Äquatoriālprovinz,
Äquatoria, Hat el-Estiwa, ehemalige südlichste Provinz des ägypt. ¶
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775 Sudan, ungefähr zwischen dem 2. und 7.°nördl. Br. und dem 27. und 34.° östl. L. von Greenwich, mit den Distrikten Rohl, Bor, Ladó, Kirri, Dufilé, Makraka, Monbuttu, Latuka, Fadibek und Fauvera, ist durch den Weißen Nil in zwei ungleiche Hälften geteilt, von den Zuflüssen des Nils und des Uelle ungemein reich bewässert, vielfach mit Getreide [* 3] bebaut und zu tropischen Kulturen geeignet. Die Bewohner gehören zu dem Stamme der Sudanneger und gruppieren sich in die Stämme der Dinka, Bari, Madi, Schilluk, Schuli, Sandeh (Niamniam) und Monbuttu.
Unter dieser Bevölkerung
[* 4] hausten seit Jahrzehnten als die berüchtigtsten Sklavenhändler die nub. Dongolaner (von
den Arabern Danagla genannt). Nach der Eroberung von Kordofan und Darfur richtete Ägypten
[* 5] sein Augenmerk auf dies durch seine
ungeheuren Schätze von Elfenbein und seine Kulturfähigkeit wertvolle Gebiet. Gordon (s. d.), als Generalgouverneur des Sudan,
organisierte von 1874 bis 1876 die Äquatorial
provinz als solche. Ihm folgte, und zwar anfangs mit großem
Erfolg, Emin Pascha (s. d.) im Juli 1878. Nach Verlauf eines Jahres herrschte vollkommene
Sicherheit in dem weiten Lande und bis 1885 waren 48 Militärstationen errichtet, die regelmäßig von den Eingeborenen mit
Getreide und Rindern versorgt wurden.
Der gut organisierte Trägerdienst ermöglichte die Beförderung der Waren (Elfenbein und Kautschuk) an den Nil; die Einnahmen stiegen derartig, daß nicht nur die Kosten der Verwaltung gedeckt, sondern 1883 Überschüsse von 240000 M. erzielt werden konnten. Da brach 1881 der Aufstand des Mahdi (s. d.) aus; Juli 1883 überfielen plötzlich die Dinka die ägypt. Garnison in Rumbek und metzelten sie nieder. Wohl gelang es, die Anfänge der Rebellion hier und 1884 in Schambe niederzuschlagen; aber die Kunde von der Übergabe der nördlich angrenzenden Provinz Bahr el-Ghasal in die Hände der Mahdisten entzündete mit unwiderstehlicher Gewalt den Aufruhr, und 1884 empörten sich die ägypt. Truppen gegen ihren Gouverneur.Emin Pascha sah sich gezwungen, eine Reihe von Stationen an den Grenzen [* 6] aufzugeben und nach dem Fall von Chartum den Sitz des Gouvernements von Ladó nach Wadelai zu verlegen (Juli 1885). Der Sieg bei Rimo (Frühjahr 1885) verschaffte ihm einigermaßen Luft, ja sogar Sicherheit gegen erneute Einfälle für die nächsten Jahre; allein die Disciplin unter seinen Truppen war auf das tiefste erschüttert, wie eine Revolte in Ladó 1886 bewies; er mußte eine Station nach der andern räumen. So schmolz bis 1887 die A. auf sieben Stationen zusammen.
Stanleys (s. d.) Erscheinen 1888 am obern Nil brachte keine Besserung, vielmehr eine Verschlimmerung, und Emin zog mit Stanley 1889 an
die Ostküste. Nach ihrem Abmarsch wurde die von den Mahdisten überschwemmt. 1892–94 gelang es einer Expedition des Kongostaates
unter van Kerckhoven, später unter Baert, in der Provinz bis Ladó zu dringen und sich am Bahr el-Dschebel festzusetzen. Ein Vertrag
(vom worin England dem Kongostaat
[* 7] den größten Teil der Äquatorial
provinz «verpachtete», wurde durch Frankreichs
Einspruch zunichte gemacht und der Kongostaat auf das Gebiet bis zum fünften Breitengrade beschränkt. –
Vgl. Buchta, Der Sudan unter ägypt. Herrschaft (Lpz. 1888);
Jephson-Stanley, Emin Pascha (ebd. 1890);
Casati, Zehn Jahre in Äquatoria (deutsch, 2 Bde., Gera [* 8] 1891).
(S. die Karte: Äquatorial-Afrika, [* 9] S. 190.)