Äthyläther
dient in einem bedeutenden Teil Irlands, vorwiegend in dem von Protestanten bewohnten nördlichen Teil der Insel, als Berauschungsmittel. Erst etwa 30 Jahre besteht die Unsitte des Äthertrinkens; sie soll die Folge der von dem Priester Matthews eingeführten Temperanzreform sein. Die Leute entsagten dem Branntwein und griffen zum schneller berauschenden billigern Äther, der von Apothekern, Kaufleuten, Hausierern massenhaft verkauft wird. Die jedesmalige Dosis schwankt zwischen einem Theelöffel und einem Weinglas.
Man wäscht sich mit Wasser den Mund aus, gießt den Äther in ein Weinglas, klemmt die Nase [* 2] fest zu und schlingt das Getränk schnell hinunter. Die Berauschung macht verschiedene Stadien durch. Das Gesicht [* 3] rötet sich, es tritt eine unterdrückte Aufregung ein, die Muskeln [* 4] erschlaffen, seltsame Träume stellen sich ein, und schließlich kommt die Bewußtlosigkeit. Diese ist jedoch nicht von langer Dauer, jedenfalls nicht so anhaltend wie bei der alkoholischen Berauschung.
Auch die Nachwirkungen sind von denen des Alkoholrausches verschieden. Kopfweh und Übelkeit bleiben aus, dagegen stellen sich Verdauungsstörung, Dahinbrüten, Trübsinn und bei Mädchen hysterische Anfälle ein. Bei Gewohnheitstrinkern bemerkt man lange anhaltende Bewußtlosigkeit, Zerstörung der Willenskraft, Halluzinationen und Unfähigkeit, zwischen Vision und Thatsachen zu unterscheiden. Das schlimmste ist, daß Kinder bereits dem Laster frönen; körperlicher und geistiger Ruin ist die Folge. Ein Ausschuß unter Playfairs Vorsitz hat viele dieser Übelstände ans Licht [* 5] gebracht, wie ihnen aber abzuhelfen ist, darüber gehen die Ansichten auseinander.