Öls,
[* ] Standesherrschaft mit dem Titel eines Fürstentums im preuß. Regierungsbezirk Breslau, hatte ursprünglich ein Areal von 1760 qkm (32 QM.) mit etwa 130,000 Einw. und umfaßte acht Städte, den größern Teil der Kreise O. und Trebnitz und kleinere Teile der Kreise Militsch, Wartenberg (Medzibor) und Kreuzburg (Konstadt). Das Fürstentum gehörte früher den Herzögen von Niederschlesien, stand 1310-1492 unter eignen Herzögen vom Stamm der Piasten, fiel dann an Böhmen, das schon 1329 die Lehnshoheit erworben, und kam 1495 an das Herzogtum Münsterberg. 1647 ging es an den Gemahl der Erbtochter des Herzogs Karl Friedrich, den Herzog Sylvius Nimrod von Württemberg, über, welcher Stifter der Linie Württemberg-Öls. wurde. Nach dem Erlöschen dieser Linie mit dem Herzog Karl Christian Erdmann 1792 fiel durch dessen einzige Tochter, Friederike Sophie Charlotte Auguste, das Fürstentum an deren Gemahl, den Herzog Friedrich August von Braunschweig, und nach dessen Tod 1805 an seinen Neffen, den Herzog
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Friedrich Wilhelm, der sich nun Braunschweig-Öls. nannte. Nach seinem Tod 1815 kam das Fürstentum an dessen Sohn und Nachfolger, den Herzog Karl von Braunschweig, der es 1824 unter der Bedingung des Heimfalls als Sekundogenitur an seinen Bruder Wilhelm abtrat, der 1830 die Regierung von Braunschweig übernahm. Als Herzog Wilhelm auf Sibyllenort starb, fiel das Fürstentum Öls (92 qkm) als erledigtes Lehen an die Krone Preußen zurück und ward von dieser dem jedesmaligen Kronprinzen verliehen, während die braunschweigischen Fideikommiß- und Allodialgüter (318 qkm) nach dem Testament des Herzogs in den Besitz des Königs von Sachsen übergingen.
Vgl. Häusler, Geschichte des Fürstentums Öls bis zum Aussterben der plastischen Herzogslinie (Bresl. 1883);
Schulze, Die Succession im Fürstentum Öls (das. 1884). -
Die gleichnamige Hauptstadt des Fürstentums und Kreisstadt, an der Ölsa, Knotenpunkt der Linien Breslau-Tarnowitz, Öls-Gnesen u. Öls-Wilhelmsbrück der Preußischen Staatsbahn, 178 m ü. M., hat 4 Vorstädte, 3 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Schloß (1558 erbaut, mit Bibliothek u. Park), ein Gymnasium, ein evang. Schullehrerseminar, ein Landgericht, ein Hauptsteueramt, ein Forstamt, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen, Wagenbauanstalten, Glockengießerei, eine Dampfmühle, Schuhmacherei, Gerberei, Ziegeleien, Bierbrauerei, Gemüsebau, Handel mit Flachs, Getreide und Sämereien und (1885) mit der Garnison (ein Jägerbat. Nr. 6 und eine Eskadron Dragoner Nr. 8) 10,276 meist evang. Einwohner. Zum Landgerichtsbezirk Öls gehören die zehn Amtsgericht zu Bergstadt, Festenberg, Militsch, Namslau, Neumittelwalde, Öls, Prausnitz, Trachenberg, Trebnitz und Polnisch-Wartenberg. In der Nähe das königlich sächsische Lustschloß Sibyllenort.