem ältern Bruder, Ludwig Kraft Ernst, Fürst zu Öttingen-Wallerstein (s. d.), 1823 die Standesherrschaft durch Hausgesetz über- gegangen war. -
Vgl. Grupp, Ottingische Ge- schichte der Neformationszeit (Nördl. 1894);
ders., Öttingische Regesten (Heft 1, ebd. 1896).
Bttingen, Stadt im Bezirksamt Nördlingen [* 4] des bavr. Reg.-Bez. Schwaben, an der Wörnitz und der Linie Pleinfeld-Augsburg der Bayr. Staatsbabnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Neuburg), [* 5] Rent- amtes und einer fürstl.
Domanialkanzlei, batte 1890: 3097, 1895: 3110E., darunter 1141 Katholiken und 168 Israeliten, Posterpedition, Telegraph, [* 6] Fern- sprecheinrichtungen, Neste der alten Befestigungen, evang. und kath. Kirche, Synagoge, Schloß, Residenz der Fürsten von Öttingen-Spielberg (s. Öttingen, Grafschaft), Progymnasium, Johannispensionat für evang. Lateinschüler, ein Lchrertöchterheim, Wai- senhäuser, Krankenhaus, [* 7] Wasserleitung, [* 8] Kanalisa- tion;
Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschi- nen, Orgeln, Harmoniums und Klaviaturen.
Oettingen, Alexander von, prot.
Theolog und Moralstatistiker, geb. 12./24. Dez. 1827 in Wissust bei Dorpat, [* 9] studierte in Dorpat, Erlangen, [* 10] Bonn [* 11] und Berlin, [* 12] habilitierte sich 1854 in Dorpat, wo er 1856 außerord. und noch im gleichen Jahre ord. Professor der systematischen Theologie wurde. 1861 war O. ein Jahr lang evang. Pastor in Meran, [* 13] wo er die erste prot.
Kirchengemeinde Tirols begründete;
1891 trat er in den Ruhestand. Sein Hauptwerk ist «Die Moralstatistik und die christl. Sittenlehre» (2 Bde., Erlangen 1868-74), dessen erster Teil in 3. Aufl. u. d. 5t.
«Die Moral- statistik in ihrer Bedeutung für eine Socialethik» (ebd. 1882) besonders erschien.
Außerdem sind zu nennen: «Antiultramontana» (Erlangen 1876),
«Wahre und falsche Autorität» (Lpz. 1878),
«Hippels Lebens- läufe» (mit litterarhistor. Einleitung bearbeitet, 3 Bde., ebd. 1878; 3. Aufl. 1892),
«Goethes Faust. Text und Erläuterung in Vorlesungen» (2 Bde., Er- langen 1880),
«Obligatorische und fakultative Civil- ehe» (Lpz. 1881),
«über akuten und chronischen Selbst- mord» (Dorp. 1881),
«Christl. Religionslehre auf reichsgeschichtlicher Grundlage» (2 Bde., Erlangen 1885-86),
«Was heißt Christlich-social?» (Lpz. 1886),
«Zur Duellfrage» (Dorp. 1889),
«Zur Ge- schichte des Jenseits» (ebd. 1889),
«Theorie und Praxis des Heiratens» (Lpz. 1892),
«Die Diakonissen- frage» (Riga [* 14] 1894),
«Das göttliche,Noch-nicht', ein Beitrag zur Lehre [* 15] vom Heiligen Geist» (Lpz. 1895). Von 1859 bis 1872 gab er die von ihm mit begrün- dete «Dorpater Zeitschrift für Theologie und Kirche» (Bd. 1-14) heraus. Sttingen, Arthur von, Physiker und Musik- theoretiker, geb. 28. (16.) März 1836 in Dorpat, stu- dierte hier 1853-58 sowie 1859-62 in Paris [* 16] und Berlin Physik, Physiologie und Mathematik, habi- litierte sich 1863 in Dorpat für Physik, wurde 1865 außerord., 1866 ord.
Professor daselbst. 1893 eme- ritiert, ließ er sich als Privatdocent in Leipzig [* 17] nieder, wo er 1894 zum ord.
