Ätna
[* 2] (ital. Etna oder Mongibello, aus monte und arab. Dschebel, Berg), der höchste der feuerspeienden Berge Europas, erhebt sich im nordöstl. Teile Siciliens terrassenförmig aus der Ebene von Catania bis zu 3313 m. Seine Basis hat einen Umfang von etwa 130 km, und auf seinen Abhängen liegen 65 Ortschaften mit etwa 300000 E. Er ist ringsherum durch tiefe Einsenkungen von dem umgebenden Kalk- und Thongebiet getrennt, namentlich durch die Flüsse [* 3] Alcantara im N. und Simeto im W. und S. Seine Unterlage, besonders an den östl. Steilküsten mehrfach aufgeschlossen, scheint durchweg aus denselben Schichten zu bestehen wie die übrige Insel.
Über dieser
Basis steigt sein mächtiger
Kegel empor, besetzt mit mehr als 200 kleinen Kraterbergen, bis zur Höhe von etwa 3000 m.
Hier findet sich ein Gipfelplateau, der
Piano del Lago, von etwa 3 km Durchmesser, über dem der eigentliche
Kegel noch 300 m emporsteigt. An der Südseite des
Piano del Lago ist die für Besteigungen des Ätna
unentbehrliche
Casa Inglese
(2942 m), 1811 von Engländern angelegt. Hier kocht das Wasser bei 89° C., und die
Flora schließt ab. Daneben ist ein astron.
Observatorium errichtet, das auch noch Gelegenheit zur
Unterkunft für Reisende bietet. An der Ostseite
des Plateaus findet sich eine tiefe Einsenkung, nach dem
Meere geöffnet, das
Val del Bove, das als
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ehemaliger Hauptkrater des Ätna
zu betrachten ist. Dieses tief eingerissene Thal,
[* 5] von der Serra del Solfizio und der Serra
delle Concazze eingeschlossen, ist für das Studium der Struktur des von großer Bedeutung. Unmittelbar über dem Rande des
Val del Bove steht der Philosophenturm, in dem der Sage nach Empedokles wohnte. Bestiegen wird der Ätna
meist
von Nicolosi, dem 700 m hoch gelegenen höchsten Ort des Südhanges, aus.
Die Kulturregion des Ätna
(regione piemontese o coltivata) ist mit Städten, Dörfern und Villen angefüllt, wird von kleinen
Lavabergen gebildet und erzeugt alle Produkte des sicil. Ackerbaues, namentlich Wein, bis zur Höhe von 1100 m.
Die Ansicht auf der Südostseite, z. B. von Tre Castagni, zeigt den üppigsten Vorgrund mit Oliven, Dattelpalmen, indian. Feigen
(Opuntia, deren Früchte vom August, bis Januar ein wichtiges Nahrungsmittel
[* 6] bilden), Lorbeerbäumen, Orangen und Granaten,
[* 7] und die reichste Ferne.
Hier befindet man sich in der untern, bis 500 m hinaufreichenden Kulturregion, während die obere (500-1300 m) noch durch Wein und Kastanien ausgezeichnet ist, deren lichte Haine mit Getreidefeldern sich schon oberhalb der Ortschaften ausdehnen. Die letzte Ansiedelung (Casa del Bosco) liegt an ihrer Grenze. Dann folgt als dritte Region die der Wälder (regione boscosa) von Eichen (Quercus pubescens), Buchen, Birken und der Lariciokiefer, welche bei 2200 m den Wald schließt.
