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Boden weiter zu bauen, durste der dichterischen Phantasie nicht verwehrt werden.
Schon Dante hatte sich dies in seiner «Divina commßäia» ge- stattet, in der nicht bloß .heidnisches und Christliches, sondern alle Elemente der Ethik, Sasse, Geschichte, Religion (Philosophie), Satire, teils in realer, teils in allegorischer Gestalt durcheinandcrfluten.
Ruch das historische Epos kann der Pbantasie nicht entraten, wenn es ein Dichterwerk sein will, und diese herrscht sogar souverän, wo die «Geschichte» nicht das wirtlich Geschehene ist, sondern das, was nach dem Gesetz der Kausalität hätte gescheben können (ideale Geschichte).
Zur erstgenannten Art gehören Voltaires «llem-iaäs», Pyrkers «Rudol- fias», Linggs «Völkerwanderung», Sckerenbergs «Hohenfriedberg», «Leuthen», [* 3] «Ligny», «Waterloo», [* 4] Hamerlings «Ahasver», «König von Eion», zu letz- terer, welche man die romantische Epik nennen darf, E. ^chulzes «Cäcilie», Scheffels «Trompeter von Sälkingen», G. Kinkels «Otto der Schütz». (Üdor Goethes «Hermann und Dorotbea» und Voß' «Luise» s. Idnlle.) Das lehrhafte Epos umfaßt die Fabel (Tierepos) und die Satire idie im Tierepos übrigens auch vertreten ist),
es fällt mit dem fog. Lehrgedicht nicht zusammeu.
Hesiods «Werke und Tage» und Virgils «6601-Z'ica» sind keine Epen. Byrons «von ^uan» kann sowohl ein satirisches als ein tomisches Epos genannt werden, ebenso Butlers «lluäidrll.8».
Das komische Epos kann entweder mit un- schuldig lachender Miene auftreten, wie in K. H. Kortums «Iobsiade», oder mit tendenziöser Paro- die des Erhabenen;
als solches kann es auch als besondere Gattung aufgefaßt werden.
Auch das rein Komifche entbehrt felten eines oder des andern parodistischen Zuges, weil es kaum eiue dankbarere Komik giebt, als kleine und kleinliche Dinge de5 Alltagslebens im Pathos des heroischen Epos dar- zustellcu.
Beispiele des parodistischen Epos sind Boileaus «Kirchenpult», Popes «Lockenraub» und «Dunciade»,Zachariäs «Nenommist» und «Schnupf- tuch»;
ausgeprägt parodistischen Charakters und mustergültig für die Gattuug ist bereits ein Gedicht des frühern Altertums: «Die Batrachomyomachie» («Frofchmäuscler»),
nachgeahmt von dem Deutschen Georg Rollenhagen, aus späterer Zeit Voltaires «?ucc;1iL»
und A.Blumauers «Travestierte Aneis». (S. Travestie.) Unsere Zeit soll dem Epos ungünstig sein, insofern seine Gestalten nicht mehr vom verklärenden Licht [* 5] der Sage umflosseu und die Götter verschwunden seien.
Aber so gut sich die Personen des modernen Dramas von dem Urgruud der Sage loszumachen vermochten und ihr handeln auf frei sittlicher Selbst- bestimmung zu gründen versuchen, sollte auch für den Helden des modernen Epos eine solche Stellung zu gewinnen sein.
Daß es möglich ist, beweist der Roman, das Epos in Prosa, dessen Kunstgesetze freilich nur im ganzen und großen auf das moderne Epos anzuwenden sind. Gppan oder St. MichaelinEppan, Gemeinde im Gerichtsbezirk Kältern der österr.
Bezirkshaupt- mannschaft Bozen [* 6] (Umgebung) in Südtirol, nahe am Beginn der Straße über die Mendel (1354 m), auf einem Plateau (410 m), ringsum von Wein- gärten (berühmter Eppaner Wein) umgeben, um- faßt die Orte St. Michael oder E., Girlan, St. Pauls, Missian und Montiggl und hat (1890) 5015 E. und Post.
Oberhalb E., dessen Name von Munm, d. i. Hochebene, hergeleitet wird, liegen die Ruiuen von Hohen E. (720 m) mit dem Kreide- turm, Stammsitz der Grafen von E., die durch ihre Fehden mit den Bifchöfen von Trient [* 7] und den Grafen von Tirol [* 8] bekannt sind, Schloß Boimont und Altenburg, [* 9] wovon die Gegend früher den Na- men trug. Gppendorf.