Honorarprofessor ernannt wurde.
Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben: «Die Korrektion der Thermometer, [* 18] insbesondere über Bessels Kalibriermethode» (Dorp. 1865),
«Meteo- rolog. Beobachtungen in Dorpat angestellt» (mit kritischen Abhandlungen, ebd. 1871 -93),
«Har- moniesystem in dualer
Entwicklung» (ebd. 1866), Abhandlungen über elektrische
Entladung und
Gas- explosionen,
Thermodynamik u. a. in Zeitschriften. " Öttingen-Wallerstein,
Ludwig Kraft Ernst, Fürst zu, bayr. Staatsmann, geb. auf dem
Stammschlosse seines Hauses, folgte seinem
Vater Kraft Ernst, Fürst zu Öttinger
(gest. unter
Vormundschaft seiner
Mutter (Toch- ter des
Herzogs
Ludwig von
Württemberg)
[* 19] in der Regierung des damals noch souveränen Fürsten-
tums. Nach der Mediatisierung seines
Landes (1806) war er 1808 bayr. Kronobersthofmeister und 1818 bayr.
Reichsrat geworden. Er beteiligte sich lebhaft an dem württemb. und dem bayr.
Verfas- sungswerk und rügte auf den Landtagen von 1819 und 1822 in der Kammer der Neichsräte mit großer Freimütigkeit
die Mängel der
Bureaukratie, wes- halb er sein Kronamt und seinen Sitz in der Kam- mer verlor. Nach dem Regierungsantritt
König
Ludwigs I. 1825 in sein Kronobersthofmeisteramt wieder eingesetzt, wurde er Regierungspräsident
in
Augsburg
[* 20] und 1831 Minister des Innern. Infolge eines Zwiespalts mit dem Finanzminister wegen Verwendung der Ersparnisse
im
Budget wurde er entlassen, worauf er 1838 freiwillig auf seine
Ämter verzichtete und nur das Kronobersthofmeisteramt nebst
der Reichsratswürde behielt. Er trat nun zur Opposition über, kam in einen heftigen, zu einem Duell
führenden
Konflikt mit seinem Nachfolger, dem Minister
Abel, und griff auf dem Landtage 1845-46 das klerikale
System der Regierung
scho- nungslos an. Dennoch übernahm er eine außer- ordentliche Gesandtschaft nach
Paris, kehrte aber 1847 nach dem
Sturze
des Ministeriums
Abel nach
München
[* 21] zurück, wo er im November mit Herrn von Berls als Minister des Äußern
und des Innern das sog. Lola-Ministerium bildete. Am erhielt er seine Entlassung,
verzichtete 1849 auf seine Reichsratswürde und stellte sich in der Abgeordnetenkammer an die
Spitze der äußersten Linken. 1862 legte
er sein
Mandat nieder, ging in die
Schweiz
[* 22] und starb in Luzern.
[* 23] -
Vgl. Abel und Wallerstein, Beiträge zur neuesten Geschichte bayr. Zustände (Stuttg. 1840).
Attinger, Eduard Maria, Schriftsteller, geb. zu Breslau, [* 24] war zuerst in Wien [* 25] jour- nalistisch thätig und unternahm 1829 in Berlin die Herausgabe des humoristisch - satir.
Blattes «Eulenspiegel», an dessen Stelle 1831 der «Figaro» trat, der bis 1836 bestand.
Zwischendurch hatte er in
München das Tageblatt «Das schwarze
Ge- spenst» herausgegeben, das nach
drei
Monaten unter- drückt ward und ihm Landesverweisung eintrug. Den 1836 zu
Hamburg
[* 26] begründeten
«Argus» ver- kaufte Öttinger
1838 und
ging nach
Wien.
Auch hier bald ausgewiesen, lebte er anfangs in der Schweiz, dann vorübergehend in Stuttgart [* 27] und Mainz, [* 28] bis er sich 1842 in Leipzig niederließ, wo er bis 1851 l den «Charivari» und 1843-49 den «Narren- almanach» herausgab. 1861 siedelte er nach Dres- den über. Er starb zu Blasewitz bei ¶