Ihr reiht sich auch der Charakterstrauch (Gonocytisus aetnensis), ein Ginster mit goldigem Blütenschmuck, an. Doch sind die Wälder durch Menschenhand und Lavaströme stark verwüstet worden. Die vierte Region (regione deserta), über 2200 m Höhe, hat dürftig zerstreute Strauchvegetation und keine eigentliche Alpenflora, weil Wasser mangelt. Berberis aetnensis und ein mit scharfen Stacheln besetzter Tragantstrauch reichen bis gegen 2500 m, die letzten Blütenpflanzen bis 3000 m Höhe, unter ihnen Senecio und Anthemis aetnensis als Charakterarten des Berges. Gerade diese vierte Region ist aber, da sie auch im Sommer in allen Schluchten Eis [* 8] und Schnee [* 9] enthält, sehr wertvoll. Sie versorgt nicht nur einen großen Teil Siciliens, sondern auch Malta mit dem den Einwohnern zu kühlenden Getränken unentbehrlichen Schnee, und es soll der Schneehandel, für alleinige Rechnung des Bischofs von Catania betrieben, einen jährlichen Gewinn von 15-18000M. abwerfen.
Der im N. und O. steil aufsteigende, überall wild zerklüftete Berg scheint durch seine verschiedenen Lavaumlagerungen auf eine zweifache Epoche seiner Aufschüttung hinzudeuten, denn einige Lavaschichten wechseln mit jüngern Kalkgebilden. Vor Christi Geburt kennt man elf Ausbrüche, unter denen die von 477 und 121 am merkwürdigsten; nach Christi Geburt sind es die von 1160, 1169, 1329, 1536, 1537, 1669, 1693, 1763, 1787, 1792, 1802, 1805, 1809, 1811-12, 1819, 1832, 1838, 1842, 1852, 1865 (29. und (26. Mai bis 6. Juni), (18. Mai bis 8. Juni), (Juli und August).
Die Lavaergüsse verhalten sich in Menge und Mächtigkeit zu denen des Vesuvs wie gewaltige Ströme zu
unbedeutenden Flüssen und haben schon öfter mächtige Verheerungen angerichtet, deren Opfer wiederholt das nahe Catania und,
wie 1631, die Gegend um Bronte war. Sie kommen nur in seltenern Fällen aus dem Hauptkrater, der dann jedesmal bedeutende
Umformungen erleidet; meistens sind bei den Ausbrüchen besondere Krater
[* 10] gebildet worden, von denen Lavaströme
ausgingen, wie die Monti-Rossi, die bei dem furchtbaren Ausbruche von 1669 entstanden sind. Bei dem Ausbruche von 1874, der
an der Nordseite des Gipfelplateaus stattfand, spaltete sich der Ätna
bis in die Nähe des Monte-Nero.
[* 2]
^[Abb.: Der Ätna
und seine Umgebung]
Die Lage des und seine Umgebung ist auf vorstehender Karte dargestellt. Um die Topographie und Naturgeschichte
des Ätna
machten sich besonders verdient: Gemellaro durch seine Beobachtungen, Ferrara
[* 11] durch die «Descrizione del Etna» (Palermo
[* 12] 1818) sowie die zu Catania 1824 von ihm gegründete Gioenische Akademie, welche zu Ehren des Ritters Gioeni,
des Verfassers einer «Litologia vesuviana»,
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so genannt wurde, und Smyth durch sein «Memoir descriptive of the resources, inhibitants
and hydrography of Sicily» (Lond. 1824). Das wichtigste Werk aber hat Sartorius von Waltershausen («Atlas
[* 14] des Ätna»
, Gött.
und Weim. 1848-59) geliefert. Aus dem Nachlaß desselben erschien: «Der
Ätna
, nach den Manuskripten des Verstorbenen herausgegeben und vollendet von A. von Lasaulx» (2 Bde., Lpz.
1880). Hervorzuheben sind noch: Grassi, Relazione storica ed osservazioni sulla eruzione etnea del 1865 (Catania 1865);
Silvestri, I fenomeni vulcanici presentati dell' Etna nel 1863-66 (ebd. 1867);
Strobl, Flora des (in der «Österreichischen botan. Zeitschrift», 1886-87);
Chair, Carta volcanologica e topografica dell' Etna (Genf [* 15] 1892).