1) Pfarrdorf in der Amtshaupt- mannschaft Flöha der fächf.
Kreishauptmannschaft ^wickau,an der Nebeulinie HetzdorstE. (9,8 km) der Sächs. Staatsbahnen, [* 10] hat (1890) 2944 (1406 männl., 1538 weibl.) meist evang. E., Post, Telegraph, [* 11] neue roman. Kirche (eine der schönsten Dorfkirchen Sachsens);
Baumwollspinnerei, 2 Mehl- und Säge- mühlen, Holzspulen-, Spielwareu- und Cigarren- fabrik. - 2) Vorort von Hamburg [* 12] (s. d.). Eppich (mittelhochdeutsch epiicli, entlehnt aus lat. apium), in älterer Sprache [* 13] soviel wie Sellerie ls. ^pinm);
erst im Neuhochdeutschen wird E. auch für Epheu angewendet.
Gpping, Stadt in der engl. Grafschaft Essex, 25 km im NNO. von London, [* 14] hat (1891) 2565 E., Handel mit Butter, Milch und Fleisch. E. liegt am Nordende des Epping-Forest, eines hügeligen Forstes, der einst bis vor Londons Thore reichte, jetzt in einer Größe von 2^ hkm erhalten wird und einen beliebten Ausflugsort der Londoner bildet. Gppingen.
1) Amtsbezirk im bad. Kreis [* 15] Heidel- berg, hat (1890) 18132 (8850 männl., 9282 weibl.) E., darunter 4488 Katholiken und 803 Israeliten;
3868 Haushaltungen, 15 Gemeinden. -2) Haupt- stadt des Amtsbezirks E., 33 km im SO. von Heidei- derg, links an der zum Neckar gehenden Elsenz, an den Linien E.-Karlsruhe (47,8 km) der Bad. [* 16] und Crailsheim-Heilbronn-E. (112,2 km) der Württemb. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksamtes und Amts- gerichts (Landgericht Karlsruhe), [* 17] hat (1890) 3546 E., darunter 635 Katholiken und 147 Israeliten, Post, Telegraph, evang. und kath. Pfarrkirche, landwirt- schaftliche Winterschule, höhere Bürgerschule, Ge- werbeschule, Vorschußvcrein, Sparkasse und in der Nähe große Sandsteinbrüche.
Eppishusen, Meister Sepp von, s. Laßberg. Eppstein, Flecken im Obertaunuskreis des prouft. Reg.-Bez. Wiesbaden, [* 18] 16 km im NW. von Höchst, 8 km im SW. von Königstein, am Schwarz- dach, in 184 m Höhe, am Südabhang des Taunus und am Anfange des bei Hofheim nach der Main- ebene sich öffnenden Lorsbachthals, an der Linie Frankfurt-Höchst-Limburg der Hess.
Ludwigsbahn, hat (1890) 835 E., Post, Telegraph, evang. Kirche (15. Jahrh.);
Ackerbau, Bleiwalzwerke, Stanniol- und Kistenfabriken, Gerbereien, Färbereien.
Die Stadt wird überragt von der Ruine der Burg E.; dieselbe, früher im Besitz des alten Geschlechts der Eppsteiner, die 1535 im Mannsstamm ausstarben, jetzt Eigentum des Fürsten Stolberg-Wernigerode, wird um 1120 zuerst erwähnt.
Von 1535 bis 1803 gehörte E. zu Kurmainz, seit 1803 zu Nassau. üppnr si innövs (ital.), «Und sie (die Erde) bewegt sich doch», Ausruf, mit dem Galilei die ihm abgedrungene Abfchwörung der Kopernikanifchen Lehre [* 19] begleitet haben soll;
er ist nicht durch gleich- zeitiges Zeugnis verbürgt, sondern wird erst im «victionnaii^ kistoi-itiuL» (Caen 1789) erwähnt. ^prouvs (frz., spr. epröhw), Probe, Versuch; Korrekturbogen;
N. ä'artißw (spr. dartist, d. i. Künstlerabzug),
ein Kupferstick) mit der radierten ¶